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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Euro-Endspiel



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MΞSSIΛS
21.02.2014, 13:34
Mein Held! :love

http://eurokritiker.com/

Sare
21.02.2014, 13:44
Messi postet nen Blog. :eek :lach

Spaceman
21.02.2014, 13:46
Ha! US-Domain, um kein vernünftiges Impressum bringen zu müssen. Ein weiterer Schritt in Sachen Transparenz, Bürgernähe und Seriosität! :applaus


Messi postet nen Blog. :eek :lach

Wenn's der eigenen Meinung entspricht. :sz

slowcar
21.02.2014, 13:51
Messi postet nen Blog. :eek :lach
:rofl

MΞSSIΛS
21.02.2014, 14:12
Warum habe ich das wohl in Spaceman's Faden gepostet und nicht den politisch relevanten Threads? :nana

PS: Ups, falscher Thread.



Btw, hier mal ein Beispiel, warum er dies so gemacht hat.


http://www.youtube.com/watch?v=ZxF2uwgkrRM

MΞSSIΛS
21.02.2014, 14:30
:rofl

:tatsch

http://www.welt.de/vermischtes/article125076958/AfD-Chef-Lucke-laesst-Friedman-Talk-platzen.html

Ford
03.04.2014, 03:48
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/euroschau184.html

Deutschland wird alle 5 Monate keine Stimme im EZB-Rat haben. Da haftet ein Land zu einem knappen Fünftel für alles, was die EZB tut, und hat kein Stimmrecht. Auch nur mit Deutschland möglich.

killafonzy
03.04.2014, 13:28
das wird ja super bzw kann ja super werden -.- hoffentlich drehen die noch ein wenig an den Regularien ...

lowcut
03.04.2014, 19:26
Das ich allerdings nicht prickelnd.

lowcut
25.05.2014, 08:59
Vergesst nicht heute Wählen zu gehen. :)

slowcar
25.05.2014, 09:41
Vergesst nicht heute Wählen zu gehen. :)
https://pbs.twimg.com/media/BoUpvpFIQAAUSzu.jpg:large

lowcut
25.05.2014, 09:58
:D:top

Ford
25.05.2014, 11:42
Wer gibt für sowas Geld aus?

Spaceman
25.05.2014, 11:48
So wie das aussieht, würde ich sagen, das war P. Hotoshop (59, Frührentner).

weasel
25.05.2014, 12:10
Dem Sonneborn würd ich auch zutrauen dafür Geld auszugeben :fft

juelZ
25.05.2014, 12:22
Hihihi, megalustiger Photoshop. Toller Fund!


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Daniel Thebaud, Sprecher der Jungen Grünen Schwaben in Neu-Ulm in flagranti beim Abreissen und Stehlen von Plakaten der AfD erwischt!


Fragt sich, wer vom Demokratieverständnis her näher an NPD und Co. steht.

Ford
25.05.2014, 15:37
War gerade wählen. Bin schon überrascht, dass bis 15 Uhr schon 36 % Wahlbeteiligung in meinem Wahlbezirk war. Auf die Grünen hier anscheinend Verlass. :un Ich wünschte allerdings, man könnte das Kreuz auch mal mit Stiften für Erwachsene machen, und nicht immer nur so einen blöden dicken Buntstift nehmen müssen. Mit dem lässt es sich besonders gut kumulieren und panaschieren!

killafonzy
25.05.2014, 16:19
jeder bitte nur ein Kreuz :P

wir hatten hier in Ddorf superwahlen für EU und Kommunal und Oberbürgermeister... Bitte jeder nur 4 Kreuze.... hab zweimal npd und die linken gewählt für mehr Stimmung in den Gremien :)

Hansi Zuchala
25.05.2014, 16:25
Um 12 Uhr hatten bei mir 189 von 900 gewählt. Das ist schon ziemlich traurig.

DerGerhard
25.05.2014, 16:26
@Fonzel: :lach :top

Spaceman
25.05.2014, 16:40
Weiß nicht, was daran witzig sein soll.

killafonzy
25.05.2014, 16:42
Weiß nicht, was daran witzig sein soll.

glaubst du ernsthaft ich würd die linken wählen :P

edith sagt ich meine das andere links...

Spaceman
25.05.2014, 16:49
Mein Problem ist, dass viele Leute das wirklich tun und denken, sie hätten mit ihrer Protestwahl was super tolles gemacht. Dabei verwursten nur das letzte bisschen konstruktives Arbeiten in der Kommunalpolitik.

Ford
25.05.2014, 17:26
Um 12 Uhr hatten bei mir 189 von 900 gewählt. Das ist schon ziemlich traurig.
12 Uhr ist halt auch verdammt früh am Sonntag.


Mein Problem ist, dass viele Leute das wirklich tun und denken, sie hätten mit ihrer Protestwahl was super tolles gemacht. Dabei verwursten nur das letzte bisschen konstruktives Arbeiten in der Kommunalpolitik.
Denke mir auch manchmal, dass die kommunale Ebene vielleicht die einzige ist, auf der noch vernünftige Leute unterwegs sind und vergleichsweise bürgernah Politik gemacht wird. Manchmal trügt der Eindruck allerdings auch. :un

slowcar
25.05.2014, 18:20
.

CDU/CSU: 36% SPD: 27,5% GRÜNE: 11,0% LINKE: 8,0% AFD: 6,5% FDP: 3,0% FW: 1,4% PIRATEN: 1,3% ÖDP: 0;8% NPD: 0,8%

Dudjän
25.05.2014, 23:00
12 Uhr ist halt auch verdammt früh am Sonntag.


Denke mir auch manchmal, dass die kommunale Ebene vielleicht die einzige ist, auf der noch vernünftige Leute unterwegs sind und vergleichsweise bürgernah Politik gemacht wird. Manchmal trügt der Eindruck allerdings auch. :un

Da werden ja auch keine Gesetze gemacht :sz

sucinum
26.05.2014, 01:55
Karlsruhe weicht recht deutlich ab: http://web1.karlsruhe.de/Stadtentwicklung/afsta/Wahlen/Wahlabend-Netmodul-ab2014/2014-komm/eu/europa-2014-gesamt.php
Wobei das auch zwischen den Stadtteilen schwankt, mein Stadteil ist zB recht nah am gesamtdeutschen Ergebnis dran (viele alte Leute).

killafonzy
26.05.2014, 03:56
schon wieder nen cdu OB ich kack ab...

slowcar
26.05.2014, 08:02
Die PARTEI ist auch drin. Hoffen wir mal auf unterhaltsame Beiträge von Sonneborn :)

justanick
26.05.2014, 09:57
Viel Zeit hat er sich dafür nicht vorbehalten:


"Wir werden versuchen, monatlich zurückzutreten, um 60 Parteimitglieder durchzuschleusen durch das EU-Parlament. Das heißt, dass jedes dieser Mitglieder einmal für 33.000 Euro im Monat sich Brüssel anschauen kann und dann zurücktritt und noch sechs Monate lang Übergangsgelder bezieht. Wir melken also die EU wie ein kleiner südeuropäischer Staat."

http://www.n-tv.de/politik/Sonneborn-will-gleich-wieder-zuruecktreten-article12897786.html

slowcar
26.05.2014, 10:07
Viel Zeit hat er sich dafür nicht vorbehalten:
Ja, das hatten sie schon im Wahlkampf verkündet.

Ford
26.05.2014, 14:34
Hätte ich gewusst, dass sie tatsächlich ein Mandat gewinnen, wäre ich auch noch eingetreten!

gubbel
26.05.2014, 16:18
Ich hab jetzt hier einfach auf letzten Beitrag geklickt und dann hochgescrolled und dachte erst das wär von der AfD :duck

Dellaway
26.05.2014, 20:47
Übergangsgeld gibt es nur wenn man n ganzes Jahr im Parlament gesessen hat. :sz
Aber nette Idee. :japan

MΞSSIΛS
27.05.2014, 03:54
https://pbs.twimg.com/media/BoUpvpFIQAAUSzu.jpg:large

http://www.civforum.de/index.php


Hihihi, megalustiger Photoshop. Toller Fund!


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Fragt sich, wer vom Demokratieverständnis her näher an NPD und Co. steht.

Bitte ueberfordere ihn nicht mit Tatsachen. Das ist unfair.


Mein Problem ist, dass viele Leute das wirklich tun und denken, sie hätten mit ihrer Protestwahl was super tolles gemacht. Dabei verwursten nur das letzte bisschen konstruktives Arbeiten in der Kommunalpolitik.

So ist der Harzer zumindest mal an die frische Luft und ueber die Sofalehne hinaus gekommen. :p


Hätte ich gewusst, dass sie tatsächlich ein Mandat gewinnen, wäre ich auch noch eingetreten!

Eine Legislaturperiode frueher und ich haette mitgemacht. :D


Übergangsgeld gibt es nur wenn man n ganzes Jahr im Parlament gesessen hat. :sz
Aber nette Idee. :japan

:hahm

Hansi Zuchala
27.05.2014, 18:13
http://www.welt.de/wirtschaft/article128455543/Wenn-Grossbritannien-gehen-will-lasst-es-ziehen.html

I like.

Ford
27.05.2014, 19:18
Und was hat man davon?

Sare
27.05.2014, 19:21
Zufriedene Gesichter in den Stammtischen.

Hansi Zuchala
27.05.2014, 19:21
Einen Karrusselbremser weniger.

Ford
27.05.2014, 21:59
Und was haben wir davon? Achso ja, ein starkes Land geht raus. Haben wir wieder Platz für paar neue Länder aus der Dritten Welt.

Hansi Zuchala
27.05.2014, 22:04
Und was haben wir davon? Achso ja, ein starkes Land geht raus. Haben wir wieder Platz für paar neue Länder aus der Dritten Welt.

Wer braucht die pickligen Gingers schon? :muschel

Ford
27.05.2014, 22:51
Ach, die sind mir lieber als die ganzen Staaten, die immer nur schön brav die Hände aufhalten und beledigt sind, wenn nicht noch mehr Honig fließt.

MΞSSIΛS
27.05.2014, 23:09
Es faellt mir schwer, aber da muss ich unserem Muschisucher mal zustimmen. Erstens ist England mittlerweile fern ab von dem, was man als solide finanzierten Staat bezeichnen kann. Zweitens torpedieren sie mit ihrem Vetorecht seit Jahren fast jede Entscheidung, die es auf EU-Ebene zu faellen gilt. Raus damit!

Ford
27.05.2014, 23:15
An welche Entscheidungen, die auf EU-Ebene gefällt werden müssen, denkst Du?

Bei den Staatsfinanzen mache ich mir wenig Sorgen, schließlich sind sie nicht in der Eurozone. Aber in den EU-Haushalt buttern sie fast so viel rein wie Deutschland - trotz Rabatt. Das ist so schlecht nicht.

