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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : DSSDSSS4: Die D-Mark-Partei



Louis
11.12.2011, 14:35
Seit Jahren wird das Schreckgespenst einer rechtspopulistischen Partei in Deutschland an die Wand gemalt. Seit Jahren passiert nichts. Keine rechtsbürgerliche Partei weit und breit. Keine rechtskonservative Partei. Eine populistische auch nicht. Jetzt sind die Talkshows, Magazine und Zeitungen mal wieder voll von derselben Diskussion. Anlässe gibt es scheinbar unzählige. Die Euro-Krise. Die Sarrazin-Debatte. Die Euro-Krise. Die bürgerlichen Wutbürger. Und die Euro-Krise.

Parteivorsitzende werden auch schon gehandelt. Olaf Henkel. Friedrich Merz. Sarrazin sowieso. Ach ja, und jetzt natürlich auch noch Guttenberg.

Allein: Es gibt sie immer noch nicht. Warum? Sind es die falschen Personen? Die falschen Themen? Oder ist der deutsche, rechtskonservative Bürger einfach zu gemütlich und zu faul, um eine neue Partei auf die Beine zu stellen? Schließlich sehen wir ständig Leute für eher linke Themen auf der Straße, und die bürgerlichen Vertreter dagegen kaum. Und: Ist es überhaupt so einfach möglich, eine neue Partei zu gründen? Andererseits: Bei den Piraten hat es schließlich auch geklappt. Es gab ja auch mal eine Schill-Partei. Und haufenweise FWGs. Oder wie wäre es damit, einfach die FDP zu übernehmen. Noch läuft der Mitgliederentscheid ja.

Würde hier jemand im Forum eine rechtsbürgerliche Partei wählen oder sie sich zumindest als Stimme im Konzert der anderen Parteien wünschen? Und wenn ja, mit welchen Themen? Zurück zur D-Mark? Überfremdungsprobleme offen ansprechen? Zurück zu den bürgerlichen Werten?

(Vielleicht taucht ja Doppel auch noch einmal auf hier, und löst endlich sein Versprechen ein, mir nochmal genau zu erklären, was aus seiner Sicht "konservativ" ist. :D)

Essig
11.12.2011, 17:41
Gibt es diese DM-Partei nicht mehr die um die Zeit der €-Einführung überall Anzeigen geschaltet hatte? Wie hieß der Typ, Bodo Hoffmann oder so? :D

Gordon
11.12.2011, 22:18
In Deutschland ist die gesellschaftliche Akzeptanz für rechte Themen halt nicht besonders ausgeprägt.

Aber gutes Thema, um orgendliche Diskussionen zu generieren. Wär die nationale Front noch im Forum. :D

Garfield
12.12.2011, 00:09
Wird Zeit, daß mal eine der Rentnerparteien groß rauskommt :panik.

Louis
12.12.2011, 02:54
Gibt es diese DM-Partei nicht mehr die um die Zeit der €-Einführung überall Anzeigen geschaltet hatte? Wie hieß der Typ, Bodo Hoffmann oder so? :D

Nein. Hat sich aber erst 2007 aufgelöst, nachdem Bolko Hoffman gestorben ist.

Kurz vorher hat sie sogar noch Schill aufgenommen, und mit ihm 2004 in Hamburg immerhin drei Prozent erreicht. :D (Daran sieht man aber auch wieder, dass es vielleicht gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass verschiedene Leute sich zu einem gemeinsamen Ziel zusammentun.)

Interessant war aber in der Tat auch, dass die Partei tatsächlich alles mögliche vermieden hatte, was sie zu sehr in die "rechte Ecke" gedrängt hätte. Stattdessen gab sie sich vom Gestus eher liberal-bürgerlich. Das wird ja auch heute immer wieder als Voraussetzung für eine erfolgreiche Parteigründung gesehen: Wenn Friedrich Merz oder Guttenberg eine "rechte Partei" gründen, dann sicherlich keine, die mit ausländerfeindlichen Sprüchen hantieren will.

Hier gibt es übrigens eine Art Nachfolgerin: Die Partei der Vernunft. (http://www.parteidervernunft.de/der_euro_zerbricht.html) :D


In Deutschland ist die gesellschaftliche Akzeptanz für rechte Themen halt nicht besonders ausgeprägt.

