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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Saphirs elf Schatzln. Eine Saison Kickers Offenbach



Saphir
27.07.2012, 13:49
6359

Hallo, Leute.

Die neue Saison steht an, ich bin künstlerisch nicht eingespannt, eine Dauerkarte liegt drückend in meiner Geldbörse und ich bin frisch geoutet, da kam mir die Idee: Wie wäre es, wenn ich all diese Umstände nutze, um einen Blog zu schreiben, in dem ich den Verein für ein Jahr begleite? Spielberichte, Erwartungen, Erfahrungen, Persönliches... alles aus einer Perspektive, aber vielleicht auch für andere interessant?
Gehen wir es also an. Ich weiß zwar nicht, wie es endet, aber ich habe einen Beginn.

In dem Sinne, auf eine schöne Zeit.
Christian / Saphir

wisthler
27.07.2012, 14:12
Solange Ihr gegen den KSC verliert, lese ich sehr gerne mit. :D

Saphir
27.07.2012, 14:30
Au weh, denke ich mir, kaum dass ich meinen Beitrag absendete. "Frankfurt" steht in meinem Wohnort, "blau schimmernd" darüber und das Avatarbildchen... wie schaffe ich es nur, euch zu überzeugen, dass ich es nicht mit dem Bornheimer Hang, sondern dem Bieberer Berg halte und dass an dem Wochenende die fremde Stadt nicht Bonn (zu Animagic), sondern Stuttgart heißt?
Dass ich mich als Kind für Fußball interessierte, ist wohl nicht verwunderlich, dass ich auch zwei Jahre im ehrenwerten TSV Heusenstamm spielte (als so eine Art Pandora), habe ich schon bei Booky erwähnt. Die WM 1990 hatte ich gerade verpasst, mein Verein war damals Hamburg (ich weiß nicht mehr, warum), ehe die mir zu schlecht wurden und ich zu Dortmund wechselte. Ich feierte Meisterschaften... und ließ dann meine Liebe zu dem Verein mit meinem Interesse für Fußball verblassen, auch wenn noch lange Zeit in meinem Bett ein BSB-Kopfkissen lag. Kickers Offenbach war mir damals nicht einmal ein Begriff, die krebsten zu dieser Zeit in der dritten und vierten Liga herum.
Jahre vergingen, dann zog es mich zum Studieren nach Erlangen und in eine Männer-WG. Lange Zeit hörte ich interessiert zu, ob denn Nürnberg, Fürth oder München die beste Mannschaft stellt und warum die jeweils anderen geringzuschätzen wären, dann wurde es mir wichtig, selbst eine Flagge zu tragen. Eine Suche nach einem Verein, das ist eine Suche nach den Wurzeln, also ließ ich meine Kindheitserinnerungen fallen... Dortmund, was hatte ich mit Dortmund zu schaffen? Ein- oder zweimal bei einer Rollenspielcon dagewesen zu sein lässt einen ja nicht sagen, Stadt und Menschen zu kennen.
Meine Prioritäten sahen wohl so aus:
a.) Ich bin Hesse. Mein Verein kann nur ein hessischer sein.
b.) Tradition ist mir wichtig. Geschichte und Geschichten bilden die Seele.
c.) Erfolg ist mir nicht wichtig. Ich wurde schon als Kind Meister, das reicht mir.
d.) Im sichtbaren Bereich sollte er sich auch befinden, aber das ist für mich mit Liga 3 gegeben.

Ihr seht, es bleibt nicht viel. Die Eintracht mochte ich schon als Kind nicht und mit ihren Fans sammelte ich schlechte Erfahrungen. Heusenstamm mag zwar, obgleich an Offenbach angrenzend, ziemliches Eintracht-Land sein, aber... nein. Zumal bin ich Randgruppen-Angehöriger und fühle mich in den Nischen einfach wohler als im Mainstream, woraus diese auch bestehen mögen.

Ihr seht, für mich ist es eine recht frische Liebe, jetzt seit... vier Jahren? Fünf? Ich gestehe, ich weiß es selbst nicht mehr. Auch wenn das verflixte siebte Jahr noch vor mir liegt und ich sicher nicht alles gutheiße, was geschieht, fühle ich mich doch ganz wohl. Seitdem ich auch wieder vor Ort bin, wurde die Bindung freilich stärker, und wenn das Stadion in Fahrradreichweite liegt, kann ich auch vorbeifahren, wenn ich Zeit habe, was in der letzten Saison vielleicht bei jedem dritten Heimspiel passierte. So erlebte ich zitternd das 8:7 im Elfmeterschießen des Hessenpokals gegen Darmstadt, so schämte ich mich für das klägliche 0:1 gegen Chemnitz, bei dem wegen Fan-Fehlverhalten der Spielabbruch drohte. Nun wird alles noch mehr werden, dadurch fühle ich mich mit Dauerkarte ja fast schon verpflichtet, und das heißt... ja, ihr merkt es: Ich leite langsam über.

Saphir
27.07.2012, 14:31
Solange Ihr gegen den KSC verliert, lese ich sehr gerne mit. :D

Auf ersteres hoffe ich nicht, auf zweiteres hatte ich gehofft. :p

Spaceman
27.07.2012, 14:39
...auf zweiteres hatte ich gehofft. :p

Wenn#s davon abhängt, dass der KSC den Ball ins Tor bekommt, wohl vergebens... :(

lowcut
27.07.2012, 14:39
Ein Kickers Fan ... :D

Ich werde deinen Blog aufmerksam verfolgen. :)

Saphir
27.07.2012, 15:00
Über Kickers Offenbach gibt es eigentlich nur drei Sachen zu wissen:
a.) In der Vergangenheit gab es einige (zumindest Achtungs-)Erfolge wie eine doppelte Vizemeisterschaft in den Fünfzigern und der Gewinn des DFB-Pokals 1970/71.
b.) Es gibt da eine Fan-Freundschaft mit Bayer Leverkusen...
c.) ... und eine Gegnerschaft zu Eintracht Frankfurt (wie auch Rivalitäten zu so ziemlich allen anderen Mannschaften der Umgebung).
Drei Dinge, die dem Verein eine Seele geben sollen und die eifrig gepflegt werden, um nicht zu einem durchschnittlichen Drittligisten zu werden, auch wenn dies faktisch schon eintrat: Wenige Monate nach meiner Geburt zum letzten Mal aus der ersten Liga abgestiegen und der dritten seit ihrer Gründung angehörend, möchte man diese schnellstmöglich nach oben verlassen, sammelt aber 7. Plätze (nur letzte Saison gab's mal einen achten) und wird in dieser Saison außerhalb des eigenen Kreises auch von niemandem als potentieller Aufsteiger gesehen. Finanzielle Probleme, besonders durch das vor zwei Wochen eingeweihte neue Stadion hervorgerufen, und ein schwieriges Umfeld (momentan sich in Machtkämpfen in der Vereinsführung äußernd... ach) sorgen nun einmal nicht für optimale Bedingungen.

Vorletzte Saison wollte man rauf. Man investierte in einen zweitligareifen Kader (darunter der nun in Frankfurt kickende Olivier Occean), legte eine phänomenale Hinrunde hin (und sie war wirklich beeindruckend. Zum Teil saß ich im Stadion und dachte mir: "Gut, so würden sie auch in der zweiten Liga nicht um den Abstieg spielen.") und warf Dortmund aus dem Pokal (leider ohne mich. Für mich gab es keine Karte), nur um dann in der Rückrunde kolossal einzubrechen. Der Druck lähmte die Spieler, Trainerwechsel bewirkten nichts und wer am Ende rennen konnte, der rannte. Der Verkauf von Berger und Occean brachte wenigstens etwas Geld in die Kassen.
Letzte Saison sollte alles ruhiger zugehen. Man verpflichtete Regionalliga- statt Zweitligaspieler, baute an Mannschaft und Stadion, schnupperte in der "ausgeglichensten dritten Liga" auch kurz Aufstiegschancenluft und kam auch zu keinem groß anderen Ergebnis (Platz 8, da sich die aufgestiegenen Aalener am letzten Spieltag noch einmal abschießen ließen). Was aber fehlte, das waren die begeisternden Spiele: Wenn die Mannschaft beim Spiel gegen die zweite Mannschaft der Bremer trotz 3:0-Halbzeitführung ausgepfiffen wurden und zum Schluß das Humba verweigert bekam, dann sagt das wohl viel. Andererseits gab es (angenehmerweise) auch kaum Klatschen. Es reichte entweder immer gerade so oder gerade so nicht.

In dieser Saison nahmen sie sich vor, auf Konstanz zu setzen: Der Kader sollte zusammengehalten werden und wurde es auch. Querulanten und solche, die das Niveau nicht brachten, ließ man ziehen und holte dafür wenige, aber qualitative Verstärkungen. Ich bin soweit überzeugt: Kickers Offenbach präsentiert sich in dieser Saison stärker als in der letzten - ob das allerdings in der nun "namhaftesten" statt "ausgeglichensten" dritten Liga auch ausreicht, muss sich noch zeigen.

Saphir
27.07.2012, 15:03
So, ich denke, damit mache ich eine Pause. Wir sehen uns morgen, wenn ich vom ersten Heimspiel berichte.

DerGerhard
27.07.2012, 15:06
Fußballblog :top

wisthler
27.07.2012, 15:51
Mein Fussballblog von letzter Saison würde sich ungefähr so lesen:

AHhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!! Heul Heul Heul! Tisch umwerf, Glas zerstör! Wut Wut Wut Wut Wut, Trauer Trauer, Wut, Schreien, noch mehr schreien, viel mehr schreien......
Geld verlier, noch mehr schreien und heulen, Selbstmordgedanken hab, Austrittsgedanken hab, Wut, Trauer, Heulen, Alkohol, noch mehr Alkohl, kotzen, kotzen ,kotze, Alkohol, Alkohol und Alkohl, Erkenntnis, Erkenntnis nicht akzeptiert, heul heul, heul , heul , Wut Wut Wut, Trauer, Hoffnung............................
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Sare
27.07.2012, 16:16
Wisthler: Hast Du das selbst getippt oder gibt's im KSC Forum eine Kopiervorlage? :D

Spaceman
27.07.2012, 16:22
Das können die alle inzwischen im Schlaf... :snicker

wisthler
27.07.2012, 16:28
Wisthler: Hast Du das selbst getippt oder gibt's im KSC Forum eine Kopiervorlage? :D

Das war natürlich selbst getippt. :D
Viel mir aber auch nicht schwer............ :blaw

lowcut
27.07.2012, 18:22
Waren die Kickers nicht vor ein paar Jahren in der 2. Liga? :gruebel

Saphir
28.07.2012, 19:02
Arrgh, da möchte ich schreien. Ich schrieb die letzten vierzig Minuten an einem Post, der verloren ging. Heute ist aber doch wirklich alles Mist.

Da ich nun wirklich keine Lust habe, alles noch einmal zu schreiben, begnüge ich mich mit meinem Fazit: Zwei Spiele, zwei Niederlagen, 1:4 Tore - und das gegen Gegner, die wohl in der kommenden Saison keine große Rolle spielen werden - ist einfach nur Mist und macht nicht Lust auf mehr, sondern nur auf weniger Scheiße.

Saphir
28.07.2012, 19:07
Mein Fussballblog von letzter Saison würde sich ungefähr so lesen:

AHhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!! Heul Heul Heul! Tisch umwerf, Glas zerstör! Wut Wut Wut Wut Wut, Trauer Trauer, Wut, Schreien, noch mehr schreien, viel mehr schreien......

Mal sehen, ob sich meiner anders lesen wird. Die Spieler scheinen erkannt zu haben, dass man auch mit weniger Aufwand die Parole "Raus aus der 3. Liga" Wirklichkeit werden lassen kann.


Waren die Kickers nicht vor ein paar Jahren in der 2. Liga? :gruebel

07/08 zum letzten Mal. Danach ging es in die gleichzeitig gegründete 3. Liga.

Saphir
29.07.2012, 23:58
Zwei Spiele, zwei Niederlagen: Damit sind wir 19.. Wir könnten Rot-Weiß Erfurt danken, dass sie sich haben abschießen lassen, oder auch nur anmerken, dass es wohl ein schlechter Moment dafür sei, rot und weiß zu sein. Man kann die Situation besser reden, indem man sagt, beide Male wurden Ausgleichstore nicht gegeben und beide Male wären wohl auch Unentschieden verdient gewesen, man kann aber auch sagen, dass auch zwei Unentschieden gegen zwei Nicht-Favoriten sicher nicht im Anspruch liegen sollten. Gestern schrieb ich einen längeren Beitrag, der die Zeit von den Testspielen bis zum Aktuellen umfasst und natürlich auf das Spiel gestern näher einging, doch der ging mit dem Auslaufen des Guthabens verloren. Ich schreibe ihn nun nicht neu. Ich setze an einer ganz anderen Stelle an.

Bei Fußballern wird es nicht anders sein als bei Schauspielern: Fühlen sie sich im falschen Film, spielen sie nicht überzeugend. Jenes kann sicher auftreten, wenn der Wirbel, der verursacht wird, nur vorgeblich mit ihnen zu tun hat. Ich spreche jetzt nicht einmal über die wohl wirtschaftlichen Zwängen geschuldeten Versuchen, sich jedes Jahr neu zu erfinden, was dieses Jahr in einem besonderen Logo und Trikots im Retro-Look und unklassischen Farben zum 111. Vereinsjubiläum mündet (und vorletztes Jahr in einem Erinnerungsschriftzug zu 40. Jahren Pokalgewinn), das tun ja - gerade in diesem Jahr - viele Vereine. Ich meine damit das Theater, dass gerade hinter den Kulissen abläuft und dass mich fragen lässt, ob ich nicht mit einer Vereinsmitgliedschaft statt einer Dauerkarte ebenfalls gut bedient gewesen wäre... aber nein, dieses Chaos ist nämlich sicher nicht von mir gewünscht. Nun bricht es aber zur Unzeit los und mindert sicher nicht die Last auf den Schultern der Spieler.

Alles begann nicht bedingungslos schlecht. Dieter Müller, Ex-Nationalspieler und Präsident des Vereins, verkündete vor einiger Zeit, sich nach Ablauf seiner Amtszeit dieses nicht neu anzustreben und gleichzeitig seinen Vizepräsident mitzunehmen. Das war, wie gesagt, nicht schlecht, fielen doch beide in letzter Zeit eher durch Inaktivität und ungeschickte Aussagen auf und gaben auch offen zu, eigentlich nur noch den Sitz besetzt zu halten. Als neues Gespann meldete sich daraufhin als Kandidaten Dr. Frank Ruhl und die Witwe des OFC-Ehrenpräsidenten Waldamar Klein, Barbara, und wo sie sich dem versprochenen Konzept nach um den Kontakt mit den Fans kümmern sollte, sah Dr. Ruhl seine vorrangige Aufgabe darin, seine Expertise in Wirtschaftsfragen dazu zu nutzen, dem OFC professionellere Strukturen zu verschaffen. Dies bedeutete eine recht klare Ansage an den Geschäftsführer der Profi-GmbH Thomas Kalt, der bestimmenden Kraft in dem Verein, seinen Einfluss auf die Aufgaben eines Geschäftsführers zurück einzudämmen, einem Vorhaben, dem sicher nicht alle Fans gegenüber ablehnend auftreten sollten - der Slogan "Wo Amateure regieren, hat Profifußball keine Chance" geisterte letzte Saison durch den Block.
Thomas Kalt hatte Dr. Frank Ruhl gefördert, doch allem Anschein nach besaßen sie unterschiedliche Vorstellungen darüber, wer in der Beziehung Hammer und wer Amboss sein sollte. Nachdem Thomas Kalt nach eigenem Vernehmen das Gefühl beschlich, die Entwicklung würde in seiner Absetzung enden, moderierte er erst auf der Stadion-Eröffnungsfeier "Time to say goodbye" an und trat am nächsten Tag zurück. Lieber ginge er freiwillig, sollte er später sagen, statt sich nach zwölf Jahren im Amt einfach vom Hof jagen zu lassen.
Eineinhalb Wochen vergingen bis zu einer Pressekonferenz, in der er diese Hintergründe dann offenlegte. Da Dr. Ruhl sich außerdem nicht an Verschwiegenheitsabsprachen gehalten habe und sich in seiner Kommunikation eher wie ein neuer Herrscher denn wie ein an der Zusammenarbeit interessierter Präsidentschaftskandidat aufführte, kündigte auch das Präsidium an, diesem im Falle seiner Wahl nicht zur Verfügung zu stehen, und schlug Thomas Kalt als neuen Präsidentschaftskandidaten vor. Dieser sagte aber, er wolle sich erst einmal überlegen, ob er dazu bereit wäre, nachdem er nun eineinhalb Wochen über Gründe geschwiegen und Spekulationen auf sich genommen habe. Das geschah vor zwei oder drei Tagen.
Gestern im Stadionheft wurde diese Pressekonferenz noch einmal und in der Tendenz pro-Kalt zusammengefasst, eigentlich nicht verwunderlich.
Heute stand auch Barbara Klein dem Fanradio für ein paar Worte zur Verfügung - das hörte ich mir gerade erst an - und sagte eigentlich nur, dass sie nichts sagt. Gut...

Blickt ihr noch durch? Ich tue es nicht. Ich kann es auch nicht, dazu fehlen die Informationen. Sollte Ruhl tatsächlich Kalts Stuhl bedrohen, dann überraschen die Reaktionen alle nicht: Natürlich geht er dann, statt gegangen zu werden - und nimmt man an, dass er Machtmensch ist und das Präsidium aus seinen Leuten besteht, dann stellen sich diese natürlich hinter ihn. Natürlich geht auch Pressesprecher Thorsten Siegmund, der für die Stadionzeitung (mit-)verantwortlich ist, im Büro die zwei Türen weiter (so wie so oft vorher auch) und unterstützt den Kurs, soweit es geht. Dann kann man Kalts letzte Taten auch als archetypischen politischen Schachzug verstehen: Der bedrohte Geschäftsführer lässt den Konkurrenten als Schurken dastehen, zieht sich zurück, lässt das Machtvakuum drohen und sich schließlich aus Angst vor Schlimmerem zurücksehnen, wodurch er - durch die unwillkommene Bedrohung eher notwendigerweise - mehr Macht gewinnt und sich besser schützt.
Glaubt ihr an dieses Szenario? Und: Ist es gut oder schlecht?

Vor etwa einem Monat nahm ich an der Aktion "Kickers Hautnah" teil, einer jener Unternehmungen, die dem Verein dringend benötigtes Bargeld - und das möglichst schnell - beschaffen sollten. Diese bestand (und besteht, sie läuft noch) in meinem Fall ganz konkret aus einer Stadionführung durch den Geschäftsführer Thomas Kalt, einem Einblick in das Mannschaftskonzept durch Sportmanager Ramon Berndroth (sehr interessant; sollte ich noch dazu kommen, die Mannschaft vorzustellen, werde ich darauf aufbauen), einem Mittagessen in einer Loge, einem Vortrag über das 3.-Liga-Lizenzierungsverfahren von Kalts aktuellem Geschäftsführer-Nachfolger Jörg Hambückers und als Andenken aus einem T-Shirt und einer Teilnahmebestätigung bzw. einem "Randgruppendiplom" (Diese dreieinhalbstündige Tour kostete etwas über 100 Euro, aber das war sie wert). Ich muss sagen, dass ich dabei Thomas Kalts Verhalten ihm positiv anrechne. Natürlich, er hatte mit dem neuen Stadion etwas zu präsentieren, aber ein Präsident, der sich - auch kritische Fragen befürchten könnend - für das finanzielle Wohl seines Vereins den Fans stellt und diese sicher nicht bedingungslos spannende Aufgabe nicht einfach delegiert, macht zumindest etwas richtig. Er mag ein Machtmensch sein... aber hey, das bin ich auch, und jemanden, der sich absichert, um sein Werk nicht zu gefährden, kann ich gerade in einem Bereich der lautstark verkündeten Meinungen vollauf verstehen. Nicht jede seiner Entscheidungen der Vergangenheit mochte sich als richtig herausgestellt haben, doch weder nutzt er den Verein rücksichtslos als Bühne noch saugt er ihn für sich aus (jedenfalls soweit ich weiß). Ich muss deshalb sagen, ich könnte mit einem weiterhin aktiven Thomas Kalt leben. (Ja, man merkt mir denke ich an, dass ich von Führungspersonen einfach auch nichts mehr erwarte und erst recht nicht erhoffe. Eigene, leidvolle Erfahrung.)
Zu Frank Ruhl kann ich nichts sagen. Ich habe ihn noch nie getroffen.

Ich werde nun abwarten (müssen), was weiter passiert. Die Spieler müssen nächste Woche zum (Mit-)Tabellenführer Osnabrück. Die sind sicher nicht zufällig oben und wollen auch gerne aufsteigen, aber ich hoffe, sie lassen sich trotzdem zu etwas Punktabgabe überzeugen. Für meine Schatzln würde ich es mir wünschen.

Saphir
30.07.2012, 00:33
Kommen wir nun zum Sportlichen. Lasst mich die Eröffnung in Halle mit dem 0:1 aus Offenbacher Sicht einmal kurz abhandeln, da ich sie nicht verfolgen konnte: Rote Karte nach einer halben Stunde, fälschlich nicht gegebenes Ausgleichstor... Scheiße war's - und das doppelt, da durch die Sperre der vierte fähige Spieler ausfällt. Nehmen wir es aber einfach mal hin und wundern uns nicht; gegen Ostclubs sahen wir schon vorletzte Saison ziemlich schlecht aus.

Eine Woche später findet die Heimspielpremiere vor 7.500 Zuschauern statt - letzte Saison waren es im Schnitt nur 5.000. Im Trockenen herrscht gute Stimmung, die Stehplatzränge waren prall gefüllt und als unter dunklen Wolken die beiden Mannschaften von Mädchenfußballerinnen aus dem eigenen Verein und aus dem Heusenstammer Stadtteil Rembrücken hereingeführt werden, möchte ich von einem guten Vorzeichen sprechen. Eine Viertelstunde geht alles gut und die Mannschaften stehen sich auf Augenhöhe gegenüber, die für eine Zweitmannschaft außergewöhnlich starken Stuttgarter nehmen vor ihren 50 Fans das Spiel an. Dann... fängt es an zu regnen.

Ich behaupte gerne - warum, würde zuviel der Erklärung verlangen - als Nonsense-These, dass Offenbach auf den Ruinen von Atlantis erbaut wurde; und kaum setzt die Flut ein, da schwimmen die Punkte und sind für jene zu haben, die schwimmen können. Die Schwaben konnten das an diesem Tag, weiß der Geier warum.
Offenbrach bricht zusammen und lässt sich abschlachten. Das erste Tor tritt mit der Strömung ein, das zweite kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit und das dritte... ja auch irgendwann. Die Fans hatten sich das so nicht vorgestellt. Zum 0:3 applaudierten sie den Stuttgartern. Da war auch alles egal.
Wenige Augenblicke später fiel der Anschlusstreffer. Während ich in Gedanken schon meinen Verriss vorformulierte (etwa mit "Hätte ich mir für das Geld der Dauerkarte nur einen Stapel Schwulenpornos zugelegt! Da hätte ich auch Männer gesehen, die nicht Fußball spielen können!"), kamen die Jungs auf dem Platz vom Druck befreit, in dem Spiel etwas reißen zu müssen, und auf die Ränge pfeifend mit Aufbrechen des Regenvorhangs strahlend zurück und retteten sich wenigstens etwas Ehre. Mochte das 1:3 noch ein etwas glücklicher Freistoßtreffer durch einen Abwehrspieler gewesen sein (oder war es eine Ecke?), sorgten am Ende ein Eckverhältnis von 7:2 und einige Torschüsse zumindest bei mir noch für einen guten Eindruck. Stuttgart beschränkte sich nun darauf, sich hinten häuslich einzurichten und die Punkte zu sichern, auf die sie sicher nicht so leicht gehofft hatten... und leider gelang es ihnen.

So findet sich Offenbach nun in Tabellenregionen wieder, die es seit zwei Jahren nicht mehr betrat. Lasst es mich aber einfach mal nicht so schwer nehmen. Schon letztes Jahr gab es recht zu Anfang eine Klatsche (gegen Unterhaching, die wenig später auch einen Bundesligisten (Freiburg?) aus dem Pokal warfen) und dann kamen sie zurück. Hoffentlich geschieht dies auch dieses Jahr so.

ps: Charakterlich präsentierten sich die Schwaben übrigens nicht allzu positiv: Schwalben, Zeitspielerei und Getrete gehörten zu ihrem Spielstil, mit dem sie sich die Punkte sicherten.
pps: Viel Spaß ihr Karlsruher mit ihnen. Rächt uns.
ppps: Gewöhnt euch übrigens auch daran, dass ich hier eure zukünftigen Gegner vorstelle. Aus nicht bekannten Gründen folgt im Spielplan auf Offenbach immer Karlsruhe.

Saphir
30.07.2012, 00:36
... Mist, jetzt vergaß ich anzumerken, dass Blue's Lied, welches ich im Titel zitierte, bei meinem Verlassen der Tribünen über die Stadionanlage gespielt wurde... und es passte. Ich verabschiede mich nun auch bläulich schimmernd für heute von euch. Die Testspielbilanz, die mit meinem alten Beitrag verloren ging, werde ich wohl verschweigen - hätte ich vor einem Monat gestartet, hätten sie gut als Einleitung gedient, nun sagen sie aber nichts mehr aus.

ps: Ich fügte eben noch in den ersten Post ein Titelbild an. Das Foto ist ein halbes Jahr alt und stammt noch aus meinem alten Wohnheimszimmer. Der Schnee mochte sich noch vor wenigen Tagen seltsam anfühlen... doch nun... egal.

luxi68
04.08.2012, 13:15
Interessante Zusammenfassung der Lage in Offenbach, nach meinem Wegzug 2009 habe ich die Kickers ein bisschen aus dem Auge verloren. Schade, dass Müller und Kalt nicht weitermachen, ich halte sie für kompetent. Aber leider stellten sich nicht die angestrebten Erfolge ein und in einem Umfeld wie in Offenbach ist die Geduld sehr gering. Bin gespannt wie es weitergeht...

wisthler
04.08.2012, 13:23
Gegen wen spielen Sie dieses WE?

Saphir
06.08.2012, 21:24
Ihr werdet das Ergebnis schon bekommen haben, also falle ich mit der Tür ins Haus. Das Spiel beim alten wie neuen Tabellenführer Osnabrück endete 2:0. Wieder hielt man eine Viertelstunde auf Augenhöhe dagegen, ließ sich dann aber in einer halben Stunde überrennen und brachte in der zweiten Halbzeit trotz einer roten Karte für Osnabrück nach einer Stunde und drückender Feldüberlegenheit den Ball nicht ins Tor. Damit bleibt es beim 19. Platz, da sich Erfurt noch schlimmer abschießen ließ (und damit kurioserweise die beiden Spitzenreiter der ewigen Tabelle der 3. Liga ganz unten stehen), damit bleibt es bei 2 Gegentoren im Schnitt pro Spiel und einem einzigen eigenen Tor, bezeichnenderweise erzielt von einem Abwehrspieler nach einer Standardsituation.
Am Mittwoch (also übermorgen) kommt dann Bielefeld, die letztes Jahr in einer ähnlichen Situation steckten wie wir jetzt: Als Aufstiegskandidat gehandelt, verbaselten sie den Start, verloren Spiel um Spiel... und kamen dann nach Offenbach.
... Hoffentlich erinnern sie sich daran.

Saphir
06.08.2012, 21:26
Interessante Zusammenfassung der Lage in Offenbach, nach meinem Wegzug 2009 habe ich die Kickers ein bisschen aus dem Auge verloren. Schade, dass Müller und Kalt nicht weitermachen, ich halte sie für kompetent. Aber leider stellten sich nicht die angestrebten Erfolge ein und in einem Umfeld wie in Offenbach ist die Geduld sehr gering. Bin gespannt wie es weitergeht...

Kalt zog jetzt seine Kandidatur zum Präsidentenamt zurück. Ich hätte ihn ebenso gerne noch gesehen.

wisthler
06.08.2012, 21:36
Der KSC hat 2 Punkte mehr wie Offenbacher Kickers. :laola

Saphir
06.08.2012, 22:41
Im Moment stecken die Kickers in der Krise. Die Spieler halten, so wie es klingt, dem Druck nicht stand. Letztes Jahr begann es ähnlich, doch wurde daraufhin noch einmal auf dem Transfermarkt für Entsatz gesorgt, etwas, was dieses Jahr - wie ich fürchte - ausbleiben wird. Ich sagte, ich sähe den Kader stärker... gut, lassen wir es einmal so stehen. Heute würde ich sagen: Ich sehe den Kader preiswerter.