MΞSSIΛS
27.05.2014, 23:32
Waehrungsunion, Agrarpolitik und diverse EU-Gesetze, um nur mal ein Paar aufzuzaehlen.

Fragt sich nur, wie lange dieser finanzielle Status noch anhaelt. Wir beide wissen doch wohl sehr genau, dass England schon heute ein massives, oekonomisches Problem hat. Warum meinst Du, dappen die seit Jahren in jeder militaerischen Auseinandersetzung mit? Aus demselben Grund, weshalb auch der Big Brother das tun muss.

justanick
28.05.2014, 05:27
Fragt sich nur, wie lange dieser finanzielle Status noch anhaelt. Wir beide wissen doch wohl sehr genau, dass England schon heute ein massives, oekonomisches Problem hat. Warum meinst Du, dappen die seit Jahren in jeder militaerischen Auseinandersetzung mit? Aus demselben Grund, weshalb auch der Big Brother das tun muss.

Ich kann dieser Idee nichts abgewinnen. Warum sollten sie durch militärische "Investitionen" den Wert ihrer Währung steigern? Im Zeitraum 2005-2014 wird das UK voraussichtlich einen durchschnittlichen Leistungsbilanzsaldo von etwa -2,5% vom BIP gehabt haben. Derzeit liegt dieses Defizit etwas höher, das liegt aber vor allem daran, dass der Rest der Welt so langsam wächst, was die britischen Exporte hemmt.

Im Zeitraum 2005-2014 werden die USA voraussichtlich einen durchschnittlichen Leistungsbilanzsaldo von etwa -3,7% vom BIP gehabt haben. Derzeit liegt dieses Defizit etwas niedriger. Die USA wollen nicht länger einen Nachfrageüberschuss für den Rest der Welt zur Verfügung stellen. Diese Aufgabe käme konsequenterweise der Eurozone und insbesondere Deutschland zu. Stattdessen sind Geld-, Fiskal- und vor allem Lohnpolitik in der EWU die entscheidenden Wachstumsbremsen der Weltwirtschaft.

Im UK gibt es wirtschaftliche Probleme, insbesondere die primär konsumtiv statt produktive Verwendung der Kreditschöpfung ist ein Problem. Rchtig schwerwiegende Problem haben wir jedoch außerhalb des UK in der EWU. :nana


PS: Die Zahlen stammen aus AMECO (http://ec.europa.eu/economy_finance/db_indicators/ameco/), also im Wesentlichen von der EU-Kommision. Von Balance on current transactions with the rest of the world in percentage of GDP at market prices habe ich einen einfachen Zehnjahresdurchschnitt ermittelt.

MΞSSIΛS
28.05.2014, 07:02
AMECO? Echt jetzt? Da koennte ich ebenso Frank Stegner nach dem Haushalt Griechenlands befragen und bekaeme eine aehnlich kompetente Antwort. :hadrian
Diese Daten basieren zum grossen Teil auf Berechnungen und Schaetzungen von Behoerden der EU-Kommission. Diese Kommission hat auch europaweit dafuer gesorgt, dass grosse Teile der Schattenwirtschaft, sprich illegaler Drogen- und Waffenhandel, Hehlerei und Schwarzarbeit etc., ins BIP und BNE einfliessen. Selbstredend unterliegen die AMECO-Daten einem Haftungsausschluss. Wie aussagekraeftig diese Daten nun sind, ueberlasse ich mal Deiner Phantasie.


Dem Thema, warum diese beiden Laender Krieg fuehren muessen, hat Juergen Elsaesser vor ein paar Jahren mal einen Teil eines seiner Buecher gewidmet. Der Text ist zwar sehr allgemein gehalten, umschreibt das ganze Problem jedoch punktgenau in aller Kuerze.


Der geopolitische Hauptwiderspruch

Die USA, wie es in einem Kommentar der Financial Times hieß, ähneln als Volkswirtschaft insgesamt mittlerweile einer Heuschrecke.1 Die USA sind flächendeckend deindustrialisiert worden, seit Beginn der 70er Jahre. Die haben bei den Beschäftigten einen Industrieanteil unter 10 Prozent.2 Ähnlich sieht es in Großbritannien aus, dort haben wir einen Industrieanteil von 12 bis 13 Prozent3. Ganz anders in Deutschland, wo wir immer noch, trotz aller Deindustrialisierung in der Ex-DDR, einen Industrieanteil von 25 Prozent haben.4 Auch in Frankreich sind es noch 18 Prozent, dazu kommt die relativ große französische Landwirtschaft.
Das heißt, im alten Europa wird immer noch produziert. Im Unterschied dazu sind die USA und Großbritannien im Grunde Spekulationsländer. Das ist der Widerspruch, den ich heute in der heutigen Welt sehe, und deswegen hab ich vorhin das Leninzitat mit den „zwei, drei weltbeherrschenden, bis an die Zähne bewaffneten Räubern“ vorgelesen: Wir bekommen eine Konfrontation zwischen den produzierenden Staaten auf der einen Seite, zu denen die großen kontinentaleuropäischen gehören, vor allem aber die BRIC-Länder Brasilien, Russland, Indien, China; und auf der anderen Seite den spekulierenden Staaten unter der Führung der USA und Großbritanniens.
Die Spekulationsstaaten müssen Krieg führen, das erfordert ihre Ökonomie. Der Finanzsektor in USA hat Anfang der 80er Jahre drei bis vier Prozent der Gewinnsumme der Gesamtökonomie erwirtschaftet, bis zum Jahr 2007 stieg der Anteil auf 41 Prozent.5 Finanzsektor heißt: Da wird nichts hergestellt, da wird nur spekuliert. Aber da werden natürliche märchenhafte Gewinne erzielt, 41 Prozent der Gewinne der gesamten US-Wirtschaft.
Hier sehen wir den Zusammenhang zum Krieg. Der Finanzsektor, der 41 Prozent aller Gewinne erwirtschaftet, ist mit ungefähr dem selben Anteil an der Steuerzahlung beteiligt. Ein großer Teil der Haushaltsmittel des US-Staates kommt also aus dem Finanzsektor. Und was macht der US-Staat mit diesen Haushaltsmitteln? Unter anderem führt er damit Kriege, wie etwa den 3-Billionen-Dollar-Krieg im Irak. Das heißt: Die Finanzindustrie nährt den Krieg, und zwar über ihre Steuerzahlungen.
Aber es gibt noch einen weiteren Zusammenhang: Der US-Staat finanziert bekanntlich seine Kriege nicht nur über seine Steuereinnahmen, das würde gar nicht ausreichen, sondern er muss sich dafür auch in steigendem Maße verschulden. Zu diesem Zweck nimmt er Geld über Staatsanleihen auf, die er auf den internationalen Kapitalmärkten platziert. Diese Staatsanleihen, diese amerikanischen Schuldscheine, werden gekauft von China, Platz 1, von Japan, Platz 2, aber an der dritten Stelle der Käufer stehen schon die Hedgefonds, die in Großbritannien sitzen und in den genannten Steuerparadiesen.6 Auch darüber wird also die Kriegsmaschine durch die Finanzaristokratie geschmiert.
Umgekehrt braucht es den Krieg aber auch, um die globale Windmaschine, das globale Casino am Laufen zu halten. Sie müssen überlegen: Seit dem 11. September 2001 bis zum Jahr 2005 sind mehr zusätzliche Dollars in den Umlauf gebracht worden wie in der gesamten 200jährigen US-Geschichte zuvor. Da wurde eine riesige Blase aus Papiergeld aufgepumpt, die nicht durch reale Werte gedeckt ist. Wie bringt man den Rest der Welt dazu, eigentlich wertlose Dollarschnipsel, auf denen nur „In God we trust“ steht, als Währung zu akzeptieren? Obwohl keine Golddeckung mehr da ist? Die heutige Deckung der US- Währung besteht in mi-litärischer Macht. Das heißt die gewaltige Überlegenheit der US- Amerikaner auf militärischem Gebiet (sie geben mehr für die Rüstung aus als die 18 folgenden Industriestaaten zusammen) ermöglicht es den US-Amerikanern, jederzeit und an jedem Ort der Welt mit vorgehaltener Maschinenpistole den Umtausch ihrer wertlosen Dollar-Papierschnitzel in Waren und Werte zu erzwingen.
Zusammengefasst: Die Kriegsmaschine wird durch fiktives Kapital finanziert – und umgekehrt müssen Kriege geführt werden, um den eigentlich illusorischen Wert des fiktiven Kapitals zu garantieren. Das ist ein Kreislauf der sich immer schneller dreht und der die Welt immer tiefer in den Abgrund reißt.

justanick
28.05.2014, 08:16
AMECO? Echt jetzt?

Dein Parteichef Lucke ist sich nicht zu schade AMECO zu nutzen. Letztlich werden andere verfügbare Quellen aber auch keine wesentlich anderen Zahlen haben. Alle Messungen sind mit Ungenauigkeiten belastet und bei bestimmten Teilgrößen sind Schätzungen notwendig. Diese Ungenauigkeiten saldieren sich aber zu einem Betrag, der vor allem längerfristig gegen Null tendiert.


Dem Thema, warum diese beiden Laender Krieg fuehren muessen, hat Juergen Elsaesser vor ein paar Jahren mal einen Teil eines seiner Buecher gewidmet. Der Text ist zwar sehr allgemein gehalten, umschreibt das ganze Problem jedoch punktgenau in aller Kuerze.

Der Erklärungsgehalt geht aber auch gegen Null. Als Japan Ende der 1980er Jahre seine Geldmenge sehr viel schneller als als das reale BIP stiegen ließ wertete der Yen um 100% auf. Zur Inflation von Produktion oder Verbrauch kam es nicht, tatsächlich gab es dort sogar deflationäre Tendenzien. Stattdessen kam es zu erheblichen "Wertsteigerungen" diverser Assets, grob gesagt also eine klassische Blase. Ähnliches lässt sich heute an diversen Aktienmärkten weltweit beobachten. Trotzdem lassen sich für Yen, Dollar, Euro und anderen Währungen Waren und Dienstleistungen billig einkaufen, ohne dass irgendwo Maschinenpistolen sichtbar wären. Ist diese Verschwörung womöglich viel subtiler?

Die USA und anderen Staaten haben es nicht nötig den Wert ihrer Währung durch Einsatz oder Androhung des Einsatzes von Waffen außerhalb ihrer Grenzen sichern. Ausreichend für die Akzeptanz als internationales Zahlungsmittel ist, dass die USA die Akzeptanz des Dollars als nationales Zahlungsmittel sicherstellen. Dadurch gibt es ein riesiges Angebot, dass sich für Dollar kaufen lässt. Ein wesentlicher Teil dieses Angebot ist international handelbar, und damit ist der Dollar auch als internationales Zahlungsmittel etabliert. Ob die USA ihr Militär außerhalb ihrer Grenzen einsetzen und ob Aktien für Fantastilliarden an Dollar den Besitzer wechseln ist dafür nur am Rande relevant.

