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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : DSDBLA4: Der kleine Prinz und die Moderne ist doooohoooof :niemals



Jim
12.12.2011, 21:46
Ich rege mich zwar seit Jahren über den kleinen Prinzen auf, hab ihn selbst aber erst Ende Oktober gelesen.
Genauer gesagt: Ich hab mich immer über die Vollidioten aufgeregt, die „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ als Lieblingszitat auf VZ (ja, lang ist´s her :D) haben, aber dann nur stumpfe Dumpfbacken sind.
Das führt uns zu Tillich den kleinen Racker und natürlich zur Kunstphilosophie der Aufklärung & Romantik. :love

Fangen wir mit Paul und seiner Kritik an der Moderne an:
Es ist relativ schwer, dass theologische Blabla da außen vor zu lassen, was vermutlich in eurem Sinne wäre. Schließlich lautet seine Kritik , dass die Moderne stinkt, weil es eine Kluft zwischen Religion und Kultur gibt. Aber unter Religion versteht the T mehr oder weniger das gleiche wie Schleiermacher: Die Erfahrung der Transzendenz. Oder wie es Schleiermacher sagte: „Religion ist Anschauung und Gefühl“. Eben in jener Erfahrung des Jenseitigen, wo halt auch der Sinn begraben ist, liegt das, woraus die Kultur mit aller Schöpfung schöpft. Dummerweise sind sie in der Moderne nun getrennt, weswegen die Kultur sinnlos geworden ist. Da haben wir dann also klassische Kritik an der kalten, kalten grauen technisierten Welt mit dem Menschen als Konsumsklaven. Kritik die ich im übrigen durchaus teile, aber Religion lässt sich da eigentlich ganz einfach aus der Rechnung schneiden. Auftritt: Cunt :laola
Mit seiner Kunstphilophie, die von Schiller ganz wunderbar fortgeführt wurde, haben wir mit ästhetischen Erfahrungen in Form des Schönen und des Erhabenen, die nun auch als transzendentale Erfahrungen zu verstehen sind und in der Argumentation die Religion komplett ersetzen (bzw. einen anderen Begriff vorgeben :fft).

(Und nur mal so am Rande: Damals hatten wir einen Goethe, der Kant gelesen hat. Heute haben wir Twilight :gruebel)


Uuuunnnd das führt uns wiederum zu den Pennern bei VZ und verschärft das Problem noch.
Denn, nicht nur, dass es diese Kluft zwischen Transzendenz und Kultur gibt, jetzt haben wir auch noch Menschen, die sich selbst jenen Transzendenzbezug zuschreiben, ohne ihn zu besitzen.:eek
Daneben wäre noch das „alte“ Problem, dass in Folge dessen, dass Menschen diesen Transzendenzbezug brauchen, um sich existenziell ihrer selbst zu vergegenwärtigen, dadurch, dass sie keinen mehr haben, jedem Blödsinn hinterherrennen. Auch wenn es Kritik an diesem Beispiel gibt, manche Religionswissenschaftler vergleichen ja auch Fussball mit Religion bzw. bezeichnen ihn als Ersatzreligion: Heilige Orte, heilige Rituale, heilige Menschen, etc...

:nana

Gordon
12.12.2011, 21:56
Goethe hat Kant gelesen, aber wieviele Menschen noch? Sicher nicht mehr als heute. :sz Immerhin liest der Rest Twilight, anstatt in der Fabrik arbeiten zu müssen.

Ich sehe nicht, wo sich der angebliche Transzendenzbezug negativ auswirkt. Die Leute sind doch viel kritischer als ohne ihn. Und ist das nicht gut?

Dudjän
12.12.2011, 22:20
Er regt sich doch dsrüber auf das leute glauben sie wären Transzendenten (nennt man sie so, diese Leute :duno) sind es aber in wirklichkeit nicht.
vielleicht raff ich es auch grade nich, kann gut sein :D

Twilight habe ich nie gelesen, kann ich nicht beurteilen.

JIG
12.12.2011, 22:27
Ist Kant ueberhaupt noch aktuell? Ich meine, koennen wir wirklich noch "Sinnvolles" aus seinem Werk herauslesen? Aber sicher lesen heutzutage noch mehr Menschen die Bibel als Kant. Gibt es da ein mehr an Transzendenz und Sinn zu finden?