6409

Meine Saisonvorbereitung bestand aus zwei Events, wie ich schon schrieb, der Stadionführung samt Meet&Greet von Verantwortlichen und der Stadioneröffnung, bei der am Ende jeder fitte Spieler mit Ausnahme des dritten Torwarts auf dem Platz stand. Im Gespräch mit Ramon Berndroth kam eine Flipchart zur Anwendung, die ich euch nun einmal zeigen möchte, auch wenn sie nicht mehr aktuell ist (und auch das Bild stammt nicht von mir). Sie leitet jedoch gut über.

6408

Schließt einmal die Augen... nein, das ist blöd. Was war damals mein Ansatz, als ich den Beitrag zum ersten Mal schrieb? Ab hier ist jedenfalls alles neu.
Fußball besitzt elf Positionen. Stellt euch nun jede Position doppelt besetzt vor, addiert einen dritten Torwart, streicht dafür den vierten Stürmer, fügt aber nun zwei etwas auf dem Abstellgleis liegende Talente hinzu und zwei Jugendspieler in Ausbildungsposition, die während der Saison langsam an den Kader herangeführt werden sollen. Das macht dann sechsundzwanzig Mann - Stand bisher und heute.

Tor:
Im Tor gab es in der letzten Saison keine Probleme und brennt es auch diesmal nicht. Stammkeeper ist der alte Haudegen Robert Wulnikowski (28) (inzwischen 35 Jahre alt), der zwar in den letzten Testspielen einige Böcke schoss (gerade beim 0:3 gegen Leverkusen sah er nicht gut aus), aber in der Saison selbst solide hielt (sehr zum Glück, ich hatte Schlimmeres befürchtet). Hinter der Nummer 2, Daniel Endres (16), steckt eine kleine Geschichte: Vor einigen Jahren besaß er schon diesen Posten, wurde dann aber durch Tobias Wolf ersetzt und gehen gelassen. Zu Beginn der letzten Saison drehte dann der Wind: Tobias Wolf verschwand aus dem A-Kader und Daniel Endres kehrte aus der Arbeitslosigkeit zurück. Diese Geschichte sollte ihn jedoch nicht schlechter machen, als er ist: Gegen Leverkusen brachte er eine gute Leistung und hielt in seiner Halbzeit trotz B-Abwehr den Kasten sauber.
Bleibt noch Yannic Horn (1), einer der vier Neuzugängen der Saison, der von Eintracht Frankfurt kam, weil ihm Offenbach bei seinen Abiturstrapazen mehr entgegen kam. Mit ihm wird erst mittelfristig gerechnet, dafür stand er bei den beiden bisherigen Spielen der zweiten Mannschaft zwischen den Pfosten.

Abwehr:
Die Abwehr stellte letzte Saison ein Glanzstück dar, die bei fehlenden eigenen Toren immerhin gegnerische verhinderte. Nun holpert sie... und das, obgleich nichts an ihr geschah... oder doch.
Auf der rechten Seite brennt es. Hier sollte Christopher Lamprecht (13) gesetzt sein, doch verletzte sich dieser in der letzten Winterpause bei einem Trainingsspiel unglücklich und fiel seitdem aus. (Der Stern hinter seinem Namen auf der Flipchart markiert dies wohl.) Sein zweiter Mann, Maximilian Ahlschwede (2), wurde daraufhin von Bielefeld geholt, wo er trotz Abstiegsängsten nicht durchsetzen konnte, schlug sich dann in zwei Testspielen wacker und verletzte sich dann ebenfalls. Erst seit Beginn dieser Saison steht er regulär zur Verfügung und die vier Spiele bisher lassen ihn zum Problemkind werden: Zweimal wurde er ausgewechselt, einmal spielte er gar nicht.
Hätte man mich Anfang der Saison gefragt (oder besser: hätte ich damals schon diesen Post geschrieben), hätte ich gesagt, dass ich hier in der Entscheidung, niemanden als Ersatz zu holen, ein Risiko sehe. Jetzt passierte es so wie befürchtet: Lamprecht fällt wohl noch bis Ende des Jahres aus und da ist niemand, der diese Position noch richtig spielen kann. Vielleicht ändert sich das noch durch eine Verpflichtung. Das Problem ist wohl bekannt.
Auf der linken Seite ruht es. Marc Stein (3) kam zu Beginn letzter Saison und in sprichwörtlich letzter Minute vom FSV Frankfurt. Er bringt aus seiner Zeit in Berlin Bundesliga-Erfahrung mit (laut Kicker-Sonderheft ist er damit der 5.-bundesligaerfahrendste Spieler der 3. Liga) und spielt die Position als Stamm. Sein Hintermann, Daniel Dziwniel (22), entstammt dem eigenen Nachwuchs, bringt bislang keine große Drittligaerfahrung mit, kann sich jedoch damit rühmen, sich in der letzten Saison als zweiter Mann gegen den sich stark präsentierenden (und nun in die Schweiz gewechselten) Stefano Cincotta durchgesetzt zu haben. Im letzten Spiel wurde er in der zweiten Halbzeit für Ahlschwede eingewechselt und machte auch auf der ungewohnten Position nichts kaputt. Die Zukunft wird wohl zeigen, ob er auch für rechts eine Option ist.
In der Innenverteidigung warten Markus Husterer (4) und Stefan Kleineheismann (5), beide seit der letzten Saison eigentlich gesetzt. Der dritte Mann dahinter, Marcel Stadel (23), ist die ärmste Sau: Er spielt ebenfalls auf deren Niveau und vielleicht sogar etwas besser als Husterer, doch vertraut der Trainer jenem (Husterer zog dafür den Verbleib in Offenbach und das Vizekapitänsamt einem Wechsel in seine bayrische Heimat nach Ingolstadt vor - er war damit der einzige umworbene Spieler des Kaders, von dem man es weiß). Unwissend, was mit ihm zu tun sei, ersetzte er erst Ahlschwede und nun im letzten Spiel Kleineheismann (das war dann die Abwehrkombination, die noch nie zusammen spielte)... und wir werden sehen. Ich bin Stadel gegenüber jedenfalls nicht objektiv, habe ich mir doch mein Trikot nach ihm beflocken lassen (und glaube nicht zuletzt, dass nur seine Verletzung Ende der letzten Saison ihn für Offenbach erhielt und er sein neues Vertragsangebot annahm. Er könnte wohl auch in der zweiten Liga Ergänzungs- oder in der dritten Stammspieler sein). Bleibt noch als Vierter Stephano Maier (17), ebenfalls ein Eigengewächs, doch ebenfalls ohne große Bundesligaerfahrung und ohne Einsatz in dieser Saison.

Mittelfeld:
Kann ich viel über das Mittelfeld sagen? Ich fürchte, von allen Mannschaftsteilen muss ich hier am vagsten bleiben, was einfach mit meiner Position im Stadion zu tun hat: Ich stehe am Rand. Eine Halbzeit lang sehe ich gut die Abwehr, eine Halbzeit lang gut den Sturm, doch das Zentrum (außer der Außenbahnen) bleibt immer gleich weit entfernt. Ich kann aber sagen, dass im Zuge der Idee, Kontinuität in die Mannschaft zu bekommen, Verträge mit Spielern verlängert wurden, die man vielleicht nicht unbedingt hätte verlängern müssen. Das Mittelfeld schwächelte auch schon in der letzten Saison.
Beginnen wir links: Andre Hahn (15) kam als Konkursmasse vorletzte Saison aus Koblenz und überzeugte seitdem durch seine Arbeits- und Laufbereitschaft. Im ersten Spiel sah er allerdings nach einer halben Stunde die rote Karte und wurde drei Spiele gesperrt (also genau bis letztes). Sein Positionskonkurrent, der Ex-Lauterer Kai Hesse (7), besitzt in Offenbach bereits eine bewegte Geschichte: Zwei Trainer sortierten ihn aus, doch setzte er sich immer wieder durch. Er zeichnet sich auch charakterlich aus, rettete er doch letztes Jahr einem Mann das Leben, der am Steuer seines Wagens einen epileptischen Anfall erlitt, indem er ihn auffahren ließ und damit zum Stehen brachte. Leider fehlt er seit Anfang der Saison verletzt (ausgerechnet jetzt, wo die Kickers zu Hause im Lauternrot spielen...).
Auf der rechten Seite spielt eigentlich der Mann, der nun die freie linke auffüllt. Marcel Avdic (21), ein Neuzugang aus Unterhaching und auf der Tafel noch als M.A. abgekürzt. Bleibt dahinter Lars Bender (14), ebenfalls aus Koblenz gekommen und hinter den Erwahrungen, die an einen Drittliga-Stammspieler gestellt wurden, eher zurückbleibend. Er diente letzte Saison mehr als Ergänzung und im letzten Spiel nahm seine Einwechslung eher Schwung aus dem Spiel, statt ihn zu geben.
Da wäre dann noch der Mannschaftskapitän und älteste Spieler im Kader, Sead Mehic (8), der die ersten beiden Spiele verletzt ausfiel und nun... schwer zu sagen. Wie ich schon sagte: Defensives Mittelfeld ist nicht meine Stärke.
Julius Reinhardt (10) aus Braunschweig ist der dritte Neuzugang, bislang Stammspieler... und wie es scheint mit dem Sprung vom Zweitliga-Ergänzungsspieler zum Drittliga-Leistungsträger noch nicht fertig gewurden. In der letzten Stadionzeitschrift wurde er als erster Spieler vorgestellt und er setzte im letzten Spiel auch den Vorsatz, Verantwortung zu übernehmen, um, indem er sich nach der 1:3-Niederlage zusammen mit Kapitän Mehic den Fans stellte und dafür beklatscht wurde. Ein sauberer Zug. (Auf der Flipchart fehlt sein Name übrigens, da man ursprünglich Johannes Geis (J.G.) aus Fürth ausleihen wollte und diesen dann nach dem Managerwechsel nicht bekam.)
Über Nicolas Feldhahn (19) kann ich wenig sagen, außer dass er mir im letzten Spiel besser gefiel, als ich es erwartete. Matthias Schwarz (6) zuletzt ersetzte Sead Mehic in einem Spiel seiner Verletzungspause - ich kann gar nicht mehr sagen, welche es war.
Lasst mich nun hier die beiden Talente ohne Raum und beiden Ausbildungsspieler abhandeln, die alle bei der zweiten Mannschaft zum Einsatz kamen und mit dieser siegten. Jannik Sommer (20) (kam zumindest im Stuttgart-Spiel für eine halbe Stunde zum Einsatz) und Daniel Henrich (18) zeigten beide in der Rückrunde der vorletzten Saison ihre Leistungen, indem sie im demoralisierten Kader wie Hoffnungsschimmer wirkten, spielten aber seitdem keine Rolle in der Mannschaft. Beim Kickers-Hautnah hieß es von Berndroth, beide hätten Regionalliga-Angebote vorliegen und könnten weg... nur das geschah bislang nicht. Marcel Mosch (26) und Sascha Korb (27) schnuppern nun gerade erste Kaderluft und werden wohl in der Saison nicht mehr zum Einsatz kommen.
(Alle vier genannten spielten übrigens beim Eröffnungsspiel gegen Leverkusen in der zweiten Halbzeit und ließen in dieser keine Tore mehr zu.)

Sturm:
Im Sturm ging mit Pascal Testroet der erfolgreichste Schütze und mit Markus Hayer eine "Kultfigur" der Endphase (lasst mich über ihn zum Spiel gegen Saarbrücken schreiben, das wird sonst zu lang... Tatsache war, er war der einzige Spieler, der ein Vertragsangebot ablehnte und weiterzog). Betrachtet man nun Kai Hesse nach der Position, in der er eingesetzt wird, und lässt Marcel Mosch erst einmal außen vor, bleiben noch drei. Das ist wenig.
Mathias Fetsch (11) kam aus Braunschweig und erzielte das erste Tor (auch wenn ich das anders in Erinnerung hatte). Bisher spielte er durch, sonst kann ich wenig zu ihm sagen. Er traf zwar nicht, versemmelte aber auch nichts Großartiges.
Da wäre dann noch Stefan Vogler (30), die einzige Leihgabe des Kaders (aus Fürth). Er bemüht sich, ist lauffreudig... und traf schon letzte Saison das Tor nicht. Bleibt noch der ewige Joker Thomas Rathgeber (9), Schütze des anderen Tores (gegen Bielefeld) und gegen jene auch in der Startaufstellung.

So sieht es aus. Der Kader scheint zwar gegenüber letzter Saison auf einem Niveau zu bleiben (trotz wohl geringerer Gehälter), doch in der Zahl dünnte er aus und das macht ihn gerade anfällig, denn wenn Spieler sich verletzen oder hinter den Erwartungen zurückbleiben, dann fehlt der Ersatz. Wie aber schon in der letzten Saison, als es ähnlich begann, soll mit dem Nachverpflichten von Spielern reagiert werden.
Wir werden sehen, was passiert.

Saphir
06.08.2012, 22:44
... Sachterama. Mir ging eben der Rest meines Beitrag durch den Verlust meiner Anmeldung verloren, in dem ich euch den Kader in Gänze vorstellte. Ich hasse Netzcafés (und habe doch keine Wahl). Da dieses bald schließt, muss ich euch erneut vertrösten...
... ach verdammt, ich hab' keine Lust mehr.

Bis morgen? Bis Mittwoch? Bis die Tage.

Saphir
06.08.2012, 22:45
Der KSC hat 2 Punkte mehr wie Offenbacher Kickers. :laola

Noch. Mittwoch können es schon fünf sein. :nie

wisthler
06.08.2012, 23:08
Wir gewinnen nicht gegen Osnabrück, da habe ich eher die Befürchtung Ihr überholt uns mit einem Sieg.
Von den Offenbachern Spielern kenne ich genau einen. Und den auch nur von Namen her....

Saphir
08.08.2012, 22:57
Mathias Fetsch? Der ist immerhin gebürtiger Karlsruher.
Ich kenne von euch Steffen Haas... Grund kannst du erraten. :p

... Jajaja, ich schreibe ja schon.

ps: Steffen hieß er. Einen Daniel hatte ich in meiner Klasse. :un

Saphir
08.08.2012, 23:16
Ja, was soll ich sagen? Ich gab mir vor dem Spiel alle Mühe. Ich kramte extra noch einmal das Trikot von letzter Saison hervor und ersetzte auch meine offiziellen Kickers-Socken durch schwarze mit roten Streifen, wie ich sie vorher immer zu Spielen trug. Die Kickers-Socken hatte ich mir nämlich am Tag der Stadioneröffnung zugelegt, was heißt: Die sahen bislang nur Niederlagen.
Wie auch in den letzten Spielen versuchte der Trainer durch Rotationen eine Zusammensetzung zu finden, die nicht gleich beim ersten Windstoß zusammenbrach. Er tauschte drei Spieler aus und ließ auch die Abwehr in einer Formation auftreten, wie sie noch nie auf dem Feld stand. Was das nun bedeutete, zeigte sich gleich: Nach vier (!) Minuten stand es 0:2.

Ja, was soll ich sagen? Bielefeld hatte sich für ein Trikot entschieden, welches auch eine Fußball-Nationalmannschaft tragen könnte. Das weckte bei den Spielern sicher Assotiationen bezüglich des U23-Nationalmannschafts-Spiels, welches am nächsten Mittwoch in Offenbach stattfand.. und wenn Bielefeld aussah wie eine Mannschaft, die Fußball spielen konnte, dann konnte das ja nur böse enden. Nun gut...

Zweimal hatte sich die Abwehr übertölpeln lassen, wobei das erste Tor etwas strittig war, nun folgte der Kampf. Schließlich blendete es über in eine Phase, in denen sich Bielefeld hinten einigelte und Offenbach kommen ließ. Der Anschlusstreffer fiel dann auch nach 55 Minuten, aus dem Spiel und aus einer der wenigen Situationen, die gefährlich wurden: Wenn nämlich die Spieler in Zweikämpfe gingen und sie gewannen, statt Stellungsspielchen zu spielen, war etwas zu machen. Der zweite Stürmer traf und auch das zweite Tor lag in der Luft. Die Fans konnten wenigstens etwas entschädigt werden und... nein. Der Sturm verwandelte sich in heiße Luft und die Einwechslungen nahmen eher Schwung, als ihn zu geben. In der 85. Minute fiel aus einem Konter noch das 1:3, worauf die Fans von den Rängen strömten. Sind wir ehrlich: Wäre es nicht gefallen, hätten die Kickers eben 1:2 verloren. Der Ausgleich lag in diesem Moment nicht mehr in der Luft, das Spiel war vielleicht seit der 80. Minute vorbei.

So bleiben Scherben und nach Erfurts Unentschieden ein Rückfall auf den letzten Platz. Ich hatte schon vor dem Spiel mit einem lauen Unentschieden oder einer Klatsche gerechnet... und mir einen schönen Sieg mit Signalwirkung erwünscht. Leider besteht die Mannschaft gerade aus Trainingsweltmeistern und Sonntagsschülern, die - um es mit Macchiavelli zu sagen - nicht den Löwen spielen können.
Mal sehen, was nun kommt. Das Spiel nächste Woche in Aachen werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht miterleben können. Danach kommt dann Fürth im Pokal. Jaja...

Lasst mich noch mit einer wenigstens etwas positiven Annekdote schließen: Unsere Sturmhoffnung der letzten Saison, Pascal Testroet (davor Bremen II), schlug erst gut ein, bekam sein Ego nicht in den Griff, wurde dann aussortiert und in der Winterpause trotz laufendem Vertrag nach Bielefeld abgegeben. Er spielte, wurde mit Pfiffen bedacht... und erzielte immerhin keines der drei Tore. Das wäre wirklich die Höhe gewesen.

Saphir
09.08.2012, 23:19
So, ich habe nun den Mannschafts-Post mit Inhalt gefüllt. Im Prinzip schrieb ich nur das, was mir damals verloren ging, brachte ihn aber auf einen Ist-Stand heute... also nicht wundern.

Gegen Aachen hoffe ich übrigens (und da bin ich mal verwegen) auf den ersten Dreier. In einer Situation wie unserer braucht es nämlich ein Auswärtsspiel gegen einen hinter den Erwartungen zurückbleibenden Gegner, um wieder in die Spur zu kommen (wie Bielefeld vor einem Jahr in uns fand), und das trifft auf Aachen zu.

Saphir
11.08.2012, 23:06
Heute Nachmittag spielten die Kickers in Aachen gegen dieselben. Eben gerade, vor vielleicht einer Viertelstunde, erfuhr ich das Ergebnis. Womit sollte ich rechnen? Was sollte ich schreiben? "Die Sünden des Van Lent" und "Wenn du aus Aachen kommst, bist du wenigstens nicht Letzter" bei einer Klatsche, "Wie wir sehen, sehen wir nichts" bei einem Unentschieden und "Ich habe es euch gesagt" bei einem Sieg? Solange ich es nicht wusste, war es alles wahr, und auch wenn ich mein Möglichstes gab, symbolisch mein Team zu unterstützen (unter anderem durch Socken natürlich), gab ich mich doch keinen Illusionen hin. Ich wusste es einfach nicht.
Ich gab schließlich mit dem Hochfahren meines Rechners einen letzten Tipp ab: 1:2, knapper Auswärtssieg. Damit lag ich falsch, aber das nehme ich hin: 1:3. Ja!

Gemäß Ansage konnte ich das Spiel nicht verfolgen und möchte nur die (recht lange wirksame) Startaufstellung sowie jene des ersten Spiels gegen Halle posten. Ihr werdet die Unterschiede erkennen können.
Es spielten von Beginn an:


Wulnikowski
Stein - Stadel - Husterer - Dziwniel
Reinhardt - Mehic - Feldhahn - Hahn
Rathgeber - Fetsch

Gegen Halle hieß es noch:


Wulnikowski
Ahlschwede - Kleineheismann - Husterer - Stein
Bender - Reinhardt - Feldhahn - Hahn
Vogler - Fetsch

Mehic fehlte damals übrigens verletzt.

Bis zum nächsten Mal. Solltet ihr keine Themenwünsche äußern oder sonst nichts ereignen, sehen wir uns nächste Woche nach dem Pokalspiel gegen Fürth. Ich werde auch dort wieder dabei sein.

luxi68
18.08.2012, 22:02
Also soweit man das im Fernsehen sehen kann, sieht das Stadion jetzt sehr schick aus. :) Ein Sieg gegen Fürth würde da passen. :D

wisthler
19.08.2012, 13:09
Hat ja auch geklappt. :D

Essig
19.08.2012, 16:31
Saphir wacht bestimmt gerade orientierungslos, von der Sonne verbrannt zwischen ein paar Büschen oder einem Graben auf :fft

Saphir
20.08.2012, 20:47
Nein, die Hitze zehrt etwas an meiner Substanz. Außerdem muss ich gestehen, dass ich mich über den gestrigen Tag mehr freute als über den vorgestrigen allein. ( :D )

Ich schreibe gleich was.

wisthler
20.08.2012, 20:53
dass ich mich über den gestrigen Tag mehr freute als über den vorgestrigen allein. ( :D )


Weil Karlsruhe gewonnen hat? :love

Saphir
20.08.2012, 21:30
"Die Nummer Eins am Main
könn' nur die Kickers sein!
Für immer OFC!
Für immer OFCeeee!"

Das war also der Pokal. Die gestrigen Sensationen (ach, was habe ich mich gefreut) lassen den vorgestrigen Tag trist erscheinen und nicht zuletzt erscheinen 'alte Neuigkeiten' innerlich widersprüchlich. Ich werde also die ganzen wirren Eindrücke und Einzelbilder nur zu einem kleinen Teil aufgreifen können und mich knapp halten. Eine gute Überleitung fällt mir auch nicht ein.

Hätte man mich vor zwei Jahren gefragt, wo ich fußballerisch stehe - und hätte ich ehrlich geantwortet -, hätte ich gesagt: Ich bin Fan der Offenbacher Kickers und sympathisiere mit Bayern München und Greuther Fürth. Zu Letzten kam ich, da ich in Erlangen studierte, und mich zog es sogar zweimal für sie ins Stadion: Einmal an einem verschneiten Dezembertag zu einem 1:0-Sieg gegen Cottbus (in der letzten Minute gefallen) ins damals noch Playmobil-Stadion, einmal noch (nach meinem Auszug) zu einem Testspiel gegen Erlangen-Bruck. In dem Maße aber, in dem meine Verbindung zu den Kickers wuchs, schwanden die anderen, und als Fürth letzte Saison aufstieg, war es mir ehrlich gesagt schon völlig egal. Ich kann euch den kompletten Kader der Kickers mit Rückennummern und letzten Vereinen aufzählen (und testete das die letzten Tage auch mit zwei Fehlern), ich war bei der Fanshop-Eröffnung zugegen, ich reiste sogar nach Bad Vilbel... und nun schreibe ich einen Blog. Was bindet mich dahingegen noch an Fürth?
Mein Herz ist ein Eisbock. (sic!) Was ist schon Fürth?

Fahrer Übt in Ohne Ferstand... so kam es zum Spiel und ich war zugegen. Ich tauschte meinen Stammplatz auf dem Stehblock gegen einen Sitzplatz hinter dem Tor ein (trotz Dauerkarte brauchte ich ja ein Ticket dafür) und ließ alles auf mich wirken. Hinter mir lag zu dem Zeitpunkt bereits ein langer, heißer Tag, ich war fertig, erhoffte und erwartete mir nichts mehr. Darauf erlebte ich ein Fußballspiel von der Sorte, für die es sich lohnt, ins Stadion zu gehen. Am Ende siegt der OFC gegen Fürth mit 2:0. Was war geschehen?

Um dieses Ergebnis zu erzielen, mussten die Fürther das Spiel verlieren und die Kickers es gewinnen. Anders würde es nicht reichen, doch genauso trat es ein. Da war Fürth: Mit den Köpfen schon bei Bayern in der ersten Liga und das Pokalspiel gegen den Vorletzten der dritten Liga nach der Serie im vergangenen Jahr als Selbstläufer ansehend, gingen sie mit einer Aggressivität in die Partie, die überraschte und schockierte. Der Erstligist griff an, dass sich der Drittligafan um die Gesundheit seiner Spieler sorgte, und sammelte im Verlauf der Partie vier oder fünf Gelbe Karten, eine Gelb-Rote und eine Rote... und Offenbach hingegen keine einzige. Stellt es euch bildlich vor... genau so war es, besonders in der ersten Halbzeit. So fingen sie auch ihr Tor: Ein Offenbacher stürmt konternd voran und wird von einem Fürther zwanzig oder dreißig Meter vor dem Tor umgeholzt. Daraus resuliert ein Freistoß. Der Freißstoß leitet über zu einem Handelfmeter und dieser Elfmeter zu einem Tor! (Ob das Handspiel elfmeterwürdig war, kann ich nicht sagen. Ich saß nahe dem anderen Tor.)
Andererseits lässt sich aber auch sagen, dass jeder einzelne Offenbacher Spieler ein gutes Spiel ablieferte. Befreit von dem Druck, gewinnen zu müssen, der sie in der Vergangenheit Tore kassieren und erst anfangen zu spielen ließ, wenn es um nichts mehr ging, hielten sie dagegen. Die erste Halbzeit fand auf Augenhöhe statt, mit Karten sammelnden Fürthern und ohne echte Torchancen, die zweite Halbzeit ließ die Offenbacher hinten stehen und nach vorne kontern. Als sie darauf kurz vor dem Schlusspfiff bei einem ebensolchen Konter sich das zweite Tor erspielten, stand es nach Ecken etwa Gleichstand, während die Zahl der Torchancen für die Kickers sprach. Am Tag zuvor hatte ich mir einen "richtig dreckigen, unverdienten 2:1-Sieg" gewünscht und bekam mehr als erhofft: Der Sieg war zwar nicht in jedem Moment sicher und auch von der Sympathie des Schiedsrichters erleichtert (wie selten man das doch in Offenbach sagen kann), doch aufs Ganze gesehen geht er in Ordnung.

Das war ein Samstag. Ich gönnte mir zur Feier des Tages eine Flasche Malzbier und eine Tüte Russisch-Brot (dem Frühstück der Autoren), freute mich für die Kickers über dringend benötigtes Geld (!) und dringend benötigte sportliche Bestätigung, legte die Sache geistig zu den Akten und ließ den Sonntag anbrechen. Dieser hatte es in sich...

Eintracht Frankfurt raus! Yessss...
FSV Frankfurt nur mit Mühe weitergestolpert und im Ergebnis schwächer als die Kickers. Yessss...
Darmstadt, Wiesbaden und die ganze Mischpoke schon im Hessenpokal erledigt! (Zum Teil direkt, zum Teil indirekt)
Mannheim spielt nicht mit!
Saarbrücken raus!
Kann es was Schöneres geben? Ich freute mich für Worms (Das ist eine wunderschöne Stadt), für den KSC (eher aus Sympathie zu meiner Leserschaft), sah die von mir so wenig geliebten Nordclubs ausscheiden und... ach, was will man mehr? Gut, Nürnberg tat mir Leid, hatte ich doch direkt nach dem Abpfiff in Offenbach einem befreundeten Club-Fan die SMS geschrieben: "Fürth ist raus. Grüße vom Main."

Gleich werde ich im Fitness-Studio noch einen Teil des Bayern-Spiels erleben und damit den Pokal zu den Akten legen. Von der zweiten Runde verspreche ich mir nicht viel, das Los wird eben entscheiden: Jeder Bundesligist wird uns schlagen, da möchte ich mehr auf Schalke als auf Wolfsburg hoffen. Mein Traumlos wäre Duisburg.

Am Samstag geht es gegen Dortmunds Zweite. Ich rechne mit einem vollen Stadion (Leverkusen können ja vor dem Frankfurt-Spiel vorbeikommen) und einem Heimsieg. Bei egal welchem Kickers-Selbstverständnis müsste der drin sein.

Saphir
20.08.2012, 21:30
Weil Karlsruhe gewonnen hat? :love

Auch. :)

wisthler
20.08.2012, 21:41
Schöner Bericht. :top

Saphir
25.08.2012, 19:09
(Rufe des Fanblocks nach einem Foul.)

Lasst es mich von hinten zusammenfassen: Wir sind unten raus. Selbst wenn die beiden Sonntagsspiele gegen uns ausfallen sollten, steht gegen Ende des Spieltags Offenbach doch über dem Strich. Das ist eine gute Nachricht.
Sicherlich konnte man heute Dortmunds zweiter Mannschaft so unbesorgt begegnen wie selten sonst in der Saison, lässt sich doch davon ausgehen, dass die Zweitmannschaftsmitglieder das Spiel ihrer ersten Elf am Abend zuvor gegen Bremen (bei der Bundesliga-Eröffnung) verfolgten und damit Schlaf und vielleicht auch alkoholbedingt Frische ließen. Allerdings war auch die Gästekurve gefüllt wie selten bei einer Zweitmannschaft. Es ist nun einmal gerade leicht, Dortmunder zu sein.