Tatsächlich spricht einiges dafür sich die Militäreinsätze zu sparen. Hätte man die Billionen an Dollar für Bildung und Infrastrukur ausgegeben, dann hätte sich dies positiv auf das reale Angebot ausgewirkt. Bei einem im Vergleich zur Istsituation gleichen Wachstum der nominalen Größen hätte es also einen Wertanstieg des Dollars geben. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass es paranoide Politiker gibt, den den Wert einer Währung durch Militäreinsätze stärken wollen. Rational betrachtet spricht jedoch vieles dagegen.

gubbel
29.05.2014, 08:39
Elsässer :rofl
Raffendes und Schaffendes Kapital :top

MΞSSIΛS
30.05.2014, 08:07
Was Herr Lucke mit AMECO-Daten tut, hat rein gar nichts mit mir zu tun. Ich sehe den Zusammenhang leider nicht. :sz Wenn jemand diesen Daten glauben moechte, oder dies nur zwangslaeufig unter Vorbehalt tut, da ihm keine anderen Daten zur Verfuegung stehen, dann soll er es tun. Ich werde weiterhin jede Berechnung oder Statistik, die aus Bruessel kommt oder von unserer Bundesregierung in Auftrag gegeben wurde, weiterhin aeusserst kritisch begutachten.


Japan ist weder England, noch die USA, und schon gar nicht ist es Mitglied der EU. Soviel zum Thema Erklaerungsgehalt. Ausserdem habe ich wahrlich keine Lust mehr, Dinge zu diskutieren und schon gar nicht zu erklaeren, die fuer einige von vornherein niemals eine Realitaet darstellen koennen. Womit ich nicht sagen will, dass dies auch auf Dich zutrifft. Womoeglich werde ich schlussendlich noch als Verschwoerungstheoretiker gehandelt. :D

Wir gehen in oekonomischen Sichtweisen ohnehin auseinander. Aber dennoch moechte ich kurz darauf hinweisen, dass bereits heute jeder Dollar mit 4 weiteren Dollar ungedecktem Kapital unterlegt ist. Die oekonomische, strategische Ausrichtung der USA sollte mittlerweile jedem einleuchten. Und wenn man sich dazu noch die Summe an Fremdkapital anschaut, auf die die USA monatlich angewiesen sind, um ueberhaupt ihre Rechnungen zu bezahlen, dann kann ich nur noch auf die Kombinatorik jedes einzelnen vertrauen, wenn es darum geht, eins und eins zu addieren.

justanick
30.05.2014, 10:04
Wenn jemand diesen Daten glauben moechte, oder dies nur zwangslaeufig unter Vorbehalt tut, da ihm keine anderen Daten zur Verfuegung stehen, dann soll er es tun. Ich werde weiterhin jede Berechnung oder Statistik, die aus Bruessel kommt oder von unserer Bundesregierung in Auftrag gegeben wurde, weiterhin aeusserst kritisch begutachten.

Eine gewisse Skepsis ist sicher angemessen, insbesondere bei Daten mit Prognosecharakter. Zumindest bei den Daten aus der Vergangenheit schätze ich die Diskrepanz zur Realität jedoch gering ein.


Japan ist weder England, noch die USA, und schon gar nicht ist es Mitglied der EU. Soviel zum Thema Erklaerungsgehalt.

Japan ist ein damals wichtiger Teils des internationalen Finanzsystem gewesen. Die massive Kreditschöpfung Japans finanzierte diverse Übernahmen und Investitionen in den USA und in Europa. Ähnliches gab es ein paar Jahre vorher auch schon seitens der USA und es hatte die Aufhebung der Golddeckung des Dollars zur Folge. Japan ist in erster Linie ein Extremfall, an dem sich bestimmte Eigenheiten unsers Geld- und Wirtschaftsystem in besonderer Deutlichkeit beobachten lassen.


Ausserdem habe ich wahrlich keine Lust mehr, Dinge zu diskutieren und schon gar nicht zu erklaeren, die fuer einige von vornherein niemals eine Realitaet darstellen koennen. [...] Womoeglich werde ich schlussendlich noch als Verschwoerungstheoretiker gehandelt. :D

Die Gefahr besteht, wenn es an überzeugender Empirie mangelt. :japan


Und wenn man sich dazu noch die Summe an Fremdkapital anschaut, auf die die USA monatlich angewiesen sind, um ueberhaupt ihre Rechnungen zu bezahlen, dann kann ich nur noch auf die Kombinatorik jedes einzelnen vertrauen, wenn es darum geht, eins und eins zu addieren.

Nun ist es allerdings so, dass diese monatliche Summe spürbar sinkt. Beim Militär wird es erhebliche Einsparungen geben und die amerikanischen Exporte sind in den letzten Jahen deutlich gewachsen. Hinzu kommt, dass für die Verbindlichkeiten der USA nur niedrige Zinsen anfallen. Die von China etc. gehaltenen Staatsanleihen der USA werfen wenig Zinsen ab. Diverse Direktinvestitionen amerikanischer Unternehmen im Ausland haben weitaus bessere Renditen. Durch ergibt sich, dass die Nettoverschuldung der USA keinen zinsbedingten Kapitalverlust zur Folge hat.

MΞSSIΛS
30.05.2014, 15:23
Eine gewisse Skepsis ist sicher angemessen, insbesondere bei Daten mit Prognosecharakter. Zumindest bei den Daten aus der Vergangenheit schätze ich die Diskrepanz zur Realität jedoch gering ein.

Wenn wir uns auf "geringer" einigen koennen, haben wir einen Konsens. :cool



Japan ist ein damals wichtiger Teils des internationalen Finanzsystem gewesen. Die massive Kreditschöpfung Japans finanzierte diverse Übernahmen und Investitionen in den USA und in Europa. Ähnliches gab es ein paar Jahre vorher auch schon seitens der USA und es hatte die Aufhebung der Golddeckung des Dollars zur Folge. Japan ist in erster Linie ein Extremfall, an dem sich bestimmte Eigenheiten unsers Geld- und Wirtschaftsystem in besonderer Deutlichkeit beobachten lassen.

Alles korrekt. Wenn Du jetzt noch die vorangegangene Kapitulation Japans im WWII und die Folgen ggue. den Moeglichkeiten einer Siegermacht mit einbeziehst, haben wir eine schoene Ansammlung von historischen Fakten. Nur hast Du damit in keinster Weise irgendwas dementiert.




Die Gefahr besteht, wenn es an überzeugender Empirie mangelt. :japan

Sehr richtig. Die Gefahr besteht jedoch ebenso, wenn es an Evidenz mangelt. ;)




Nun ist es allerdings so, dass diese monatliche Summe spürbar sinkt. Beim Militär wird es erhebliche Einsparungen geben und die amerikanischen Exporte sind in den letzten Jahen deutlich gewachsen. Hinzu kommt, dass für die Verbindlichkeiten der USA nur niedrige Zinsen anfallen. Die von China etc. gehaltenen Staatsanleihen der USA werfen wenig Zinsen ab. Diverse Direktinvestitionen amerikanischer Unternehmen im Ausland haben weitaus bessere Renditen. Durch ergibt sich, dass die Nettoverschuldung der USA keinen zinsbedingten Kapitalverlust zur Folge hat.

:un

Sorry, aber an diesen Ausfuehrungen kann ich absolut keinen Bezug zu den Gegebenheiten erkennen.

Ford
09.08.2014, 13:27
Kleiner Nachtrag zur Europawahl: Nachdem zunächst das Gegenteil behauptet wurde, ist nun rausgekommen, dass die EU-weite Wahlbeteiligung bei der Europawahl auf ein neues Rekordtief gesunken ist: http://euobserver.com/political/125198

Hat mal wieder ein halbes Jahr gedauert bis die Wahrheit ans Licht kommt. Wird aber nirgendwo berichtet. :snicker

Ford
12.09.2014, 01:34
Lang nix mehr geschrieben, aber es läuft ja auch einfach so weiter. Draghi fängt jetzt an, für bis zu eine Billion Euro Kreditverbriefungen zu kaufen. Staatsanleihen werden immer noch nicht direkt gekauft, aber es bleibt dabei: Die EZB fährt einen aggressiven Kurs. Unsere Krisenländer können sich mittlerweile so billig verschulden wie nie, die Defizite bleiben aber weiter hoch. Es ist absehbar, wohin das führt: Man wird das Zinsniveau, der Leitzins liegt mittlerweile bei 0,05 %, wahrscheinlich auf lange Sicht nicht erhöhen kann, weil jedes Zurückweichen vom Gaspedal zu steigenden Finanzierungskosten der Staaten führt - und das kann sich bei weiter steigenden Schuldenlasten niemand leisten. Aber auch im Privatsektor werden die Verwerfungen stärker und machen Zinserhöhungen und Bilanzverkürzungen der EZB schwieriger: Kredite bleiben billig, sodass immer mehr Leute, die es sich eigentlich nicht leisten können, stark verschulden werden. Das ist alles sehr betrüblich.