Gab gerade heute auf Spon ein Interview mit Margot Kaessmann zum Thema Religion als Kulturgut oder so. Eine ihrer Thesen war, weil wir auf Bibelzitaten basierende Sprichworte haben (Zur Salzsaeule erstarren) ist die Bibel Teil der Kultur. Schuster bleib bei deinen Leisten. Ich sage, Bibel=Latschen. Jesus hat Sandslen getragen, also sollten wird das auch. 365/24/7.

JIG
12.12.2011, 22:29
Ach ja, ich bin in Versuchung diesen thread auf Grund des fehlenden DSSDSSS4 nicht zu zaehlen. :jig

Dudjän
12.12.2011, 22:32
Ach ja, ich bin in Versuchung diesen thread auf Grund des fehlenden DSSDSSS4 nicht zu zaehlen. :jig

Gehört wohl zum Thema :fft

Jim
12.12.2011, 22:44
Die Abkürzung des Titel war im Übrigen natürlich nur für die Vorversion vorgesehen und wird umgehend behoben.


Ist Kant ueberhaupt noch aktuell? Ich meine, koennen wir wirklich noch "Sinnvolles" aus seinem Werk herauslesen? Aber sicher lesen heutzutage noch mehr Menschen die Bibel als Kant. Gibt es da ein mehr an Transzendenz und Sinn zu finden?
Wenn´s nur darum geht, ein transzendentaler Gehalt wird ästhetischer Erfahrung auch heute in modernen Schriften zugesprochen. Da würde mich sowieso mal die Wahrnehmung dessen einzelner interessieren :gruebel
Was man wo an Sinn finden mag, wäre wohl unterm Strich dann doch nur subjektiv. Aber wieso sollte Kant nicht mehr aktuell sein? Sowohl Kant als auch Bibel haben ja auch einen dicken Einfluss auf die westliche Kultur hinterlassen, insofern hat die Käßmann ja auch Recht. Wobei ich der eigentlich aus Prinzip widersprechen will.
Aber bei Deinem Birkenstock-Beispiel verwechselst Du Einfluss und direktes Übernehmen.
Jetzt zu Weihnachten zieht es aber doch auch mehr Menschen als sonst in die Kirche.


Goethe hat Kant gelesen, aber wieviele Menschen noch? Sicher nicht mehr als heute. :sz Immerhin liest der Rest Twilight, anstatt in der Fabrik arbeiten zu müssen.

Ich sehe nicht, wo sich der angebliche Transzendenzbezug negativ auswirkt. Die Leute sind doch viel kritischer als ohne ihn. Und ist das nicht gut?
3555
:p

Garfield
12.12.2011, 23:23
Gibts hier noch Bilder :look?

weasel
13.12.2011, 01:13
Ist Kant ueberhaupt noch aktuell?

Bourdieu würde wahrscheinlich antworten "Jein!". Denn in der Analyse der Konsumkultur wird die Kategorie des Schönen dekonstruiert, um deren Funktionsweise zu erklären. It is "the ability to apply the principles of a 'pure' aesthetic to the most everyday choices of everyday life" (Bourdieu, 5) that is important to analyze taste. Die Kategorie des Schönen wird lediglich benutzt, um gewisse Vorstellungen von Geschmack als moralisch überlegen zu inszenieren. Hat in diesem Zusammenhang nicht mehr viel mit Transzendenz zu tun...

und jim... fight club? wirklich? :D

Lenina
13.12.2011, 01:23
Du kannst den Menschen doch nicht einfach einen fehlenden Transzendenzbezug attestieren. :un Ich vermute, die meisten haben irgendwann in ihrem Leben mal transzendentale Erlebnisse, auch wenn die meisten das vielleicht nicht so einordnen würden. Und das ist im Grunde ja genau die kant'sche Lösung für den ganzen Mist. Also: jeder hat transzendentale Erfahrungen -> Kultur kann immer noch erfahren werden -> es gibt keine Kluft zwischen Transzendenz und Kultur -> es gibt kein Problem. Oder übersehe ich es einfach nur? :look

Ich verstehe zwar, was du wohl sagen willst, solche Gedanken kommen mir nämlich immer, wenn ich mir die Leute in der U-Bahn anschaue, weil ich kein Buch dabei hab. :D Klar sehen die alle aus wie hirnlose Konsumsklaven, von denen man sich wünschen würde, dass sie doch bitte endlich begreifen sollen; das Problem daran ist nur, dass mich alle anderen wahrscheinlich genauso ansehen. :fft