In diesem Sechs-Punkte-Spiel (Offenbach konnte bei einem Sieg Dortmund hinter sich lassen) standen sich beide Mannschaften zu Beginn auf Augenhöhe entgegen. Dortmund präsentierte sich laufstark und kombinationsfähig... und sich auch, das sei angemerkt, für einen gelegentlichen Bodycheck oder eine Trikotzupferei nicht zu schade..., doch musste man sagen: Offenbach war besser. Nach einer halben Stunde fällt das 1:0 auf den Konter eines Konters. Dabei blieb es dann.
In der zweiten Halbzeit fiel das 2:0 aus einer Ecke (im zweiten Anlauf) heraus und trotz der Tatsache, dass ein Abwehrspieler den Ball noch auf der Linie klären wollte (das Tor war aber rechtmäßig, das konnte ich von meiner Seite her gut sehen) und das 3:0... ach, ich weiß schon gar nicht mehr wie. Ich glaube, es war ein verlängerter Freistoß. Dortmund schaffte es in dieser Zeit häufiger in Offenbachs Hälfte, musste aber auch in vier weiteren Großchancen sein Glück in Anspruch nehmen und wechselte leider auch von Zupfereien zu echten Fouls. Am Ende blieb es beim 3:0. Der Sieg war verdient, wenn auch nach keinem schönen Spiel, eher um eines zu niedrig als um eines zu hoch ausgefallen. Als Anekdote kann ich noch die Zahl der Ecken anfügen: 8:1 für Offenbach. Dortmund schoss seine einzige Ecke auch gleich ins Aus.

Bald beginnt das Spiel in Frankfurt und einige der knapp über 7.000 Zuschauer werden auch dort zu finden sein; das Zusammenspiel zwischen Leverkusen und dem OFC wurde wieder einmal sehr betont. Am Dienstag beginnt bereits der nächste Spieltag, an dem alles wieder anders sein kann, dann geht es gegen Saarbrücken... ach. Das kann schwerer werden.

Damit vertage ich mich. Ich fürchte, ich bin heute nicht in Schreiblaune.

Saphir
03.09.2012, 22:18
(Ein Offenbacher Fan beschwert sich, dass ich ihm die Sicht nehme. Da er aber nicht weiß, wie er mich ansprechen soll, wählt er den Namen auf meinem Trikot.)

Zwei Spiele vergingen seit dem letzten Eintrag und nun liegt es an mir, euch mitzuteilen, dass das Unwahrscheinliche eintrat und das Wahrscheinliche nicht: Ich war am Dienstag mit in Saarbrücken. Und: Ich war nicht am Samstag zuhause gegen Burghausen dabei. Einmal gab die Arbeit mich frei, einmal eben nicht. Im Nachhinein betrachtet hatte ich damit wohl Glück.

1. FC Saarbrücken - Offenbacher Kickers: 2:2
Zum zweiten Mal überhaupt nehme ich an einer Auswärtsfahrt im Fanbus teil... und ich weiß nicht, ob es gut ist oder schlecht, doch es gefiel mir besser... was aber auch vielleicht daran lag, dass ich diesmal meinen Sitznachbar nicht nach fünf Minuten zutiefst verabscheute. Diesmal waren mir meine Mitreisenden insgesamt sympathischer und ich verbrachte deutlich weniger Zeit lesend... jaja, ich bin eine Stimmungskanone. Ehe ich aber Saarbrücken resümiere, muss ich einmal zu einem Thema abschweifen, welches ich bereits hier anschnitt, denn im Saarbrücker Kader standen zwei ehemalige Offenbacher Spieler: Marius Laux (10) und Markus Hayer (11).
Da gab es Marius Laux. Er gehörte vorletzte Saison zum Kader, ohne groß aufzufallen, was aber bei dieser "eigentlich Zweitliga"-Mannschaft nicht verwundert.. und mir erging es da nicht anders als dem Rest der Fans, kann ich euch heute nicht einmal mehr sagen, von welchem Verein er zu den Kickers wechselte. Nun denn, zu Beginn der letzten Saison lief sein Vertrag aus, Offenbach ließ ihn ziehen, Saarbrücken erbarmte sich seiner... und er dankte es, indem er leistungsmäßig expoldierte, sich als einer der besten Mittelfeldspieler der Dritten Liga erwies und zu Saarbrückens Höhenflug zu Beginn der letzten Saison das Seinige beitrug. Irgendwann wurde doch auch an der Saar die Luft dünn, doch ob das für Laux auch galt, kann ich nicht sagen - er blieb immerhin stark genug, um am vorletzten Spieltag bei der 2:3-Niederlage der Kickers zuhause seinem Ex-Club ein Tor einzuschenken und damit deren letzte Aufstiegshoffnungen zu begraben. Das war der eine...
Markus Hayer gehörte letzte Saison noch zum Kader der Kickers. Mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet und von Germania Windeck kommend, galt er im ersten Jahr nichts und entwickelte sich im zweiten Jahr zum erfolglosen Joker: Wann immer er in der letzten Viertelstunde ins Spiel kam, seufzten die Fans auf und sahen es als Kapitulationsgeste... und tatsächlich, der Joker stach dann auch nicht. So blieb der blonde Schönling Hayer mit den rosa Schuhen vor allem beim Aufwärmlaufen in der zweiten Halbzeit im Gedächtnis... ehe dann gegen Ende der Saison mit dem Ausscheiden Testroets und der Verletzung Rathgebers seine Stunde schlug: Plötzlich stand er in der Startformation und plötzlich schoss er auch vier wichtige Tore (alle auswärts), die die Kickers im Aufstiegsrennen hielten. Wie die Offenbacher Fans so sind, wandelte sich sein Behandeln nun in (halb-ironische) Bewunderung; Hayer wurde gefeiert und sogar mit einem Pseudo-Dublo-Sticker ins deutsche EM-Team gewünscht. Er wusste es jedoch nicht zu würdigen, ließ sich ein Vertragsverlängerungs-angebot vorlegen, lachte einmal herzlich und wechselte zu seinem ehemaligen Mitspieler Laux nach Saarbrücken (und wurde damit zum einzigen Spieler, der von sich aus die Zusammenarbeit beendete, wie gesagt). Saarbrücken mochte nun hoffen, ebenfalls ein ungeschliffenes Juwel geborgen zu haben, doch bislang trog wohl die Hoffnung. Hayer schlug nicht ein.

Wie kann ich nun also die Szenerie beschreiben, die sich mir bot, als im Ludwigspark angepfiffen wurden? Ich würde sagen: Unwirklich. Das Station, dieses verfallende (!) Gebilde, gleicht einer Grube (!) und ist rund (!) gehalten und dabei (wohl nach drei Heimspielen hintereinander Ermüdungserscheinungen offenbarend) halb leer (!), einzig hinter dem Tor (!) tobte in Saarbrückens Block die Stimmung; Offenbrach spielte im Ordner- und Eckfahnen-Neongrün (!), während der FCS mit seiner Oldschool-Anzeigentafel (!) mit allein gelben LEDs im FSV-Blauschwarz auftrat... kurzum, alles war so ganz anders als zuhause auf dem Berg und auch die mitgereiste Block-2-Stimmung hinter mir, während neben mir der Stehplatzteil ausgestorben blieb, kannte ich so nicht. Und natürlich stand ich vorne: Sonst ergäbe der Titel-Aufruf keinen Sinn.
Die erste Halbzeit verlief einseitig und unansehnlich. Saarbrücken strümte und die Kickers ließen sich hinten festnageln. Alles wirkte schlimm, doch auf einmal stand es 0:2 - da hatte der erste echte Angriff der Kickers im zweiten Versuch und im Gewühl getroffen und da versenkte Neuzugang Julius Reinhardt einen Freistoß aus 30 Metern zu einem da-Costa-Tor, also einem in der Art, wie es der Kapitän der letzten Saison häufig erzielte und um jene zu ersetzen er geholt wurde. Das war gut, wenn auch höllisch unverdient.
In der zweiten Halbzeit drehte dann der Wind... oder besser, er drehte nicht, sondern er erzielte die erwartbaren Ergebnisse. Im Bus war man sich einig: Nach einer Stunde Spielzeit verließ er ackende und im Mittelfeld agierende Stürmer Thomas Rathgeber den Platz und wurde durch den eigentlich als Abwehrspieler tätigen Stefan Kleineheismann ersetzt; das war ein taktischer Fehler des Trainers, mit dem das schwache Mittelfeld noch mehr den Saarbrückern preisgegeben und nur Unruhe in die Kickers-Abwehr gebracht wurde. Hinzu kamen aber meiner Meinung nach noch zwei Dinge: Zum einen verließ nach etwa dieser Zeit auch Markus Hayer das Feld und wurde durch einen Spieler ersetzt, dessen Stil die Kickers-Abwehr nicht so gut kannte, und zum anderen wogte nun der Saarbrücken-Hardcore-Kurventeil hinter dem Kickers-Tor und übertönte zumindest Zuordnungsrufe. Kurz vor Schluss musste dann Torwart Robert Wulnikowski, der seine Mannschaft gut im Spiel hielt, sogar ein drittes Mal hinter sich greifen, doch das Tor zählte nicht, ich weiß nicht, warum. Es blieb bei einem glücklichen 2:2; 11:1 Ecken und vielleicht 80% Spielanteil in der Kickers-Hälfte sprechen wohl eine deutliche Sprache. Somit waren am Ende auch die mitgereisten Fans mehr oder weniger zufrieden.
Das Ergebnis mochte schmeicheln, doch war es fahrlässig, eine 0:2-Führung aus der Hand zu geben. Es war wie ein Spiel der letzten Saison, in der das Mittelfeld versagte (doch lassen sie sich in Schutz nehmen: Das ebenfalls laufintensive Dortmund-Spiel lag gerade mal drei Tage zurück und dass kurzfristig mit André Hahn ein Mittelfeld-Stammspieler verletzungsbedingt ausfiel, sollte ebenfalls nicht helfen). Vergleiche mit dem Bielefeld-Heimspiel in dieser Saison taten sich auf, wenn auch mit vertauschten Rollen, nur dass die späteren Kickers-Konter nicht mehr zum Ziel führten und die Tore gelangen. Nun den... was soll man am Ende sagen? Letzte Saison gingen beide Saarbrücken-Spiele verloren, also rechnete ich nicht mit einem Sieg und wollte mit einem Unentschieden zufrieden sein. So kam es dann auch.

Offenbach - Burghausen: 1:0
Da mir der Eindruck fehlte, möchte ich kurz wiedergeben, was ich heute in der Zeitung las: Das Spiel glich einer Tortur, das die Kickers durch einen geschenkten Elfmeter durch Thomas Rathgeber gewannen, doch gleich darauf durch einen unverdienten Platzverweis desselben bestraft wurden. Nun gut... gut. Sieg ist Sieg, nehmen wir ihn einfach hin, was anderes bleibt uns nicht übrig.

Nach vier Punkten aus den letzten beiden Spielen stehen die Kickers nun auf Platz 11, ironischerweise punkt- und torgleich mit Saarbrücken. Am folgenden länderspielfreien Wochenende stehen wohl Tests gegen Bad Vilbel und RB Leipzig an (beide werden mir vermutlich fehlen, da ich höchstwahrscheinlich in Kassel auf Con bin), doch in der Woche darauf muss jede Sympathie zur Leserschaft schweigen, dann erscheint nämlich Karlsruhe und dann heißt es: "Auf geht's, Kickers, kämpfen und siegen!"

wisthler
03.09.2012, 22:24
Im nächsten Spiel bekommt ihr leider auf den Sack, ich entschuldige mich im Voraus für die deftige Niederlage.

Saphir
03.09.2012, 22:28
Die Kickers lassen übrigens eine Aktion laufen, um das Stadion gegen euch ausverkauft zu bekommen. Für mich wird sich dadurch jedoch nichts ändern: Ich werde vor Ort sein, vermutlich aber allein.

Saphir
06.09.2012, 21:56
Gestern, als ich von meinen Eltern per Rad zurückkehrend am Stadion vorbeifuhr, lief mir ein Geschäftsführer Jörg Hambückers über den Weg und da hab' ich... ach... den Blick geradeaus gehalten und meinen Weg fortgesetzt. Taugt das als Überleitung? Nein? Gibt Schlimmeres.

Als ich im letzten Eintrag schrieb, dass der OFC die Länderspielpause, die ihn ja kaum betrifft (einzig Ersatzverteidiger Daniel Dziwniel wuchs in die polnische U21 herein), mit einer Partie gegen RB Leipzig füllt, geschah dies im besten Wissen - und war, als ich es schrieb, schon veraltet. Heute gilt: Der OFC sagte dieses Spiel kurz darauf wieder ab und wählte Dynamo Dresden als Ersatz, mit denen man nun irgendwo in den Tiefen der sächsischen Provinz die Bälle kreuzen wird. RB Leipzig muss den Ball im Rasen begraben, man habe auf Offenbacher Seite unterschätzt, welch ein rotes Tuch dieser vollendete sportliche Werbeträger ohne Vereinscharakter darstellte, und wolle seinen Anhängern entgegenkommen; Leipzig reagierte enttäuscht und fragte, was die Chose solle, Offenbach wäscht seine Hände in Unschuld, spricht von Agenturen und gewahrten Formen und sieht trotzdem nicht gut aus. Soweit die Fakten.
In der Offenbach-Post (Name ist Programm) vermutete man einen Zusammenhang zu der Hauptversammlung am 20. September und der offenen Präsidentenfrage. Obgleich noch kein Gegenkandidat präsentiert wurde, würde Jörg Hambückers um die Fanclub-Unterstützungen buhlen, schon um seine eigene Position zu festigen. Auch die vor kurzem in Gang gesetzte Fanclub-Befragung, die einem der Anhänger-Vereinigungen ein Testspiel gegen die Profis bescheren wird, lässt sich in einem ähnlichen Kontext lesen.
Ich erinnere mich jedenfalls auch an eine andere Begebenheit, an ein Testspiel gegen den FSV Frankfurt letzte oder vorletzte Saison: Auf dem Bieberer Berg stattfindend, wurde es von Boykottaufrufen der Fanclubs und anderen Scherereien (Feuerzeug-Würfe, meine ich mich zu erinnern) begleitet, und der Verein, der auf Einnahmen hoffte, konnte von diesem Ergebnis nur enttäuscht sein. Vielleicht hätte die Begegnung mit Leipzig an gleichem Ort stattgefunden (ganz wurde das nie veröffentlicht, aber der Kleinere scheint sich dem Größeren zu beugen) und hätte mehr Kosten als Nutzen bedeutet. Dann könnte man es als Ungeschicktheit werten, RB Leipzig so vor den Kopf zu stoßen.

Was ist wahr? Vielleicht beides. Wir werden in zwei Wochen sehen, was herauskam, und aus fragen, wer davon profitiert.

Saphir
14.09.2012, 20:56
(Reaktion einer Kollegin, der Saphir von diesem Blog erzählte.)

Eime Woche vergeht schnell, wenn man beschäftigt ist, und so möchte ich letztes Wochenende noch nachtragen, ehe ich morgen zum Spiel gegen Karlsruhe kommen kann. Letztes Wochenende ließ ich die Zweifel Wirklichkeit werden und blieb nach acht Jahren der Treue erstmals meiner Stamm-Convention fern... und würde euch damit nicht behelligen, hätte ich nicht einen der so plötzlich frei gewordenen Tage den Kickers gewechselt und mir zum ersten Mal ein Spiel der U23 in der Hessenliga (gegen Eddersheim, keine Ahnung, wo das liegt) angesehen. Denkt euch dieses nun als Fußball in seiner ursprünglichen Form ohne Stadien und Fans, die sich selbst feiern, stellt euch eine große, recht neue Anlage mit mehreren Sportplätzen vor, die auch von anderen ortsansässigen Vereinen genutzt wird, und lasst auf zweiundzwanzig Spieler auf dem Rasen vielleicht etwa einhundert Zuschauer kommen, neben fußballlos Verzweifelten wie mir und solchen, die sich besonders für die Familie Kickers Offenbach interessieren, die Kumpels, Familie und Freundinnen der Spieler (und sie haben hübsche) und die es nicht stört, wenn einer im FSV-Trikot dazutritt; ja, damit sind wir näher beim TSV Heusenstamm als beim Bieberer Berg... und dafür müsst ihr Ersteren nicht kennen.
Ich möchte nun das Spiel mit den Worten abhandeln, dass die Kickers-Jungs eine starke erste Halbzeit und eine Führung herschenkten und am Ende mit einem 1:1 gegen einen Aufsteiger zufrieden sein mussten, und mich auf das Interessante daran konzentrieren: Zur gleichen Zeit fand das Freundschaftsspiel gegen Dresden statt. Die Mannen auf dem Feld ließen Rückschlüsse auf die erste zu... und aus jener standen ganze fünf auf dem Feld.
Da wäre Daniel Endres, der Torwart, und überraschte mit seinem Erscheinen, steht doch sonst die Nummer 3, der 19jährige Yannic Horn, in der U23 im Kasten. Ich ging davon aus, dass Trainer van Lent seinem Nachwuchskeeper etwas Einsatzzeit gegen die Zweitligamannschaft aus Dresden verpassen und ihm die Angst vor den großen Namen nehmen wollte, sich aber dann dagegen entschied. Er stand nämlich auch nicht in Sachsen auf dem Feld.
Die Nummer 17 des Kaders, Stefano Maier, kandidiert im Moment aussichtsreich um den Posten der ärmsten Sau im Kader. Ich hatte bei der Kaderzusammenstellung erwähnt, Offenbach besäße ein Luxusproblem in der Innenverteidigung, da Vizekapitän Markus Husterer gesetzt sei und von Stefan Kleineheismann und Marcel Stadel eigentlich einer zu schade für die Bank sei? Im Moment drehte der Wind und lässt meinen Trikotnamenspaten von der Startelf an durchspielen, während Kleineheismann trotzdem auf seine Einsätze kommt... doch bleibt da keine Luft für den Mann Nummer 4. Nun fand sich Stefano Maier in der zweiten Mannschaft wieder, wo er diese doch eigentlich verlassen haben und fest zum Kader der ersten gehören sollte. Sollte jedoch niemand sich verletzen oder einbrechen, bekommt er wohl keine Chance.
Bleiben noch drei, darunter die beiden Talente, die ihre Zukunft in Offenbach wohl hinter sich haben (Jannik Sommer und Daniel Henrich) und die auch im Spiel der Hessenliga nicht großartig herausragten. Der dritte, der "Lehrling" Marcel Mosch, gefiel mir jedoch sehr. Der andere Lehrling, Sascha Korb, blieb beiden Plätzen fern, ich kann nicht sagen, warum.

Dynamo Dresden - Kickers Offenbach: 0:1
Hätte man mich vor dem Spiel gefragt, was ich tippen würde, hätte ich geantwortet: "Testspiele gehen meist nach Erwartungswert aus, da der besondere Ehrgeiz fehlt. Dynamo gewinnt mit ein oder zwei Toren Vorsprung." Nun gewannen die Kickers glücklich durch einen Elfmeter und einer über die Zeit gebrachten Führung. Das nahm sicher auch dem Trainer die Möglichkeit, noch wechselnd zu testen: Er wollte seinen Jungs lieber den Sieg gönnen als etwa Yannic Horn einige Spielminuten
So naht nun Karlsruhe. Die Kickers präsentierten sich in den letzten Wichen von den Ergebnissen her stärker, als sie einzuschätzen waren: Glücklicher Elfmeter gegen Burghausen, Glückliche Tore in Saarbrücken, Elfmeter in Dresden und Elfmeter gegen Fürth. Gegen Karlsruhe wird nun ein neuer Zuschauerrekord erwartet... ich hoffe also, sie brechen unter dem Druck nicht ein. Mein Wunsch lautet: Ein solides 2:0, glanzlos, aber verdient.

Wir sehen uns morgen.

wisthler
14.09.2012, 22:08
Morgen kommt die Entscheidung, möge der bessere gewinnen. :D

Saphir
15.09.2012, 19:04
(Zitat meines Mitbewohners, der aus dem Badischen stammt.)

Da kam Karlsruhe... und da kommt es zu einer kuriosen Situation: Im DFB-Pokal schlugen sie Hamburg... und nun müssen sie gegen Offenbach ran, während sich der HSV an der Eintracht versuchen darf. Nicht lustig? Aus meinem Blick schon.
Im Vorfeld des Spiels zwischen dem Zehnten gegen den Elfen ließ Offenbach eine Aktion namens "7.000, 14.000, Ausverkauft" laufen, die jedem, der drei (oder mehr) Karten orderte, die entsprechende Menge an Verzehrgutscheinen für Getränk und Bratwurst in Aussicht stellte (in einem Wert von etwas über 6 Euro... das sind Offenbacher Preise), und da auch Karlsruhe eine Rekordmenge an Zuschauern mitbrachte und den Block füllte wie nie zuvor, lässt sich festhalten: Es kamen etwas über 10.000 Zuschauer zusammen. In der augenblicklichen Situation ist das wohl das Höchste, was Offenbach erreichen kann.

Lasst mich nun schnell das Spiel abhandeln: Die erste Halbzeit war schwach. Offenbach lässt den Biss vermissen und puscht mit seinen Fehlpässen nur den Gegner, der wiederum daraus nichts Drückendes zustande bekommt. Tormann Robert Wulnukowski gehört glasklar zu den besten Spielern, nicht nur der ersten Hälfte, als er seinen Kasten sauber hielt, doch konnte man Karlsruhes Vorstöße auch nicht als wirklich drückend bezeichnen. So war es gut, als es rum war.
Da beginnt die zweite Hälfte auch schon und Offenbach tritt wie verwandelt aus der Kabine. Auf einmal pressen sie und erspielen sich Chancen. Zweimal wird den KSC die Latte retten, allerdings verursacht ein Freistoß von vielleicht dreißig Metern ein Gerangel, bei dem es zum Foul kommt. Der Schiedsrichter gibt Elfmeter, Kapitän Mehic verwandelt wie gegen Dresden: 1:0.
Vom Spiel her wäre nach der ersten Halbzeit ein Unentschieden verdient und einigermaßen glücklich zu nennen, nun hoffte ich auf die Erfüllung meines Tipps... und es sah gut aus. Vielleicht vier gute Chancen wurden gingen daneben. Da ging ganz plötzlich aus heiterem Himmel ein Angriff nach Hinten los, der Ball wanderte aus der gegnerischen Hälfte wie zufällig mit einem Mal verdammt nahe ans Tor, ein Offenbacher (laut Homepage Marc Stein, dessen bestes Spiel dieses sicher nicht war) ging hart rein, um diese so unverhofft gefährliche Situation zu entschärfen, und erreichte damit bloß einen Freistoß nahe des Sechzehners. Ein Karlsruher tritt an... und tritt rein. Ausgleich.
Damit brach der Kampfgeist der Offenbacher. Zwar hatte die letzte "Kickers-Viertelstunde" gerade erst begonnen, doch statt eines noch stärkeren Aufbäumen klappten sie zusammen. Auf einmal wechseln sich die Chancen wieder ab... und plötzlich zeigt der Schiedsrichter auf den anderen Punkt. Karlsruhe bekommt zwei Minuten vor Schluss seine Chance, Robert Wulnikowski entscheidet sich für eine Ecke, die falsche, doch der Ball geht vorbei. Es bleibt beim Unentschieden.
Die Homepage spricht von einem "sensationellen Duell", dem stimme ich nicht zu. Ich sah ein streckenweise lahmes Spiel, dessen Ergebnis die Ausgeglichenheit der Mannschaften widerspiegelt (Erste Halbzeit: Augenhöhe, dann pro KSC; Zweite Halbzeit: Pro OFC, dann Augenhöhe) und über das eher Karlsruhe glücklich sein sollte. Ich bin nur froh, keinen Zusammenbruch erlebt zu haben, sehe aber durch den Elfmeter das Kartenhaus weiter wachsen. Hoffentlich kommt es in der nächsten Woche gegen Erfurt zu einem echten Erfolg.

Ein Nachwort sollte der Mannschaft gelten. Da Trainer Arie van Lent recht konstant spielen lässt, glichen sich die letzten Aufstellungen sehr, während in den ersten Spielen durch die Suche nach der perfekten Elf eher noch Unruhe hereingekommen war. Einige Spieler fielen durchs Raster und bekamen nun erst wieder ihre Chance. Da wäre Maximilian Ahlschwede, der Außenverteidiger, der nun dem wohl noch von der Länderspielreise mit der U23 Polens ausgelaugten Daniel Dziwniel wieder seinen Platz abnahm und mir eigentlich ganz gut gefiel, da wäre Stefan Vogler, der so glücklose und bemühte Fürther Stürmer, der nun Thomas Rathgeber während seiner Gelbrotsperre vertrat und spielte, wie ich ihn charakterisierte: Bemüht, aber glücklos. Auch Marcel Avdic, der einzige nicht eingeschlagene Neuzugang (aus Unterhaching), bekam seine Chance... und nutzte sie so lala. Das Spiel wurde ja auf dem Feld nicht gewonnen und ging nicht verloren, an beidem hatte er ähnlich viel Anteil wie seine Mitspieler. Da wäre dann noch einer, den ich in den nächsten Post packe, und schließlich Steffen Haas mit einem weiteren Einsatz auf dem Bieberer Berg. Der zeigte in seinem weißen Trikot zumindest Gutwill, schoss kein Tor, trat niemanden kaputt und wurde dann ausgewechselt.

Saphir
15.09.2012, 19:25
Offenbach bekam noch einen Neuzugang. Am Tag vor Fürth gekommen, verschwieg ich ihn euch bisher, da ich nichts über ihn zu sagen hatte und er noch nichts Auffälliges tat, in vier Spielen stand er seitdem immer im Kader und kam zweimal für jeweils zwanzig Minuten. Heute ersetzte er wieder nach etwa einer Stunde den glücklosen Vogler und erwies sich als besser, er bekam auch seine Vorstellung in diesem Stadionheft, ein Tor gegen Bad Vilbel und... ach.
Ich rede von Fabian Bäcker, der nun die Nummer 24 trägt, ein Gladbacher Talent von inzwischen 22 Jahren, erst hell aufleuchtend (mit einem Bundesligator im ersten Einsatz für Gladbach), dann durch Verletzungen und falsche Entscheidungen im Dunkel versinkend, in Aachen nichts bewirken könnend, zu Gladbach in die zweite Mannschaft zurückgekehrt und dort für gute Regionalligaleistungen sorgend. Mit seiner Verpflichtung trugen die Kickers der Langzeitverletzung von Kai Hesse Rechnung, der wohl den Rest diesen Jahres noch ausfallen wird, wie auch der Tatsache, dass drei Stürmer für zwei Plätze extrem eng werden könnten. Versagt davon nämlich einer, wie etwa Stefan Vogler bisher, lässt sich nämlich gar nicht mehr wechseln.
Heute bemühte er sich redlich und wandte sich den Fanblocks zu, signierte einzelne Trikots, gab sein eigenes nicht her, klatschte dargebotene Hände ab (unter anderem meine) und hörte diesen im Titel stehenden, humorvoll vorgetragenen Rat. Ich wünsche ihm jedenfalls das Beste und denke, dass er seine Chance erhalten wird. So stark ist Offenbachs Sturm ja nicht besetzt.

Lasst mich an dieser Stelle das Wort an ihn selbst übergeben und auf das gute Offenbacher Fanradio verweisen, welches inzwischen über das Ziel hinausgeht, nur von Auswärtsspielen den Daheimgebliebenen zu berichten, sondern auch Events besucht und Interviews führt, unter anderem mit neuen Spielern.


http://www.youtube.com/watch?v=fTe3ibEkiew&feature=player_embedded

Das Interview stammt noch von vor dem DFB-Pokalspiel in Fürth; sein Wechsel kam damals kurz vor Ende des Transferfensters so überraschend, dass er dann schon im Kader stand, aber im Stadionheft nicht erwähnt wurde.

wisthler
15.09.2012, 19:44
Also bei aller liebe Saphir, Ihr wart im Spiel ganze 25 Minuten die bessere Mannschaft, den Rest hat der KSC dominiert.
Verschenkte 2 Punkte von unserer Seite, den Elfer von Hennings hätte ich besser geschossen. Aber euer Fan Radio ist wirklich toll. :top

Saphir
19.09.2012, 21:18
Einigen wir uns darauf: Die erste Hälfte war lasch.