Sparer bleiben nebenbei absolute Verlierer, und der Staat Deutschland relativ zu den Ländern mit schwachen Haushalten mindestens ein relativer. Im Moment profitiert er natürlich auch von weniger Zinslasten - Schäubles ausgeglichener Haushalt lässt grüßen. Aber auch hier ist die deutsche Debatte schizophren. Der Gesamtstaat hat im 1. Halbjahr bei mieser Konjunktur einen Überschuss von 1,1 % des BIP erwirtschaftet. Nun würde man erwarten, bei dieser sensationellen Finanzlage - wann hat's das je gegeben? - würde auch mal wieder was für die Bürger getan. Die Union kommt aber nicht auf die Idee, dass man was bei der Abgabenlast tun. Nicht einmal ein Ausgleich für die kalte Progression ist ein Thema. Stattdessen steigen die Abgaben weiter. Neben der kalten Progression steigen nächstes Jahr auch wieder einmal die Beitragsbemessungsgrenzen für die Sozialversicherungen. Weitere Erhöhungen sind im Gespräch, etwa bei der Abgeltungssteuer. Und der Soli soll dauerhaft in die ESt überführt werden. Es bewahrheitet sich wohl die These, dass Steuern, so sie einmal erhoben werden, auch nicht einmal mehr abgeschafft werden. Umgekehrt wird der Geldsegen aber auch nicht für sinnvolle Ausgaben genutzt. Derzeit tobt die Debatte um die Infrastrukturausgaben, man merkt langsam, dass dringend mehr investiert werden muss. Nun kommt anscheinend niemand auf die Idee, man könne doch den großen Haushaltsüberschuss nutzen. Keineswegs. Nicht nur die Union murkst rum, auch die SPD. Die ist mittlerweile auf dem Trip, Versicherungen dafür direkt oder indirekt subventionieren zu wollen, dass Infrastukturvorhaben von ihnen finanziert werden. Ich muss sagen: Langsam verstehe ich die Welt nicht mehr. Womöglich bekommen wir neben einer flächendeckenden Maut, die für die Bürger schon auf mittlere Frist nicht mehr abgabenneutral im Verhältnis zum status quo sein wird, sondern womöglich auch an vielen Stellen zusätzliche Privatmautstellen a la italiana. Obwohl die paar Milliarden, die derzeit als Bedarf gesehen werden, locker da sind.
Ich war von Anfang an ein Gegner der Schuldenbremse und jetzt können wir gut beboachten, wozu sie führt: nämlich zu einer Sparhysterie unserer Politiker und einer weiteren Privatisierung elementarer Staatsaufgaben. Hauptsache, das Geld für Rentengeschenke reicht. Im Übrigen lacht man sich im EU-Ausland schon fast tot. Da verkündet doch der französische Finanzminister, dass Frankreich bei rekordniedrigen Zinsen es bis 2015 nicht schafft, die Verschuldung auf 3 % des BIP zu drücken. Bis 2017 wolle man jetzt Zeit. Prognose: Auch 2017 wird das Defizit so hoch liegen wie jetzt. Und in Griechenland werden bereits wieder Steuersenkungen versprochen. Nur in Deutschland, wo Handlungsspielraum besteht, gibt's weder Entlastungen für die Bürger noch mehr Geld für vernachlässigte Bereiche. Höchstens die Rüstungsausgaben sollen demnächst wieder steigen, wegen unserem großen neuen Feind, Russland. Aber das ist ein eigenes Fass, das ich jetzt gar nicht aufmachen will.

Die Dämlichkeit der deutschen Politik zeigt sich aber auch in einer anderen Angelegenheit: der Bestellung der neuen EU-Kommission. Der Brite Cameron hatte sich gegen den Willen des Europäischen Parlaments gestellt und wollte Juncker als Kommissionspräsidenten stoppen. Es war der Streit zwischen den Regierungschefs und dem Parlament. Der Schlüssel lag bei Frau Merkel, die am Ende Herrn Juncker akzeptiert hat. Ein großer Sieg für das Parlament. Nun aber der Treppenwitz: Bei der Verteilung der Kommissionsposten ist Deutschland der große Verlierer. Oettinger wird Kommissar für digitale Wirtschaft, ein mehr oder weniger belangloser Posten. Wettbewerbs- oder Außenhandelskommissar, beides für Deutschland sehr interessant, waren nicht drin. Franzosen und Briten aber haben den Jackpot gezogen: Der Brite ist für die Finanzmarktregulierung zuständig - damit darf die City of London weiter schalten und walten wie sie will - und der Franzose für die Währungs- und Steuerpolitik - also Steuern hoch und Währung schwach als Programm der Kommission. Es ist unglaublich, wie trottelig man in Berlin sein kann. Die größte Volkswirtschaft Europas lässt sich mit nichts abspeisen und die Länder mit entgegengesetzten Interessen leiben sich die Filetstücke ein. Das passt zur Machtverteilung innerhalb der EZB, in der Deutschland jederzeit überstimmt werden kann. Wer zahlt, schafft an? Nicht in Europa. Und alle Faktoren zusammen bedeuten auch einen Abschied von einer starken Währung.

justanick
12.09.2014, 11:26
Es ist absehbar, wohin das führt: Man wird das Zinsniveau, der Leitzins liegt mittlerweile bei 0,05 %, wahrscheinlich auf lange Sicht nicht erhöhen kann, weil jedes Zurückweichen vom Gaspedal zu steigenden Finanzierungskosten der Staaten führt - und das kann sich bei weiter steigenden Schuldenlasten niemand leisten.

Nun machen die Zinskosten der Staaten nur einen kleinen Teil der gesamten Zinskosten in einer Volkswirtschafts aus. Die Schlussfolgerung, dass die Zinsen auf unüblich lange Sicht nicht (nennenswert) steigen ist richtig. Der Hauptgrund dafür liegt jedoch im geringeren nominalen Wachstum. Sollte es aus derzeit nicht absehbaren Gründen wieder hohes und in der Höhe stabiles nominales Wachstum geben, schrumpft die Staatschuldenquote auch wieder zusammen.


Sparer bleiben nebenbei absolute Verlierer

Das dürfte ein wichtiges Ziel dieser Politik sein, aber der Erfolg ist ungewiss. Japan hatte jahrelang Nullzinsen, aber im deflationären Umfeld waren die realen Zinsen nicht sonderlich niedrig. Da zudem die Besteuerung sich auf die nominalen Zinsen bezieht könnte es so manch absurd anmutende Effekte geben.


Derzeit tobt die Debatte um die Infrastrukturausgaben, man merkt langsam, dass dringend mehr investiert werden muss. Nun kommt anscheinend niemand auf die Idee, man könne doch den großen Haushaltsüberschuss nutzen. Keineswegs. Nicht nur die Union murkst rum, auch die SPD. Die ist mittlerweile auf dem Trip, Versicherungen dafür direkt oder indirekt subventionieren zu wollen, dass Infrastukturvorhaben von ihnen finanziert werden. Ich muss sagen: Langsam verstehe ich die Welt nicht mehr. Womöglich bekommen wir neben einer flächendeckenden Maut, die für die Bürger schon auf mittlere Frist nicht mehr abgabenneutral im Verhältnis zum status quo sein wird, sondern womöglich auch an vielen Stellen zusätzliche Privatmautstellen a la italiana. Obwohl die paar Milliarden, die derzeit als Bedarf gesehen werden, locker da sind.

Selten offenbart sich die Idiotie der Schuldenbremse in dieser Offensichtlichkeit. :un

Yasmin D'Ahara
01.01.2015, 10:00
Es sind weniger Sparauflagen als Reformen. UNd meinewetwegen könne sie sich gerne widersetzen, die türkischen Hoteliers freuen sich sicher drüber, wenn ihre Konkurrenz noch mehr wegbricht :sz

gubbel
01.01.2015, 13:44
Es sind weniger Sparauflagen als Reformen.

Da kann man gar nichts mehr zu sagen so blöd ist das :un

Ford
15.01.2015, 12:20
Die Schweizer Nationalbank hat heute entschieden, den Wechselkurs zum Euro wieder freizugeben. Innerhalb von einer Stunde ist der Wechselkurs von 1,20 auf knapp über 1 abgestürzt. Wie stark der Euro doch ist!

Sare
15.01.2015, 18:13
Naja noch sind alles Panikreaktionen. Aber die EZB wird den Kurs schon noch ordentlich (weiter) drücken mit dem geplanten Mist

Ford
15.01.2015, 20:32
Naja, die Übertreibung war, als der Kurs heute Vormittag kurzzeitig bei 0,85 stand. Ich rechne damit, dass es sich jetzt knapp über Parität einpendelt. Und mit QE dürfte dann die Parität dauerhaft fallen. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir einem Jahr wieder bei der 0,85 sind. Und bei Euro/Dollar bei der Parität oder niedriger. Und die Eurozone wird davon trotzdem nicht gesund (siehe Japan).

Ca. 0,85 war übrigens auch der letzte Kurs der DM ggü. dem Franken. Der Wert unserer Währung hat sich ggü. dem Franken also fast halbiert. Das ist der blanke Wahnsinn, wie arm uns diese Währung macht.

wisthler
15.01.2015, 21:12
Naja, die Übertreibung war, als der Kurs heute Vormittag kurzzeitig bei 0,85 stand. Ich rechne damit, dass es sich jetzt knapp über Parität einpendelt. Und mit QE dürfte dann die Parität dauerhaft fallen. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir einem Jahr wieder bei der 0,85 sind. Und bei Euro/Dollar bei der Parität oder niedriger. Und die Eurozone wird davon trotzdem nicht gesund (siehe Japan).

Ca. 0,85 war übrigens auch der letzte Kurs der DM ggü. dem Franken. Der Wert unserer Währung hat sich ggü. dem Franken also fast halbiert. Das ist der blanke Wahnsinn, wie arm uns diese Währung macht.

Ich habe viele Aktien in Dollar, von daher macht es mich eher reich. Was besseres wie Dollar und € Gleichstand, könnte mir gar nicht passieren.

Ford
15.01.2015, 21:44
Damit dürftest Du in Deutschland zu einer kleinen Minderheit gehören. Aber irgendwann kommen auch die Aktienkurse mal wieder zurück. Die US-Märkte sind derzeit sehr hoch bewertet. Sei vorsichtig. Ein schwacher Euro bremst da nur den Abstieg, wenn's fällt.

Der Dollar ist selbst ja auch nicht dafür bekannt, stark zu sein. Nur ist der Euro halt noch schwächer...

justanick
16.01.2015, 06:13
Und die Eurozone wird davon trotzdem nicht gesund (siehe Japan).

Der Vergleich hinkt einigermaßen. Japan hat beinahe Vollbeschäftigung(3.5% offizielle Arbeitslosigkeit, aber die Zahl der offenen Stellen ist groß) und trotzdem war Abenomics ein zumindest teilweiser Erfolg. Ein Sektor, der sich relativ schnell an geänderte Preisrelationen anpassen kann ist der Tourismus und dort gab es einen erheblichen Anstieg der Übernachtungen. In anderen Branchen gibt es komplexe Produduktionsketten, die sich nicht so schnell umstellen lassen. Und dann gibt es auch noch die Fälle, dass Unternehmen Aufträge ablehnen, weil sie dafür die Beschäftigung erhöhen müssten, was jedoch ohne Lohnerhöhungen nicht zu bewerkstelligen ist. Die Frage bei Japan ist, ob es endlich gelingt ein nennenswertes Wachstum der nominalen Löhne zu erreichen. Marktgerecht wäre es wegen der Knappheit auch, aber die Widerstände sind noch erheblich. Ohne vernünftig steigende Löhne sind die Anreize in effizienteres Arbeiten zu investieren jedoch gering.

In Europa liegen die Probleme anders. Hier sind die Preisrelationen innerhalb des Währungsraums und die Bekämpfung der Ursachen nominalen Wachstums das Problem. Stattdessen feiert man die schwarze Null. Japan ist zwischen 2007 und 2014 trotz Deflation real um 1.4% gewachsen. Im gleichen Zeitraum ist die Wirtschaft der bisher 18 Mitglieder der Eurozone in einem damals noch nicht deflationärem Umfeld um 1% geschrumpft.