Ist das so?

Wäre jetzt die Frage, wie du "rechts" definierst. Aber die gesellschaftliche Akzeptanz für "(etwas) weniger Europa, bitte!" schätze ich schon sehr hoch ein. Genauso wie die gesellschaftliche Akzeptanz für "Man muss die Ausländerproblematik gefälligst auch mal beim Namen nennen!". Sarrazin hatte ja nicht deswegen Erfolg, weil sein Buch überall von Politikern verrissen wurde, sondern weil es im Gegenteil bei der Bevölkerung ankam.

Was sicherlich weniger akzeptiert ist, ist eben das Spielen mit dumpfen Ressentiments. Wobei sich auch dafür Gegenbeispiele finden ließen. Möllemanns Kampagne zum Beispiel.

Die Frage ist doch: Gibt es tatsächlich keine Bevölkerungsschichten mehr, die sich für eine konservativere Politik begeistern ließen, als die CDU sie derzeit betreibt? Gibt es niemanden mehr, der ein traditionelleres Familienbild wünscht, gegen den Mindestlohn ist, für die Wehrpflicht eintritt, gegen Euro-Rettungsschirme ist?

Und wen sollen diese Leute dann wählen?

Hier übrigens noch so einer, der auf die "neue Partei" hofft: Jürgen Elsässer (http://juergenelsaesser.wordpress.com/2011/08/30/euro-krise-kommt-die-dm-partei/). Als mögliche künftige Komplizen werden Gauweiler, Bosbach oder Schäffler (FDP) aufgezählt. Alles Leute, die derzeit mit ihren eigenen Parteien fremdeln.


Wird Zeit, daß mal eine der Rentnerparteien groß rauskommt :panik.

Demografisch mag das ja sogar sein. Aber ich glaube, Rentnerparteien haben dasselbe Problem wie Rentnerteller und Seniorentelefone: Niemand will gerne alt sein und "zu denen" gehören. ;)

Louis
12.12.2011, 05:29
Passend zum Thema: FDP-Chef Rösler hat bereits drei Tage vor dem eigentlichen Stichtag erklärt, der FDP-Mitgliederantrag gegen den EU-Rettungsschirm sei gescheitert. Es brauche 21.500 Stimmen, bislang seien aber nur 16.000 Stimmen beisammen. Das bedeutet dann für ihn, drei Tage vor dem offiziellen Ergebnis: Gescheitert.

Auch eine interessante Interpretation von Wahlverfahren. :gruebel

Sollte der Antrag durchgehen, steht die FDP ja tatsächlich vor dem Problem, ob sie gegen die eigene Regierung oder gegen die Mitglieder stimmt. Außerdem wäre es ein weiterer Hinweis darauf, wie unzufrieden viele Leute mit der Euro- und Europa-Politik der Regierung sind.

Dudjän
12.12.2011, 07:14
Passt ja irgendwie ins Thema


http://www.youtube.com/watch?v=A7pKB3i_QAo&feature=youtu.be

gandhi
12.12.2011, 08:15
Gab es den Thread nicht schon in der ersten Runde?

Louis
12.12.2011, 08:46
Gab es den Thread nicht schon in der ersten Runde?

In der ersten Runde ging es um Halloween. :duno :sz

BrainDamage
12.12.2011, 10:34
Louis, daß Du mein D-Mark-Thema aus der Halloween-Runde wieder aufwärmst, ist ja schon ein wenig boring.:zzz Zumal Du aus meinem grandiosen Abschneiden in der Runde (:fft) sehen konntest, daß alle Punkte, die das Thema bieten könnte, schon abgegrast sind, einschließlich der dicken Titten von Tante Angela.;)

Louis
12.12.2011, 10:37
Louis, daß Du mein D-Mark-Thema aus der Halloween-Runde wieder aufwärmst, ist ja schon ein wenig boring.:zzz Zumal Du aus meinem grandiosen Abschneiden in der Runde (:fft) sehen konntest, daß alle Punkte, die das Thema bieten könnte, schon abgegrast sind, einschließlich der dicken Titten von Tante Angela.;)

Hattest du echt das D-Mark-Thema in Runde 1? :duno

Ich kann mich an nix mehr erinnern. :lach Das muss ein verdammt schlechter Thread gewesen sein, dass er mir so komplett aus dem Gedächtnis verschwunden ist. :D ;)

Louis
12.12.2011, 10:51
"KT" Guttenberg will bei seiner ersten öffentlichen politischen Rede seit Rücktritt offenbar zum Thema "Freiheit im Internet" (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,803046,00.html) sprechen.