Ergo: Du siehst Probleme, wo es keine gibt, und Der kleine Prinz ist supidupitoll. :nie

Gordon
13.12.2011, 01:28
Ich verstehe zwar, was du wohl sagen willst, solche Gedanken kommen mir nämlich immer, wenn ich mir die Leute in der U-Bahn anschaue, weil ich kein Buch dabei hab. :D Klar sehen die alle aus wie hirnlose Konsumsklaven, von denen man sich wünschen würde, dass sie doch bitte endlich begreifen sollen; das Problem daran ist nur, dass mich alle anderen wahrscheinlich genauso ansehen. :fft

3556

Lenina
13.12.2011, 01:29
An den hab ich eben sogar noch gedacht, war aber zu faul, ihn rauszusuchen. :D :kuss

Jim
13.12.2011, 09:14
@weasel
Mit Bourdieu wollte ich mich eh noch beschäftigen :fft
Aber ich wollte hier ja ästhetische Erfahrungen nehmen, weil es das Moralische erstmal ausklammert.
Aber bei Bourdieu wäre dann die Frage, wie ästhetische Erfahrungen zu Stande kommen. Das wesentlich hier bei Kant und Konsorten wäre doch gerade die Trennung zwischen dem Schönen (und Erhabenen) vom Angenehmen. Ersteres wäre ja gerade deswegen eine ästhetische Erfahrungen, weil ich im Gegensatz zum Angenehmen eben auch das Transzendentale berührt. Das selbstherrliche Überbewerten der eigenen Erfahrung und Abgrenzung zum anderen mag ja sicher kritisch sein, alle Erfahrung gleich zu machen, funktioniert aber auf erkenntnistheoretischer Ebene nicht mehr.

Fight Club bot sich gerade an, weil das Bild gerade bei 9gag.com im anderen Tab war. :D
Lässt sich aber ja auch als ästhetische Kritik an der Moderne deuten.

@Lenina

Also: jeder hat transzendentale Erfahrungen -> Kultur kann immer noch erfahren werden -> es gibt keine Kluft zwischen Transzendenz und Kultur -> es gibt kein Problem. Oder übersehe ich es einfach nur? :look
Kultur hat man ja so oder so, da hast Du bei "Kultur kann immer noch erfahren werden" einen Verdreher.
Dein Modell hat da den gleichen Fehler wie das Problem bei Tillichs Original, ihr setzt da einzelne Erfahrungen absolut. :duck
Im Alltag sähe es ja eher so aus, dass der Kulturproduzent, da, wo sein produzierte Gut von vorhergehenden transz. Erfahrungen inspiriert ist, sinnvolle Kultur schafft und bei Mangel an Inspiration eben sinnlose Kultur schafft - was so auch von der Gesellschaft aufgenommen wird.
Genauso hätte man den "Kulturaufnehmer", der vielleicht etwas transzendental inspiriertes nicht ästhetisch erfahren kann, weil ihm diesbezüglich der Sinn für fehlt (auf das einzelne Kulturgut bezogen). Oder sogesehen eben noch schlimmer: Der "Kulturaufnehmer", der etwas als sinnvoll begreift, was gar keinen Sinn hat (Vergötzung quasi) oder etwas sinnvolles als sinnvoll begreift, ohne den Sinn wirklich zu erfahren. :D

Ich würde grundsätzlich sagen, dass das alles hier, wenn überhaupt, dann eh nur bedeutsam (oder schlüssig^^) wäre, wenn man der Transzendenz da eine entsprechend starke Bedeutung beimessen würde.
Da scheint mir nicht ohne Existenzialismus zu funktionieren. Also, wenn Transzendenz nicht auch das Innerste des Menschen betrifft, dann ist das alles eh nur Geblubber.
Aber wenn das nur Geblubber ist, dann stellt sich auch umgekehrt die Frage, nach dem Sein des Menschen (mit eher depressiven Antworten) und eben nach Transzendenz und Ästhetik überhaupt.