Ford
17.01.2015, 20:00
Ich bitte Dich. Als wäre der Tourismus für Japan ein so wichtiger Sektor. Schau doch mal auf die Schattenseite: die Entwicklung der japanischen Leistungsbilanz. Die geht durch Abenomics kaputt, weil die Exporte gar nicht so stark explodieren können wie der Wert der Importe steigt. Und bei einer Staatsverschuldung, die nun ungeberemst auf die 300 % zumarschiert, ist das fatal, weil nun zunehmend ausländische Akteure die japanischen Schulden finanzieren müssen. Damit verliert Japan aber seinen eigentlichen Trumpf, nämlich weitgehend von ausländischen Finanziers unabhängig zu sein. Der gefallene Ölpreis mag kurzfristig die Lage erst einmal wieder stabilisieren, aber Abe oder seine Nachfolger werden früher oder später von dieser Politik abrücken müssen. Ganz abgesehen davon, dass eine so stark gealterte Gesellschaft wie Japan es tunlichst vermeiden sollte, dauerhaft Leistungsbilanzdefizite zu generieren.

Die Preisrelationen innerhalb der Eurozone wird QE nicht ändern können. Man kann die Zinsen für Staatsanleihen für alle Länder gegen 0 drücken (wobei wir dann wieder genau das hätten, was ein wichtiger Teil für die Ursachen der Krise war), aber daran, dass der festgeschriebene Wechselkurs zwischen den Ländern der Eurozone nicht passt, wird das nichts ändern.

justanick
18.01.2015, 08:45
Ich bitte Dich. Als wäre der Tourismus für Japan ein so wichtiger Sektor.

Die Bedeutung ist bisher einigermaßen gering, da leistet Berlin mehr als ganz Japan. Trotzdem ist dieser Menschenimport eine einigermaßen kluge Maßnahme existierende Infrastruktur bei einer schrumpfenden Bevölkerung auszulasten.


Schau doch mal auf die Schattenseite: die Entwicklung der japanischen Leistungsbilanz. Die geht durch Abenomics kaputt, weil die Exporte gar nicht so stark explodieren können wie der Wert der Importe steigt. Und bei einer Staatsverschuldung, die nun ungeberemst auf die 300 % zumarschiert, ist das fatal, weil nun zunehmend ausländische Akteure die japanischen Schulden finanzieren müssen. Damit verliert Japan aber seinen eigentlichen Trumpf, nämlich weitgehend von ausländischen Finanziers unabhängig zu sein. Der gefallene Ölpreis mag kurzfristig die Lage erst einmal wieder stabilisieren, aber Abe oder seine Nachfolger werden früher oder später von dieser Politik abrücken müssen. Ganz abgesehen davon, dass eine so stark gealterte Gesellschaft wie Japan es tunlichst vermeiden sollte, dauerhaft Leistungsbilanzdefizite zu generieren.

Die Bank of Japan kauft 90% aller neu emitierten Staatsanleihen auf, für zehnjährige Anleihen ist der Zins deswegen auf unter 0,5% p.a. gesunken. Dieser Markt ist dermaßen geräumt, dass er für ausländische Geldgeber kaum interessant sein dürfte und dieser Effekt ist intendiert. Die Staatsverschuldung auf 300% zu steigern dürfte schon allein aus mathematischen Gründen schwerfallen. Bei einer permanenten Neuverschuldung von 7% reicht ein nominales Wachstum von 3%, um die Verschuldungsquote Richtung 233,3% zu lenken. Die Staatsschulden sind reichlich egal. Interessanter ist da schon die Leistungsbilanz. Japan hat nach China die zweitgrößten Devisenreserven der Welt und nach Deutschland das drittgrößte Nettoauslandvermögen. Es ist nicht Japan, das auf ausländische Investoren angewiesen ist, Japan investiert erheblich im Ausland. Auf Grund der Nettovermögensposition wäre eine maßvoll negative Leistungsbilanz als gesund zu verstehen. Durch die Abwertung gab es eine Verschlechterung in den terms of trade, aber das ist so beabsichtigt. Kürzerfristig mag sich dies nicht positiv auf den Leistungsbilanzsaldo auswirken, aber längerfristig setzt es Anreize, die die Leistungsbilanz ins positive Treiben. Der Schlüssel zum Erfolg von Abenomics liegt darin die Strategie langfristig aufrechtzuerhalten. Der Wechselkurs muss einigermaßen stabil sein und der Staat muss sich solange fleißig verschulden bis die Unternehmen diese Rolle freiwillig übernehmen. Dass Unternehmen die größten Schulder einer Volkswirtsschaft sind ist eigentlich der Normalfall. Derzeit sind sie in Deutschland und Japan Nettosparer. :hahm


Die Preisrelationen innerhalb der Eurozone wird QE nicht ändern können. Man kann die Zinsen für Staatsanleihen für alle Länder gegen 0 drücken (wobei wir dann wieder genau das hätten, was ein wichtiger Teil für die Ursachen der Krise war), aber daran, dass der festgeschriebene Wechselkurs zwischen den Ländern der Eurozone nicht passt, wird das nichts ändern.

Die Hauptursache der Eurokrise ist das deutsche Lohndumping. Mit den Zinsen hat dies außer vielleicht im Extremfall Griechenland erst sekundär zu tun.


Zweitens sehe ich nun erst recht nicht, wie ein solches asymmetrisches QE zum Ausgleichen der Preisunterschiede beitragen soll. Bestenfalls wird die Inflation ja nur dort getrieben, wo das Preisnveau eh schon zu hoch ist...

Die Hoffnung bei QE ist, dass das Wachstumsniveau erhöht wird. Je höher das nominale Wachstum ist, desto größer können die Unterschiede in der Preisentwicklung sein ohne in die Deflation zu rutschen. Der Effekt von QE wird wohl einigermaßen klein sein und der Effekt auf die Lohnstückkosteniveaus wird noch kleiner ausfallen. Aber zumindest die Richtung sollte doch stimmen. :gruebel

wisthler
22.01.2015, 20:39
Immerhin dürfte unser wisthler heute wieder erfreut in sein Aktiendepot geguckt haben. Der Euro schmiert weiter ab und seine Aktien gewinnen an Wert.

Da ist was dran. Nur leider steigen meine Aktien nicht so wie gewünscht, von daher bringt es mir aktuell nicht viel. ;)

justanick
23.01.2015, 19:18
Was für ein abenteuerliches Argument. Als wäre das jetzt die Rechtfertigung für QE. Abgesehen davon stimmt die Aussage so pauschal doch gar nicht.

Der Tourismus ist einigermaßen nebensächlich. Darum geht es nicht. Wichtiger ist die Wettbewerbsfähigkeit im Allgemeinen. Und wichtiger als die ist das nominale Wachstum, damit es sich lohnt zu investieren. Damit es sich heute lohnt zu investieren müssen die heute anfallenden Kosten klein sein im Vergleich zu der morgen bedienbaren Nachfrage. Die wichtigste Kostenkomponente in einer Volkswirtschaft sind die Löhne und sie sind auch die wichtige Komponente der Masseneinkommen, aus denen der Großteil der Nachfrage gespeißt wird. Es ist also nötig, dass die nominalen Stundenlöhne exponentiell mit etwa 5% p.a. wachsen. Wenn Lohnkosten mit zunehmender Zeit wachsen, dann sinken sie mit abnehmender Zeit. Investitionen borgen Nachfrage aus der Zukunft. In der Hoffnung zukünftig Geld zu verdienen wird heute Geld ausgeben. Damit erschaffen Unternehmer die Nachfrage, die sie zu bedienen versuchen.


Da bin ich anderer Meinung. Ein Abbau des Nettoauslandsvermögen ist für Japan nicht sinnvoll. Für uns übrigens auch nicht.

Im Detail kann man da sicher drüber streiten. Der Aufbau von Nettoauslandsvermögen bedeutet, dass man den Aufbau realer Werte im Inland mindert, um das Ausland bei sich verschulden zu lassen. Das ist nur bedingt rational, mag im Einzelfall aber noch sinnvoll sein. Passiert es jedoch im großen Maße wie im Falle Deutschlands, Japans, Chinas oder der Schweiz, dann müssen erhebliche Bewertungsverluste hingenommen werden und genau dies ist ja der Fall gewesen. Ein stabiles Nettoauslandsvermögen nahe Null erscheint mir da das kleinste Übel zu sein. Priorität sollte die Maximierung realer Werte sein, nicht eine Maximierung risikobehafteter Verschuldung.


Außerdem musst Du schon über den langen Zeitraum blicken. Wie soll ein Exit bewerkstelligt werden? Soll die Notenbank jetzt bis ans Ende Ihrer Tage komplett den Staat finanzieren?

Warum eigentlich nicht? Existiert ein rationales Argument dagegen? Vernünftigt wird ein begrenzter Ausstieg erst durch sehr hohes nominales Wachstum, das droht überwiegend in Inflation statt realem Wachstum umgesetzt zu werden. Dann sind maßvolle monetäre Straffungen durch Verkauf der Staatsanleihen und durch Zinserhöhungen durchaus sinnvoll. Allerdings gäbe es durch den zuerst erfolgenden Anstieg des nominalen Wachstums auch ein viel höheres Einkommen, aus dem heraus der Schuldendienst bezahlt werden kann. Mir erscheint dies alles einigermaßen unproblematisch. In normalen Zeiten scheinen mir Staatsanleihen in der Größenordnung von 60% vom BIP im Besitz der Notenbank sinnvoll. So wird ein Grundangebot an Geld sicher gestellt.


Nur zum Teil. Das Wachstum der Nominallöhne weicht in Eurozeiten erstens nicht so stark vom langfristigen Trend, da Deutschland schon immer das Land des niedrigen Nominallohnzuwachses war.

Diese Aussage ist ein populärer Irrtum. In der Zeit zwischen 1950 und 1980 lag das Wachstum der nominalen Stundenlöhne in der BRD meist über 5% p.a.. In der 1980er lag es bei 4-5% p.a., die Lohnstückkosten stiegen mit ziemlich genau 2%. Prima! Hätte Deutschland sich weiterhin daran gehalten wäre die Eurokrise mangels Hauptursache nie ausgebrochen.


Zweitens sind in anderen Ländern die Löhne eben auch zu schnell gestiegen. Du musst schon beide Seiten der Medaille betrachten.