Schizophrenie oder schlauer Schachzug? :D :gruebel

BrainDamage
12.12.2011, 11:14
Themenwechsel oder schlauer Schachzug?:D

Louis
12.12.2011, 11:21
Themenwechsel oder schlauer Schachzug?:D

:look

Hast du meinen Einleitungsbeitrag gelesen? Das Thema war absichtlich breit angelegt. Ich hab nur ne möglichst kurze, provokante Überschrift gesucht. Dass du in Runde 1 was mit D-Mark gemacht hast, hatte ich in der Tat komplett vergessen, mir so ein Ei ins Nest zu legen hab ich nämlich gar keine Lust. Oder um mit Guttenberg zu sprechen: Wenn ich das absichtlich gemacht hätte, hätte ich es nicht so dämlich gemacht. :D

Im Übrigen interessiert mich das Thema wirklich: Warum entsteht aus all dem Unmut in Deutschland trotzdem keine bürgerlich-konservative Partei? Und sind die ganzen Artikel, die eine solche Partei herbeischreiben, nur Wunschdenken?

Dass es bislang hier keine Resonanz gibt, macht wohl in der Tat deutlich, dass wir den kompletten konservativen Flügel verloren haben, und sich hier nur noch Sozen und Baumdrücker rumtreiben. :sz

Oder vielleicht schreckt auch der Titel "DSSDSS" ab? :look

Ford
12.12.2011, 12:34
Sowas kann ganz schnell die Rückkehr zu nationalen Währungen triggern: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/letten-raeumen-geldautomaten-leer/5947510.html

Ein Twittergerücht führt zum Bankrun. :hmlol

Gordon
12.12.2011, 12:49
MIch interessiert das Thema auch, schließlich ist Deutschland das einzige Land, wo Rechte keine guten Wahlergebnisse einfahren. Daher auch meine These von der geringen gesellschaftlichen Akzeptanz. Man wird halt extrem schnell ins Nazieck gedrängt und dann ist es vorbei. Sarrazin ist doch gefühlt auch ein Böser hier, oder? :gruebel

Louis
12.12.2011, 13:14
Sowas kann ganz schnell die Rückkehr zu nationalen Währungen triggern: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/letten-raeumen-geldautomaten-leer/5947510.html

Ein Twittergerücht führt zum Bankrun. :hmlol

War Lettland nicht eigentlich das Land, das finanziell besser dasteht, als die meisten alteingesessenen Euro-Staaten? :gruebel

Louis
12.12.2011, 13:18
MIch interessiert das Thema auch, schließlich ist Deutschland das einzige Land, wo Rechte keine guten Wahlergebnisse einfahren. Daher auch meine These von der geringen gesellschaftlichen Akzeptanz. Man wird halt extrem schnell ins Nazieck gedrängt und dann ist es vorbei. Sarrazin ist doch gefühlt auch ein Böser hier, oder? :gruebel

Naja, wenn wir mal ganz nüchtern die Nachkriegszeit betrachten, hat ja schon die Union deutlich länger regiert, als die Sozialdemokraten. :sz Man kann der Merkel-Union jetzt vorwerfen, nicht mehr sonderlich konservativ zu sein, aber ob man das auch Adenauer und Kohl vorwerfen kann... :un

Im Übrigen ist das ja gerade auch das Spannende an einer möglichen "Guttenberg-Partei": Dem Mann würde man ja, Kosmopolit und Ami-Freund, der er ist, die Fremdenfeindlichkeit gar nicht abnehmen, selbst wenn er sie verträte.