Ich verstehe zwar, was du wohl sagen willst, solche Gedanken kommen mir nämlich immer, wenn ich mir die Leute in der U-Bahn anschaue, weil ich kein Buch dabei hab. :D Klar sehen die alle aus wie hirnlose Konsumsklaven, von denen man sich wünschen würde, dass sie doch bitte endlich begreifen sollen; das Problem daran ist nur, dass mich alle anderen wahrscheinlich genauso ansehen. :fft
Solange man das berücksichtig, sollte man das ja auch sagen dürfen. Kritisch finde ich es nur, wenn man sich selbst ausklammert. ;) Außerdem war die Formulierung bei Tillichs Kritik ja auf seine Kritik bezogen, er hat ja damals damit auch was angestoßen, Adorno war z.B. einer seiner Schüler.
Da hatte Religion sogesehen nochmal richtig Einfluss auf die Kultur :duck

Und wieso ist denn der kleine Prinz supidupitoll? Das wäre ja die gleiche Frage auf ein Beispiel bezogen.
Ist der kleine Prinz vielleicht supidupitoller als im Fernsehen zu sehen, wie sich Deppen bei RTL 2 bloßstellen? :gruebel

gubbel
13.12.2011, 10:18
3556

:love

weasel
13.12.2011, 11:01
jim, mach das mal mit dem bourdieu. :) der ist wirklich gut. auch wenn der selbst schon nicht mehr allzu aktuell ist, bzw. eher in die richtung "alter" hut geht finde ich es dennoch eine reizvolle theorie der distinktion, die er da erstellt hat. letztendlich geht es nämlich viel weniger um "dekonstruktion" als die reintegration von "high culture" und "popular culture". und die theorie, daß das ästhetische doch letztendlich häufig mit moralischen ansprüchen vermischt ist. transzendenz ist da einfach auch wenig problematisiert bzw. oft ausgeklammert. grundsätzlich finde ich es ganz angenehm, daß bourdieu überhaupt noch mit "erfahrung" im sinne von "erfahrung der realität" arbeitet. kann man bei derrida und lyotard ja quasi vergessen. alles ist sprache, blablabla, linguistik turn, deconstruction. hat alles seine berechtigung, bis zu einem gewissen grad. ich persönlich halte die (subjektive) erfahrung der realität (und des angenehmen) einfach für einen zentralen teil des daseins und glaube nicht, daß man sie vom "schönen und erhabenen" 'trennen' kann.

ich spreche da eher dem pragmatism zu. give me c.s. peirce and william james. :D

fight club ist einfach nur so ein trigger ding, weil es in meiner diss vorkommt :fft unds mich der rein existentialistischen lesart zumindest partiell verweigere. :D

Jim
13.12.2011, 18:56
Wenn ich sage, ich will mich mal mit was beschäftigen liegt die Betonung auf die Zukunft :fft
Ich bin da zu sehr ontologisch geprägt, als dass ich mich großartig für soziologische Modelle begeistern kann. Bourdieu wird von einigen Dozenten stark gemacht, darum interessiere ich mich da eher für Friedensethische Positionen bei ihn, nicht so sehr für seine Kulturanalyse. Wobei zumindest sein Erfahrungsbegriff annähernd sympathisch klingt, von Derrida und Konsorten halte ich dann auch nichts...von Peirce aber nicht. :fft

Es geht aber auch nicht um eine "Trennung" vom Schönen & Erhabenen von der Realität. Wenn es eigenständige Kategorien neben dem Angenehmen sind, dann sind sie halt schlicht anderen Ursprungs, eben transzendental oder das Produkt menschlicher Einbildung in Form von Pseudotranszendenz, und nicht mit dem Angenehmen zu verwechseln, wobei sie auch ihren Platz in der Realität haben.
ädit: Ganz runtergebrochen lautet da doch erstmal nur die Frage, wieso einen manches berührt und manches nicht.