So, morgen findet die Vollversammlung statt, auf der ein neuer Präsident gewählt wird. Inzwischen fand sich auch ein zweiter Kandidat, Remo Kutz, der aber scheinbar für einen noch größeren Umbruch stände... ach... und der scheidende beklagt sich darüber, dass ihm zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wird... nochmal ach...

Ich denke, ich werde die Tage vom Ergebnis berichten. Ich fürchte das Schlimmste, hoffe darauf, dass der Gewinner nicht zuviel kaputt macht, werde auch von der Auswärtspartie in Erfurt erst mit einer Zusammenfassung berichten können und an dem Wochenende natürlich noch meine fränkische Seite entdecken. Das Geflügel wird sonst am Ende noch zu vogelwild, bester Saisonstart aller Zeiten, wo kämen wir denn dann hin...

ps: wisthler, danke für die Werbung drüben.

wisthler
20.09.2012, 08:35
ps: wisthler, danke für die Werbung drüben.

Gerne. :)

Saphir
21.09.2012, 21:39
(Raumschiff Highlander wird niemand von euch kennen. Das ist schade, aber nicht tragisch.)

Gestern Abend wurde es entschieden: Dr. Frank Ruhl gewann die Wahl zum Präsidenten von Kickers Offenbach (dem Verein, nicht der Profi-GmbH) gegen Remo Kutz mit etwas mehr als drei Vierteln der knapp über 600 Stimmen. Damit siegt die Reformpartei über die Konservativen (Ich hatte Kutz dahingehen falsch eingeordnet. Immerhin bekannte er sich zu Geschäftsführer Jörg Hambückers.). Ich muss fast sagen, dass ich darauf hoffte, war der Schaden durch Thomas Kalts Rücktritt doch schon angerichtet. Ich hoffe allerdings nicht, dass nun im Verein zu viele Köpfe rollen. Beim Stadion wurde meiner Ansicht nach nämlich keine schlechte Arbeit geleistet.
Was steht nun an? Kickers Offenbach sitzt auf einem Schuldenberg (etwa vier Millionen Euro), verfügt in nahezu allen Bereichen über eine ausgezeichnete und moderne Infrastruktur, was aber auch das Problem offenbart, dass das Stadion für die jetzigen Verhältnisse überdimensioniert ausfällt (über 20.000 Menschen passen hinein, gegen Karlsruhe kamen gerade einmal halb so viele). Die Jahre im sportlichen Niemalsland sollten hier geschadet haben und dass andere Vereine aus der Region groß wurden, sollte da sicher auch nicht helfen. Man muss also hoch und man sollte sich am Besten in einen Gute-Laune-Club verwandeln, der das Fansein einfach macht. Ersteres wird sicher irgendwann gelingen, wenn auch wohl nicht diese Saison (ich glaube nicht daran, es würde ja auch erst gehen, wenn die Vereine oben schwächeln). Ein Patent für den Aufstieg gibt es jedoch nicht.
... Zum Glück wusste Dr. Frank Ruhl schon im Voraus, worauf er sich einließ. Ich wünsche ihm viel Erfolg... ganz zwangsläufig.

Verliere ich mich gerade in Allgemeinplätzen? Ich möchte mich nun nicht durch alte Pressekonferenzen und Interviews wühlen, um einen Politiker nach seinen Wahlversprechen zu charakterisieren. Das hätte wohl wenig Sinn. Stattdessen kündige ich an, morgen mich krank im Bett liegend mit der Fanradio-Übertragung des Kickers-Spiels beschallen zu lassen... und das ist wohl auch nicht die beste Idee.
Bis morgen Abend...
...Und nun auf, ihr Franken! Legt drei ins Weckla!

Saphir
23.09.2012, 20:59
Zwei Dinge versprach ich... und traf mich in der Mitte: Ich lag krank im Bett und stellte das Fanradio an, doch nach drei Spielminuten brach der Server der OFC-Seite zusammen und ließ sich trotz einiger Versuche nicht mehr aufrufen. Nach einer Stunde, kurz vor dem Ausschalten, blickte ich schnell in den Offenbach-Post-Ticker, las vom 1:1 und beließ es dabei. Die Kickers hielten es ähnlich.

Drei Unentschieden gegen Saarbrücken, Karlsruhe und jetzt Erfurt bedeuten so viel wie ein Sieg und zwei Niederlagen. Lasst mich also nicht von einer Erfolgsserie sprechen, wie es die offizielle Website tut (jetzt geht sie wieder, klar...), sondern seufzen und mich daran erinnern, dass es sich um ein Auswärtsspiel und bei den Kickers um eine Heimmannschaft handelt. Es gefällt mir trotzdem nicht. Um zu den ersten Plätzen vorzudringen, braucht es Siege - und Erfurt sollte insgesamt eine schlagbare Mannschaft gewesen sein. So spielen die Kickers weiter bloß im Niemandsland.

Am Mittwoch erscheinen nun die Stuttgarter Kickers. Ich werde vor Ort sein und dann auch mehr berichten. Für drei Minuten und Mutmaßungen erschien mir ein langer und groß aufgemachter Text übertrieben.

Saphir
30.09.2012, 21:21
Gute Güte, ich hinke hinterher. Das ist wohl die Folge davon, dass ich die Tage versuchen wollte, meine rechnerlose Zeit wieder endgültig zu beenden, aber zum Projekt noch nicht ganz so wie vorgestellt kam... jetzt führt es dazu, dass ich kalten Kaffee servieren muss. Macht nichts.

Kickers Offenbach - Stuttgarter Kickers: 3:0

Das Ergebnis klingt erfreulich, doch welche Qual! Im Nieselregen konnte man (welch seltenes Phänomen) gleich 22 Kickers-Spielern beim Vers... uchen zusehen. Fehlpässe und fallende Spieler (es scheint Schwaben zu liegen, es sich in einem frisch gebauten Stadion gemütlich zu machen) prägten die Partie, der Schiedsrichter begeisterte ebensowenig. Vor dem 1:0 wurde mir klar, dass ich bei den Kickers noch nie ein 0:0 live miterlebte, dann kam es zur Ecke und der passende Mann hielt ein Bein hin. Gut war's.
Fünf Minuten vor Schluss sah es ähnlich aus: Wieder Ecke, wieder ein passendes Bein, wieder klingelt es. Bis dahin ging die Führung auch insgesamt in Ordnung; die Kickers besaßen die besseren Chancen. Dann brach das Schwabenteam zusammen und wenigstens das dritte Tor fiel aus dem Spiel heraus. Da kam dann nichts mehr und es war aus.
Zwei glückliche Spieler sind zu nennen: Da wäre André Hahn, ein Mittelfeldspieler, der das erste und das letzte Tor schoss und damit deutlich machte, dass er gerade zu den besten (und sowieso engagiertesten) Spielern der Mannschaft gehört - ohne ihn geht gerade nicht viel. Da wäre auch noch Stefan Vogler, der sonst so glücklose Stürmer; er traf bei der zweiten Ecke und kam endlich zu einem Erfolg.

Im Spiel gegen Unterhaching fehlt nun Markus Husterer, der Innenverteidiger und Vizekapitän, aufgrund einer fünften Gelben Karte... und noch im Stadion dachte ich, dies träfe auch auf Außenverteidiger Marc Stein zu, musste mich da aber geirrt haben. Trotzdem sollte mich die Aussicht, die halbe Verteidigung ausgetauscht zu sehen, nicht schrecken; Innenverteidiger Stefan Kleineheismann ist (genauso wie sein Konkurrent Marcel Stadel) eigentlich zu gut für die Bank und Außenverteidiger Daniel Dziwniel kam in Maximilian Ahlschwedes Formschwächeperiode schon zu einigen Spielen. Da träfen andere Ausfälle schlimmer.

Saphir
30.09.2012, 21:24
Spielvereinigung Unterhaching - Kickers Offenbach: 0:3

Auswärtssieg beim Tabellenführer... und ich kann nichts darüber berichten, da ich eben erst davon las. (Ich tippte vorher ebenfalls auf Sieg, allerdings nur auf ein 1:2.) Ich muss jedoch aus Erfahrung sagen: Das ist Offenbach. Gegen Favoriten können sie ebenso klar gewinnen wie zu Hause gegen Underdogs ein erzittertes Unentschieden herausholen. Leider gehört der nächste Gegner (am nächsten Samstag) zu dieser Kategorie. Ich hoffe also das Beste und kann dann wieder hautnah berichten.

wisthler
01.10.2012, 12:41
Ihr holt richtig auf, nett und dem KSC kann jeder Sieg gegen einen der ersten Drei nur recht sein.

Saphir
01.10.2012, 20:45
Ja, schön ist es. Inzwischen steht der OFC etwa da, wo er sich laut Saisonzielansage selbst sah. ("Wir würden gerne aufsteigen, wissen aber auch, dass das auch andere wollen.")

Die Frage ist nur: Werden Münster und die anderen bald schwächeln? Tritt das nicht ein, lässt es sich nur theoretisch träumen.

Saphir
06.10.2012, 18:43
Sometimes its hard to be a woman
Giving all your love to eleven men
You'll have bad times!
And you'll have good times
Doing things that you don't understand

An diesem Tag gab es die nächste Aktion: Offenbach-begeisterte Damen konnten sich gratis mit einem OFC-Logo-Nagellack ausstatten lassen. Dass diese Aktion der Zusammenspiel mit dem im Stadion heimischen Beauty-Salon entsprang, lässt sich nur vermuten... und sie zog auch keine Massen. 6.200 Besucher stellten nur einen Durchschnittswert an einem bewölkten Herbsttag dar und auch der Gästeblock blieb fast gähnend leer - ungewohnt in letzter Zeit.
Es geht gegen den SV Babelsberg 03, einen Stadtteilclub Potsdams, über den es wenig zu wissen gibt: Vorletzte Saison kam er als Aufsteiger in die dritte Liga und kämpfte seitdem mit klammen Finanzen und wenig Zuschauern gegen den Abstieg. Vor zwei Jahren sah ich ein besonderes Spiel: Die Kickers, damals noch mit ihrer "Quasi-Zweitliga"-Mannschaft und kurz vor Ende ihres Hinrundenlaufs, lagen durch ein dummes Tor lange zurück und drehten dann doch noch das Spiel... in der letzten Viertelstunde. Ich erwartete (angekündigt) nun eher ein Spiel wie gegen Jena letzte Saison: Es geht gegen den Vorletzten, der ebenfalls durch ein dummes Tor in Führung geht... und die Mannschaft rennt einem Rückstand hinterher und gegen eine Mauer an, die sie erst ganz zu Schluss durchbricht. Da gab es immerhin noch ein Unentschieden.

Nun kommen sie zusammen, rot gegen weiß. Schießen die Kickers das erste Tor, denke ich, können sie sie abschießen, fällt es lange nicht, wird es schwer. Das Spiel wird angepfiffen, beide Mannschaften beschnuppern sich, da dringt ein Babelsberger auf der rechten Seite durch und schießt. Torwart Wulnikowski kann abwehren, doch der Abpraller fällt einem Babelsberger vor die Füße und der locht ein. Da sind gerade einmal drei Minuten gespielt. 0:1.
Offenbach nimmt den Kampf an, doch Babelsberg hält dagegen... auch körperlich. Zweimal werden sich allein in der ersten Viertelstunde Kickers-Spieler auf dem Boden winden, dann gelingt endlich das erhoffte Durchbrechen: Aus dem Spiel heraus (und das ist wichtig, da selten in Offenbach) fällt der Ausgleich nach Schema F: Flanke, Stürmer, Netz. Mathias Fetsch schießt damit sein siebtes Tor für den OFC in dieser Saison. 1:1.
Nun scheint alles möglich, doch erneut passiert das Dumme: Ein Babelsberger kontert und lässt zwei Defensivspieler stehen, die so vollkommen versagen, wie es nur Offenbacher können, lässt sich von dem Rest nicht beirren und versenkt. Erneut führt Babelsberg, da waren gerade einmal 25 Minuten gespielt.
Der Rest der Halbzeit geschah ohne große Zwischenfälle: Offenbach bekam mehr, Babelsberg jedoch die besseren Chancen. Pfiffe begleiteten die Spieler in die Kabine.
In der zweiten Hälfte wurde alles besser, doch zählte das zunächst nichts. Offenbach besaß mehr Chancen, mehr Ballbesitz, deutlich mehr Ecken... und doch weniger Tore, da die so vielgerühmte Abwehr unrühmlich oft versagte. Da wurde nach etwas über einer Stunde eine weitere Ecke getreten, Innenverteidiger Markus Husterer, der bei beiden Toren nicht gut aussah, köpft unter die Latte und versenkt. Sauber.
An das 3:2 kann ich mich gar nicht so genau erinnern, nur an den Torschützen: Die Homepage schreibt, dass Thomas Rathgeber das zweite Stürmertor nach einem Freistoß erzielte. Soweit so gut, dachte ich, doch wenn bis zu diesem Moment schon das Zusehen Kraft und Nerven kostete, wie sollte es dann den Spielern ergehen? Ich fürchtete den erneuten Ausgleich, doch kam es anders. Das zweite Tor wiederholte sich, Markus Husterer köpft erneut eine Ecke rein. Dann fiel noch das 5:2 aus einem Freistoß, den Reinhardt im da Costa-Stil verwandelte (was das heißt, schrieb ich schon einmal). Da war die 85. Minute erreicht und der Käs' gegessen. Die Kickers spielten die restlichen Minuten einfach ab und ließen sich feiern.

Was für ein Spiel! 5:2 nach doppeltem Rückstand. Offenbach kann sich glücklich schätzen, dass Babelsberg über keine gute Abwehr verfügt, denn die eigene patzte an diesem Tag ebenfalls. Zum Glück zeigte die Mannschaft Charakter und lieferte endlich wieder ein gutes Spiel ab. Tabellarisch bringt das zwar nichts, da die Konkurrenten ebenfalls siegten, doch zum ersten Mal erreichte man einen Stand wie zur Vorsaison zu jener Zeit. Das ist gut.

Wäre damit alles gesagt? Einen Spieler möchte ich noch lobend herausheben, nämlich Linksaußen Maximilian Ahlschwede. Der zu Beginn der Saison aufgestellte, versagende und sich dann zurück in die Mannschaft kämpftende Spieler lieferte eine gute Partie ab. Anders als seine Kollegen trägt er keine Schuld an irgendeinem der Tore.

Soweit. Das nächste Pflichtspiel findet erst in zwei Wochen und in Münster statt, also beim aktuellen Tabellenführer. Das wird wieder so eine Partie, die sie gewinnen können, aber nicht müssen. Am Dienstag testen sie noch gegen Neu-Isenburg und am Freitag in der Länderspielpause gegen Sandhausen. Bei erstem werde ich vermutlich dabeisein, bei zweitem vielleicht. Ich werde berichten.

Saphir
10.10.2012, 00:56
Da gab es heute ein Testspiel gegen Neu-Isenburg (das ist eine südlich an Frankfurt angrenzende Stadt) und... was soll ich sagen? Oder besser: Wie kann ich es euch positiv verkaufen?
Ich wollte hingehen, doch dann entschied ich mich doch eher dafür, die Waschmaschine zu füllen meinen Rechner neu aufzusetzen (das Ergebnis seht ihr hier), wer weiß, wann ich sonst dazu kommen sollte? Spare ich mir also das Geld, dachte ich, Testspiele sind ja selten toll. Schwinge ich den Schraubenzieher und höre mir dann alles im Fanradio an, wofür habe ich denn dafür gespendet?
Gut, so ging ich es an... und am Ende verstrich die erste Halbzeit. Da stand es 0:5.
In der zweiten Halbzeit musste ich feststellen, dass es diesmal der Kommentator gar nicht nach Neu-Isenburg schaffte, sondern sich bloß durch Telefonate gelegentlich einen Wasserstand geben ließ und sonst nur Randgruppenmusik in Rot-Weiß abspielte. Mit anderen Worten: Ich kann sagen, dass die eineinhalbte Mannschaft spielte (einige Stammspieler, aber hauptsächlich erweiterter Kader, um denen eine Chance einzuräumen), das Spiel 0:9 endete und mit 3 Toren davon sich der vierte Stürmer Fabian Bäcker die Torschützenkrone aufsetzte; danach hört es aber auf.
Auch dem nächsten Testspiel gegen Sandhausen (am Freitag) werde ich nicht folgen können. Um aber nicht ganz substanzlos weiterzuziehen, möchte ich euch das frische Werbevideo zeigen, welches auf das Pokalspiel Ende des Monats verweist.


http://www.youtube.com/watch?v=qr14uvaRzlE&feature=player_embedded

Es ist das Dritte seiner Art in dieser Saison und sieht doch schon ganz hübsch aus - sicherlich eine Zusammenarbeit mit dem Fanradio in welcher Form auch immer. (Würde ich noch einmal "Fetschis" Appell gegen Fürth posten, sähet ihr deutlich die Steigerung... vielleicht tue ich das noch einmal.) Man kann jedoch auch etwas anderes daraus lesen: Kickers Offenbach kämpft mit deutlichen Problemen, Zuschauer zu mobilisieren. Vor zwei Jahren gegen Dortmund hätte man zu diesem Zeitpunkt keine Karte mehr bekommen. Aber gut...
Ich winke in meine nur imaginäre Kamera und vertage mich. Dann muss ich nicht darüber philosophieren, ob man gegen eine Ostberliner Mannschaft unbedingt die Mauerthematik aufgreifen muss... vor allem, wenn es im Refrain eines der beiden wichtigen Stadionlieder heißt: "Mauern ist zwecklos!" Aber gut, auch diese Thematik führt zu weit. Gute Nacht.

Saphir
18.10.2012, 21:21
Viel passierte in den letzten Tagen, und ich berichtete nicht... weil es dann doch nicht sooo spannend ist.
Zunächst fand sich mit David Fischer ein neuer Profi-AG-Geschäftsführer, der Jörg Hambückers zum Monatsende endgültig beerben wird. Jener Herr Fischer ist 28 Jahre alt und arbeitete beim Kickers-Vermarkter Sportman Media Group, kennt somit den OFC aus der anderen Perspektive. Natürlich weist ihn all das schon als klaren Nicht-Konkurrenten um die Macht beim OFC aus, was Dr. Frank Ruhl sicherlich keineswegs stört; ach, es ist doch das gleiche Spiel wie damals bei den Frankenkönigen: Kaum greift der Hausmeier nach der Königskrone, gibt es das Amt des Hausmeiers nicht mehr.

Letzten Freitag spielte der OFC außerdem beim Zweiliga-Team in Sandhausen (das liegt bei Heidelberg, also nicht allzu weit entfernt). Das Spiel endete 3:1, also nach Erwartungswert: Sandhausen dominierte, Offenbach gab sich keine Mühe, das zu unterbinden, ließ Bankspieler Spielfeldluft schnuppern und erreichte immerhin in den Schlussminuten noch einen Ehrentreffer.

Am Samstag nun wartet noch Münster. Das Spiel würde im Livestream übertragen werden, doch ich werde wohl erst am Ende das Ergebnis erfahren.

Saphir
20.10.2012, 21:25
... und beim Tabellenführer gab es ein 2:2 nach Führung und Rückstand. Mehr kann ich euch allerdings nicht dazu sagen, da ich dem Spiel nicht folgen konnte; mein Mitbewohner nahm mir zwar die Drittliga-Sportschau auf, aber die konnte ich logischerweise noch nicht sehen. Auch die Interviewnachlese des Fanradios steht noch nicht im Netz.

Bin ich doch froh, auch wenn ich keine Unentschieden mag. Nächste Woche folgt Chemnitz und anschließend am Mittwoch im DFB-Pokal Berlin. Das wird dann wichtiger.

Saphir
27.10.2012, 18:18
Nun startete also in Bieber die Ostdeutsche Woche: Heute Chemnitz, Mittwoch Ost-Berlin, Freitag Rostock. Während sicher der eine oder andere Spieler in Gedanken beim DFB-Pokal verweilte und der Verein die Chance nutzte, ein doppeltes Stadionheft zu doppeltem Preis zu verkaufen, möchte ich noch einen Blick zurückwerfen, denn schon zu Beginn des Threads merkte ich an: Das Heimspiel letzte Runde gegen Chemnitz stellte den Tiefpunkt meiner Erfahrungen dar - Gegenstandswürfe aus Publikumsreihen führten zu einer Unterbrechung und einem drohenden Spielabbruch, Fans schreien nach Randale und die Kickers verlieren nach mauer Leistung gegen den Aufsteiger mit Lauf mit 0:1 aus einem Eigentor. Nichts, aber auch nichts war schön.

Das war damals, doch heut' ist heut': Es schneit und ist biestig kalt; mich friert, doch aus patriotischen Gründen werde ich bestimmt nicht gegen die "Blauen Füchse" auf meine blaue Jacke wechseln (auch das hatte ich schon im letzten Jahr). Den Spielern geht es ähnlich, so dass ich in der ersten Halbzeit auf kein Ereignisprotokoll setzen möchte: Sie ist zum Abgewöhnen. Dabei ist es nicht so, dass viel gefoult oder gepatzt oder gesonstigt wurde, nein, der Platz ist nur glatt und die Spieler lassen jede Laufbereitschaft vermissen. Gefährlich wurde Offenbach auch nicht, da jede Flanke entweder im Gelände landet oder an einer Stelle, an der sie gefährlich werden könnte, wenn dort ein Stürmer stände... ja.
Von Chemnitz kommt übrigens nichts. Im Stadion zittert man vor Kälte, nicht vor dem Gegner.

Direkt nach Wiederanpfiff verletzt sich aber Andre Hahn dämlich nach einem selbst auf 10 Meter Entfernung harmlos aussehenden Zweikampf und wird mit der Trage vom Spielfeld gebracht. Ich hoffe das Beste, das bräucht's nämlich nicht. Dann folgt nach einer Stunde der nächste Wechsel und er bringt Sonne: Stefan Vogler, der laufaktive Stürmer ohne Torinstikt (also quasi der Gomez Offenbachs), ersetzt den schwachen Thomas Rathgeber; der Block neben mir murrt, aber ich muss sagen, ich hätte das Gleiche getan - in der Situation braucht es einfach einen laufbereiten, motivierten Spieler. Vogler sollte mich auch nicht enttäuschen und wäre mein Mann des Spiels, wenn ich einen solchen hätte. Denn auf einmal wacht Offenbach auf...
Die letzte halbe Stunde findet das Spiel nur noch auf ein Tor statt: Offenbach erspielt sich seine Chancen... und doch fehlt Glück oder Können. Ich kann gar nicht sagen, wer da alles scheitert, das scheint die halbe Mannschaft zu sein. Dabei bleibt es dann auch: 0:0.
Hatte ich nicht mal gesagt, ich erlebte noch kein einziges torloses Spiel auf dem Berg? Das wäre nun auch erledigt.

Ich bin zufrieden, denn anders als vor einem Jahr wartete diesmal keine Blamage auf mich. Nun geht es am Mittwoch im DFB-Pokal gegen Union Berlin, doch morgen erst einmal zum Brunchen. Ich werde euch davon berichten.

Saphir
28.10.2012, 15:02
Daher komme ich - oder besser: Ich bin erst auf dem halben Weg zurück und sitze noch miitten in Frankfurt in einem Netzcafe.
Dahinter steckte die Idee des Vereins, man könnte ja (einmal im Monat) den VIP-Bereich nutzen, um Fans und Verantwortliche zusammen frühstücken zu lassen und so für mehr Bindung zu sorgen... und außerdem etwas Geld einnehmen, leidet der Verein doch an einem Mangel an flüssigen Mitteln. So griff ich einmal mehr zu meinem Anzug (ich legte mir eine Kickers-Anzugnadel zu und habe nur bei solchen Gelegenheiten Möglichkeit, sie zu tragen), zog eine lange Unterhose drunter (weil kalt), druckte mir diesmal nicht die Buchung aus (wie bei der exklusiven Kickers Hautnah-Führung bekam ich keine Bestellbestätigung) und begab mich auf den Weg... und war nicht einmal overdressed.

Ehe ich zum Ergebnis (für mich, aber das ist ja auch ein persönlicher Blog) komme, möchte ich noch anmerken: Ich bin ein Einzelgänger. Ich gehe alleine ins Stadion, habe keine Kumpels, mit denen ich über Fußball diskutiere, und komme auch mit der Fan-Subkultur nicht so spielend zurecht wie mit manch anderer. Mit anderen Worten, ich brauche Bespaßung und Programm, sonst wirke ich gerne einmal wie bestellt und nicht abgeholt. Das war sicher auch heute der Fall, doch muss ich ehrlich sagen, dass mir mein Sitznachbar sympathischer war, als sich die Kommunikation noch auf "Könnten Sie mir den Kaffee reichen?" beschränkte. Sie wandelte sich allerdings dann von "Und wer ist denn der Spieler?" (als Dauerkarteninhaber konnte ich nahezu alle erkennen) zu Pöbeleien zum Gesprächserhält ("Sie sehen aber auch aus, als würden Sie durchgehend Hamburger fressen, höhö."). Bedenkt man, dass ich ihm vorher noch erzählte, Vegetarier zu sein... ach. Meine Lustigkeit hält sich bei solchen Gründen, die Menschheit und Rentner im Besonderen noch weniger zu mögen, doch stark in Grenzen.

Was gab es also? Essen, Aussicht (auf Stadion und Straße), Blick auf die Spieler beim Trainieren und Warten darauf, dass sie erscheinen. Das taten sie auch schließlich und (es sollte mich verblüffen) sie kamen so ziemlich alle. (Ungewöhnlich deshalb, da der Trainer die Mannschaft ziemlich abschirmt. Aber schlechte Stimmung war wohl auch nicht zu erwarten.) Man konnte ihnen beim Essen zusehen, sich mit ihnen fotografieren lassen oder sonstwas mit ihnen anstellen, ich indes nutzte lediglich die Gelegenheit, meinen Trikotpaten sich auf meinem Trikot verewigen zu lassen. Das hatte ich mir auch fest vorgenommen.

Es blieb also alles im allem beim Profanen... und kalt draußen. Mittwoch geht es im Pokal gegen Berlin. Dann bleibt zu hoffen, dass die Jungs heute dafür Wärme und Kraft tankten.

ps: Ich erfüllte mir sogar einen Badboy-Traum. Ich nahm eine Wasserflasche mit ins Stadion und trank sogar mitten im Büffet darauf. Echt, ich bin so krass. Al Capone wäre sicher stolz auf mich.

Saphir
28.10.2012, 15:04
pps: Bei der Ostdeutschen Woche vertat ich mich. Am Wochenende wartet erst einmal Darmstadt, erst danach geht es gegen Rostock.

wisthler
28.10.2012, 16:13
Aktuell seid ihr einen Platz vor uns. Hoffen wir das wir in den nächsten Spielen noch weiter hoch rutschen und vielleicht sogar ein Wort um den Aufstieg mit reden können. :)

Saphir
28.10.2012, 17:35
Hätte ich nichts dagegen. Allerdings tritt bei uns die Situation ein, dass die beiden Derbys nun anstehen (und erst einmal beide auswärts). Das wird anstrengend, aber ich hoffe natürlich das Beste.

Saphir
01.11.2012, 17:00
Habe ich gerade die Aufmerksamkeit? Gut, dann erlaubt mir, vor das Offensichtliche etwas Persönliches einzuführen. Wie das eben ist, wenn der Bote nach den Gerüchten eintrifft, eilt es wohl sicher nicht.
Wie ich drüben in meinem Blog erwähnte, führe ich ein "Fahrtenbuch", in das ich papierene Erinnerungsstücke einklebe und kommentiere, die man sonst weder wegwerfen noch aufheben kann, etwa Reisemitbringsel, Eintrittskarten oder - und darauf möchte ich mit dem Titel hinaus - Autogrammkarten, von letzteren sieben Stück, gesammelt in der letzten und vorletzten Saison bei zwei Gelegenheiten, eine Signierstunde in einem Mobilfunkladen, von der ich eher zufällig erfuhr, und die Fanshop-Eröffnung im letzten Jahr. Scheinbar bringt es kein Glück, in diesem Buch zu landen, denn von diesen sieben Spielern wurden drei vom OFC ausgemustert (Christian Telch, Elton da Costa und Pascal Testroet), zwei sind die beiden Langzeitverletzten (Kai Hesse und Christopher Lamprecht) und die letzten beiden konkurrieren um eine Position (Marcel Stadel und Stefan Kleineheismann in der Innenverteidigung). Ich möchte hier aber nur von einem jener sprechen, der als gutes Beispiel dafür dient, dass einem Fußballspieler noch nicht der Durchbruch, wenn er es in die dritte Liga schafft. Christian Telch, ein Verteidiger (ich musste nachsehen: Rechter Außenverteidiger), kam aus der zweiten Mannschaft von Mainz 05 vor zwei Jahren und ergänzte da eher den Kader, bis die Außenverteidigung geschlossen zum FSV Frankfurt überlief (damit meine ich Teixeira und Huber, die momentan da Stammspieler sind). Christian Telch bekam somit seine Chance am Anfang der letzten Saison, doch er nutzte sie nicht: Marc Stein wurde gegen Ende der Transferperiode verpflichtet und verdrängte ihn sogar aus dem Kader, dass er nur noch in der Hessenliga bei der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam. Folglich wurde gegen Ende der Saison sein Vertrag nicht verlängert, er bekam seine Verabschiedung samt letzter Einwechslung beim Hessenpokal-Endspiel und kam nun bei Rot-Weiß Essen in der Regionalliga unter.
Hier traf er in der ersten Runde auf Union Berlin und... ach, der Name ist gefallen. Ihr werdet ahnen, was nun kommt.

ps: Am Sonntag wird die nächste Runde unter anderem von Saskia Bartusiak ausgelost, einer deutschen Nationalspielerin beim FFC Frankfurt,... und auch diese Dame klebt in meinem Buch. Ein gutes Zeichen? Ein schlechtes? Das werden wir sehen.