Was Sarrazin angeht: Mit "hier" meinst du das Forum? Keine Ahnung. :D Seit hier keine großen politischen Schlachten mehr geschlagen werden, weiß ich bei vielen gar nicht genau, wo sie politisch stehen. ;)

BrainDamage
12.12.2011, 13:37
Hamburg ist ja durchaus bekannt für "Parteiexperimente", die aus dem Stand auch in die Regierung kamen. Statt-Partei und Schill-Partei. Keine konnte sich, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, etablieren. Deswegen bin ich bei den Piraten abwartend und bezweifle, daß es bei denen anders läuft. Letztendlich fehlt den Neuen meist der Parteiapparat. So könnte eine neue Partei zwar sicher mit einer Galionsfigur auf ein gutes Ergebnis kommen, ob die sich im Parteienland Deutschland aber ähnlich etablieren könnte wie bspw. Wilders in NL sehe ich aber nicht.

Louis
12.12.2011, 13:54
Hamburg ist ja durchaus bekannt für "Parteiexperimente", die aus dem Stand auch in die Regierung kamen. Statt-Partei und Schill-Partei. Keine konnte sich, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, etablieren. Deswegen bin ich bei den Piraten abwartend und bezweifle, daß es bei denen anders läuft. Letztendlich fehlt den Neuen meist der Parteiapparat. So könnte eine neue Partei zwar sicher mit einer Galionsfigur auf ein gutes Ergebnis kommen, ob die sich im Parteienland Deutschland aber ähnlich etablieren könnte wie bspw. Wilders in NL sehe ich aber nicht.

Ja, klar, es ist eine Sache, sich in einem Stadtstaat zu etablieren (oder noch nicht mal das), und sich national durchzusetzen.

Die Frage ist natürlich: Warum können sich manche Parteien mit Galionsfiguren in anderen Ländern etablieren, und in Deutschland nicht? Siehe auch Jörg Haider. Oder sind die Niederlande und Österreich im Vergleich zu Deutschland dann doch eher "klein genug".

Im Übrigen: Einmal auf ein gutes Ergebnis kommen wäre ja auch schon eine ziemliche politische Sensation, mit der man die Parteienlandschaft hier eventuell umwälzen könnte. Selbst der Erfolg der Piraten hat ja einige der etablierten Parteien aufgerüttelt, und alle legen sich jetzt "Netz-Experten" zu. Warum bildet sich trotzdem keine bürgerliche Partei?

Garfield
12.12.2011, 13:55
Wobei die rechten Parteien im Ausland für gewöhnlich keine neuen Erscheinungen sind, FN (F), FPÖ(Ö), VVD (NL) gibt es fast alle schon seit 50 Jahren oder so.
Und Parteien wie die von Pim Fortuyn erledigen sich für gewöhnlich schnell, der bekam einmal Stimmen aus dem auf Kosten der VVD und das wars dann. Da ging der Niedergang ja schon vor seinem Ableben los. Genau wie bei unserem Schill.

BrainDamage
12.12.2011, 14:02
Die Frage ist natürlich: Warum können sich manche Parteien mit Galionsfiguren in anderen Ländern etablieren, und in Deutschland nicht? Siehe auch Jörg Haider. Oder sind die Niederlande und Österreich im Vergleich zu Deutschland dann doch eher "klein genug".

Vielleicht weil in D Parteien viel stärker im Vordergrund stehen als in anderen Ländern. Und wo es weniger um eine Partei- sondern um eine Personenbindung geht, hat man es mit der richtigen Galionsfigur dann viel einfacher. Immerhin gibt es zahlreiche Staaten, in denen eine Minderheitsregierung regiert, die sich die notwendigen Stimmen im Parlament über die Parteigrenzen hinweg organisiert. In Deutschland gab es das, glaube ich (:look), nur einmal in Sachsen-Anhalt. Genauso gibt es Regierungsformen, in denen der "Bundeskanzler" direkt gewählt wird und er sich die Mehrheit im Parlament auch selbst organisieren muß.

wisthler
12.12.2011, 14:05
Oh oh Louis die Doppelposts werden viele Minuspunkte geben, sowas hast du doch nicht nötig.

Louis
12.12.2011, 14:17
Wobei die rechten Parteien im Ausland für gewöhnlich keine neuen Erscheinungen sind, FN (F), FPÖ(Ö), VVD (NL) gibt es fast alle schon seit 50 Jahren oder so.
Und Parteien wie die von Pim Fortuyn erledigen sich für gewöhnlich schnell, der bekam einmal Stimmen aus dem auf Kosten der VVD und das wars dann. Da ging der Niedergang ja schon vor seinem Ableben los. Genau wie bei unserem Schill.