ädit:
Wieso schreibt man eigentlich über Fight Club? :eek

Lenina
13.12.2011, 19:37
Kultur hat man ja so oder so, da hast Du bei "Kultur kann immer noch erfahren werden" einen Verdreher.
Naja, dann mach daraus halt "Kultur kann immer noch sinnvoll erfahren werden" oder "Kultur an sich ist immer noch sinnvoll". :O


Dein Modell hat da den gleichen Fehler wie das Problem bei Tillichs Original, ihr setzt da einzelne Erfahrungen absolut. :duck
Warum auch nicht? Viel wichtiger als die Transzendenzerfahrung an sich ist doch die Fähigkeit zu Transzendenzerfahrungen, würd ich meinen. Ist das einmal gegeben, ist doch alles schick. :sz


Im Alltag sähe es ja eher so aus, dass der Kulturproduzent, da, wo sein produzierte Gut von vorhergehenden transz. Erfahrungen inspiriert ist, sinnvolle Kultur schafft und bei Mangel an Inspiration eben sinnlose Kultur schafft - was so auch von der Gesellschaft aufgenommen wird.
Klar. Fraglich nur, ob der Schaffensprozess überhaupt ohne Transzendenz, oder hier wohl wirklich besser Inspiration, funktioniert. Ich würde ja fast behaupten, nein.


Genauso hätte man den "Kulturaufnehmer", der vielleicht etwas transzendental inspiriertes nicht ästhetisch erfahren kann, weil ihm diesbezüglich der Sinn für fehlt (auf das einzelne Kulturgut bezogen). Oder sogesehen eben noch schlimmer: Der "Kulturaufnehmer", der etwas als sinnvoll begreift, was gar keinen Sinn hat (Vergötzung quasi) oder etwas sinnvolles als sinnvoll begreift, ohne den Sinn wirklich zu erfahren. :D
Ersteres mag vorkommen, ist aber auch nicht schlimm, da es heutzutage ja eine breite Palette von Kulturgütern gibt, aus denen man wählen kann. Zweiteres Problem stellt sich mMn nicht, s.o., bzw. ist eine ziemliche Anmaßung, die ich so ebenfalls nicht unterschreiben würde. :p
Und überhaupt ist "Sinn" hier ein unglücklicher Begriff, imho.


Ich würde grundsätzlich sagen, dass das alles hier, wenn überhaupt, dann eh nur bedeutsam (oder schlüssig^^) wäre, wenn man der Transzendenz da eine entsprechend starke Bedeutung beimessen würde.
Da scheint mir nicht ohne Existenzialismus zu funktionieren. Also, wenn Transzendenz nicht auch das Innerste des Menschen betrifft, dann ist das alles eh nur Geblubber.
Aber wenn das nur Geblubber ist, dann stellt sich auch umgekehrt die Frage, nach dem Sein des Menschen (mit eher depressiven Antworten) und eben nach Transzendenz und Ästhetik überhaupt.
Was heißt schon stark? Allumfassend und grundlegend, klar. Und da in meinem Verständnis von Transzendenz das Innerste des Menschen immer betroffen ist, gibt's auch kein Geblubber. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst. :look:


Und wieso ist denn der kleine Prinz supidupitoll? Das wäre ja die gleiche Frage auf ein Beispiel bezogen.
Ist der kleine Prinz vielleicht supidupitoller als im Fernsehen zu sehen, wie sich Deppen bei RTL 2 bloßstellen? :gruebel
Weil Der kleine Prinz magisch ist, und mir für Scripted Reality der Sinn fehlt. :p

Jim
13.12.2011, 21:18
Hmm, ästhetische Erfahrung als solche wäre wohl doch ein besseres Thema gewesen :gruebel



Naja, dann mach daraus halt "Kultur kann immer noch sinnvoll erfahren werden" oder "Kultur an sich ist immer noch sinnvoll". :O
Ich war mir nicht ganz sicher, ob es nicht Absicht war. :D

Zur Transzendenz und etwas zusammengefasst, sorry, die liebe Zeit mal wieder:
Nein, ich finde die "Befähigung" zur transzendentalen Erfahrung allein, ist nicht ausreichend. Da fehlt dann einfach das entscheidende, eben auch der Gebrauch davon, also das erfahren an sich.
Du schreibst ja auch am Schluss, dass das Innerste des Menschen bei Transzendenz immer betroffen ist, also geht es doch auch eigentlich um das erfahren. Oder nicht?
Vorsichtshalber: Das Geblubber bezog sich nicht auf Dich oder sonstwen hier, sondern auf die breite wissenschaftliche Diskussion :D
Und ja, ich seh das auch so.