Das stimmt zwar, allerdings ist die Abweichung vom gemeinsamen Inflationsziel viel kleiner gewesen und sie war ja sogar nötig, um trotzdem das Inflationsziel einzuhalten. Hätte Deutschland seine LSK mit 2% wachsen lassen hätte die EZB die Zinsen erhöhen können und dies hätte die Exzesse in Spanien und Griechenland zumindest gedämpft. Auch hätte Anfang der 2000er ein bewusster Verstoß Deutschlands gegen die Maastrichtkriterien die Kreditnachfrage in Deutschland soweit erhöhen können, dass Banken etc. nicht genötigt gewesen wären stattdessen Geld ans Ausland zu verleihen.

Heute liegt die Entwicklung der LSK zum Basisjahr 1999 in Spanien und Griechenland unter dem Inflationsziel von 2%. In Frankreich liegt sie ziemlich genau auf dem Ziel. Italien liegt als einziges wichtiges Land drüber. Die meisten Länder liegen knapp drunter und nur Deutschland liegt deutlich drunter.


In der Eurozone sind Länder miteinander verflochten worden, in denen die erste Gruppe Wohlstandszuwächse für die Bevölkerung durch niedrige Nominallohngewinne und niedrige Inflation sowie konstante Währungsaufwertung ermöglicht hat, während die zweite Gruppe hohe Nominallohnzuwächse, hohe Inflation und konstante Abwertung hatte. Wirtschaftlich erfolgreicher war m.E. die erste Gruppe. Deine Lösung für die Eurokrise ist, dass alle so werden sollen wie die zweite Gruppe. Und damit Weichwährung für alle. Ich halte das für ökonomisch falsch und für die deutsche Bevölkerung ruinös. Die Länder der Eurozone gehören einfach nicht zusammen.

Meine Lösung besteht darin, alle beim Preisniveau gleich zu machen. Über die konkrete Höhe des nominalen Wachstums ist damit erstmal nichts gesagt, aber spürbar unter 5% p.a. halte ich schon für problematisch, das stimmt.

Was die Frage der Inflationshöhe angeht, so ist es nötig zu differenzen zwischen einer offenen Volkswirtschaft und einer geschlossenen. Die EWU als ganzes ist eine überwiegend geschlossene Volkwirtschaft und daher ist eine nominales Wachstum von nicht weniger als 5% p.a. richtig und wichtig. Was die Zeit vor dem Euro angeht, so muss man die damaligen Handelsungleichgewichte beachten. Vor 1980 waren diese klein. In den 1980er bauten die Niederlande und Deutschland erhebliche Handelsungleichgewichte auf, 1989 hatte Deutschland einen Leistungsbilanzüberschuss von etwa 5% vom BIP, und dies reduzierte das Wachstum seiner Handelspartner natürlich. Eine solche Überlagerung von Nominallohnwachstum und Außenhandelsungleichgewicht erschwert den Vergleich. Zwischen 1970 und 1980 und zwischem 1980 und 1990 wuchsen Westdeutschland real um 29% und um 25,9%, Frankreich um 42,7% und 27,8%, Italien um 45,2% und um 26,8%, die USA um 36,6% und um 38,8%. Die Zahlen habe ich aus "Gross domestic product at 2010 market prices" von AMECO (http://ec.europa.eu/economy_finance/db_indicators/ameco/) entnommen. Eine klare Überlegenheit restriktiver Lohnpolitik oder restriktiver Fiskalpolitik ergibt sich aus den Zahlen nicht, eher im Gegenteil. Beachtet werden müssen sicher auch gewisse Unterschiede in Demografie und Entwicklungsniveau. Bei beiden dürfte Deutschland nicht so gut abschneiden, als entwickelte Volkswirtschaft sind hohe Wachstumsraten halt nicht so leicht zu erreichen. Persönlich recht beeindruckend finde ich die positiven Auswirkungen expansiver Fiskalpolitik in den USA. Frankreich hat das damals auch versucht, das half damals aber vor allem seinem östlichen Nachbarn. Das ist heute recht ähnlich.

slowcar
04.02.2015, 13:12
Ganz interessant wie dem neuen griechischem Finanzminister da die antideutschen Aussagen untergeschoben werden:
http://www.bildblog.de/62651/im-zweifel-gegen-den-griechen/


Das Problem sei nicht, dass die Deutschen zu wenig gezahlt hätten, sondern viel zu viel.

Ford
04.02.2015, 17:41
Syriza ist halt ein rotes Tuch, besonders für bestimmte Kreise. Es darf halt nicht sein, dass es offensichtlich wird, dass der Euro und die Rettungspolitik Müll sind. So werden eben schwere Geschütze aufgefahren. Die Welt hat vor paar Tagen auch schon den Antisemitismus-Keule geschwungen. "So judenfeindlich sind Tsipras und seine Leute" oder so hieß es bei denen. Dazu natürlich die Russland-Connection...

wisthler
04.02.2015, 19:36
Eines muss man Syriza halten was man will, er und seine Truppe (z. B. sein Finanzminster) haben aber schon eine Show drauf. Zwar aktuell mehr entertaining als nützlich, aber mal schauen was noch so kommt.

slowcar
04.02.2015, 19:54
Auf Carta wird der aktuelle Spiegel-Titel mit seinem Syriza-Gebashe ziemlich auseinandergenommen:
http://www.carta.info/77108/im-tal-der-ahnungslosen/

Ford
04.02.2015, 22:39
Das sind eben alles überzeugte Europäer. :)

Die EZB zieht gerade die Daumenschrauben an. Griechische Staatsanleihen werden nicht mehr als Sicherheiten akzeptiert. Damit ist die Kacke am Dampfen, da nun die griechischen Banken wohl von der Notfallliquditätsversorgung (ELA) abgeschnitten sind. Ein schleichender Bankrun läuft ja ohnehin bereits. Wird sehr interessant sein, was die neue Regierung jetzt macht. Nachgeben oder ja...was sonst...raus aus dem Euro?

edit: ELA läuft wohl weiter. Nur griechische Staatsanleihen werden nicht mehr als Sicherheiten von der EZB akzeptiert. Dann kann ja erst einmal weitergewurschtelt werden.

justanick
05.02.2015, 01:26
Es torpediert zumindest die Pläne der griechischen Regierung durch Ausgabe neuer kurzfristiger Staatsanleihen die Liquidität der griechischen Banken zu erhöhen und das Bankensystem ist derzeit Griechenlands Achillesferse. Über ELA mag die Zuspitzung durch die EZB begrenzt sein, aber zumindest erhöhen sich so die Finanzierungskosten der griechischen Banken weiter. Der Preis im Euro zu bleiben steigt.

Ford
17.02.2015, 02:59
Während die Damen und Herren weiter miteinander spielen, habe ich die jüngsten Zahlen zu unseren Nettotransferzahlungen über den regulären EU-Haushalt herausgesucht. Im Jahr 2013 haben wir netto über 15 (!) Mrd. Euro eingezahlt. Das ist gut doppelt so viel wie vor der Krise. Seit 2000 sind es insgesamt ca. 115 Mrd. Euro, ohne Inflationsbereinigung. Ich wusste ja, dass es viel sein würde, aber die Zahlen schockieren selbst mich. Über unsere Nettozahlungen habe ich allerdings schon lange nichts mehr gehört oder, nicht einmal von Seiten der AfD. Wie wohl die Bevölkerung auf solche Zahlen reagieren würde?

http://www.eu-oplysningen.dk/euo_en/spsv/all/79/
http://www.telegraph.co.uk/finance/financialcrisis/11221427/EU-budget-what-you-need-to-know.html

lowcut
17.02.2015, 06:57
Ich halte die Zahl für akzeptabel. Uns geht es im vergleich zu anderen Ländern in der EU blendend.

justanick
17.02.2015, 07:24
Trotz der 15 Mrd € hatten wir noch einen Leistungsbilanzüberschuss von etwas über 220 Mrd in 2014. So gesehen kann man gut argumentieren, dass unsere Nettoeinzahlungen zu niedrig sind.

Yasmin D'Ahara
17.02.2015, 08:28
15 Milliarden sind nun mal Erdnüsse für die Bundesrepublik, speziell da sie derzeit aufgrund nicht vorhandener Zinsen keine weiteren Schulden aufnehmen braucht.

Dass eine hohe Importquote zu einer Zusammenbruch des entsprechendes Landes führen würde, ist Nonsens. Die USA importieren schon poraktisch immer mehr als exportieren, trotzdem sind die nicht so ssehr am Arsch wie Griechenland. Gilt für viele andere Länder auch. Wer seine Hausaufgaben nichts macht, geht unter. Andere, wie Spanien und Portugal haben ihre Staatsapperate mal entmistet und die Wirtschaft af Fordermann gebracht, weswegen es da auch wieder bergauf geht. Deswegen hört man da auch nichts mehr von. Die einzigen, die Reformen bisher stur verweigern, sind die Griechen. Wer eine Putzfrau im Staatsdienst mit vielleicht mal 4 Stunden Arbeit am Tag, mit 1000€ bezahlt, ein Akademiker mit drei Abschlüßen (richtigen, nicht welche in den brotlosen Künsten) noch net mal 700€ bekommen kann, macht was grundlegendes falsch.

Mal davon abgesehen, dass sie es immer noch net gebacken bekommen, ihre Steuern mal einzuziehen. Ein Staat, der nicht mal das gebacken bekommt, ist ohnehin so ineffizient und unfähig, das kann von vorne herein nichts werden. Und so ein Staat will auch noch selber Häfen und Co betreiben. Da kann doch nur Grütze bei rumkommen.

gubbel
17.02.2015, 09:14
Schon immer? Ham die zu Weltkriegszeiten nicht fast die Hälfte der weltweiten Industriegüter alleine rausgehauen? :look

justanick
17.02.2015, 10:09
Wenn ich mich recht erinnere lag ihr Anteil am weltweiten BIP bei nur ~30%, aber ja, sie haben lange Zeit viel mehr exportiert als importiert. Dass die USA die Rolle als Konjunkturlokomotive einnehmen ist ein relativ neues Phänomen. 1983 erreichte ihr Leistungsbilanzdefizit erstmals 1% und stieg dank starken Dollar rasch so weit an, dass der Dollar abgewertet wurde. 1991 lag die Leistungsbilanz leicht im Plus, sank aber wieder ab in ein moderates Minus von weniger als 2%. Seit Ende der 1990er schwankt das Defizizt zwischen 2% und bis zu 5,8% in 2006. 2014 waren es 2.5%.

Japan, Europa, China und viele Schwellenländer haben zuletzt gegenüber dem Dollar abgewertet. Inzwischen sind die USA aber zu klein, um weiter die Konjunkturlokomotive für die ganze Welt zu spielen. :popcorn

lowcut
21.02.2015, 08:31
Die griechische Regierung hat es wohl eingesehen, das sie nicht zaubern kann.