Ist die FPÖ echt schon so alt? Wusste ich gar nicht... :gruebel


Vielleicht weil in D Parteien viel stärker im Vordergrund stehen als in anderen Ländern. Und wo es weniger um eine Partei- sondern um eine Personenbindung geht, hat man es mit der richtigen Galionsfigur dann viel einfacher. Immerhin gibt es zahlreiche Staaten, in denen eine Minderheitsregierung regiert, die sich die notwendigen Stimmen im Parlament über die Parteigrenzen hinweg organisiert. In Deutschland gab es das, glaube ich (:look), nur einmal in Sachsen-Anhalt. Genauso gibt es Regierungsformen, in denen der "Bundeskanzler" direkt gewählt wird und er sich die Mehrheit im Parlament auch selbst organisieren muß.

Andererseits ist der Aufstieg der Linken ganz eindeutig auch der Galionsfigur Lafontaine zu verdanken. Ohne ihn stünde die Linke heute nicht da, wo sie ist (oder war).

Und das "Phänomen" Guttenberg (vor seinem Sturz) hatte ja auch einzig und allein mit seiner Person zu tun: "Da ist jemand, der macht Politik wieder glaubwürdig! Da ist jemand, der stellt was dar! ... der ist charismatisch und intelligent!" Und so weiter. Wäre schon sehr spannend zu sehen gewesen, wie das ohne den Dissertations-Skandal weitergegangen wäre... :sz

BrainDamage
12.12.2011, 14:31
Die Linken hatten aber im Osten durch die PDS und im Westen durch die SPD-Sprengsel einen "Parteiapparat", auf den sie zurückgreifen konnten. Sie waren quasi die Galeone, auf der Lafontaine (und Gysi) fahren konnten. Das würde bei Neugründungen als solches erstmal fehlen.

Und KT war einerseits ein Phänomen, das wohl - wenn man den Berichten zB des Verteidigungsministeriums glaubt - wenig Substanz hatte. Dann wäre er nicht über die Diss, sondern die Umsetzung der Budeswehrreform gestolpert. Auch jetzt zeigt er ja wenig Gespür für die Situation, da er sich mit seiner di-Lorenzo-Nummer eher selbst in Abseits gestellt hat als seinem Comeback eine Grundlage zu geben.

Louis
12.12.2011, 16:53
Die Linken hatten aber im Osten durch die PDS und im Westen durch die SPD-Sprengsel einen "Parteiapparat", auf den sie zurückgreifen konnten. Sie waren quasi die Galeone, auf der Lafontaine (und Gysi) fahren konnten. Das würde bei Neugründungen als solches erstmal fehlen.

Im Osten, ja. Im Westen... waren die paar ausgetretenen SPD-Leute tatsächlich ein "Parteiapparat"? :gruebel Auf solch eine Anzahl an Leuten hätte man sicherlich auch ohne SPD kommen können. Frage ist höchstens, ob die politische Vorerfahrung in diesem Fall genutzt hat.

Aber selbst das könnte man ja bei einer neuen Partei auch hinbekommen. Neue Partei heißt ja nicht, dass da (wie bei den Piraten) nur bisherige Fachfremde auf die Liste kommen. Man kann ja auch so Leute aus etablierten Parteien anlocken, oder auf kleinere Parteigruppen wie diverse FWG-Listen zurückgreifen.


Auch jetzt zeigt er ja wenig Gespür für die Situation, da er sich mit seiner di-Lorenzo-Nummer eher selbst in Abseits gestellt hat als seinem Comeback eine Grundlage zu geben.

Hat er sich tatsächlich ins Abseits gestellt?

Ich bin mir da gar nicht so sicher. Klar, die Sache ist von den Medien zerrissen worden, und die CSU hat reagiert wie eine beleidigte Leberwurst. Hat er aber wirklich etwas verloren? Sein Buch verkauft sich, und in der Bevölkerung gibt es auch Zustimmung. Wenn überhaupt kann man sagen, dass die Situation genauso ist, wie zu Zeiten seines Rücktritts. Polarisiert eben. Allein die Tatsache, dass sein Buch aber Sondersendungen, Talkshow-Runden und Polittalks wert war, heißt ja eigentlich schon, dass er offenbar noch interessant genug ist. Welcher andere Politiker würde denn mit einer Buchveröffentlichung ein solches Medien-Echo hervorrufen?