Zweiteres Problem stellt sich mMn nicht, s.o., bzw. ist eine ziemliche Anmaßung, die ich so ebenfalls nicht unterschreiben würde. :p
Und überhaupt ist "Sinn" hier ein unglücklicher Begriff, imho.
Wieso? Erstens, wieso sollte das eine ziemliche Anmaßung und auch kein Problem sein? Denk z.B. an Personenkulte, etwa bei einem Star. Das wäre noch eher harmlos, könnte sich aber auch zum Problem entwickeln und naja..sonderlich anmaßend find ich das Urteil da dann auch nicht.^^
Und wieso sollte Sinn nicht passen?


Weil Der kleine Prinz magisch ist, und mir für Scripted Reality der Sinn fehlt. :p

Versteh ich nicht.
Aber müsstest Du nicht eh sagen: "Ich persönlich halte für mich den kleinen Prinz für supidupitoll." ;)

Lenina
13.12.2011, 23:49
Nein, ich finde die "Befähigung" zur transzendentalen Erfahrung allein, ist nicht ausreichend. Da fehlt dann einfach das entscheidende, eben auch der Gebrauch davon, also das erfahren an sich.
Du schreibst ja auch am Schluss, dass das Innerste des Menschen bei Transzendenz immer betroffen ist, also geht es doch auch eigentlich um das erfahren. Oder nicht?
Natürlich geht es auch um die Erfahrung. Aaaaber ich denke eben, dass im Zweifelsfall die einmalige Erfahrung vollkommen ausreichend ist. Davon zehrt man ja auch bzw. es prägt einen. Daneben ist es ja auch nichts, wovon man "Gebrauch machen könnte", das ist doch immer ein von etwas externem angestoßenes Ereignis.


Vorsichtshalber: Das Geblubber bezog sich nicht auf Dich oder sonstwen hier, sondern auf die breite wissenschaftliche Diskussion :D
Keine Bange, das hab ich nicht falsch verstanden. :D


Wieso? Erstens, wieso sollte das eine ziemliche Anmaßung und auch kein Problem sein? Denk z.B. an Personenkulte, etwa bei einem Star. Das wäre noch eher harmlos, könnte sich aber auch zum Problem entwickeln und naja..sonderlich anmaßend find ich das Urteil da dann auch nicht.^^
Und wieso sollte Sinn nicht passen?
In meiner Denke gibt es ja keine sinnbefreite Kultur, da der Schaffensprozess selbst schon Transzendenzerfahrung/Inspiration voraussetzt/beinhaltet. Dementsprechend kann auch niemand dort einen Sinn reinreden, wo keiner ist, weil überall einer ist. Und ob das Beispiel der Personenkulte hier passt... :gruebel Wahrscheinlich schon, wenn man die eigene Person zu einem Kunstobjekt hochstilisiert, und dann ist das doch genauso angemessen, wie ein gutes Buch oder ein schönes Stück Musik wirklich zu lieben. :sz Und Anmaßung, weil es ein wenig vermessen klingt, zu denken, dass nicht jeder erkannte Sinn der richtige sein kann. :p

Und Sinn gefällt mir nicht, weil das irgendwie einen logisch nachvollziehbaren Zweck impliziert. Inspriration find ich an dieser Stelle wirklich passender. Das ist aber auch nur Erbsenzählerei (wobei, darauf stehst du ja :gruebel) und nicht weiter wichtig, so lange wir uns verstehen.


Versteh ich nicht.
Aber müsstest Du nicht eh sagen: "Ich persönlich halte für mich den kleinen Prinz für supidupitoll." ;)
War 'ne Anspielung auf irgendwas, was du vorher mal gesagt hattest, ist aber auch nicht so wichtig. Und ja, natürlich ist das nur eine subjektive Wahrnehmung; eigentlich setze ich bei meinen Gesprächspartnern ja voraus, dass sie wissen, dass solche Aussagen auch von mir nicht absolut getroffen werden können. :nie :p

Ford
14.12.2011, 00:38
Bourdieu würde wahrscheinlich antworten "Jein!".
Soziologin? :un

weasel
14.12.2011, 11:48
ädit: Wieso schreibt man eigentlich über Fight Club? :eek

weil man es kann?! :D nee, ist nur ein teil in der diss, aber zu palahniuk gibts einfach nicht viel und was es gibt ist meiner auffassung nach größtenteils müll. z.b. eine komplette ausgabe einer wissenschaftlichen zeitschrift mit existentialistischen deutungen des buchs. (das buch hat übrigens ein anderes ende als der film...) meiner meinung nach hat palahniuk die einfach schön bei den eiern, weil da jedes wort für bare münze genommen wird... die armen sartre fans.