Yasmin D'Ahara
25.02.2015, 13:00
Schon immer? Ham die zu Weltkriegszeiten nicht fast die Hälfte der weltweiten Industriegüter alleine rausgehauen? :look

Als Europa zerbombt war vielleicht, ansonsten waren das VK, Deutschland und Co immer auch gut mit dabei. Und nur, weil man viel Produziert, das heißt das nicht, dass man auch viel Exportiert. Die brauchen zum einen viel für sich selber, zum anderen kann man mit Industrieprodukt nicht anziehen, essen oder trinken. Und so geht das munter weiter.

Die USA sind seit mindestnes 1976 durchgehend defizitär in der Handeslbilanz unterwegs, vor bis 60 ist es bei +/- 0. Griechenland ist seit 81 in der EU, der Binnenmarkt existiert seit 93. Es war also mehr als genug Zeit für die USA, ebenso an den vielen Importen zu grunde zu gehen wie Griechenland.

Davon abgesehen bedeutet "schon immer" im Allgemeinen Sprachgebrauch 'sehr lange'. In jeder anderen Bedeutung ist der Ausdruck auch sinnlos, weil es nichts schon immer gibt. Von der Zeit mal abgesehen, da es ohne Zeit ja auch kein vorher geben kann.

justanick
25.02.2015, 19:25
Bei Griechenland lag das Leistungsbilanzdefizit in der Spitze bei 15% vom BIP. Das ist eine ganz andere Größenordnung als bei den USA. Auch zu bedenken ist, dass die USA eine große Volkswirtschaft mit einer weltweit akzeptierten Währung sind, die sie selber drucken können und dies auch fleißig tun.

Griechenland hatte zwischen 1999 und 2014 ein Leistungsbilanzdefizit von insgesamt 308.4 Mrd € oder 171,1% des nominalen BIP in 2014.
Die USA hatte zwischen 1999 und 2014 ein Leistungsbilanzdefizit von insgesamt 8273.1 Mrd $ oder 47,4% des nominalen BIP in 2014.

slowcar
27.02.2015, 11:16
Bei 240 Abstimmungen in 40 Minuten, das war das Schnellste was ich mitgemacht habe, ist es teilweise unmöglich sich zu merken, ob man gerade mit Ja oder mit Nein gestimmt hat. Und es kommen dann noch die Handabstimmungen hinzu, die ich oft gar nicht mitmache. Die Rechtsradikalen, gerade die FPÖ, haben trainiertere rechte Oberarme.

super Interview: http://mosaik-blog.at/merkel-muss-sich-in-einem-schauprozess-im-olympiastadion-aus-einen-kaefig-heraus-rechtfertigen/

slowcar
08.06.2015, 09:14
Die häufig gestellte Frage, was die Griechenlandhilfe die deutschen Steuerzahler bisher gekostet hat, ist schnell beantwortet: Nichts. [...] Teuer wird es erst, wenn Griechenland pleitegeht und die Kredite nicht mehr bedienen kann. Bis dahin verdient der Bundesfinanzminister sogar an der Griechenlandrettung: Seit 2010 hat er aus Athen Zinsen in Höhe von 360 Millionen Euro bekommen.


Nur etwa ein Zehntel der bereitgestellten Summe ging in die normalen Staatsausgaben, wurde also zur Deckung von Fehlbeträgen im Budget verwendet. 90 Prozent der Gelder dienten dazu, fällige Altschulden abzulösen, Zinsen zu zahlen, Staatsanleihen zurückzukaufen und die griechischen Banken zu rekapitalisieren, die beim Schuldenschnitt einen Großteil ihres Eigenkapitals verloren hatten.

http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-06/griechenland-hilfsprogramm-geld-bevoelkerung/komplettansicht

Sare
08.06.2015, 21:37
Zum oberen Zitat: Auf dem Papier mag das richtig sein, aber eine Bank z.B. hätte längst Rückstellungen und Wertberichtigungen gebildet. Nur weil Staaten sich darum drücken können, heißt es nicht, dass das Geld nicht in Wirklichkeit bereits weg ist.

gubbel
08.06.2015, 21:41
Um es mal mit Trailerpark zu sagen: Dachtet ihr dass es den Ouzo kostenfrei zum Essen gibt? :p

Ford
20.06.2015, 20:25
Die Griechenlandsaga erzeugt irgendwie nur noch Agonie. Wenn man bedenkt, dass das Drama schon ein halbes Jahrzehnt oder länger läuft, und immer noch keine Entscheidung getroffen wurde, ist das einfach nur noch befremdlich. Die derzeitige Generation von Politikern in Europa ist wahrscheinlich eine der schwächsten, die wir in langer Zeit hatten. Vielleicht ist das auch kein Wunder, wenn man sich anschaut, wie verkrustet unsere Parteien und das Parteiensystem sind und wer Politikerkarrieren einschlägt. Stromlinienförmig bis zum "Geht nicht mehr" und unfähig Entscheidungen zu treffen, entsprechende Mehrheiten zu organisieren und um Unterstützung dafür in der Bevölkerung zu werben. Merkel ist die Personifizierung dieses Politikertyps.

Zur konkreten Situation: Die Chancen wachsen, dass es zu einem unkontrollierten Bankrott Griechenlands kommt. Die beiden Seiten pokern wie in einem Chicken Game, wobei ich nach wie vor glaube, dass die Gläubiger mehr zu verlieren haben als die Griechen. Ich möchte Merkel sehen, wie sie uns erklärt, dass 60 Mrd. € oder mehr, die Deutschland im Feuer hat, einfach weg sind. Weg sind die natürlich schon lange, das habe ich ja auch schon x mal geschrieben. Aber dazu noch die politische Erkenntnis, dass der Euro eben nicht unumkehrbar ist. Da bin ich mal gespannt, ob Merkel bereit ist, das zu akzeptieren.

Hier ist übrigens der Bericht des "Truth Committee" (ein bezeichnender Name) des griechischen Parlaments zu den Ursachen der griechischen Schulden: http://debt-truth.gr/wp-content/uploads/2015/06/Report-3.pdf
Der Bericht bietet paar interessante Einblicke, aber auch einiges zum Schmunzeln. Da wird z.B. darüber lamentiert, dass eine Hauptursache des Anstiegs der griechischen Schulden bis 2008 die hohen Zinsen gewesen seien. Natürlich ohne zu hinterfragen, warum denn Griechenland nur zu hohen Zinsen leihen konnte. Die Zinskonvergenz nach Maastricht bleibt ebenso unerwähnt, stattdessen wird natürlich die Stabilisierung des Schuldenstands nach der Euro-Einführung ausführlich gelobt usw. Jede Menge Spin als auch in Parlamentsberichten.

lowcut
24.06.2015, 15:31
Selbst wenn Griechenland Pleite ist bleiben die Schulden bis zu einem Schuldenschnitt oder einer Umschuldung unverändert. Es wird für den griechischen Staat nur wesentlich schwerer nach einer unkontrollierten Pleite das staatliche Grundgerüst stabil zu halten.

Sare
24.06.2015, 20:18
Die Schulden/Forderungen würden nur für eine der beiden Seiten unverändert bleiben. Notieren sie nach einer Währungsreform (die nach einer Pleite kommen wird oder gar muss) weiterhin in den jeweiligen Ursprungswährungen, bleiben sie für die Gläubigerseite gleich, für Griechenland nach der wohl heftigen Abwertung der neuen Währung steigen sie. Schaffen es die Griechen irgendwie, die Schulden in ihre neue Währung zu konvertieren, ist es umgekehrt.

Ein Schuldenschnitt, eine Streckung derer oder eine Abwertung würde zwangsweise sehr schnell kommen, Insolvenz halt.^^


Griechenland hat im Moment drei Möglichkeiten: Grundlegende Strukturreformen, Euro-Austritt + Abwertung + Schuldenschnitt oder weiterhin bei anderen durchschnorren.
Bedauerlich finde ich, dass Tsipras derzeit sehr geschickt taktiert, die Merkelseite leider nicht. Schäuble kann man in der letzten Zeit wenig vorwerfen, aber seine Chefin will die Eurozone scheinbar um jeden Preis zusammenhalten. Da dies ziemlich durchsichtig ist, haben die Griechen leichtes Spiel.

Ford
24.06.2015, 22:44
Wenn Griechenland sagt, dass es die Schulden nicht mehr anerkennt, können die Gläubiger sich auf die Hinterbeine stellen wie sie wollen. Das Geld ist dann schlicht uneinbringlich. Es gibt in der Geschichte zig Beispiele, in denen die Gläubiger einem Schuldenschnitt nicht zugestimmt haben, aber die Zahlungen dennoch schlichtweg eingestellt wurden.

Das geliehene Geld ist, zumindest in Teilen, verloren. Das ist ja auch nichts Neues für alle, die die Angelegenheit verfolgen. Der Schuldenstand Griechenlands liegt jetzt bei 180 % des BIP. Tragfähig ist das nicht, egal ob Griechenland noch Reformen macht oder nicht. Der bisherige Rettungskurs ist schlicht erscheitert, weil die Szenarien, unter denen man die bisherigen Rettungspakete verabschiedet hat, nicht ansatzweise eingetreten sind. Ich glaube auch, dass alle Akteure das wissen. Aber Merkel und Co. droht so ein gewaltiger Gesichtsverlust, dass sie händeringend nach einer Lösung suchen, dies zu kaschieren. Umgekehrt wäre eine erneute Schuldenrestrukturierung natürlich ein Triumph für Tsipras, die Umsetzung der Forderungen des IWFs jedoch zuhause genauso mit einem Gesichtsverlust verbunden.

Was mich aber anpisst, ist, dass die Entscheidung, ob GR im Euro bleibt, letztendlich nicht von den Politikern getroffen wird, die dafür gewählt wurden, sowas zu entscheiden, sondern von der EZB, die m.E. kein Mandat hat und auch keines haben sollte (mit welcher Legitimation?), darüber zu entscheiden, ob ein Land Mitglied der Eurozone ist oder nicht. Sollte nämlich GR Zahlungen einstellen, besteht der einzige Hebel, das Land aus dem Euro zu zwingen darin, die Liquiditätsversorgung der griechischen Banken zu kappen. Dann muss GR eine neue Währung einführen. Implizit droht die EZB ja auch damit, indem sie mittlerweile fast täglich über die Höhe der Liquiditätshilfen entscheidet.

Ich schätze mal, dass es in den nächsten Tagen zu irgendeinem Kompromiss kommt, bei dem die Entscheidung wieder um einige Monate herausgezögert wird. Die handelnden Akteure sind entscheidungsunfähig.