Ich glaube, der hat einfach mal seinen Zeh ins Wasser gehalten, und die Temperatur getestet. Hätten die Leute positiv reagiert, hätte er sich weiter vorgewagt. Und es kann mir niemand erzählen, dass die CSU nicht trotzdem erleichtert aufseufzt, wenn er sich wieder für seinen Wahlkreis bewirbt. Warten wir mal die nächste Landtagswahl ab, wenn Ude plötzlich im Land regiert... :sz

Wo wir vom Thema sprechen... :irre

Es ist nicht nur eine Rede gewesen, sondern gleich ein Job draus geworden (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,803162,00.html). :hahm

Und der argumentative Weg zurück wird ihm auch noch geebnet: "Ich brauche Talente, keine Heiligen." Das ist ja genau dieselbe Argumentation, mit der schon Merkel ihn zu halten versucht hat.

Gordon
12.12.2011, 18:25
Was Sarrazin angeht: Mit "hier" meinst du das Forum? Keine Ahnung. :D Seit hier keine großen politischen Schlachten mehr geschlagen werden, weiß ich bei vielen gar nicht genau, wo sie politisch stehen. ;)

Nö, mit "hier" mein ich Deutschland. :D

@FP: die gibt es schon ewig, und rein personenbezogen ist die sicher nicht. Strache ist auch nicht besonders charismatisch, nicht mal intelligent, wie es Haider noch war.

Louis
13.12.2011, 04:54
Nö, mit "hier" mein ich Deutschland. :D

Hatte nicht das Gefühl, dass Sarrazin in Deutschland sonderlich unbeliebt war. Er hat halt polarisiert. :sz


@FP: die gibt es schon ewig, und rein personenbezogen ist die sicher nicht. Strache ist auch nicht besonders charismatisch, nicht mal intelligent, wie es Haider noch war.

Wobei das ja gerade wieder für die Personenthese spricht: Als Haider noch an der Spitze war, stellte sich auch entsprechender Erfolg und (internationale) Aufmerksamkeit ein.

Nebenbei les ich gerade die Ergebnisse eines Soziologen und Konfliktforschers, der angeblich 10 Jahre lang die Deutschen zu den Zuständen im eigenen Land befragt (http://www.sueddeutsche.de/politik/ausgrenzung-von-minderheiten-explosive-situation-als-dauerzustand-1.1233203) hat.

Der Frage "Frauen sollten sich wieder mehr auf die Rolle der Ehefrau und Mutter besinnen" stimmen demnach knapp 20 Prozent im Land zu.

Immerhin 13 Prozent finden: "Juden haben in Deutschland zuviel Einfluss." :irre

30 Prozent sagen: "Durch die vielen Muslime hier fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land."

Und ebenfalls 30 Prozent sind der Meinung: "Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man die in Deutschland lebenden Ausländer wieder in die Heimat zurückschicken."

Der Artikel kritisiert allerdings, dass die Studie mit zu viel Alarmismus vorgetragen wurde, und einige der Zustimmungsraten für diese Antworten in den vergangenen Jahren sogar rückläufig gewesen seien. (2002 glaubten noch 22 Prozent, dass Juden zu viel Einfluss in Deutschland hätten). Konstant sind allerdings die 30 Prozent, die sich als Fremde im eigenen Land fühlen und Ausländer in die Heimat zurückschicken wollen.

Das bedeutet ja eigentlich schon deutliches Potential für eine Partei, oder? :gruebel

Dudjän
13.12.2011, 07:17
...

Das bedeutet ja eigentlich schon deutliches Potential für eine Partei, oder? :gruebel

anscheinend nicht genug und 30% sind soviel bei solchen Umfragen nun auch nicht. Die FDP kommt ja dennoch nicht über die 5% Hürde.

BrainDamage
13.12.2011, 11:54
Louis, bei den Umfragen bestimmt die Frage doch meist die Antwort. Und aus einem Sammelsurium von Fragen und Antworten, gepaart mit Zustimmungsraten, ist noch kein Programm geschrieben.

Ich glaube aber schon, daß sich bei der derzeitigen Entwicklung rechts der CDU/CSU eine Partei entwickeln wird, entweder als Neugründung oder - wahrscheinlicher - als Spin-Off.