In meiner Denke gibt es ja keine sinnbefreite Kultur, da der Schaffensprozess selbst schon Transzendenzerfahrung/Inspiration voraussetzt/beinhaltet.
....
Und Sinn gefällt mir nicht, weil das irgendwie einen logisch nachvollziehbaren Zweck impliziert.


würde ich ähnlich sehen wie lenina. sinn beinhaltet außerdem auch implizit eine wertung. war vllt, nicht so gemeint, ist in meinem verständnis der gegenüberstellung 'sinnvoll' und 'sinnlos' aber so. im sinne von 'etwas das sinnlos ist, braucht keiner.' und da wäre ich bei der "bewertung" von kultur doch eher vorsichtig. ich würde übrigens auch von inspiration reden :D

@kronic: nee, literaturwissenschaftlerin und historikerin :fft

zum thema personenkult und transzendenz fiel mir ja spontan was aus dem amerikanischen transzendentalismus ein. lol

song of myself

I CELEBRATE myself, and sing myself,
And what I assume you shall assume,
For every atom belonging to me as good belongs to you.

I loafe and invite my soul,
I lean and loafe at my ease observing a spear of summer grass.

My tongue, every atom of my blood, form'd from this soil, this air,
Born here of parents born here from parents the same, and their
parents the same,
I, now thirty-seven years old in perfect health begin,
Hoping to cease not till death.

Creeds and schools in abeyance,
Retiring back a while sufficed at what they are, but never forgotten,
I harbor for good or bad, I permit to speak at every hazard,
Nature without check with original energy.

(walt whitman)

Ford
14.12.2011, 13:36
@kronic: nee, literaturwissenschaftlerin und historikerin :fft
Gut, dann hab ich Dich wieder lieb. :D

weasel
14.12.2011, 15:10
:uff glück gehabt :)

JIG
14.12.2011, 17:57
Nur weil du damit naeher an kronics persoenlichem Leiden bist, wirds dadurch noch lange nicht besser fuer den Rest. Historikerin...wirklich? Was fuer eine Zeitverschwendung.

wisthler
14.12.2011, 18:05
Taxifahrer braucht man immer. :sz

weasel
14.12.2011, 18:06
wenn die zeitverschwedung bezahlt wird ist doch alles gut :doris

Ford
14.12.2011, 18:14
Nur weil du damit naeher an kronics persoenlichem Leiden bist, wirds dadurch noch lange nicht besser fuer den Rest. Historikerin...wirklich? Was fuer eine Zeitverschwendung.
Blablabla. Finde Du erst einmal was, was den Alzheimerpatienten hilft. :jig

slowcar
14.12.2011, 18:16
Historikerin...wirklich? Was fuer eine Zeitverschwendung.
Und ausgerechnet hier, auf der Intellektuellenspielwiese, kommst Du mal wieder mit so einer pseudoproletarischen Haltung daher?
Die "Alle Geisteswissenschaftler sind Schmarotzer"-Debatte hatten wir doch schon öfters, und es wird wohl immer Menschen geben denen Dinge, die sie nicht anfassen können, egal sind.
Aber ausgerechnet bei Historikern ansetzen?
Die immer gleichen Fehler zu wiederholen finde ich nicht wünschenswert, und wenn man sich die Fehlleistungen des menschlichen Gehirns, inklusive der Erinnerung, ansieht, ist Wissenschaft in diesem Bereich ziemlich nötig.

Jim
14.12.2011, 18:21
Jetzt wissen wir wenigstens, woher deine Meinung stammt :snicker

Sare
14.12.2011, 18:44
:D

JIG
14.12.2011, 18:58
Jetzt waere es noch hilfreich zu wissen, auf wessen Seite ich bei der Geisteswissenschaftler-sind-Schmarotzer-Debatte bisher immer stand. :snicker

Jim
14.12.2011, 19:01
Natürlich geht es auch um die Erfahrung. Aaaaber ich denke eben, dass im Zweifelsfall die einmalige Erfahrung vollkommen ausreichend ist. Davon zehrt man ja auch bzw. es prägt einen. Daneben ist es ja auch nichts, wovon man "Gebrauch machen könnte", das ist doch immer ein von etwas externem angestoßenes Ereignis.
Ich würd Dir ja bei allem zustimmen, aber ob da einmal eine Erfahrung reicht..keine Ahnung. :sz