Sare
24.06.2015, 22:55
Was mich aber anpisst, ist, dass die Entscheidung, ob GR im Euro bleibt, letztendlich nicht von den Politikern getroffen wird, die dafür gewählt wurden, sowas zu entscheiden, sondern von der EZB, die m.E. kein Mandat hat und auch keines haben sollte (mit welcher Legitimation?), darüber zu entscheiden, ob ein Land Mitglied der Eurozone ist oder nicht. Sollte nämlich GR Zahlungen einstellen, besteht der einzige Hebel, das Land aus dem Euro zu zwingen darin, die Liquiditätsversorgung der griechischen Banken zu kappen. Dann muss GR eine neue Währung einführen. Implizit droht die EZB ja auch damit, indem sie mittlerweile fast täglich über die Höhe der Liquiditätshilfen entscheidet.

Wir wollen Griechenland in der Eurozone halten, aber keine Transferunion. Die EZB muss irgendwie mit diesem widersprüchlichen politischen Murks umgehen. Da die Politik nicht entscheiden will, bleibt der EZB gar nichts anderes übrig. Stellt sie die Hilfen ein, beschließt sie faktisch den Austritt, bleibt sie der aktuellen Linie treu, entscheidet sie anders herum.


Ich schätze mal, dass es in den nächsten Tagen zu irgendeinem Kompromiss kommt, bei dem die Entscheidung wieder um einige Monate herausgezögert wird. Die handelnden Akteure sind entscheidungsunfähig.

:japan

Ford
24.06.2015, 23:06
Wir wollen Griechenland in der Eurozone halten, aber keine Transferunion. Die EZB muss irgendwie mit diesem widersprüchlichen politischen Murks umgehen. Da die Politik nicht entscheiden will, bleibt der EZB gar nichts anderes übrig. Stellt sie die Hilfen ein, beschließt sie faktisch den Austritt, bleibt sie der aktuellen Linie treu, entscheidet sie anders herum.
Ja, es sind in der Tat die Politiker, die die EZB in diese Rolle zwingen. Es gibt in der Politikwissenschaft zahlreiche Definition des Begriffs Politik. Eine häufig aufgegriffene geht ungefähr so: Politik ist die Herstellung gesamtgesellschaftlich verbindlicher Entscheidungen. Gemessen daran mutet das Handeln unserer Politiker wie ein Verweigern von Politik an.

lowcut
25.06.2015, 12:10
Wenn Griechenland sagt, dass es die Schulden nicht mehr anerkennt, können die Gläubiger sich auf die Hinterbeine stellen wie sie wollen. Das Geld ist dann schlicht uneinbringlich. Es gibt in der Geschichte zig Beispiele, in denen die Gläubiger einem Schuldenschnitt nicht zugestimmt haben, aber die Zahlungen dennoch schlichtweg eingestellt wurden.


Auf dem Papier ändert sich nichts solange keine Schuldenschnitt oder -erlass kommt. Selbst wenn man die Zahlungen einstellt wäre es ein Bärendienst da niemand mehr Geld an den säumigen Schuldner verleiht bzw. nur zu astronomischen Zinsen.

Auf dem Papier ist das geliehene Geld immer noch da. Es ist erst weg wenn der Gläubiger darauf verzichtet.

tankovaya
25.06.2015, 16:28
Tja. Und die HSH Nordbank hat gerade WIEDER ein Paket Schiffe zwecks Umfinanzierung an griechische Reeder verkauft. Die Millionen zahlen die aus ihrer Portokasse.

Sare
25.06.2015, 20:18
Auf dem Papier ist das geliehene Geld immer noch da. Es ist erst weg wenn der Gläubiger darauf verzichtet.

Das ist die technische Sicht. Die ökonomische Sicht wäre zielführender.

lowcut
26.06.2015, 00:50
Ökonomisch gesehen ist Griechenland dritte Welt und wird das noch lange bleiben.

Dudjän
26.06.2015, 14:40
Und es ist egal in welcher Wahrung sie ihre Schulden nicht bezahlen

Ford
27.06.2015, 01:30
Ihr seid mir schon zwei Strategen. :hadrian

Tsipras will anscheinend ein Referendum über das letzte Angebot der Troika abhalten. Sehr begrüßenswert, es wird damit eine Entscheidung erzwungen...hoffe ich.

lowcut
30.06.2015, 06:57
So ist es wenn man Amateure wählt. :donk

Ford
05.07.2015, 18:41
Sieht so aus, als gäbe es eine knappe Mehrheit für "Nein". Aber ob das nun irgendeine Entscheidung bringt, wie ich vor paar Tagen noch gehofft habe, steht eher in den Sternen. Es wird wohl weiter verhandelt werden...

lowcut
05.07.2015, 21:26
Die Abstimmung ändert leider nichts für Griechenland.

justanick
06.07.2015, 10:14
61,31 Prozent der griechischen Wähler stimmten laut offiziellem Endergebnis bei dem Referendum vom Sonntag mit "Nein" und damit gegen die Reformvorschläge, 38,69 dafür.

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/varoufakis-299.html

Knapp war es am Ende dann doch nicht.

slowcar
14.07.2015, 16:19
Varoufakis im Interview mit ND

Sie haben uns in die Falle gelockt (http://www.neues-deutschland.de/artikel/977827.sie-haben-uns-in-die-falle-gelockt.html)


Unsere Eurozone ist ein sehr unwirtlicher Ort für anständige Leute.

gubbel
14.07.2015, 16:28
Nicht im Interview mit ND sondern ne Übersetzung dieses Interviews von New Statesman (http://www.newstatesman.com/world-affairs/2015/07/yanis-varoufakis-full-transcript-our-battle-save-greece) (hihihi NS Abkürzung)

Sare
14.07.2015, 19:40
Gibt da schon ein paar knackige Zitate. :japan
Liest sich, zumindest im Original, teils köstlich.


Sie stellen ein Argument vor, an dem Sie wirklich analytisch gearbeitet haben – um sicher zu gehen, dass es logisch kohärent ist – und dann schauen Sie lediglich in leere Gesichter. Sie hätten genau so gut die schwedische Nationalhymne singen können – Sie hätten dieselbe Antwort bekommen.

:D

Ford
10.03.2016, 13:55
Die EZB feuert heute aus allen Rohren:
Leitzins runter auf 0,00 % (von 0,05 %)
Ausleihungssatz runter auf 0,25 % (von 0,3 %)
Einlagensatz runter auf -0,4 % (von -0,3 %)
QE rauf auf 80 Mrd. Euro monatlich (von 60 Mrd. €)

Beim QE kauft die EZB jetzt auch Unternehmensanleihen auf. Irre.

Bendu
10.03.2016, 19:42
Draghi gibt fast alles und der Euro steigt trotzdem. :snicker

Bendu
15.03.2016, 18:27
Bin erst heute dazu gekommen, diesen interessanten Kommentar (http://www.fuw.ch/article/notenbanken-vor-dem-endspiel/), der die momentane Lage in der Geldpolitik wiedergibt, zu lesen. Dieser Blog Eintrag (http://www.fuw.ch/article/nmtm-39088/), der die wichtigsten Aussagen von Mervyn King zur Eurozone aus seinem letzten Buch zusammenfasst, ist auch recht interessant.

Und das Helikopter Geld wird mittlerweile auch in deutschen Zeitungen (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/geldpolitik-mit-helikopter-geld-wenn-es-geld-vom-himmel-regnet-14101989.html) erwähnt.

Ford
28.03.2016, 18:48
Ich hab die Artikel jetzt mal gelesen. Das, was King über die Eurozone schreibt, haben wir hier im Thread schon seit Jahren stehen. Es ist halt tragisch, dass das von solchen Leuten wie King erst nach x Jahren ausgesprochen wird, und dann, wenn sie schon nicht mehr im Amt sind (auch wenn es bei ihm ja die BoE war).

Ich weiß nicht, ob ich dem ersten Beitrag zustimmen kann, wenn von punktueller Kreditexpansion gesprochen wird. Nicht überall, in der Eurozone gab's die im Prinzip gar nicht. Und dort liegt ja auch das Problem. Die geldpolitischen Maßnahmen kommen nicht in der Realwirtschaft an. Das einzige, das erreicht wurde, ist, dass die Staaten keinen Zahlungsausfall hingelegt haben. Auf die Notenbanken wird jetzt schon seit so vielen Jahren ein Abgesang betrieben und sie wurschteln trotzdem noch rum. Muss man auch mal bedenken.

Warum das Helikoptergeld so verteufelt wird, verstehe ich allerdings nicht. Das ist viel sinnvoller als diese ganze Bankenpäppelei.

gubbel
23.07.2016, 18:37
https://www.youtube.com/watch?v=-MmxhqbCMig
Was is realistisch und was bs? :D can't tell anymore

Sare
23.07.2016, 21:49
Ich sag mal so, da ist zwar vieles richtig aber das Filmchen ist nicht ganz neutral. ;)
Allein die letzte Frage klingt seltsam in Zeiten, in denen europäische Banken durch (Über-)Regulierung und Niedrigzinsen langsam aber sicher in die Knie gezwungen werden.

Nach Umsetzung der Forderungen ca. 5:37 könnten wir uns dann ziemlich schnell bei den Südländern einreihen. :p
Und Griechenland ist schlicht am Arsch, da hilft auch kein Marshalplan. Da helfen nur Strukturreformen und eine effiziente Verwaltung, aber beides ist dort wohl utopisch. Wir kriegen in D viele Grundstücke im Osten nach 25 Jahren nicht mal sauber geregelt, in GR ist die Lage noch 10x schlimmer usw.
Dass die ganzen Griechenland-Rettungsgelder zum Großteil nichtgriechischen Banken zugute kamen, ist korrekt. Gr hat lange Zeit über seine Verhältnisse gelebt, weil jene Banken so blöd waren, dem griechischen Staat Kredite zu ähnlichen Konditionen wie Deutschland usw. zu gewähren. Bankenstützungen öffentlich als Almosen Richtung Griechenland zu verkaufen, ist aber auch zynisch und fies. :lach

Dass Banken ein Interesse daran hätten, dass sich Haushalte und Staaten immer weiter verschulden, ist allerdings äußerst naiv gedacht. Jeder Kredit muss von der Bank mit Eigenkapital unterlegt werden. Je riskanter desto höher die Eigenkapitalbindung. EK ist für Banken enorm teuer. Verschulden sich nun Haushalte und Staaten immer weiter, werden alle bisherigen Kredite mit denen riskanter und müssen mit mehr EK bevorsorgt werden.
Das Bankenbashing hält sich hartnäckig, aber spätestens VW (Skandal + darauffolgender Bonihickhack) sollte doch dem letzten klar gemacht haben, dass jedes Unternehmen ab einer gewisse Größe ein Arschloch ist: Die Eigentümer wollen jedes Jahr Rendite und das Management hohe Boni. Da haben Banken kein Patent drauf.^^