Saphir
01.11.2012, 17:57
Ein Union-Spieler sorgte Anfang der Saison mit diesem Ausspruch für Schlagzeilen. Ich muss sagen, ich bin da weniger spezifisch - ich empfinde es sogar als unangenehm, wenn Angehörige anderer deutscher Vereine in meinem Stadion jubeln... und eigentlich nicht einmal nur deutscher... gut, meinetwegen, natürlich würde ich nichts dagegen sagen, von einer jüdisch-israelischen Mannschaft aus der Champions League geworfen zu werden, aber welcher Offenbacher würde das auch tun? Nirgendwo in Deutschland ist der Name "Sachsenhausen" so negativ präsent wie hier.

Gut, genug gealbert, lassen wir das Spiel seinen Schatten werfen und mich zugeben, dass ich nicht daran glaubte. Es gab Vorzeichen, die mir nicht gefielen, so ging meine OFC-Tasse an dem Tag zu Bruch und verschwand trotz der Botschaft "Rot und Weiß, ein Leben lang" in einem Frankfurter Mülleimer, so sah ich mir die ersten Spiele in einer Kneipe an und musste das Joch der Verkaterung tragen, so trug ich auch das frisch signierte Trikot eines Spielers, der trotz seiner Teilnahme am (vom mir ja schon zitierten) Werbespot seinen Stammplatz in den letzten Wochen wieder an den eigentlich ersten Mann verlor, und dafür gewisse Kleidungsstücke nicht, die sonst zu Spielen zu meiner Montur gehören und nun seit dem doppelbelasteten Wochenende noch in der Wäsche lagen (zum Glück besitze ich aber drei Paar offizieller Kickers-Socken). Es gab ein Lied von Janus von einer meiner Autofahr-CDs, dass mir an diesem Tag durch den Kopf ging und das ich vor mich hin sang. Ich zitiere mal einen Ausschnitt, es heißt "Du siehst aus wie immer" und handelt davon, einen Freund im Krankenhaus sterben zu sehen.

Deine Frau kommt nur noch, um zu weinen.
Mit Worten, die dir fremd erscheinen,
spricht sie stockend von den Kleinen
mit ihren Kinderfragen.
Sie weiß darauf nichts mehr zu sagen.

Ein weißer Kittel kommt hereingeschwebt.
Er sagt fast ein Drittel hätte das hier überlebt.
Deine Frau zupft an den Rosen,
die Anspannung wird schlimmer,
sie hört schweigend die Prognosen.

Du drehst dich um, lächelst stumm.
Du siehst aus wie immer...

Ein Drittel überlebt, ja so sehe ich Offenbachs Chancen. Entweder können sie sich gerade so durchrumpeln, sie verlieren es unglücklich oder sie gehen unter. Das kann wohl alles passieren.
Ich entscheide mich also dazu, meinem Trikot-Paten die Ehre zu erweisen, indem ich die Frisur imitiere, die er bei der Autogrammstunde im Mobilfunkladen trug (die Haare in Strähnen nach vorne gegelt), nehme in Kauf, dass ich mit dem dünnen Trikot und meiner dünnen weißen Jacke frieren werde, und treffe meinen Mitbewohner, der mich (zum ersten Mal) ins Stadion begleitet, ein Teil meines Geburtstagsgeschenk an ihn. Es wird ihm gefallen... aber ich gleite ab.

Meine Sorge verfliegt am vertrauten Ort, dem Stadion, ohne Zuversicht - sondern Schicksalsergebenheit - Platz zu machen. Tatsächlich kommen die Kickers gut in die Partie und beherrschen den ersten Teil der ersten Hälfte, leiden jedoch an Nervosität vor dem Tor - sie wissen, dass ihnen wohl nicht viele Chancen bleiben werden, wollen sie deshalb besonders nutzen... und verbaseln sie dadurch zu schnell. Dann verlieren sie langsam die Kontrolle, als Berlin erwacht, und ich bin mit dem 0:0 zur Pause noch sehr zufrieden. Es könnte schlimmer kommen; ich hoffe darauf, dass der Trainer die richtigen Worte findet und wie am Wochenende gegen Chemnitz die zweite Halbzeit der Heimmannschaft gehört.
Es kommt anders. Nun dominiert Berlin und mein Mitbewohner klagt, er würde ja gar nichts vom Spiel sehen (wir standen immer nahe dem ungenutzten Tor); Tormann Wulnikowski beweist sein Können. Dann geschieht etwas, was der OFC schon im Spiel gegen Bielefeld erlebte, nur mit umgekehrten Vorzeichen: In einer Phase, in der sich das Spiel vor allen in Offenbachs Hälfte abspielt, gelingt ein Konter, Feldhahn schießt eine gute Flanke, Fetsch steht richtig und kann auch was... 1:0. Das war für Braunschweig.
Nun muss Berlin kommen, was Offenbach Konterchancen eröffnet... nur leider spielen sie gegen keinen Drittligisten, dem sie mal eben enteilen können. Das 2:0 entsteht aus einem Freistoß: Reinhard schießt, Vogler köpft und belohnt sich. Der schon in Chemnitz gute Stürmer, auf dessen Einwechslung ich hoffte, weil schnell und motiviert, schießt sein erstes Saisontor. Gut so.
Das war's dann. Es bleibt die Heimfahrt in einer Bahn mit friedlichen Berliner Fans, während sich beim Tor noch Randale anbahnte und die Grenze zwischen den beiden rot-weißen Blocks von Polizisten geschützt werden musste (aber scheinbar befanden sich unter den Berlinern auch eine Menge Eintracht-Fans). Ich legte mir auch noch eine neue Tasse zu, eine OFC-Weihnachtstasse. Wenn sie in Runde 3 Glück bringt, soll es das wert gewesen sein.

Was bleibt mir als Fazit zu sagen? Offenbach spielte eine (für sie) solide Leistung - der Sieg geht in Ordnung, auch wenn er nicht dominierend-glanzvoll errungen wurde. Es blieb aber auch bemerkbar, dass die Mannschaft gegen einen soliden Erstligisten kein Land sehen würde, das nach dem doch drastischen Zweitligistensterben in dieser zweiten Runde die Zahl der machbaren Gegner recht gering ausfallen lässt. Bochum wäre wohl das glücklichste Los, Köln auch machbar (auch wenn das Freundschaftsspiel letztes Jahr verloren ging), Augsburg...? Danach hört es dann auf.
Egal, wer es wird: Hoffentlich wirft er den OFC nicht an meinem Geburtstag aus dem Pokal, wie vor zwei Jahren Nürnberg. Dann könne ich mich wirklich erbrechen.

Saphir
01.11.2012, 17:58
ps: Highfive, wisthler. Auf eine gute nächste Runde mit machbaren Losen. :cool

wisthler
01.11.2012, 18:18
Jop, war ein gestern guter Tag für uns. :cool

Saphir
08.11.2012, 17:25
Ich ließ euch wieder warten. Verzeiht. :schaem
Ich setze mich gleich ran.

Saphir
08.11.2012, 18:04
Ich wäre letztes Wochenende gerne in Berlin gewesen. Da fand die AniMaCo statt, es wäre meine erste (und einzige) Anime-Con dieses Jahres geworden, und eigentlich hätte ich auch nichts gegen ein spaßiges Wochenende fern von der Heimat... aber... Pecunia, die Schlampe. Mal eben 200 Euro für Übernachtung und Zug wollte ich nicht ausgeben, nicht bei meinen ganzen noch offenen Fragen und geleisteten Schnitzern in diesem Jahr. Da wurde es eben Darmstadt, 20 Euro tun's ja auch.
Über den Wert einer solchen Entscheidung lässt sich freilich streiten. Zu oft habe ich schon erleben müssen, wie sehr Ausweichprogramm enttäuschte.

Setzen wir uns also in den Zug. Ich freue mich darüber, dass auch bei den Darmstädtern ein RMV-Ticket miteinbegriffen ist, wandere im Nieselregen durch das waldige Gelände, erfreue mich dabei meiner blauen Jacke, die für Ruhe sorgt, und kann noch ein bisschen ausholen: Zwischen den Fans der Lilien und des OFCs herrscht erbitterte Feindschaft, und wo sie bei den (m)einen direkt hinter SGE und DFB auf Hassplatz Nummer 3 rangieren, bleibt den anderen kein weiteres Feindbild. Entsprechend fielen auch die Gesänge der Fans aus, auf einen Teil Unterstützung der eigenen Mannschaft folgen zwei Teile a la "Pflastersteine auf die Kickers-Schweine!". Ach ja...
Von der Tabellensituation her herrscht ein deutlicher Unterschied, denn wo der OFC mit 13 ungeschlagenen Pflichtspielen in Folge die Aufstiegsaspiranten jagt, schwimmen die Blauen im Abstiegssog, und wo zuletzt die Kickers im Pokal vorankamen, ließen die Lilien sogar bei Dortmunds zweiter Mannschaft Punkte. Die Sache läge also klar, doch... a) der angesprochene Pokal. Die Kickers erduldeten eine englische Woche, die Darmstädter logischerweise (und auch dank der Kickers) nicht und b) Spiele gegen Darmstadt fielen in der letzten Saison schwer. Sie sind keine Selbstläufer.
Mit dem Anpfiff wirkt es gleich, als seien meine Befürchtungen übertrieben gewesen, die Kickers schnüren den Gegner gut ein, doch keine zehn Minuten später dreht der Wind. Offenbach geht unter, während Darmstadt dominiert und in der folgenden halben Stunde bestimmt zehn Torschüsse (eher mehr als weniger) abgibt, doch darin auch zeigt, warum sie unten drinstehen: Keiner davon wurde wirklich gefährlich (gegen eine Spitzenmannschaft selbst der dritten Liga lägen die Kickers nach 40 Minuten sicher schon 0:3 hinten). Einen Grund darin erkenne ich im Herbstwetter: Wo der Platz durch den Regen rutschig wurde, fällt Schnelligkeit nicht ins Gewicht, und wo Winde den Ball mit sich zerren, werden Flanken ungenauer... und eine Mannschaft, die auf beides setzt, nähert sich eben einer Mannschaft an, die das ohnehin schon nicht kann. Kaum nähert sich die erste Halbzeit jedoch dem Ende, sehen die Kickers etwas Licht - das Wetter bessert sich, der Rasen lässt Trocknung erwarten und ich denke mir: "Jetzt legt den Darmstädtern noch ein Ei ins Netz, dann kommt gestählt aus der Halbzeit, genießt den besseren Platz und zeigt ihnen mal, was ihr könnt"... da fangen sie das 1:0. Fragt mich nicht mehr, wie es dazu kam, ein Konter, glaube ich... auf jeden Fall ein blödes Ding. Das hätte es nicht gebraucht.
Während in der zweiten Halbzeit nun die Kickers trotz wieder schlechteren Wetters erwachen, ziehen (leider) deren Fans Aufmerksamkeit auf sich: Pyros bringen "Nebelschwaden in Rot und Weiß", Leuchtfackeln fliegen aus dem Block in Richtung der Ordner, die Polizei rückt auf und ein Spielabbruch wird angedroht. Ich bin froh, mich im Sitzblock aufzuhalten (stehe aber, die regennassen und schmutzigen Sitze sind einfach nur eklig), distanziere mich so weit wie möglich und denke an Berlin. Da drehen nun die Kickers auf.
Zwanzig, vielleicht dreißig Minuten der zweiten Halbzeit gehören völlig den Gästen. Der Trainer stellte durch Wechsel auf ein 4:4:2 (mit drei Stürmern) um, die beiden Ergänzungsstürmer Vogler und Bäcker spielten eine gute Partie und mehrfach schien der Ausgleich in der Luft zu liegen (die Homepage meinte, dass der Darmstädter Torwart eine gute Partie spielte, ich sehe das mal als Erklärung). Der Schiri zeigte sogar Kulanz durch eine recht lange Nachspielzeit, allein, es sollte nicht gelingen. Die Serie riss unglücklich im 14. Pflichtspiel, im Aufstiegsrennen erklingt nun Offenbachs Stimme ein wenig leiser.
Auf dem Heimweg, einer knapp einstündigen, von Heerscharen "der Turtles" eingedrängten Wanderung der Kickers-Anhänger vom Berg herab zum Bahnhof Darmstadt-Süd, blieb genug Zeit zum Überlegen. Warum stellte der Trainer nicht nach der englischen (Pokal-)Woche die Mannschaft nicht in mehr als einer (zwangsweisen, Stadel statt Husterer) Position um? Hätte man dieses Spiel vielleicht dadurch gewinnen können, indem man es mit einer B-Elf quasi schon verloren gäbe? Das wäre ja eine Möglichkeit gewesen... und wann käme sie wieder, wenn man sie jetzt nicht nutzte? Allerdings hätte man das Spiel ja auch so gewinnen können, unmöglich war das (bzw. schon der Ausgleich) ja nicht.

Gut. Morgen geht es zu Hause gegen Rostock, eine Mannschaft in etwa gleicher Lage. Mal sehen, was dann geschieht.

Saphir
09.11.2012, 16:09
ps: Da ich bislang immer auf Ex-Offenbacher beim Gegner zu sprechen kam, darf ich auch hier einen nicht unerwähnt lassen: Der Ex-Kapitän der letzten Saison, Elton da Costa, schnürt nun wieder für die Lilien die Fußballschuhe und wurde zu Beginn der Partie (leicht provokant) für inzwischen 100 Einsätze im Lilientrikot geehrt (er spielte vor Offenbach schon einmal dort). Der verletzungsanfällige Freistoßspezialist, der aber auch gerne einmal in Spielen völlig unsichtbar werden kann, bemühte sich diesmal redlich, zeigte noch einmal seine Gefährlichkeit bei Freistößen und kam zu seiner wohl spektakulärsten Szene, als er im Strafraum mit einem Fallrückzieher einnetzen wollte, dabei aber die Ballflugbahn völlig falsch einschätzte und mit seiner Akrobatikeinlage nicht einmal in die Nähe kam.

wisthler
09.11.2012, 19:14
Gegen wen spielt ihr am WE?
Übrigens ist der KSC jetzt an euch vorbei gezogen. :D

Saphir
13.11.2012, 18:04
Ich weiß. Ist doch schön. :)

Verzeiht übrigens die Verspätung, hatte ein anstrengendes Wochenende. Ich setze mich gleich mal daran.

Saphir
13.11.2012, 18:40
Nun kam am Freitag Hansa Rostock zu Gast auf den Berg - und diesmal möchte ich die Ehemaligen voransetzen, nicht dass ich es vergesse. Bei Hansa Rostock spielt nämlich der Ex-Offenbacher Denis Berger.
Wenn ich vorweg nehme, dass seine Rückkehr mit "Arschloch"-Sprechchören eingeleitet und mit konstanten Pfiffen begleitet wurde, erkennt ihr die Besonderheit der Personalie: Denis Berger kam vorletzte Saison von Jahn Regensburg an den Berg und wurde ein wichtiger Bestandteil der Überflieger-"Quasi Zweitliga"-Mannschaft, die in der Hinrunde die Liga dominierte und die Serie aufstellte, bis zur Winterpause zu Hause ungeschlagen zu sein. In der Rückrunde drehte allerdings der Wind und Denis Berger fiel (wie bei seinen vorherigen Stationen) nur noch durch eine Null-Bock-Einstellung und zweifelhafte Aussagen auf (ich kann den Co-Trainer Manfred Binz (wohl sinngemäß, da lange her) zitieren: "Gott sei Dank, dachte ich, ist Denis Berger weg. Nicht, dass wir ihn nicht zum Lächeln bekommen hätten, aber bis dahin hätte er uns den ganzen Kader runtergezogen."). Er wechselte nach der Saison nach Bochum, die er ja vorher mit aus dem Pokal schoss, und brachte dem Verein damit noch etwas Geld ein, doch hier wechselte sich der Wind: Fiel Denis Berger damals durch Talent, aber einen schwierigen Charakter auf, kam es in Bochum genau andersherum: Er ließ sich nichts zu Schulden kommen, versagte aber auf dem Platz auf ganzer Linie. Ihr könnt euch einmal den Spielerthread auf transfermarkt.de durchlesen, selten waren Fans so froh, einen Spieler los zu sein.
Nun endete Denis Berger genau an der Stelle, an der er sich vor zwei Jahren befand. Er wurde von seinem damaligen Trainer Wolfgang Wolf (der inzwischen ausgetauscht wurde) nach Rostock geholt und spielt wieder bei einer Spitzenmannschaft der dritten Liga. Mal sehen, wie es ihm da ergeht.

Lassen wir Denis Berger nun erst einmal auf der Bank sitzen und kommen zum Spiel. Zu Darmstadt schrieb ich: "Ich hätte mich über eine veränderte Stammelf gefreut; wann könnte man sie bringen, wenn nicht jetzt?", nun geschah exakt das: Der für extreme Konstanz berücksichtigte Trainer Arie van Lent veränderte einige Positionen gegenüber der Stammelf, teils freiwillig, teils gezwungen: Stadel ersetzt Kleineheismann (ausgefallen wegen Nierenbeschwerden), Dzwiniel spielt für Stein (fünfte Gelbe Karte, bisher die volle Zeit gespielt), Bäcker für Hahn (verletzt seit Chemnitz) bzw. dessen schwachen Ersatz Bender und Vogler für Rathgeber (zuletzt schwächelnd). Kuriose Folge davon war, dass der spät nach Offenbach gewechselte Bäcker noch über kein Mannschaftsaufstellungs-Bild verfügt und damit für einen Systemfehler sorgte.

Zu meinem Mitbewohner, der mir wieder folgte, sagte ich: "Das ist eine ungewöhnliche Aufstellung, aber keine schlechte", und ich behielt Recht. In der ersten Halbzeit riss Offenbach das Spiel an sich und gefiel richtig gut: Pässe kamen an, Zweikämpfe wurden gesucht und auch gewonnen und auch die Laufbereitschaft stimmte. Alles, was störte, war eine schlechte Abschlussfähigkeit. Kurz vor der Pause fiel allerdings das ersehnte Tor; der sonst so glücklose Stürmer Stefan Vogler scheint seinen Ruf zu überwinden und trifft zum 1:0. Es bedeutete aber auch ein Abflauen der Anspannung auf dem Platz, die bis dahin herrschte: Die Offenbacher spürten, dass etwas ging, während die Rostocker um ihre Serie fürchteten und auch gerne mal zu Grobheiten griffen (sie sammelten dafür auch Karten, vier oder fünf, die Offenbacher bekamen keine). Es waren diesmal weniger die Fans als die Mannschaften mit dem Strom.

In der zweiten Halbzeit erhöht Stefan Vogler sogar (kurz nach Beginn) auf 2:0, doch soll damit der Zenit überschnitten sein: Offenbachs Spielweise, die so begeisterte, kostete Kraft und die Einwechslungen, die noch möglich waren, saßen eben aus gutem Grund auf der Bank. Auf der anderen Seite brachten Rostocks Ersatzmänner (darunter Berger, aber nicht nur) frischen Wind und sorgten dafür, dass das Spiel kippte; regiert eine Stunde lang der OFC, zogen sich diese (auch mit den Auswechslungen, aus drei gelernten Stürmern auf dem Platz wurde am Ende einer) zurück und rührten Granit an. Da fiel das 2:1, nachdem auf der Seite ein Rostocker drei Offenbacher schlecht aussehen ließ und der Stürmer nur noch reinmachen musste. Für einen Moment konnte man auf Abseits hoffen, doch dann musste man zum Befürchten wechseln: Offenbach konnte noch Punkte lassen.

Das geschah nicht... auch weil Zeit vor dem Rostocker Tor rumgebracht wurde (ohne aber für echte Gefahr zu sorgen, Offenbachs Kräfte waren dazu verbraucht). Es blieb beim 2:1 und bei einer Verbesserung der Tabellensituation um zwei Plätze. Ich muss nicht mehr sagen, es war schön.

Nächstes Wochenende geht es nach Wiesbaden (auch mit meiner Beteiligung) zum zweiten Derby, dann folgt noch Heidenheim. Das könnte alles leichter und weniger anstrengend sein.

wisthler
13.11.2012, 19:21
Wir spielen am WE in Rostock, ich hoffe ja wir bauen unsere Siegesserie weiter aus und verkürzen so den Abstand zu den Aufstiegsplätzen.

Saphir
15.11.2012, 22:20
Ich weiß. Ihr spielt immer gegen unseren Gegner von der letzten Woche. ;)

Inzwischen kommt uns sicher entgegen, dass Unterhaching schwächelt und sich damit ein Angehöriger der Spitzengruppe weiter nach unten reichen lässt.

Saphir
21.11.2012, 20:26
Heute fand (gestern bekannt gegeben) eine erste Autogrammstunde im Ring-Center in Offenbach statt... und, was soll ich sagen: Ich komme gerade von da. Man könnte sich zwar darüber streiten, ob man wirklich über eine Stunde Radweg (pro Strecke) für fünf Minuten Event, etwas Lächeln und ein paar Striche auf sich nehmen sollte, aber wenn man es als Sport deklariert und es mit weiteren Dingen (wie etwa dem Erwerb von Pokalkarten und einem Kickers-Adventskalender im Fanshop) verbindet, dann geht das schon irgendwie. Jedenfalls ging es.
Vier Spieler waren da, allesamt zweite Wahl: Marcel Stadel (momentan nur in der Startelf, da sein Vormann verletzt ausfällt), Lars Bender (der zuletzt zeigte, dass es bei ihm für einen Stammplatz nicht reicht, und diesen an den Stürmer Fabian Bäcker verlor), Daniel Henrich (Kaderfüllmaterial, Stammspieler in der II. und bislang ohne eine einzige Minute Einsatzzeit bei den Profis) und Marcel Avdic (einziger floppender Neuzugang der Saison, der sich gerade wieder überhaupt in den Kader spielte), von links nach rechts aufgezählt. Die letzten drei ließ ich auf meinem Trikot signieren (auf dem ich eigentlich nur den Trikotpaten stehen haben wollte, aber wenn es bei allen beiden Spielen, bei denen ich es trug, Niederlagen hagelte, disponierte ich um), für Ersteren ließ ich mich von dem Werbetext "(sie) werden eine Stunde lang alles signieren, was ihnen in die Hände fällt" inspirieren und brachte den Bild-Artikel vom Wiesbaden-Spiel, auf dem er abgebildet ist (leider aus unschönem Anlass), mit, den ich ohnehin für mein Fahrtenbuch aufgehoben hatte, und bekam ihn veredelt. Nun gut.
So kommen drei neue Gesichter in mein Buch. Mal sehen, wie lange sie noch in Offenbach bleiben werden.

Saphir
21.11.2012, 20:42
"Herr van Lent, was mögen Sie lieber, Derbysiege oder Weihnachten?"
Das ist ein alter Witz, den ihr sicher kennt. Müsste ich ihn zuende erzählen und unserem Trainer Worte in den Mund legen, würden sie lauten: "Weihnachten. Das ist häufiger." Nun ja...

Es ging am letzten Wochenende gegen Wiesbaden, das Wolfsburg der Dritten Liga: Ein Verein mit einem ambitionierten Sponsor im Rücken (den Wasserfilterhersteller Brita), einem den Mitteln nicht entsprechenden (das heißt: ausbleibenden) sportlichen Erfolg und keiner Fußballtradition, was sich in der Anhängerschaft wiederspiegelt: Gerade einmal 5.500 Fans besuchten das Spiel, wohl die Häfte aus Offenbach, und wo das Derby in Darmstadt einer Schlammschlacht glich, passierte hier vor halbleeren Rängen zwischen den Fangruppen so gar nichts. Man könnte also statt von Schlamm von gut gefiltertem Wasser sprechen.

Das Ergebnis wird bekannt sein: Offenbach verliert 2:1.
Eine Charakterisierung des Spiels würde wohl lauten: Offenbach tritt auf wie eine Heimmannschaft, bekommt definitiv mehr Ballbesitz, kann auch mit mehr Eckbällen punkten... und verliert doch verdient. Die Anspannung der Mannschaft, die gegen Rostock noch zu stark zu spüren war, fehlte ganz, in der Abwehr schwamm man, wenn's drauf ankam, Gefahr kam nicht zustande und ein überragender Spieler, der es im Alleingang hätte drehen können, fehlte - das wäre wohl Julius Reinhardt gewesen, doch wie so viele Kickers-Spieler erwischte er keinen guten Tag.
In der ersten Halbzeit fielen die Gegentore aus dem Nichts, in der zweiten Halbzeit passierte eine interessante Systemumstellung: Rathgeber kam für Mehic und verwandelte Offenbach in eine 4:4:2-Mannschaft mit vier ausgebildeten Stürmern. Das hatte Ende der letzten Saison sich schon bewährt, diesmal erreicht es noch einen Anschlusstreffer aus einem Elfmeter heraus und ein Eckballtor, das jedoch zuvor schon abgepfiffen wurde. Mist war's.

Offenbach rutscht so auf den neunten Rang zurück und würde nach einem Sieg gegen Heidenheim (am Samstag) wohl wieder da stehen, von wo man die Saison begann. Dann schreibe ich auch ein erstes Resümee.

Saphir
23.11.2012, 20:52
Folgender Artikel steht seit heute auf der offiziellen Seite. Man möcht' sich ja fast schämen.


Stellungnahme zu den Vorkommnissen bei der Veranstaltung „Kickers- Connect“ am gestrigen Abend
Freitag, den 23. November 2012
Die Geschäftsführung der OFC Kickers 1901 GmbH und das Präsidium des OFC Kickers 1901 e.V. möchten sich bei allen Partnern und Sponsoren für die Vorkommnisse bei der Kickers-Connect Veranstaltung am gestrigen Abend ausdrücklich entschuldigen. Die Geschäftsführung der OFC Kickers 1901 GmbH und das Präsidium des OFC Kickers 1901 e.V. haben sich zu folgenden Maßnahmen entschieden:

Aufgrund wiederholt vereinsschädigen Verhaltens wurde gegen Remo Kutz ein Stadionverbot für die Heimspiele der Offenbacher Kickers ausgesprochen. Es ist ab sofort gültig und tritt bereits zum morgigen Heimspiel gegen Heidenheim in Kraft.

Die Offenbacher Kickers verurteilen jegliche Form der Gewaltanwendung, insbesondere in den eigenen Räumlichkeiten, auch wenn diese, wie gestern, aus dem Affekt passieren. Aufgrund dessen wird Donato Cisternino nach seiner Auseinandersetzung mit Remo Kutz streng verwarnt.

Link (http://www.ofc.de/v4/index.php/news-club/3283-stellungnahme-zu-den-vorkommnissen-bei-der-veranstaltung-kickers-connect-am-gestrigen-abend)

Ihr erinnert euch: Remo Kutz wäre gerne Präsident geworden, scheiterte jedoch ziemlich deutlich. Nun begibt es sich jedoch, dass die Kickers bei seiner Firma ziemlich deutlich in der Kreide stehen. Ich erinnere mich daran, dass er sich unbeliebt machte (ich weiß jedoch nicht mehr, wo ich das hörte), indem er nach seiner Wahlniederlage ziemlich laut nach seinem Geld verlangte, obwohl er doch zusagte, die Kickers trotzdem weiter zu unterstützen... die übliche Rhetorik eben. Nun scheint alles eskaliert zu sein.

Ich lasse das einfach mal so stehen. Ich weiß zum Einen zu wenig über die Vorgänge und möchte zum Anderen auch gar nicht mehr wissen.