Die C-Parteien drängen viel zu sehr in die Mitte und binden den rechten Rand nicht mehr ein wie früher. Um es ein wenig plakativ auszudrücken: die Hessen-CDU findet sich in der deutschen CDU nicht mehr wieder. Und auf 5%+x könnte eine solche Partei mit dem richtigen Programm und den richtigen Leuten durchaus kommen.

JIG
13.12.2011, 16:16
Gutti hat noch Zustimmung im Volk? :look

Louis
13.12.2011, 16:55
Louis, bei den Umfragen bestimmt die Frage doch meist die Antwort.

Das ist korrekt, wobei ich jetzt solchen Erhebungen, die auf rein wissenschaftlicher Basis, ohne irgendwelche marktdrückerischen Umfrage-Hintergründe erstellt werden, schon etwas mehr Seriosität zumesse. Andererseits, ja, wenn die Fragen tatsächlich einfach so gestellt wurden, dann hast du wohl recht. :sz


Ich glaube aber schon, daß sich bei der derzeitigen Entwicklung rechts der CDU/CSU eine Partei entwickeln wird, entweder als Neugründung oder - wahrscheinlicher - als Spin-Off.

Das scheint ja allgemeines Gefühl zu sein schon seit Monaten, und trotzdem tut sich da kaum was. Heute kam jetzt wieder die Meldung, dass sich CDU-interne Kritiker wie Bosbach oder Steinbach im "Berliner Kreis" zusammengeschlossen haben, und damit deutlich erklären, sie wollen die Union von innen reformieren und keine eigene Partei gründen.


Gutti hat noch Zustimmung im Volk? :look

Sein Buch verkauft sich offensichtlich glänzend. :sz

Garfield
13.12.2011, 16:59
Wobei ich jetzt nicht davon ausgehen würde, daß jemand, der Gutti wählen würde, Bücher liest (seine oder irgendwelche andere).

Louis
13.12.2011, 17:02
Wobei ich jetzt nicht davon ausgehen würde, daß jemand, der Gutti wählen würde, Bücher liest (seine oder irgendwelche andere).

Ich glaub, da unterschätzt du Guttenbergs Ausstrahlung dann doch etwas.

Die ZEIT wurde nach dem Interview zwar von empörten Leserbriefen überschwemmt, aber ich glaub schon, dass Guttenberg mehr Fans hat, als nur den bildungsfernen Glotzengucker. Mal ganz abgesehen davon, dass ihm vor einem Jahr ja noch die ganze Republik zu Füßen lag, haufenweise intellektuelle Journalisten inklusive.

JIG
13.12.2011, 17:35
Das war abstossend.

juelZ
13.12.2011, 18:14
Jep, und di Lorenzos Stellungnahme hinterher war kaum überzeugend.

JIG
13.12.2011, 19:33
Ich meinte eher das sabbernde Volk, das vor seiner Kreuzigung ihm immer die Fuesse gewaschen hat. Gegen das Interview an sich habe ich nichts einzuwenden. Es wird mMn deutlich gemacht, was Sache ist.

Louis
13.12.2011, 19:41
Ich fand weniger das Volk suspekt, als die Tatsache, dass wirklich jeder der Meinung schien, der Mann müsste mindestens später mal Kanzler werden, wenn nicht gar US-Präsident oder intergalaktischer Ratsvorsitzender.

Garfield
13.12.2011, 19:48
Ich glaube, die veröffentlichte Meinung wich da ein kleines bisschen von der Realität ab :p.

Gordon
13.12.2011, 19:59
Wobei das ja gerade wieder für die Personenthese spricht: Als Haider noch an der Spitze war, stellte sich auch entsprechender Erfolg und (internationale) Aufmerksamkeit ein.

Die Rechten sind jetzt so stark wie nie unter Haider. Wäre jetzt Wahl, würde Strache wohl Kanzler werden. Das liegt nicht an Strache, sondern an den Inhalten, an der Frustration mit der Politik, und dass sich Rechtsparteien generell von rechts außen immer in Richtung Mitte bewegen, denn die Nazis wählen sie ja sowieso. Das versucht die NPD ja auch, allerdings wird sie wohl zu stark vom Verfassungsschutz gesteuert.