Und Sinn gefällt mir nicht, weil das irgendwie einen logisch nachvollziehbaren Zweck impliziert. Inspriration find ich an dieser Stelle wirklich passender. Das ist aber auch nur Erbsenzählerei (wobei, darauf stehst du ja :gruebel) und nicht weiter wichtig, so lange wir uns verstehen.


würde ich ähnlich sehen wie lenina. sinn beinhaltet außerdem auch implizit eine wertung. war vllt, nicht so gemeint, ist in meinem verständnis der gegenüberstellung 'sinnvoll' und 'sinnlos' aber so. im sinne von 'etwas das sinnlos ist, braucht keiner.' und da wäre ich bei der "bewertung" von kultur doch eher vorsichtig. ich würde übrigens auch von inspiration reden :D

Das war dann schlicht ein Missverständnis. Ich habe keine Ahnung, was genau Tillich unter Sinn versteht, ich glaube, er selbst wusste das auch nicht so genau :fft
Aber ich zumindest meine da was ganz anderes. :D
Für mich bedeutet Sinn schlicht der transzendentale Hintergrund. Das ist an für sich nicht wertend gemeint.
Das Schöne & Erhabene in Abgrenzung zum Angenehmen sind einfach ganz andere Kategorien. Das Angenehme ist halt rein weltlich und deswegen sinnlos. Meine hochverehrte Fertigpizza ist ja auch "nur" angenehm, als solches sinnlos oder bedeutunglos, erfüllt aber einen Zweck, im Bereich des Angenehmen erfüllt sie ihn sogar sehr gut. Würde ich anfangen zur Pizza zu beten, dann wäre das der Bereich wo etwas Sinnloses Sinn zugeschrieben wird, da wäre meine Kritik zu verorten. Sofern ich da werten würde, dann innerhalb der jeweiligen Kategorien und da wäre es dann natürlich auch nur ein subjektives Geschmacksurteil.
Darum finde ich da den Ausdruck Inspiration gar nicht so gut.
Sinn hat für mich aber eben auch nichts mit Zweck zu tun, im Gegenteil, ästhetische Erfahrung ist ja zweck- und funktionslos.
Ich glaube, wir haben da teilweise dann auch etwas aneinander vorbei geredet.
Nochmal zu Sinn und mein Lieblingscomic:
Hier sehen wir Handeln, dem ich Sinn beimessen würde, Zweck oder Funktion wären dabei latte.
3581


..wobei ich eh entsetzt bin, hier tut man sich schwer damit, ein Thema zu finden, versucht´s am Ende mit einer etwas obskurren Mischung und These und im Civforum wird auf 20 Seiten darüber gestritten, ob Harry Potter oder HdR der bessere Dreck ist. :niemals


weil man es kann?! :D nee, ist nur ein teil in der diss, aber zu palahniuk gibts einfach nicht viel und was es gibt ist meiner auffassung nach größtenteils müll. z.b. eine komplette ausgabe einer wissenschaftlichen zeitschrift mit existentialistischen deutungen des buchs. (das buch hat übrigens ein anderes ende als der film...) meiner meinung nach hat palahniuk die einfach schön bei den eiern, weil da jedes wort für bare münze genommen wird... die armen sartre fans.

Ich fürchte, Du bist da zu nerdig für mich. :schaem
Fight Club kenn ich nur als Film und soooo toll finde ich den nichtmal.

weasel
14.12.2011, 19:17
jetzt ist mein post gerade verschwunden (scheiß internetz) und ich antworte morgen :D aber ich bin zu nerdig für dich, yeah! :dacapo

ps. ich finde fight club auch nicht sooooo toll. sonst könnte ich nicht gut drüber schreiben fürchte ich. ^^

tankovaya
15.12.2011, 14:19
Fight Club ist ein geiler Film. Ansonsten handelt es sich hier eindeutig um den interläcksten Thread. Das merkt man schon daran, dass ich so wenig poste.

MΞSSIΛS
23.12.2011, 02:23
Fight Club ist genial, aber fuer einige wahrscheinlich schon wieder zu populaer. Dennoch bin ich stolz, dass Sartre bisher nur leicht angeschnitten wurde. :uff