Saphir
27.11.2012, 12:59
Vielleicht wäre es angebracht, erst einmal die Geschichte hinter dem Ausschnitt zu erzählen, der fast schon das Ende bildet: Es gab eine Sponsorenveranstaltung, die sich um ein leidiges Thema drehte, nämlich die Finanzen und Schulden der Offenbacher Kickers. Dafür nutzte zuerst Dr. Frank Ruhl, der frisch gewählte Präsident, die Bühne, um offenzulegen, dass sein Konkurrent auf der Rückzahlung seiner Forderungen bestände, koste es den Verein, was es wolle, worauf jener sich rächte und mit einem Kontozug belegen konnte, dass auch Frank Ruhl zunächst einmal an die Auszahlung der Zinsen seiner eigenen Anleihe dachte... und so weiter. Es wurde wohl heftig, ein Senator (= Sponsor) ging den Ex-Präsidentenkandidat tätlich an, was in einem Artikel der Frankfurter Rundschau Erwähnung fand und den Verein zu jenem von mir zitierten Statement führte. So weit, doch nicht so gut: Kutz bekam also ein Stadionverbot, entschloss sich aber, doch zu erscheinen... und hörte sich anschließend in den Räumen des Fanshops das Spiel via Fanradio an, wobei er sich von der Bildzeitung ablichten ließ. So endet eine Geschichte jedoch nicht, denn wieder traten Menschen vor Mikrophone, gaben heiße Luft von sich und füllten Papier.
Nun lässt sich fragen: Wie läuft es sportlich in einem Verein, in dem solche Dinge geschehen? Niemand wird es wundern, wenn die Spieler ihre Antwort auf dem Platz geben.

Kickers Offenbach - 1. FC Heidenheim: 0:1
Ich hätte gerne unter anderen Umständen dieses Spiel mit einer Anekdote eingeleitet, was ich natürlich immer noch tun kann (und auch tue), aber nicht mehr ganz passt: In der letzten Saison vergaß der Zeugwart der Heidenheimer die Auswärtstrikots, was auf eine seltsam anzusehende Art gelöst wurde: Heidenheim trat in Weiß und Rot auf, während die Kickers ihrerseits auf ihre rein schwarzen Auswärts-Ersatz-Trikots auswichen. Sie gewannen das Spiel dennoch dank eines Freistoßtors von Elton da Costa. Schön wär's, ließe sich das wiederholen.
Ich kann nur sagen: Es ging weiter, wie es in Wiesbaden endete. Das Tor fiel bereits in der fünften Minute: Reinhardt verschuldet einen unsinnigen Freistoß aus vielleicht dreißig Meter, er wird getreten und ein Heidenheimer, ein Offenbacher und Torwart Wulnikowski springen nach dem Ball. Der falsche erreicht, köpft über den Torwart und wird damit das Spiel entscheiden. Wäre Wulle geblieben und hätte auf seine Abwehr vertraut, hätte es verhindert werden können.
Van Lent bleibt bei genau derselben Taktik wie gegen Wiesbaden: Erst ein 4-5-1 mit drei Stürmern, dann zur zweiten Halbzeit ein 4-4-2, schließlich ein Tischfußball-3-5-2 in der letzten Viertelstunde. Nichts hilft.
Ich fand es spannend, in der Pressekonferenz zu hören, wie sehr der Heidenheimer Trainer betonte, sich über die Kickers informiert und sich an ihre Taktik angepasst zu haben, wohingegen Arie van Lent gerne von "Auf sich selbst und sein eigenes Spiel konzentrieren" spricht. Man konnte es merken und alles sagen, was auch schon auf Wiesbaden zutraf: Offenbach besaß seine Chancen, besaß auch seine Eckballüberlegenheit und war wohl die bessere Mannschaft, erreichte es jedoch nicht, Chancen zu erzwingen. Nach drei Niederlagen in den letzten vier Spielen scheint sich auch eine gewisse Ratlosigkeit breit zu machen, schon auf der Pressekonferenz vor dem Spiel herrschte ein ungewohnt aggressiver Ton vor, das wird nach einer Niederlage nicht besser werden.
Drei der letzten vier Spiele wurden verloren, es ging dabei gegen zwei starke und zwei schwache Mannschaften. So begann schon die Saison und es bleibt fast zu sagen: Wir stehen wieder am Anfang.

Saphir
27.11.2012, 13:18
Das waren sieben Siege, fünf Unentschieden und sieben Niederlagen in der Liga, das bedeutet Rang 10. Es waren schöne Spiele dabei, aber auch furchtbare. Mit stellt sich jedoch die brennendste Frage: Wie kommt es, dass eine Mannschaft, die in ihrem Spielermaterial konstant blieb, schlechter abschneidet als vor einem Jahr oder einem halben. Fetsch ersetzt Testroet, Reinhardt da Costa, Bäcker Hayer und - wenn man so will - auch Dziwniel Cincotta. Keinen Ersatz sehe ich dabei als schwächer an und an Langzeitverletzten liegt es wohl auch nicht, damals vor einem Jahr kam Rathgeber (statt wie jetzt Hesse) zu jenem Zeitpunkt zurück.
Ich würde sagen: Momentan schwächeln die Leistungsträger. Von Marc Stein, dem bundesliga-erfahrenen Außenverteidiger, kam in dieser Saison kaum etwas, Torwart Wulnikowski kostete gegen Heidenheim zumindest einen Punkt und auch mit einem stärkeren Julius Reinhardt wäre in den letzten beiden Spielen mehr dringewesen (gegen Heidenheim sah ich ihn allerdings nicht so schwach wie gegen Wiesbaden). Bleibt als einziger Lichtblick André Hahn, über den sich in der Saison sagen lässt: Fehlt er, läuft bei den Kickers nichts. (In den ersten vier Spielen saß er eine Rotsperre ab, dann lief es, dann kam Chemnitz...) Die meisten der anderen Spieler lassen sich gerade einmal als Drittliga-Durchschnitt beschreiben und werden sie allein gelassen, sieht man, was passiert. Dann bleiben den Kickers keine Möglichkeiten.
Wer gehört aktuell zu den Gewinnern der Saison? Ahlschwede definitiv, Bäcker auch, Vogler legte immerhin sein Pechvogel-Image ab und Dziwniel bestand in seinen Spielen. Hahn fehlt ja verletzt, sonst führte er diese Liste an.

Leider steht nun nicht die Weihnachtspause an, die die Spieler etwas befreien und die Kickers aus der Rezession lockern könnte, doch immerhin folgt man auch nicht der ersten Liga in die englische Woche. So geht es am Samstag zu Hause gegen Halle. Hoffen wir das Beste.

Saphir
27.11.2012, 13:19
Das Schlimme ist: Ich lasse die Kickers wohl im Dezember allein; vor dem Pokalspiel komme ich nicht mehr auf den Berg. Ich werde also nur knapp berichten, in welcher Form auch immer.

Entschuldigt außerdem die Verspätung.

wisthler
28.11.2012, 21:50
Am Samstg gewinnt Ihr mal wieder, da bin ich zuversichtlich.

Gegen wen gehts im DFB Pokal noch einmal?
Ich habe auch Karten für KSC gegen Freiburg. :)

Saphir
30.11.2012, 16:37
Am Samstag müssen wir gewinnen. Alles andere wäre enttäuschend.

Im Pokal geht es dann gegen Düsseldorf. An Karten zu kommen, war für mich nicht schwer - ein dankbarer Nebeneffekt meiner Dauerkarte. :)

Saphir
04.12.2012, 16:19
Hatte ich erwähnt, dass ich mir einen Kickers Offenbach-Adventskalender zulegte, ihn neben mein Mannschaftsposter hängte und nun zusehe, dass er Tag für Tag leichter wird, getreu dem Motto: Kalorien statt Punkte? Er zeigt ein recht schönes Bild eines Weihnachtsmannes, der nachts durch einen verschneiten Wald schlendert, vom Stadion im Hintergrund fort und eine Spur an Geschenken hinter sich lassend? Am ersten Tag ließ sich eine Trillerpfeife aus dem Schnee ziehen, um zweiten ein Volleyball aus dem Hirn des Weihnachtsmannes, gestern erschienen Torwarthandschuhe hinter den Sternen und heute gab es eine 1:0-Tafel aus dem Stadion. Dumm nur, dass das nächste Spiel ein Auswärtsspiel ist.
Momentan läuft alles nicht ganz rund und glücklich beim OFC, vier Niederlagen aus fünf Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Über die letzte sprach ich noch nicht.

OFC - Halle: 0:1

Das zweite Heimspiel der Saison verpasste ich, da ich arbeiten musste. Ich bot meine Dauerkarte darum meinem Mitbewohner an, der aber auch kurzfristig absagte. Es sollte generell nicht mein Wochenende werden und obwohl ich mich nicht frage, ob ich an dem Tag mein Geld wert war, traf ich doch einige unglückliche Entscheidungen. Den Kickers ging es ähnlich. Sie spielten schlecht, vergaben ihre raren Chancen und fingen noch das 0:1 durch einen Konter in der Schlussminute.
Am Sonntag folgte ein verkaufsoffener Sonntag im OFC-Fanshop, zu dem es mich zog, schon um das Stadionheft gegen Halle für meine Sammlung zu ergattern. Wieder stand alles unter einem schlechten Stern: Der Fanshop bot als Aktion das Heimtrikot zu einem guten Preis an... doch wozu brauche ich noch ein zweites? Er lockte mit Glühwein und Chili, beides für mich als fahrradfahrenden Vegetarier uninteressant, und schließlich gab es da auch noch ein Würfelspiel (bestehend aus Würfelbecher und drei Würfeln im OFC-Design), was mich gereizt hätte... nur eben nicht für 15 Euro.
Jede Stunde ließen sich außerdem zwei Spieler ankündigen, in der ersten: Stefan Kleineheismann (genesender Abwehrspieler) und Daniel Endres (Ersatztorwart), in der zweiten André Hahn und Lars Bender (beide Mittelfeldspieler)... und Letzterer war ruhigen Gewissens die ärmste Sau des Tages, denn alle Welt interessierte sich für seinen Banknachbarn, ohne den es beim OFC in der Saison nicht läuft, und niemand für ihn. Auch von mir musste er nur die Entschuldigung hören, dass ich mir von ihm kein Signum auf dem Trikot wünschte, da stände er nämlich schon drauf.
Die dritte und letzte Schicht, bestehend aus "Maxi Ahlschwede und noch irgendwem", fehlte ohne Absage. Auch das ist Offenbach in diesen Tagen.

Saphir
09.12.2012, 14:52
An diesem Wochenende sollte Offenbach gegen Stuttgart II spielen. Ich hätte dem Spiel nicht folgen können, doch spielt dies keine Rolle, denn es fiel aus. Gut so, scheint die verbreitete Meinung auf Transfermarkt zu sein; schade, denke ich. Stuttgart II besitzt eine irrsinnig gute Auswärts- und eine irrsinnig schlechte Heimbilanz - vor dem letzten Spieltag stellten sie den Zweiten in der Auswärts- und den Vorletzten in der Heimtabelle. Sowas hätten wir schlagen und damit Selbstbewusstsein sammeln können. Aber gut, ich ging ja auch nie von etwas anderem als einem Sieg gegen Halle aus.

Karlsruhe kann das wohl. Ich fand euch erst gar nicht auf der Tabelle wieder. Gratulation zum zweiten Platz.

wisthler
09.12.2012, 18:52
Karlsruhe kann das wohl. Ich fand euch erst gar nicht auf der Tabelle wieder. Gratulation zum zweiten Platz.

Es läuft, es läuft. Halle hatte ne Rasenheizung deswegen war das Spiel.

Saphir
16.12.2012, 20:12
Letzten Samstag kam ich wieder nicht ins Stadion, die Arbeit rief, und doch wäre ich wieder gerne dabei gewesen. Auch wenn es nicht schön klingt.

OFC - Osnabrück: 1:5

Scheinbar war es eine Stunde lang ein Spiel auf Augenhöhe: 0:1 unglücklich gefangen, danach ausgeglichen, erneut in Rückstand geraten und wiederum den Ausgleich auf dem Fuß gehabt. Wieder stellt der Trainer die Mannschaft zum Offensiven um und wieder nutzt es nichts, dafür versagt die komplette Defensive und am Ende ist die höchste Saisonniederlage perfekt.

Gut. Nun heißt es, am Dienstag im Pokal Vollgas zu geben und vielleicht noch im Pokal dem Verein etwas dringend benötigtes Geld einzufahren, auch wenn daran wohl niemand hier wirklich daran glaubt. Es gibt auch wieder ein Werbevideo.


http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=c8MfLlsxwT0

Kommt es mir nur so vor oder misslang der Versuch, geistreich und witzig zu sein, so sehr, dass er ins Peinliche abdriftet? Lasst mich lieber die Worte von Pele Wollitz, Trainer von Osnabrück, nach dem Spiel zitieren: "Wir wünschen Arie (...) am Dienstag alles Gute. Jetzt nach der Niederlage setzt wohl keiner mehr auf euch - und das ist eure große Chance."

DerGerhard
19.12.2012, 00:07
Danke Offebach :top

Saphir
19.12.2012, 11:44
Gerne. :D

wisthler
19.12.2012, 12:15
Glückwunsch auch von mir. :)

Hätte aber auch lieber gegen Düdo gespielt als gegen Freiburg. :D

Saphir
19.12.2012, 12:26
Ein Spiel wartete in diesem Jahr noch und die Gerüchteküche tat alles, um rheinlandfreundlich zu sein. Zunächst hieß es, die Kickers müssten gewinnen, sonst gingen finanziell die Lichter aus, doch nach der Umbenennung der Westtribüne nach einem Mobilfunkanbieter wurde dies ersetzt durch: Die Mannschaft muss gewinnen oder der Trainer fliegt. Dann wäre Holland so richtig in Not.
Meine eigene Perspektive war da distanzierter. Nach einem knappen Monat ohne Fußball merke ich die Entfernung und wo ich vor Berlin zitterte, ließ mich Düsseldorf weitgehend kalt. Es würde werden oder eben nicht. Sah man von den Umständen einmal ab, dann gab es durchaus Chancen für Offenbach, auch jenseits von Heimspiel-Flutlicht-Psychologie. Die Kickers spielen gewöhnlich mit Viererkette und zwei defensiven Mittelfeldspielern, das sorgt für einen schönen Block gegen Offensiven. Wichtig wäre nur, nicht früh in Rückstand zu geraten, denn dann könne es hässlich enden. Meinem Mitbewohner sagte ich, die erste halbe Stunde würde das Spiel entscheiden. Dieser gab als Tipp ab: 2:1 oder 1:11. So ähnlich sah ich das auch.

Ich kann das Spiel nun nur als Ganzes betrachten, da sich einfach wenig änderte. Die Kickers besaßen mehr Ballbesitz und dominierten etwa zwei Drittel jeder Halbzeit, ohne dass jedoch irgendeine Mannschaft (zunächst) zwingende Torchancen besaß. Das Eckballverhältnis spricht hier wohl Bände, das stand nach einer Halbzeit gerade mal bei 1:1. Größter Trumpf Offenbachs: Ein ausverkauftes Stadion (allerdings mit starkem Düsseldorfer Block, die bekamen die gesamte Westtribüne statt nur einem Teil). Größter Trumpf Düsseldorfs: Der Schiedsrichter. Seine Entscheidungen waren sehr konstant unterschiedlich hart.
War in der ersten Halbzeit noch Offenbachs Nervosität Tod jedes Chancengewinns, fielen kurz vor Ende die Tore - und leider am komplett anderen Ende des Stadions, so dass ich euch wenig sagen kann. Es war nur schön.

OFC - Düsseldorf: 2:0

Zur Mannschaft kann ich sagen, dass kein einziger Spieler wirklich eine schlechte Leistung brachte... und das, obwohl einer auf einer Notposition spielte: Maxi Ahlschwede fiel wohl kurzfristig verletzt aus, doch statt nun Daniel Dziwniel auf den Platz zu stellen, der in der Liga ja schon solide Spiele ablieferte, zog van Lent den Innenverteidiger Marcel Stadel nach außen. Dort spielte er eine ansehnliche Partie (auch wenn er wirklich keine Flanken schlagen kann).

So stehen die Kickers nun im Viertelfinale und kamen damit weiter als die "Quasi-Zweitliga"-Truppe vor zwei Jahren. Im Topf befinden sich noch eineinhalb Zweitligisten... und einen von denen hätte ich gerne.

Saphir
20.12.2012, 20:00
Genau die erlebten die Kickers, waren doch gestern Bilder des Spiels sogar in den Nachrichten zu sehen. Immerhin weiß ich nun, wie die Tore aussahen.
In der nächsten Runde geht es gegen Wolfsburg und... ach. Wieder kann man von einer theoretischen Chance sprechen. Ich hoffe das Beste, drücke die Daumen und werde warten müssen, wie sich die Wundertüte Wolfsburg im nächsten Jahr entwickelt. Die Verantwortlichen werden das wohl auch tun.

Saphir
06.01.2013, 15:10
So, fröhliche nachträgliche Weihnachten, frohes Neues, herzlicher Sternsingertag oder was auch immer, liebe Leserschaft. Für die Kickers begann dieses Jahr mit einer Teilnahme am Frankfurter Hallencup und auch mich zog es diesmal hin. Es war mein erster leibhaftiger Ausflug in die Welt des Hallenfußballs. (Noch eine Anekdote: Ich vereinfachte mir die Entscheidung, indem ich einfach ein zweites Ticket meinem Mitbewohner zu Weihnachten schenkte. Nun bekam ich von ihm im Gegenzug allerdings überhaupt nichts, weil er einfach keine Lust hatte, um in die Stadt zu gehen... *seufz* Ich bin begeistert über so viel Wertschätzung.)
Zurück zum Fußball: Sechs Vereine zielen auf den Titel, Eintracht, FSV Frankfurt, Offenbach und als Ergänzungen Braunschweig, Pauli und Fürth. Wo diesmal nur vier Feldspieler zu bestimmen waren (samt fliegender Wechsel wie beim Eishockey), schickten die meisten Mannschaften nur ihre Ergänzungen ins Feld (allein der FSV tat es nicht, bei vielen anderen kann ich es nicht einschätzen), wobei Offenbach wohl am Gründlichsten dabei vorging und ganze zehn Stammspieler zu Hause ließ, es blieb einzig der (wohl als Kapitän agierende) Nico Feldhahn übrig.
Die Mannschaften versprechen eine bunte Atmosphäre, doch die Halle hielt ihr Versprechen nicht: So gab es bloß einen riesigen Eintracht- und einen großen Offenbach-Block. Vom FSV war außer fünf Ultras (kein Scherz) nichts zu sehen und eine Braunschweig-Ecke war immerhin noch auszumachen, dann hörte es auf. Die Rivalität sorgte aber dafür, dass Offenbacher auch immer für die Gegner der Frankfurter Mannschaften jubelten und umgekehrt. Die Stimmung konnte also schlimmer sein.

Erstes Spiel der ersten Gruppe: Offenbach gegen St. Pauli. Zunächst sieht alles nach einem Unglück aus, liegen die Kickers schnell mit 0:2 hinten, und auch der weitere Spielverlauf verspricht nicht mehr: Anschluss, doch dann das 1:3. Schließlich sollte es jedoch durch einen Treffer in der letzten Minute gelingen, wenigstens das Unentschieden zu retten. Das macht die Fans schon glücklich. Bis zum nächsten Spiel wird es dem FSV gelingen, Fürth und Braunschweig zu blamieren (2:0 bzw. 3:1) und der Eintracht, Offenbach unglücklich zu machen, indem sie trotz langem Rückstand Pauli doch noch mit 5:3 bezwingen (und aus dem Turnier werfen) können. Es folgt nun das letzte Gruppenspiel und ein erster Höhepunkt: Eintracht Frankfurt gegen den OFC, Gruppensiegwünsche gegen Weiterkommen. Zweimal wird der OFC in Führung gehen und beide Male diese wieder verlieren, beim ersten Mal schon nach wenigen Sekunden. Damit geben sich die Kickers dann zufrieden und beginnen mit einer Taktik, die sich auch später noch bewähren wird: Mauern durch stetige Rückpässe zum Torwart, in der Hoffnung, dass sich endlich jemand aus seiner Deckung löst. Wo nun die Eintracht-Anhänger pfeifen, kontern die Offenbacher mit "Daniel Endres!"-Sprechchören, nicht den einzigen des Abends. So kommt der zweite Keeper ium Schatten des Publikumslieblings auch zu etwas Fanaufmerksamkeit.
Im dritten Spiel der anderen Gruppe wird Fürth endlich seine Bundesligaqualitäten entdecken und gegen Braunschweig im Verliererduell einen Rückstand umdrehen, ehe im Halbfinale gegen die Eintracht für die Überraschung sorgen: Wieder im Rückstand und wohl chancenlos wirkend, holen sie auf und retten sich ins Elfmeterschießen, bei dem die Eintracht versagt. Ein mögliches Endspiel gegen die Rivalen wäre dadurch vermieden, aber es gäbe ja noch dieses Spiel um Platz 3. Mal sehen...
Erst einmal muss Offenbach gegen den Gruppensieger FSV ran und was nach Zittern aussieht, erweist sich als lange Zeit angenehme Partie dank einer frühen Führung. Gegen Ende des Spiels überschlagen sich die Ereignisse, als sich der Ex-Offenbacher und FSV-Stammspieler Nils Teixeira die einzige rote Karte des Turniers abholt. 4 gegen 3 und 1:0, das klingt doch nach einer sicheren Kiste... mag man denken, denn da fällt der Ausgleichstreffer. Eine Minute bleibt noch, ehe sich der FSV ins Elfmeterschießen retten kann, doch wiederum können die Kickers antworten: Fabian Bäcker gelingt aus der Überzahl heraus der so dringend benötigte erneute Führungstreffer. Damit bleibt es beim Frankfurter Derby um Platz 3 und beim... ja!... Einzug ins Finale.
Zum wohl ersten Mal an diesem Abend herrscht in der Halle Totenstille, als zwei Frankfurter Mannschaften im Finale der Verlierer ihre Kräfte messen. Offenbachs Block kann sich nicht dazu entschließen, für einen der Rivalen Stellung zu beziehen, und die Eintracht-Anhänger erhofften sich mehr. Erst ein Kuriosum außerhalb des Platzes lockert alles etwas auf: Ein Eintracht-Anhänger unternimmt mit einer Flagge einen Rundlauf um das Feld (oder besser zwei, beim zweiten Mal begleitet von einigen Kindern), wobei er aus Angst vor fliegenden Gegenständen das Fangnetz zwischen sich und dem Offenbacher Block belässt. Darauf kann man natürlich reagieren, denkt sich ein Offenbacher, doch scheint dies schwer umzusetzen - er besitzt keine Fahne, also überzeugt er erst ein Kind, ihm seinen Winpel zu borgen, lässt von dieser Idee aber ab, führt erneute Diskussion um eine größere Fahne und bekommt sie, doch als er darauf zu seiner Runde aufbrechen kann, wurde das Spiel bereits abgepfiffen und der Eintracht-Block leerte sich grob um die Hälfte. Auf Offenbach im Finale fehlte den Anhängern wohl jede Lust.
Offenbach steht gegen Fürth im Finale, eine Erinnerung an eine Pokal-Partie, ein Spaß für zwei Ex-Fürther in Offenbachs Reihen und ein Kuriosum: Beide Mannschaften treten in ihren Auswärts-Trikots an, also neongrüne Offenbacher gegen orange-weiße Fürther. Die Partie könnte nicht besser beginnen, Offenbach spielt sich in einen Rausch, während Fürths brillante Phase offenbar ein Ende fand: Nach einer Halbzeit führen die Kickers 4:0.
Noch eine Anekdote passt an diese Stelle: Einige Offenbacher Spieler, die sich nicht im Kader befanden (also "geschont wurden"), saßen in wechselnder Zusammensetzung im Publikum (in Zivil umgeben von Eintrachtfans), mussten auf einige Offenbacher Autogrammwünsche reagieren und ließen sich die Spiele getrost und vollkommen am Allerwertesten vorbeigehen - im Ernst, wie man sich bei einer 4:0-Führung der eigenen Mannschaft in einem Finale mit seinem Handy beschäftigen kann, muss man mir erst einmal erklären. In der zweiten Halbzeit werden die letzten beiden dieser Mohikaner aufstehen und gehen... und in genau diesem Moment fällt das 4:1.
Dabei bleibt es. Offenbach beginnt das neue Jahr mit einem sportlichen, wenn auch wenig bedeutenden Erfolg und gab einigen Spielern die Möglichkeit, sich zu beweisen. Als Gewinner möchte ich hier Daniel Endres nennen, der das Turnier hindurch eine saubere Leistung erbrachte, und Offenbachs Tor-Torschützen Matthias Schwarz. Der Junge spielt eigentlich defensives Mittelfeld und sorgte nun für 3 Treffer.

Heute - oder besser: in einer Viertelstunde - beginnt das nächste Turnier, dem ich (diesmal vom Fernseher aus) folgen werde. Ich verabschiede mich also und vertage mich. Bis dahin.

Saphir
07.01.2013, 21:41
Es war eine seltene Erfahrung für mich, die Kickers im Fernsehen zu erleben. Die Herren von Sport1 schienen es ähnlich zu halten und kommentierten Dinge, die ich anders beschrieben hätte. Gut, ich möchte jetzt keine Erbsen zählen, doch über das besondere Grün der Trikots zu grübeln und zu vermuten, dies hätte mit dem Spiel gegen Wolfsburg zu tun, und das auch noch mehrfach... ach. Das sind einfach nur die Auswärtstrikots und das schon die ganze Saison lang. Ein einfacher Klick auf die offizielle Homepage hätte das schon aufgeklärt, danke.

Zwei Tage nach Frankfurt ging es nach Kassel zum zweiten Hallencup, diesmal mit weniger Tradition und weniger großen Namen (FSV Frankfurt, Cottbus, Paderborn, Hessen Kassel und ein türkischer Zweitligist aus Izmir), und auch die Kickers reagierten darauf, dass sie mit Nicolas Feldhahn und Daniel Dziwniel zwei weitere Profis mit Startelf-Erfahrung aus dem Rennen nahmen, ohne dafür jemand Neues zu nominieren - ein Schritt, der die Kickers interessanterweise weitaus dunkelhaariger wirken ließ als normal. (Natürlich sagte Sport1 dazu nichts. Stattdessen wärmten sie wieder und wieder die Bezeichnung "Pokalschreck" auf... ach.)
Der Modus entsprach dem der Frankfurter Halle und Offenbach fand sich mit Paderborn und Cottbus in einer Gruppe, die sich im ersten Spiel gleich einmal mit 2:1 voneinander trennten. In der anderen Gruppe sollte der FSV die Türken abschießen (mit 8:0), gegen Kassel unentschieden spielen und sich somit als Gruppenerster qualifizieren, da Kassel wiederum nur ein knapper Sieg im dritten Spiel gelang. Soweit.
Offenbach spielt gegen Paderborn. Sie präsentieren sich auf Augenhöhe, dann fällt in der zweiten Halbzeit ein dummes, abgefälschtes 0:1, dass der abfälschende Spieler Matthias Schwarz umgehend zum 1:1-Endstand korrigiert. (Auch über Matthias Schwarz erzählt Sport1 viel, stammt jener doch aus dem berühmten FC Bayern-Internat. Man hätte freilich noch erwähnen sollen, dass er in Offenbach den Kader bislang nur in die Breite verstärkt und beim vorletzten Ligaspiel (gegen Halle) vom Trainer so wenig Vertrauen bekam, dass dieser lieber einen Abwehrspieler im defensiven Mittelfeld auflaufen ließ als Schwarz auf seiner Stammposition.)
Sollte nun gegen Cottbus auch ein Unentschieden genügen, kam es doch (für mich unerwartet) besser. 2:0 endete es nach zwei Toren in der zweiten Halbzeit und machte Offenbach sogar zum Gruppenersten. Das gab es in Frankfurt ja nicht.
Im Halbfinale wartete nun Hessen Kassel und Offenbach tat sich gegen den unterklassigen Gegner vor dessen Publikum wie erwartet schwer. Sie erreichten nicht den Ballbesitz wie in den Spielen davor, fingen sich ein Tor, glichen aber noch vor der Halbzeit aus. Dann, in der Phase zwischen dem Elfmeterschießen und einer eigenen Führung passierte das Unglück - ein Konter kam durch... und das war es dann. Zwar versuchte Offenbach noch einmal alles, doch mussten sie erleben, dass auch die anderen mauern können. Es blieb beim 2:1 und die Kickers sollten sich im kleinen Finale wiederfinden.
Die Luft war raus, als es anschließend gegen den FSV ging, und wie in Freundschaftsspielen üblich trat der Erwartungswert ein... und da fiel eben nicht nur die Ligazugehörigkeit, sondern auch die Qualität des Kaders ins Gewicht. Offenbach verlor 1:5, wobei der Ehrentreffer erst in der Schlussminute fiel... und wenn ich die Geschichte eines Tores erzähle, bei dem irgendein Offenbacher den Ball auf der Vorwärtsbewegung ohne jeden Grund verstolpert, der dann vom Gegner aufgelesen wird und es dann einen Pass später klingelte, muss ich wohl nichts mehr kommentieren. Das Stadtderby im Frankfurtcup lief ähnlich lahm.