Louis
13.12.2011, 20:08
allerdings wird sie wohl zu stark vom Verfassungsschutz gesteuert.

Glaubst du wirklich, der Verfassungsschutz steuert die NPD? :sz

Wenn ich das richtig sehe, geht es bei der V-Leute-Diskussion ja vor allem darum, dass der Verfassungsschutz halt haufenweise Leute auf seinem Gehaltszettel stehen hat, die er aus dem Kreis da angeworben hat. Das macht die ja nicht zu Verfassungsschutz-Mitarbeitern, die sind ja nach wie vor das, was sie vorher auch waren: Leute aus dem Dunstkreis der Partei. Nur kassieren sie halt Geld dafür, dass sie ihre eigene Partei verpfeifen.

Dass man auf die Aussagen von solchen Leuten nicht sonderlich viel geben kann, liegt ja eigentlich auf der Hand. Offiziell heißt es auch immer, man habe das im Blick, und gleiche deswegen Aussagen von V-Leuten gegeneinander ab, blabla, usw., aber letztlich ist das halt alles ein ziemlich unübersehbarer Sumpf mit allen möglichen Gestalten, die alle ihre eigenen Interessen haben.

Dass da irgendwas gezielt "gesteuert" wird, klingt für mich so, als dichte man dem Verfassungsschutz Fähigkeiten an, die er vermutlich gar nciht besitzt. Die wären froh, wenn sie da irgendwas steuern könnten.

JIG
13.12.2011, 20:22
Der Verfassungschutz haelt die NPD unter 5%? Brauner Grabenkrieg? :p

edit: Nationaler X-Post

Sare
13.12.2011, 21:27
Ich fand weniger das Volk suspekt, als die Tatsache, dass wirklich jeder der Meinung schien, der Mann müsste mindestens später mal Kanzler werden, wenn nicht gar US-Präsident oder intergalaktischer Ratsvorsitzender.

Er macht halt, oberflächlich betrachtet, deutlich mehr her als Merkel, Gabriel & co.

Louis
15.12.2011, 03:07
Jetzt gibt es js sogar doch Gerüchte darüber, dass der FDP-Mitgliederentscheid durchgehen könnte.

Wenn die FDP von ihren Mitgliedern dazu gedrängt wird, in der Euro-Politik eine Kehrtwende zu machen, dann wäre das ja schon die Hülle, in die eine Anti-Euro-Partei künftig hineinschlüpfen könnte.

Ist natürlich die Frage, ob es insgesamt überhaupt genug FDP-Politiker für sowas gibt. :D

Essig
15.12.2011, 19:39
Der Rest kann dann zu den Piraten gehen oder wird Lobbyist :gruebel

Louis
16.12.2011, 10:38
Der Rest kann dann zu den Piraten gehen oder wird Lobbyist :gruebel

Mal ernsthaft:

Man stelle sich vor, in einigen Stunden kommt heraus, dass die Mehrzahl der abgegebenen Stimmen gegen die Euro-Politik ist. Das wäre doch ein Desaster unvergleichlichen Ausmaßes. Es gibt ja offenbar aktuell mehrere Alternativen. Zum einen ist nicht ganz geklärt, ob alle Stimmen zählen, und damit das Quorum erreicht ist. Aber selbst wenn nicht, sind knapp 20.000 Stimmen ja offenbar eine ganze Menge.

Wenn da eine Mehrheit sich gegen den offiziellen Kurs der Partei ausspricht: Was kann die Führung denn da ernsthaft noch machen? Die Parlamentarier können immer noch sagen: Okay, nehmen wir zur Kenntnis, aber wir sind nur unserem Gewissen unterworfen. (Auch wenn man sich damit möglicherweise Komplikationen im Wahlkreis einhandelt). Aber die Partei selbst steht doch dann wirklich kurz vor dem Zerreißen. Entweder ich füge mich, oder ich entscheide gegen eine halb-offizielle Abstimmung meiner Basis.

Und selbst, wenn da jetzt 52 Prozent die Führungsspitze bestätigen, wären das immer noch mehrere tausend, die ganz deutlich den Kurs der Partei eben nicht bestätigen.

Ich glaube, das werden noch ziemlich düstere Tage für die FDP.

Dudjän
18.12.2011, 18:40
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