Kassel sollte nach Neunmeterschießen gegen Paderborn das eigene Turnier gewinnen und damit auch verdient feiern, während Offenbach diese Episode zu den Akten legen kann. Es war sicher wieder eine gute Präsentation von Daniel Endres und Matthias Schwarz wurde (diesmal mit zwei Treffern) wieder Offenbachs erfolgreicher Torschütze, aber... bald stehen Testspiele an und die werden wohl mehr entscheiden.

wisthler
07.01.2013, 21:48
Bin froh wenn es wieder los geht.

Saphir
18.01.2013, 20:54
Langsam überschritt das Transferfenster seinen Zenit und ich muss zugeben, dass es mich verwunderte, da nicht das geschah, was ich erwartete. So hätte ich etwa darauf gesetzt, dass Aachens Kader zerpflückt wird, doch sind es andere Vereine, die ihre Kader gravierend umgestalten. Eine gute Website für einen Überblick ist Liga3-online (http://www.liga3-online.de/winter-transfermarkt/). Sie besitzen Ticker und Übersicht.
Auch was Offenbach angeht, fürchtete ich erst ein großes Rennen, bis das DBF-Pokal-Weiterkommen Perspektiven öffnete und dringend benötigtes Geld hereinspülte. So blieb lange alles ruhig und ich gliederte schon einen Beitrag mit den ganzen kleinen Verschiebungen, bis sich heute wieder einmal alles änderte. Trotzdem bleibe ich einmal bei meiner angedachten Struktur von Schlecht nach Gut, dann wirkt positiver, was eigentlich nicht schön ist.

André Hahn ist weg. Heute wechselte Offenbachs wertvollster Spieler für 250.000 € nach Augsburg. Sein Wert lässt sich durch eine einfache Zahl beschreiben: Er spielte in etwa der Hälfte aller Spiele (und fiel sonst durch Rotsperre und Verletzung aus); in der Hälfte mit ihn errangen die Kickers dabei doppelt so viele Punkte wie in der Hälfte ohne ihn.
André Hahn war wohl die größte Überraschung der Saison und machte sich durch klassische Offenbacher Tugenden (Kampfgeist, Einsatz) beliebt und konnte damit seine Mannschaft mitreißen, obwohl er nie einen Hehl daraus machte, dass er mittelfristig die Bundesliga anstrebte. Auch wenn er somit im Winter sicher davongewechselt wäre und der Verein das Geld wirklich braucht (zu der Größenordnung wechselten auch Rode oder Occean), muss ich seufzen: Die Chancen gegen Wolfsburg sinken damit spürbar.
Also adé, mein erstes Schatzl, und zwei Schüsse Salut für zwei mit dir gewonnene Pokalspiele (nur gegen Berlin fehlte er verletzt). Einen dritten bekommst du, wenn es auch nach Wolfsburg weitergeht.

Christopher Lamprecht kann einem wirklich leidtun. Er verletzte sich vor etwa einem Jahr bei einem Freundschaftsspiel gegen Koblenz und nun sieht es aus, als würde er die komplette Rückrunde auch noch ausfallen, sogar die Sportinvalidität droht. Wie es weitergeht, lässt sich schwer sagen (und auch er wird es kaum wissen), ich kann nur hoffen, dass er sich (wie viele Kickers-Spieler) schon auf seine Zeit nach seiner Karriere vorbereitete, und ihm alles Gute wünschen. Er hätte es wirklich verdient.

Markus Husterer fällt wohl aufgrund einer Verletzung für den Rest der Saison aus. (Es liegt nicht im Hallenturnier. Er spielte in keinem mit.) Auch ihm wünsche ich alles Gute.

Jannik Sommer und Daniel Henrich, die beiden chancenlosen ewigen Jungspieler, wurden wohl aufgefordert, sich neue Vereine zu suchen (das wurde im Transfermarkt-Forum als Gewissheit gehandelt, ich kenne jedoch keine Quelle dafür). Damit wurde vollstreckt, was eigentlich schon Anfang der Saison feststand und von mir auch so geschrieben wurde. In der Zwischenzeit kam Jannik Sommer auf eine halbe Stunde Spielzeit im zweiten Spiel der Saison und beide auf mehrere Einsätze im Kader. Auch das Frankfurter Hallenturnier gewannen sie mit den Kickers. Nun - so meine Vermutung - möchte van Lent bloß die Kadergröße konstant halten.
Jannik Sommer soll ein Vorspielen bei der zweiten Mannschaft des FSV Frankfurt organisiert haben. Wünschen wir beiden also alles Gute.

Sascha Korb verstärkt nun die Mannschaft als zweiter Perspektivspieler auf dem "Ausbildungsplatz". Das war seit Anfang der Saison so geplant, ich hielt es aber für zu unwichtig, um es hier zu erwähnen. Nun möge er sich zeigen. (In der Halle spielte er übrigens nicht.)

Kai Hesse kehrt in den Kader zurück, nachdem er die erste Saisonhälfte verletzungsbedingt ausfiel. Damit staut es sich langsam im Sturm (Sechs Stürmer auf zwei Plätze), wobei er ja laut Flipchart für das Mittelfeld und genauer gesagt für die Hahn-Position eingeplant war. Sicherlich war das auch ein Grund, jenen doch ziehen zu lassen.

Wir haben einen neuen Verteidiger: Jan Washausen aus Braunschweig. Seine Lage gleicht wohl der unserer anderen beiden Braunschweiger (Reinhardt, Fetsch): Einige Einsätze, aber nie Stammspieler in der zweiten Liga. Er soll Husterer ersetzen, wobei das ja nominell nicht nötig wäre, doch ergibt die Leihe eindeutig Sinn: Man testet einen jungen Spieler und bringt einen Fuß in die Tür, da er im Falle eines Aufstiegs in Braunschweig sicher nicht gebraucht werden würde. Scheinbar kann er sowohl Innen- wie auch Außenverteidiger spielen und wäre somit eine Menge wert. Hoffen wir, dass er Hoffnungen erfüllt.

Vielleicht wird es noch einen zweiten Neuzugang geben, der André Hahn ersetzt. Theo Vogelsang (http://www.transfermarkt.de/de/theo-vogelsang-im-probetraining-bei-k-offenbach/topic/ansicht_500_995356_seite1.html) etwa bekam eine Stunde Spielzeit beim Testspiel gegen Kaiserslautern. Mal sehen, was daraus wird.

PS: Das verschwieg ich noch: In den letzten anderthalb Wochen gab es drei Testspiele, ein 0:1 gegen Braunschweig, ein 3:3 gegen Ingolstadt und zuletzt ein 3:1 gegen Kaiserslautern. Morgen geht es schließlich noch gegen Worms, ehe dann nächstes Wochenende die Liga wieder losgeht. Dann wird es erst auf der Alm in Bielefeld.

Saphir
22.01.2013, 21:49
Scheinbar ging eine Diskussion über die Höhe der Ablöse für André Hahn durch die Medien, doch da wieder Tage vergingen, möchte ich mich auf die Gegenwart konzentrieren, die nun einmal so aussieht: Ein Grund, warum André Hahn so erstrahlte, war der Tatsache geschuldet, dass er nicht ersetzt werden konnte. Immerhin kam Neuzungang Marcel Avdic noch nicht in der Mannschaft an, Lars Bender wird die Saison sicher auch bald vergessen wollen (zwar kann er viele Positionen spielen, doch schaffte er es in der Saison nicht, sich als Stmmplatz für auch nur eine zu empfehlen), Matthias Schwarz ist eher Defensivspieler und Jannik Sommer wurde bekanntlich frisch ausgemustert. Bleibt also eine Problemstelle auf der linken Außenbahn, die bislang nur Stürmer Fabian Bäcker halbwegs lindern konnte (Ich hatte jedoch den Eindruck, dass er nicht gut mit Stefan Vogler harmoniert, da beide als Spielertyp identisch sind und keinen Mehrwert erzeugen). Ich nehme an, dies wird erst einmal sein neues Heim auf dem Spielfeld werden - zumindest, bis Kai Hesse wieder Spielpraxis sammeln konnte.

Offenbach besitzt auch einen neuen Spieler: Theo Vogelsang kam (nach zwei Testspieleinsätzen nicht überraschend) von Twente Enschede, ein Offensiver Mittelfeldspieler mit frischen Zweieinhalbjahresvertrag, dem jedoch (auch das wurde in den Testspielen offensichtlich) noch Spielpraxis fehlt, kam er doch nur in deren zweiter Mannschaft zum Einsatz. Wie man sieht, wird hier auch perspektivisch gedacht - immerhin ist er damit der Spieler mit dem längsten Vertrag, wer hätte es gedacht?

Das Testspiel gegen Worms wurde (ich hatte es andernorts erwähnt) mit 2:0 gewonnen, nun sind alle Blicke auf Bielefeld am Samstag gerichtet. Die Aufstellung werde ich mit Spannung erwarten, das Ergebnis natürlich auch.

Saphir
27.01.2013, 14:16
Es wurde gegen Bielefeld gespielt und dort nach Führung 1:3 verloren. Ich konnte das Spiel jedoch nicht verfolgen und erfuhr erst jetzt vom Ergebnis, weshalb ich nicht näher darauf eingehen kann - gut, ich hatte mehr erhofft, doch Bielefeld ist eben auch ein starker Gegner. Da kann man auch verlieren.

Zu den Fragen der Aufstellung: Jan Washausen bekam sein Debüt in der Innenverteidigung, während Marcel Stadel wie gegen Düsseldorf als Außenverteidiger auftrat. Hahns Platz füllte der in den Testspielen wohl gut aufgetretene Marcel Avdic und schien dabei auch nicht schlecht auszusehen, immerhin spielte er durch. Theo Vogelsang bekam sein Debüt. Allerdings musste auch Torwart Robert Wulnikowski) zum ersten Mal der Saison) mit einer Verletzung zur Halbzeitpause den Platz verlassen. Wir werden sehen, was das heißt.

Am Dienstag folgt gleich die nächste Partie, das Nachholspiel gegen (und in) Stuttgart - im Nachteil, da denen erneut die Partie ausfiel. Ich hoffe trotzdem auf das Beste.

ps: Schöne Grüße aus Würzburg übrigens. Ich denke, man merkt meinem Stil an, dass ich nur schnell zwischen Tür und Angel schreibe.

Saphir
05.02.2013, 17:47
Da kam Bielefeld und da holte Offenbach die Realität ein: Vergessen waren Hallenpokale und Testspielerfolge, zur Seite gelegt der DFB-Pokal, wenn in der Liga gerade einmal drei (!) Punkte aus den letzten sieben Spielen geholt wurden und eine Niederlagenserie von fünf Spielen besteht. Der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt aktuell 20 (!) Punkt, auf den ersten Abstiegsrang 5 (!) - da verwundert es nicht, dass auf Transfermarkt.de über nichts so sehr diskutiert wird wie über den Trainer. So mag man sich gut vorstellen, was sich unter grauem Himmel am Samstag abspielte und was ich schon in der S-Bahn erahnte, als in dieser nichts Rot-Weißes zu sehen war, sondern nur zwei FSV-Jugendspieler auf dem Weg zum Spiel... ja. Nur knapp über 5.000 Besucher, sehr wenige davon in aktuellen Trikots (ich übrigens auch nicht, aber das hat andere Gründe), und auch auf Aachener Seite muss es sich seltsam angefühlt haben: Da reist doch eine beachtliche Menge an Menschen einem Verein hinterher, für den es um nichts mehr geht. Sie taten es dennoch - auch wenn das größte ihrer Banner nichts Vereinsbezogenes aussagte, sondern bloß "Stadionverbotler haltet durch!". Wie gesagt, merkwürdig und immer merkwürdiger.

Wie mochte es den Spielern bei einem solchen Umfeld gehen? Genau so. Ich argumentiere sonst nicht gerne mit der Körpersprache, halte sie vielmehr für die letzte Zuflucht jener, die für ihre Meinung sonst keine Argumente finden, doch diesmal hatte ich beim Aufwärmen bei keinem Spieler das Gefühl, er stände jetzt gerne auf dem Feld. Die Aufstellung versprach dafür... oder ließ sie hoffen? Kapitän Sead Mehic fiel durch seine fünfte Gelbe Karte aus und wurde im Mittelfeld durch Julius Reinhardt ersetzt (das ist gut, denn er ist eigentlich zentraler Mittelfeldspieler, der bislang allerdings nur auf der Außenbahn eingesetzt wurde - vielleicht könnte er im Mittelfeld etwas offensiver spielen und besser gestalten), wodurch Avdic und Vogelsang links und rechts zum Einsatz kamen (oh je!). Ich hoffte auf das Bessere und darauf, dass der Spieler mit seinen Fähigkeit die Taktik des Trainers aufbrach... gegen Aachen würde man wohl keinen Beton anrühren müssen.

Das Spiel beginnt gut, viel besser als erwartet: Offenbach bekommt einen Freistoß kurz vor dem Strafraum des Gegner. Julius Reinhardt schießt und zimmert ihn bildhübsch direkt unter die Latte... doch leider kann der Torwart noch klären. Eine Ecke folgt: Gewühl, Aus. Eine zweite Ecke...
... dann nimmt das Spiel ab und wird schlecht. Offenbach bleibt bei mehr Ballbesitz, doch leistet es sich viele Fehlpässe und kann nicht zwingend werden. In der Pressekonferenz wird sich ein hübscher Dialog darüber entwickeln. Aachens Trainer: "Wir hörten, Offenbach sei uns auf allen Positionen überlegen. Wir gingen davon aus, dass sie über unablässig berennen würden." Darauf Arie van Lent: "Wir haben die letzten fünf Spiele verloren und immer, wenn wir zu offensiv spielten, wurden wir bestraft. Wir besannen uns lieber auf die Pokalspiele." Ja. Gegen einen sicheren Drittliga-Absteiger auftreten wie gegen einen Bundesligisten. Genau das war das Spiel in der ersten Halbzeit - quälend schlecht. Die Fans schimpften auf den Rängen (und nicht zu unrecht. Mir fiel da erst auf, dass Offenbach tatsächlich einen Linksdrall besitzt: Von Torhüter Wulnikowski ging in der ersten Hälfte jedes Mal der Ball auf die linke Seite zu Stein und Avdic. Stadel und Vogelsang kamen dagegen kaum ins Spiel); nach dem Abpfiff gab es Pfiffe.
Nach der Halbzeit zeigten diese Pfiffe (oder die Ansprache des Trainers?) ihre Wirkung - und das war keine positive. Offenbach brach komplett ein und überließ Aachen das Spiel. Man konnte von Glück sagen, dass der Schneeregen einsetzte und sich zu Hagelschauern steigerte, die als weiße Wand wirkten. Eine Viertelstunde lang existierten die Kickers nicht.
Es folgten zwei Auswechslungen, durch die die Flügel ausgetauscht wurden: Bäcker und Rathgeber für Avdic und Vogelsang. Mit Nachlassen des Schneesturms kam Offenbach nun zurück ins Spiel. Zehn Minuten darauf folgte der letzte Wechsel, den ich erst einmal nicht verstand: Ahlschwede für Vogler, also ein Außenverteidiger für einen Stürmer. Sollte nun der gelernte Innenverteidiger Stadel nach innen rücken und dafür...? Nein, Ahlschwede spielte zusammen mit Stadel auf der rechten Seite und gefielen mir dabei überraschend gut. Da die beiden auch abseits des Platzes gut miteinander auszukommen scheinen, könnte das nicht die schlechteste Idee für die Zukunft sein.
Zehn Minuten darauf schien ein hässliches Spiel zu einem guten Ende zu kommen: Die Kickers, inzwischen wieder die bessere Mannschaft (was aber nichts hieß), bekamen eine Ecke und nach einem Gestocher flatterte der Ball ins Netz. 1:0. Der Stein, der den Spielern vom Herzen fiel, war zu spüren, und ganz demonstrativ jubelten sie nicht bei dem Trainer, sondern vor den Rängen. Das war für die Fans und von den Fans für sie. Torschütze war bezeichnenderweise der Innenverteidiger Stefan Kleineheismann, er schoss sein erstes Saisontor.
Darauf erwachte die Mannschaft und drehte einen Gang auf, in jenen letzten zehn Spielminuten schien auch ein 2:0 nicht mehr unwahrscheinlich zu sein - doch auch Aachen erwachte. Nun geschah, wovor der Trainer warnte: Die Welle brach, Aachen ließ sich nicht dominieren und tauchte auf einmal auch vor dem Tor der Kickers auf: Ein Pfostentreffer sorgte für Schrecken, doch da war es schon zu spät: Vom Pfosten zum Nachschuss und dieser Nachschuss ging rein. 1:1. Fünf Minuten währte die Freude, nun war man wieder am Boden angekommen.
Es wurde nicht besser, doch es ging rum: Offenbach hätte einen Sieg verdient gehabt (sie waren besser), das Unentschieden war verdient (sie spielten beide furchtbar) und sie hätten es sogar noch verlieren können (auch diese Möglichkeit bestand). Aachens Spieler feierten darauf mit ihren Fans das Unentschieden wie einen Sieg, während die Kickers zwei verlorene Punkte und eine gute Gelegenheit betrauern mussten. Gerade ist es nicht schön und wird auch nicht besser.

Nun folgen zwei Auswärtsspiele gegen machbare Gegner, nämlich das Nachholspiel gegen Stuttgart II in nicht einmal zwei Stunden und am Wochenende gegen Dortmund II. Da müssen Siege her, denn wir brauchen die Punkte. Das ist leider ein Fakt. Ich kann mich nur der Meinung eines Fans anschließen, der mit mir im Bus saß: "Von Aachen kam nichts. An guten Tagen hätte diese Mannschaft sie 4:0 abgefertigt." Wie wahr.

ps: Verlierer des Spiels war wohl Lars Bender. Trotz Sperre von Sead Mehic stand unser Gewohnheitsjoker nicht einmal im Kader.

Saphir
05.02.2013, 17:48
So, ich vertage mich. Das Spiel heute Abend werde ich nicht verfolgen können, dafür findet morgen in einem Lokal in der hessischen Provinz ein Spieler-Meet&Greet statt. Ich werde dort sein und berichten.

visti
06.02.2013, 00:40
So, ich vertage mich. Das Spiel heute Abend werde ich nicht verfolgen können, dafür findet morgen in einem Lokal in der hessischen Provinz ein Spieler-Meet&Greet statt. Ich werde dort sein und berichten.

:popcorn

wisthler
06.02.2013, 08:34
:top
Und nur fürs Protokoll:
"Bis Samstag Tabellenführer!" :D

Saphir
09.02.2013, 15:24
Dienstag gab es das Nachholspiel gegen Stuttgart und getreu dem Motto: "Hast du Scheiße am Schuh, hast du Scheiße am Schuh!" verloren es die Kickers unglücklich mit 1:0. Nebenher fiel ein Rasen ins Gewicht, der aus Schnee und Schlamm bestand, ein zumindest zweifelhafter Handelfmeter, der zum Tor führte, und schließlich eine mindestens ebenso zweifelhafte gelb-rote Karte. Damit war man dann bedient.
Am Mittwoch wurden Arie van Lent und Co-Trainer Manfred Binz beurlaubt. Der Grund war sichtbar: Erfolglosigkeit. Vier (!) Punkte aus den letzten neun (!) Ligaspielen zeichnen eine erschreckende Bilanz. Das ist nicht nur Absteiger, das ist Fürth.
Am Mittwochabend fand dann zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt der Spielerstammtisch statt - Fragen über den alten Trainer wurden hinfällig, von einem neuen wusste man noch nichts, erst einmal übernimmt der A-Jugend-Trainer Michael Hartmann das Ruder, doch wird er es in spätestens zwei Wochen wieder abgeben müssen, da ihm der notwenige Trainerschein fehlt. Tja...
Bei den Spieler-Stammtischen handelt es sich wohl um eine monatlich wiederkehrende Institution, die allerdings bislang an mir vorbeiging, bis mich nun ein Aushang im Stadion lockte (ich bin nicht in Facebook, scheinbar wird es hauptsächlich da kommuniziert). Drei Spieler wurden angekündigt, Marc Stein, Julius Reinhardt und "ein Überraschungsgast"... worauf ich schmunzeln musste. "Das wird eine Überraschung" ist schließlich nichts als eine schöne Art, zu sagen: "Das weiß ich selbst noch nicht." (Damit sollte ich recht behalten und später den Grund erfahren: Eigentlich war die Teilnahme André Hahns angedacht, doch der hatte ja die Siebenmeilenstiefel für sich entdeckt.)

Der Ort: Glauburg-Stockheim, ein Örtchen im Nirgendwo zwischen Frankfurt und Fulda, ein Nest ohne Straßenschilder (und lustigerweise kannte ich vom Ziel nur den Straßennamen, aber keine Hausnummer), genauer: eine Pizzeria mit Eintracht-Wimpel an der Wand und ausliegenden Eintracht-Stadionheften. Organisator war ein dortiger Fanclub, die Teilnehmerzahl belief sich auf zwischen zwanzig und dreißig, darunter eine Dame von der Lokalpresse und dem (ehrenamtlich arbeitenden) OFC-Fanbeauftragten, Matthias Schmidt. Den kenne ich nun auch.
Was passiert nun? Die drei Spieler (der dritte Mann war übrigens dann Jan Washausen) stellten sich gemeinsam den Fragen der Runde, schließlich verteilten sie sich an die Tische und wechselten durch. Allerdings kamen sie zu spät... oder taten sie das überhaupt? Das Publikum musste eine halbe Stunde warten, die Spieler gaben sich nicht schuldbewusst (und gaben auch nicht, wie vorgeschlagen, eine Runde aus) und schließlich stellte sich heraus, dass man einfach zwei verschiedene Zeiten wusste. Der Fehler lag, das erkannte man, beim Verein.
Mit der im Titel stehenden Frage begann darauf die offene Runde und... ach, wie kann ich es zusammenfassen? Führt euch einfach die Situation im Stadion vor Augen: Da gibt es eine Gruppe von Leuten, die rackern und kämpfen, und da gibt es eine Gruppe, die ihnen dabei zusieht und deren Leistung darin besteht, dabei eine Bockwurst und jede Menge Bier zu konsumieren. Was geschieht nun, wenn die zweite Gruppe auf die erste trifft? Natürlich erzählt jene diesen, was sie denn so alles zu tun hätten.
... Ach, die normale gesellschaftliche Situation in Deutschland. Manchmal könnt' ich kotzen. (Die Situation macht sich auch in den Anreden bemerkbar: Die Fans duzen die Spieler. Die Spieler siezen die Fans. Als ich mit "Herr Stein, würden Sie..." anfing, wurde ich schief angeguckt.)
Was kann ich euch nun mitgeben? Es sind drei sehr sympathische Herren. Jener Herr Stein erinnert mich von der Art doch sehr an einen Freund und er hat (anders als die anderen beiden, was zumindest bei Julius Reinhardt bemerkbar ist) das Zeug zum Kapitän, da er für die Mannschaft spricht. So erklärte er, dass am Tag selbst van Lent noch das Training leitete und sie von dessen Rausschmiss vielleicht zehn Minuten vor der Presse erfahren hätten (via Rund-SMS durch Kapitän Sead Mehic). Er erklärte auch, dass es nicht an Spannungen gelegen hätte, da "van Lent ein Trainer sei, wie ihn sich Spieler nur wünschen konnten" (doch bitte bedenkt hier: Marc Stein war Stammspieler und profitierte vom "System van Lent" wie kaum ein anderer. Andere mögen da anderes zu sagen haben.). Der Mannschaft wurde wiederum klar gemacht, dass der Abstiegskampf "nicht nur drohe", sondern bereits Realität sei. Das kommende Pokalspiel wurde angesprochen und doch nichts gesagt. Man konnte einfach über wenig sprechen.
Als sich die Spieler nun über die Tische verteilten (und ich mir drei neue Unterschriften auf meinem Trikot sicherte), wurden die Themen intimer. Ich kann euch nun sagen, wo Jan Washausen (das erste "a" seines Nachnamens wird übrigens kurz gesprochen, auch so ein Thema) nun wohnt und wie sein sehr kurzfristiger Wechsel genau ablief. Von Julius Reinhardt, der scheinbar nicht in Redelaune war (es kam kein echtes Gespräch zustande, und schließlich verbrachte er einen Teil seiner Zeit mit Essen), kann ich wiedergeben, dass der Unterschied des OFCs zu Braunschweig darin besteht, dass dort alle an einem Strang ziehen, und als Marc Stein schließlich den Weg an unseren Tisch fand, musste ich aufbrechen, um die letzte Bahn zu erwischen. Der Mann, der mir ein paar Fragen hätte beantworten können (wie etwa, was nun diese Saison anders läuft als in der letzten), ging mir damit durch die Lappen. Schade eigentlich.

An dem Wochenende sollte das erste Post-van-Lent-Spiel stattfinden (ich glaube, das ist richtiger, als von einem "Hartmann-Spiel" zu sprechen), doch Dortmund sagte witterungsbedingt ab. Nun spielen sie beim Regionalligisten in Eschborn ein Testspiel, von dem ich leider erst seit einer Dreiviertelstunde weiß. Es begann um elf Uhr...

Saphir
09.02.2013, 15:30
Gestern war ich beim Stadion, um ein paar Dinge zu regeln (davon werdet ihr hier noch erfahren - von beiden), und dabei lief nicht nur ein telefonierender Geschäftsführer David Fischer an mir vorbei, sondern es geht noch tiefer: Ich war in der Geschäftsstelle, reichte einen meiner Kugelschreiber und vergaß dann, ihn zurückzufordern. Nun liegt also ein Schreibgerät von mir am Empfang meines Lieblingsvereins und wird dort sicher auch genutzt. Die Vorstellung ist wirklich amüsant. (Für euch nicht? Gut, ich weiß, ich habe ein paar Groupie-Gene zuviel.)

Damit vertage ich mich nun. Ich weiß nicht, wann es genau weitergeht. Deshalb: Bis genau dann.

(ps: Es war übrigens kein besonderer Kugelschreiber, ein blauer, schwarz schreibender, den ich bei der vorletzten Musikmesse mitnahm.)

Saphir
09.02.2013, 22:41
Nach dem Spielertreff, wenn einem gemeinhin die besten Fragen in den Kopf schießen, kam mir die Idee, ich hätte doch die Spieler um "Vermeidung Eschborns" bitten können - so als Schrecknis der Regionalliga, welches sicher nicht durch Aufstieg dem Ganzen entgeht. Da wusste ich noch nicht, dass es wirklich wenige Tage zu dieser Begegnung kommen würde... aber gut, "nicht gefragt" heißt "nicht passiert".
Das Spiel endete 2:2 nach Vorsprung und Rückstand. Das hätte gegen eine Mannschaft, die eine Liga tiefer sich in ähnlicher Situation befindet, ruhig etwas besser ausfallen können.
Leider kann ich nun nichts zu der Aufstellung sagen, die ja wohl am meisten interessiert, da wieder zwei unterschiedliche Mannschaften zu den Halbzeiten aufliefen und keine glasklar das Etikett "A" trug. Auffällig ist da höchstens, dass Henrich und Sommer auch unter neuer Leitung ausgemustert bleiben (was bezeichnend ist, schließlich kommt jener aus der Jugendabteilung) und auch Kai Hesse nicht zum Einsatz kam, scheinbar ist er noch nicht fit. Auch Theo Vogelsang fehlte, warum auch immer.

Ich weiß noch nicht, ob ich auf van Lent/Binz einen Nachruf schreiben möchte oder das am Besten in den nächsten Spielpost packe. Das werde ich dann noch entscheiden.

Saphir
13.02.2013, 19:45
Da haben wir einen neuen Trainer: Rico Schmitt, Ex-Aue. Dazu kommt mit Alexander Conrad ein Co-Trainer aus der Region (Ex-Eschborn, doch noch nicht höher als Regionalliga). Ich hörte mir gerade die Pressekonferenz dazu an und... ach, sind wir ehrlich: Eine halbe Stunde Phrasen. Das Wochenende mit seinem Spiel gegen Saarbrücken wird sicher aussagekräftiger als ein "Hallo, hier bin ich" oder ein "Ich möchte mit weniger mehr erreichen". Lasst mich also noch etwas zu den Verflossenen sagen, solange die Namen noch bekannt sind. Arie van Lent und Manfred Binz waren sicher keine Schlechten, doch sie begingen Fehler - nicht nur, aber halt auch.
Arie van Lent war kein Aufstiegstrainer, eher ein Konkursverwalter. In der letzten Saison führte er die Kickers ziemlich exakt auf den Rang, den sie vom Etat her einnehmen mussten, und diese Saison wäre es ohne den Pokal vielleicht auch gelungen. Seine größte Stärke bestand wohl darin, dass er "Papi für seine Sonntagsschüler" war: Er versuchte alles, um in dem feindlichen Umfeld Offenbach den Druck von seinen Spielern zu nehmen, etwa indem er ihnen Zeit gab und ihnen schwache Spiele verzieh. Dies mochte sich wohl erst einmal positiv auswirken, doch zuletzt rächte es sich, Erbhöfe zu verpachten: Ein riesiges Problem stellten ja in dieser Saison Leistungseinbrüche einzelner Spieler da. Warum sollten sich Spieler denn besonders bemühen, wenn es für sie eh nichts änderte? Und wieso sollte ein Einwechselspieler begeistert sein, wenn er dann nur Chancen auf Positionen bekam, die er eigentlich nicht beherrschen musste? Ich könnte eine Menge Namen aufzählen, doch möchte mich einmal auf ein Beispiel beschränken: Marcel Stadel bekam Ende der letzten Saison plötzlich seine Chance und hängte sich voll rein - er nahm sich das Spiel zu Herzen und litt danach darunter, wenn es der Mannschaft nicht gelang, das entscheidende Tor eben doch noch zu schießen (wohlgemerkt, er ist Innenverteidiger). In dieser Saison? Nichts mehr davon zu spüren. Klar, der Trainer sprach ihm deutlich (durch seine Aufstellungen) sein Misstrauen aus und wenn er nun zum Einsatz kam, dann meist als Außenverteidiger. Klar, dass er sich da fragen wird, warum er um alles in der Welt seinen Vertrag bloß verlängerte.
Inzwischen wirkt die ganze Mannschaft blutleer. Von Maximilian Ahlschwede und Fabian Bäcker lässt sich noch behaupten, dass sie sich reinhängen, aber... wen wundert's? Das sind Bankdrücker.
Die Offenbach-Post schrieb, es liege nun am neuen Trainer, der Mannschaft wieder eine Identität zu verleihen, die sie vermissen ließe, und ich glaube, das ist wahr. Das führt zur Aufstellung, einer anderen van Lent'schen Schwäche. Die Kickers möchten gerne in die zweite Liga zurück und ich denke, man hatte bei der Taktik schon den darauf folgenden Abstiegskampf im Hinterkopf: Ein defensives (doppel-sechsiges) 4-5-1. Es wirkt toll, wenn der Gegner sich überlegen fühlt, an der Defensive zerschellt und sich auskontern lässt (wie gesagt, ich halte die Pokalerfolge für keinen Zufall), es scheitert jedoch, wenn sich der Gegner hinten reinstellt und ebenfalls dicht macht. Damit bekam der OFC Probleme gegen eigentlich schwache Mannschaften (Darmstadt zum Beispiel). Das war letzte Saison genauso, da wurde nach einer Schwächephase auf 4-4-2 umgestellt und dann lief es besser... und diesmal? Van Lent modifizierte es, indem er einen Stürmer im offensiven Mittelfeld spielen ließ, und jagte das nun jedes Spiel nach Schema F durch: Offenbach startete 4-5-1 und öffnete bei Rückstand nach der Pause. Das war ein weiterer Makel: Offenbach wurde damit verdammt berechenbar. Ein einstudiertes zweites System - oder zumindest eine einstudierte Reaktion - hätten hier wohl geholfen. Ich hatte jedoch nicht den Eindruck, dass es die gab.
Was war das jetzt? Blutleer, geistlos und berechenbar. Ja, so könnte man den OFC in letzter Zeit beschreiben.

Bleibt noch Manfred Binz. Ich hatte die Chance, ihm (bei der Tribünen-Eröffnungsfeier) einmal länger zuzuhören. Er ist ein "ganzer Kerl dank Chappi", der mich etwas an meinen eigenen (Jugend-)Fußballtrainer und meinen letzten Sportlehrer erinnerte: Ein Mann, der davon überzeugt ist, dass Jungs nun einmal Jungs sind und sich bewegen müssen. Ich halte ihn für den Kopf hinter dem "Bremer Konzept" der letzten Saison, nach dem charakterlich schwierigen, aber talentierten Spielern die Möglichkeit eingeräumt werden sollte, in Offenbach Fuß zu fassen und ihre Karriere in dem letztlich anspruchslosen Offenbacher Umfeld nach oben zu bringen - ein Konzept, zu dem die beiden Namen gehören: Pascal Testroet und Stefan Hickl. Lasst mich das Ergebnis zusammenfassen: Es scheiterte. Beide Spieler brachten zunächst ihre Leistungen, gerieten jedoch mit dem "Sonntagsschülerpapi" van Lent auseinander, wurden ausgemustert und verließen den Verein vor Ablauf ihres Vertrages. Beides sorgte für Unruhe und im Fall Testroet auch für weiteren Schaden, war er doch einer der wenigen Spieler, für die in den letzten Jahren eine Ablöse gezahlt wurde. Hier bissen sich die Konzepte. Das war schlecht.

Klinge ich erschöpft? Ich bin es. Vermutlich hätte obiger Text zu anderen Zeiten deutlich positiver geklungen. Für Grundprobleme konnte der Trainer nichts: Für zu wenig Geld, für einen ausgedünnten, schlecht bezahlten Kader und für die Unruhe im Verein. Die werden auch die neuen Männer nicht beseitigen können.
Ich hoffe trotzdem auf das Beste.

Saphir
17.02.2013, 20:38
Diesen Titel möchte ich nicht kommentieren.

Dunkle Wolken hängen über Offenbach und der Regen zerstört sicher nicht nur mein Frisurenkonzept - es ist fast so, als würde die Zeit verrückt spielen und auf den Winter der Herbst folgen... und zum Herbst gehört auch Nebel: Rico Schmitt gab keine Pressekonferenz vor dem Spiel und so konnte man nicht durchblicken, was geschehen würde. Zum ersten Mal seit langer Zeit war ich auf die Aufstellung meiner Mannschaft gespannt.
Es geht gegen Saarbrücken zum 14. gegen den 15. und - auch hier fühlt es sich komisch an - das Stadion ist leer; trotz mehr Gästefans als gegen Aachen sank der Zuschauerschnitt weiter und ließ die Prophezeiung vom Spielertreff "Ihr spielt so noch das Stadion leer" ein bisschen düsterer drohen. Ich sollte jedenfalls die Gunst als Stunde nutzen und einmal die Seite des Tribünenblocks wechseln; statt Staionrand nun mittenrein und dorthin, wo mein Name steht. (Ja, tut er. Das ist aber eine andere Geschichte.)
Rico Schmitt-Spiel 1. Ich taste mich langsam heran.
Der Kader: Auch wenn gerne von einem Jugendkonzept gesprochen wird, sieht es für die eigenen Kräfte erst einmal düster aus: Kein Dziwniel, kein Maier, kein Mosch, nur Yannic Horn wird als dritter Torwart dort Platz finden. Das Gebot der Stunde scheint vielmehr darin zu bestehen, den Spielern klarzumachen, dass nun die Karten wieder neu verteilt werden. So kehrt Lars Bender zurück, während auch Kai Hesse nach langer Verletzung endlich wieder seinen Platz findet. Thomas Rathgeber fehlt gelb-rot-gesperrt, Torhüter Wulnikowski verletzt und krank.
Die Aufstellung: Ahlschwede für Washausen, Schwarz für Mehic, Bäcker statt Avdic oder Vogelsang... ach, wenn so einfach van Lent übertroffen werden könnte, dann warf er sich selbst vom Stuhl - alle Änderungen lagen auf der Hand. Endlich einmal spielen wieder zwei Außen- und zwei Innenverteidiger auf ihren jeweiligen Positionen und auch das Duo Stadel/Kleineheismann konnte nun zusammen auftreten - weiß van Lent allein, warum er sich so gegen diese Konstellation sperrte. (Für Marcel Avdic sollte es übrigens ein Tag zum Vergessen werden: Nicht nur bließ ihm nur die Bank, er hüpfte auch (aus nicht offengelegten Gründen) mit fremder Trainingshose herum (von seinem Banknachbarn Dziwniel) und als er die Aufgabe bekam, nach dem Aufwärmen die Hütchen aufzusammeln, scheiterte er sogar dabei und ließ eines stehen - es wurde erst nach dem Anpfiff von Maxi Ahlschwede hinter die Bande befördert.)
Ich ging davon aus, dass damit das 4-5-1-System van Lents fortgeführt werden würde, da ja nicht viel Zeit zum Umgewöhnen blieb, aber ich sollte mich täuschen: Die Doppel-Sechs wurde aufgelöst, Matthias Schwarz spielte Rechtes Mittelfeld und Julius Reinhardt ging ins Offensive auf seine Stammposition... Tatsache, das offene van Lent von Beginn an, dass ich das noch erleben darf...
Bleibt noch der Kapitän... und das war Mathias Fetsch. Eine interessante und unerwartete Wahl, doch keine schlechte. (Das Trainer sollte später im Interview erwähnen, den eigentlichen dritten Kapitän Marc Stein aus der Verantwortung zu nehmen, da er die Saison über in die Kritik geraten war - er spielt einfach nicht auf dem Niveau, welches man von einem Ex-Bundesliga-Spieler erwarten könnte.)

So kam es also zum Spiel... und wie es dazu kam. Offenbach bekam Anstoß, spielte herum und ging nach vorne, Julius Reinhardt dribbelte auf's Tor zu, wurde von zwei Saarbrückers gesandwitcht und ging zu Boden - ein Pfiff. Offenbach bekam einen Elfmeter, noch ehe die erste Minute verstrichen war. (Ob er gerechtfertigt war? Ach, schwer zu sagen. Unbedingt hätte man ihn nicht pfeifen müssen.)
Wer tritt nun an, wo mit Thomas Rathgeber und Sead Mehic die beiden Stamm-Elfmeterschützen fehlen? Mathias Fetsch übernimmt es, tritt an und versenkt ohne Probleme. 1:0. So haben Spiele zu beginnen.
Was nun folgt, ist ein Traum. Es ist eines dieser Spiele, bei denen man auf die Uhr blickt und sich fragt: "Erst zehn Minuten vorbei?" Die Kickers erspielen sich Chancen im Minutentakt, die Motivation stimmt (und das bei Regen) und jeder gibt seine zehn Prozent mehr, es ist wirklich herrlich zu verfolgen. (Sagt jetzt nicht: "Klar, nach früher Führung...". Auch den Elfmeter hätte es ohne die 10% mehr nicht gegeben. Neuer Trainer, neuer Wind, man konnte es merken.) Ich muss allerdings auch Saarbrücken Respekt zollen, die standhaft blieben und wie eine Mannschaft im Abstiegskampf kratzten und bissen. Sie besaßen auch einen guten Torwart, der manche gute Möglichkeit der Kickers vereitelte, und kamen auch zu eigenen Chancen. Das Ergebnis gab ihnen jedoch unrecht: Aus einer weiteren, nicht besonderen Chance kam der Ball in den Strafraum und flatterte nach Gestocher im Netz. Fetsch traf zum 2:0. 20 Minuten waren da gespielt und es stand 4:1 nach Ecken.
Es war schön, doch kostete es Kraft: Die erste Hälfte der ersten Halbzeit dominierten die Kickers, die zweite waren sie immerhin noch besser, der Anfang der zweiten Häfte war ausgeglichen und am Ende Saarbrücken vorn. Das Spiel wurde in der zweiten Hälfte und bei trocknendem Platz immer heftiger und schmutziger. Nun gab es auch Karten (für beide Mannschaften, doch Offenbachs waren weitgehend dumm) und ungewöhnlich viele Fouls, die ungewöhnlich viele Sanitätereinsätze nach sich zogen. Wärend dieser zweiten Hälfte wechselte Schmitt auch... mit interessanten Folgen: Da kam Washausen für Bäcker (kein herausragendes Spiel von ihm, ich versprach mir eigentlich mehr) und führte zu einer vant Lent-Konstellation: Ahlschwede rückte vor ins rechte Mittelfeld und sah da auch nicht schlecht aus (im Fanradio sollte er jedoch deutlich machen, dass es ihm hinten besser gefiel); da verließ auch Vogler nach ebenfalls nicht berauschender Partie den Platz für Mehic, was das System wieder auf 4:5:1 umstellte und dann kam in den letzten Minuten Vogelsang für Schwarz, der dadurch für eine überragende Partie geehrt wurde. Er war auch für mich der Spieler des Spiels.
(Mehics Auftritt nach der Einwechselung hatte es in sich: Erst bekam er nicht die Kapitänsbinde zurück, dann schoss er mit einem Kraftschuss aus 20 Metern nur den eigenen Mann ab (Feldhahn), der darauf liegen blieb, und schließlich dribbelte er sich mitungeahnter Agilität durch drei Saarbrücker zu deren Strafraum durch (ohne dass dadurch viel entstand). Die Kapitänsfrage ließ darauf der Trainer noch offen.)
Es blieb beim 2:0 und damit bei dem von mir vorher getippten Ergebnis. Nach der ersten Hälfte hätte es auch 4:0 stehen können, nach der zweiten wäre auch ein 2:1 nicht unverdient gewesen, doch wie dem auch sei: Endlich wieder gewonnen! (Zum ersten Mal in der Liga seit über drei Monaten) Und endlich wieder zu Null!

Das war doch ein gutes Ergebnis nach einem spannenden Spiel. Ich hoffte ja, die Sportschau könnte es übertragen, doch trog sie. Dafür sah ich später André Hahns erste Torvorlage in der Bundesliga. Immerhin.

Saphir
01.03.2013, 15:36
Als es beim Spielerstammtisch hieß: "Vor dem (Hinrunden-)Spiel gegen Aachen glaubte auch niemand an einen Sieg.", konnte ich leise sagen: "Doch, ich." Im Pokal, das muss ich zu meiner Schande gestehen, sah es anders aus. Gegen Fürth zitterte ich bis zum letzten Augenblick, gegen Berlin ging ich von einer Niederlage aus und Düsseldorf nahm ich mit Schicksalsergebenheit einfach hin. Nun folgte Wolfsburg... und meine Reaktion war gespalten: Während ich den Tag über schlchte Vorzeichen sammelte, als wäre es Bingo, war mir das Spie ehrlich gesagt egal, doch zum anderen wurde ich gierig: Jetzt ein Sieg gegen den Fünfzehnten (!) der Bundesliga, danach Bochum und schließlich in Berlin gegen ein Topteam, was den Ausgang nebensächlich werden lässt, da es uns auf alle Fälle nach Europa brächte, ja, das wäre doch wirklich schön und wer weiß, wann sich eine solche Gelegenheit wieder bieten würde.
Nun wurde es Nacht bei wolkenbehangenem Vollmond und Rotläppchen wurde in den Wald zu den Wölfen geschickt... und mit meiner Gespaltenheit war ich interessanterweise nicht allein: Von Vereinsseite her wurde die Mannschaft in den Tod geschickt: "Die Pokalerfolge sind auf ewig mit dem Namen van Lent verbunden", hieß es, und nun gäbe es Rico Schmitt für den Klassenerhalt. Die Fernsehübertragung wurde im Geiste zur Abschiedsvorstellung, die Mannschaft spielte im Trauerflor (anlässlich des Todes des langjährigen Platzwarts Günter Horster, aber gefühlt auch für sich) und der Fanshop verramschte die aktuellen Heimtrikots für einen Zwanziger. So sah es aus.
Auf der anderen Seite herrschte unter den zahlreichen Heimfans (es war ein neuer Rekord) eine nicht anspannungsfreie Vorfreude und die Choreo mit Logo und dem Spruch "Auf den Spuren längst vergangener Tage" entpuppte sich als dumme Idee, da die begleitenden roten Papierflächen zusammengeknäult auf den Rasen geworfen werden konnten und damit fast einen Spielabbruch verursachten. Es war also nicht ganz die perfekte positive Energie-Welle, die den Spielern zuteil wurde, und sie riefen auch keine perfekte Leistung ab. Darin liegt wohl die Tragik der gesamten Partie.

Trainer Schmitt ließ die Aufstellung lange offen, doch was dann folgte, gefiel mir: Rückkehr zur Doppel-Sechs mit Feldhahn und Mehic, erfahrene Kräfte für die Moral - und darunter auch Rathgeber für Vogler. Lediglich mit dieser letzten Entscheidung war ich nicht einverstanden, ein weiterer tragischer Fall. So begann mit der ersten Halbzeit die erwartete Partie: Offenbach igelte sich hinten ein und ließ Wolfsburg den Ballbesitz, hatte aber - welch Überraschung - aus Kontern die besseren Chancen... und hier wären wir bei der von mir als unglücklich gedeuteten Entscheidung: Thomas Rathgeber kann an einem guten Tag den Unterschied ausmachen, doch bei einem Spiel in der eigenen Hälfte bräuchte es einen schnellen Stürmer für die passenden Gegenangriffe ausführen konnte - und das war Rathgeber nicht, das wären Vogler oder Bäcker gewesen. So spielten die Kickers auf eine torlose erste Hälfte und bekamen sie auch. Entscheidet ihr, ob das gut war oder schlecht.
Die ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit folgten genau diesem Schema, dann fiel das 0:1 - von den Fans fast ungläubig aufgenommen - durch einen Torwartfehler. Der Schlag hätte die Mannschaft brechen können, doch sie hielt. Zehn Minuten ging es nun bei gleicher Taktik so weiter, dann wechselte Schmitt und öffnete die Partie: Vogler und Bäcker für Rathgeber und Mehic. Die Doppel-Sechs verschwand damit und tatsächlich: Nun erwiesen sich die Kickers ihrem Gegner als ebenbürtig. Wolfsburg zog sich zurück und die Kickers fielen in die fremde Hälfte ein. Dann fiel durch einen Konter das 0:2. Tja...
Ab dem Moment konnte der Fan an und für sich das Spiel abhaken oder aber auf die Erfahrung seiner Mannschaft bei Rückständen bauen, und tatsächlich gaben sie nicht auf. Ausgerechnet mein (Trikot-)Liebling Marcel Stadel erzielte den Ehrentreffer nach einem Gewühl im Freistoß und ließ die Hoffnung noch kurz aufleben. Es blieb jedoch bei der würdigen Abschiedsvorstellung.
So schön wie tragisch war es, dass die Mannschaft nach dem Abpfiff das Stadion ablief (einige in grünen Trikots) und sich für ihre Erfolge als Außenseiter feiern ließ: Wolfsburg wäre an diesem Abend zu schlagen gewesen. Man hätte in der ersten Halbzeit (mehrfach) mit 1:0 in Führung gehen können, man hatte auch den 1:1-Ausgleichstreffer auf dem Fuß und das 1:2 hätte auch früher fallen können, jedoch der Wille war zu gewollt und das geruderte Boot schon am Sinken. Das kostete sie die Partie und brachte mich zu einem Resumee, welches ich vorher nicht erwartet hätte: Mit van Lent wären wir weitergekommen.

Vor dem Spiel sagte ich, ich wünschte mir einen (meinetwegen dreckigen) Sieg oder aber ein deutliches Ergebnis, nur bitte kein knappes Ausscheiden mit "Aber ihr habt sooo toll gekämpft"-Mitleid. Als mich beim Heimweg ein Reporter für einen Kommentar ablehnte, da er "einen richtigen Rot-Weißen" brauchen würde, war ich endgültig bedient.

Saphir
01.03.2013, 15:45
Wieder einmal sorgt der OFC abseits des Rasens für Schlagzeilen: Das neue Präsidium, dessen erstes Ziel darin bestand, die Lage in den Blick zu bekommen, wird wohl enthüllen, dass die finanzielle Lage deutlich angespannter sei als bisher angenommen: Als Zahl geistert ein Schuldenstand von knapp 8 Millionen Euro (statt 4,2) durch den Raum. Das ließ den DFB hellhörig werden und ein Punktabzug könne aufgrund von Lizenzbedingungsverstößen drohen... ach, es wird einfach nicht schön.
Es wurde angekündigt, der Kaderetat müsse deshalb zur neuen Saison um ein Drittel reduziert werden. Was das bedeuten kann, das flüstern mir nur Alpträume, doch ich fürchte, dass nach der Saison eine Menge meiner Schatzln aus dem einen oder anderen Grund weiterziehen werden.

Nun heißt es, die Restsaison zu nutzen und sich (neben einem punktabzugssicheren Klassenerhalt) für die nächste DFB-Pokal-Runde zu qualifizieren, auch wenn dies heißt, sich mit Mannschaften zu messen, die in dieser Saison ausschließlich Spaß mit uns hatten. Aber so ist es nun einmal. Es sieht nicht gut aus.

Zu meinem Mitbewohner, der mir zum Pokalspiel folgte, meinte ich im Anschluss, er könne durchaus einen der letzten Höhepunkte des OFCs erlebt haben. Hoffentlich habe ich damit nicht recht.

wisthler
02.03.2013, 15:45
1:0 KSC gegen Offenbach. Wir tun uns aber wieder schwer..., jede FLanke von uns ist zu nah aufs Tor gezogen. Von euch kommt aber auch gar nichts. ;)

wisthler
02.03.2013, 16:56
70 Minuten waren wir hoch überlegen und nutzen unsere Chancen nicht so wirklich..., dann fällt das 2:0.
Ich dachte, jetzt ist alles sicher und Gegenzug 2:1 und dann habt ihr Druck gemacht und wir wurden nervös....., unglaublich.

Gerade die super Parade von Orle am Ende, da stand ich kurz vor dem Herzinfarkt.....

Saphir
02.03.2013, 21:12
Ich war im Stadion. Werde allerdings erst morgen zum Schreiben kommen.

Saphir
04.03.2013, 19:00
(Kommentare aus dem Karlsruher Block nach dem 2:0. Dann fiel der Anschlusstreffer und es war wieder Ruhe im Karton.)

Es war mal wieder eine Reise. Wie vor Jahren, wenn ich zwecks Con oder Netztreffen durch die Republik streifte, organisierte ich mir ein Auto, hörte laut Musik, genoss das Abenteuer und die Vorfreude - auch wenn diesmal mein Mitbewohner dahintersteckte, der als gebürtiger Karlsruher anfragte, ob man denn nicht das Auswärtsspiel mit einem Gang durch Stadt seiner Kindheit verbinden könnte. Das Abenteuergefühl kam jedenfalls wieder und ich war voller Vorfreude - und, ach, ich könnte es jetzt noch länger ausführen und hatte in meiner gedanklichen Vorformulierung auch einen längeren Reisebericht vorgesehen, aber nun fürchte ich, er wäre fehl am Platz. Karlsruhern muss ich Karlsruhe ja nicht erklären.

Rico Schmitt traf zwei Entscheidungen, die mich überraschten: Zum einen ließ er die offensive Saarbrücker Variante spielen, während ich mit dem klassischen van Lent mit Beton und Kontern rechnete (immerhin würde Karlsruhe im eigenen Stadion sicher das Spiel machen wollen, wenn nicht sogar müssen), und er brachte Thomas Rathgeber als Stürmer, woraufhin Stefan Vogler nach außen rückte - eine Position, die er noch nie spielte. Beide Entscheidungen erwiesen sich als katastrophal. Letztere ließ sich zumindest korrigieren, erstens durch Bäcker für Rathgeber (worauf Reinhardt auf die Außenbahn rutschte) und zweitens Vogelsang für Vogler (danach kehrte Reinhardt wieder ins Offensive Mittelfeld zurück). Beide Einwechselspieler sorgten zumindest für Lichtblicke, wie auch Torwart Robert Wulnikowski eine gute Partie spielte. Ansonsten...

... ach, muss ich wirklich noch über das Spiel sprechen? Gut, machen wir es kurz: Solange der OFC in Startaufstellung spielte, was etwa eine Stunde lang der Fall war, versagte er kläglich, überließ Karlsruhe völlig das Spiel, sammelte dämliche Ecken ein und konnte froh sein, dass er nur mit 1:0 zurücklag. Kaum wechselte er dann und erwachte er, fing er sich den Konter zum 2:0. Es blieb noch eine knappe halbe Stunde zur Ehrenrettung (durch Anschlusstor und ansehnliches Spiel), was der Mannschaft zumindest die Pfiffe der Fans ersparte, aber konnte sich nicht einmal mit einem Punkt dafür belohnen.
Unter dem Strich bleibt, dass man gegen den (neuen) Tabellenersten auswärts auch verlieren kann, auch wenn dieser nicht wie ein Tabellenerster spielte, doch was nutzt das, wenn man selbst unfähig ist?
Ach, wofür musste van Lent gehen? In dieser Saison gab es bereits zwei Auswärtssiege gegen favorisierte Teams (Aachen, Unterhaching) und es hätte mich nicht gewundert, wenn ihm der dritte gelungen wär'.

Saphir
08.03.2013, 14:11
In Offenbach herrscht gerade Trubel, immer noch verursacht durch die Finanzen: Ex-Geschäftsführer Kalt beschwerte sich erst, die Zahlen hätte man "schöner präsentieren können", fühlt sich "medial hingerichtet", erklärte sich zur Erklärung und Zusammenarbeit bereit... und sagte dies dann ab. Währenddessen gelangen immer neue Praktiken ans Licht, wie er auf Kosten der Substanz den Laden irgendwie am Laufen hielt: Das Reich Offenbachs ruht nicht auf tönernen Füßen, sondern auf Spucke und Altpapier.
Erinnert ihr euch, dass ich von einem Gang zur Geschäftsstelle berichtete, wo ich zwei Dinge klären wollte. Ich tue mir schwer damit, hier davon zu schreiben, da es ja aus dem Ligabetrieb ausbricht, doch andererseits passt es auch ganz gut: Es ging um die Folgen zweier Kalt'scher Produkte, die wohl recht gut zeigen, wie er dachte und wirtschaftete.

Im April 2010 wurden, um das neue Stadion realisieren zu können, Eröffnungsspiel-Pakete verkauft - für 99 € (Stehplatz), 149 € (Sitzplatz) und... mehr, um die 300 € meine ich (für Firmenmitgliedschaften). Dieses Paket enthielt (ich zitiere aus der Rechnung):


Stehplatzkarte im Eröffnungsspiel
Namensnennung auf der Stadion-Homepage
Namensschriftzug auf dem Mannschaftsbus
Buch "Der Weg zum neuen Sparda-Bank Hessen Stadion" am Bieberer Berg
goldener Namensschriftzug im Buch zum neuen Stadion
Anstecknadel in Sonderformat und in limitierter Auflage
personenbezogene Urkunde für den Eröffnungspartner
symbolische Eintrittskarte
20% Rabatt auf alle stadionbezogenen Fanartikel

Die goldene Reversnadel wurde zuerst geliefert, sie liegt direkt neben mir... und ist Mist. Der Kopf ist zu groß, er brach von der Nadel und meine Versuche, ihn zu kleben, scheiterten. Ich trug sie bislang nie.
Bei der "symbolischen Eintrittskarte" handelte es sich um ein Trikot - ein rotes mit weißem V, welches allein beim Eröffnungsspiel Anwendung fand und sicher mit ein Grund war, warum in dieser Saison zu ungewohnten Farben gegriffen wurde - man wäre ja sonst zu sich selbst in Konkurrenz getreten. Es ist allerdings auch Mist - sein stilisiertes Logo ist hässlich und... ja. Ich stand schon mehrfach vor der Frage, ob ich es nicht aufrüsten möchte (also Bepflockung und richtiges Logo), um es dann tragen zu können, entschied mich jedoch immer dagegen. Ihr seht es hier...

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Bleibt noch die Urkunde, welche ich vor dem Geschäftsstellenbesuch herauskramte und anschließend, um etwas mit ihr zu machen, dort an die Wand hängte, wo einmal der Adventskalender wartete, und andere Ehrungen, von denen ich weiß (Nennung auf der Homepage erfolgte) oder auch nicht (Nennung auf dem Mannschaftsbus? Angeblich, ich sah ihn jedoch noch nie aus der Nähe); und bleibt noch das Buch. Das erschien im Oktober des letzten Jahres und war ein Grund für meinen Besuch auf der Geschäftsstelle. Zu ihm möchte ich noch kommen.
Lasst uns zunächst einmal durchrechnen: Für das Stehplatzpaket zahlte ich 100 €. Rechnet man die Leistungen auf, bedeutet das: Etwa 10 € für die Eintrittskarte, vielleicht 30 € für das Trikot (für diesen Betrag wurde es glaube ich verkauft), 20 € für das Buch, vielleicht 10 € für die Anstecknadel... und siehe da, hinter dem mehr als Ehrung und Spende verkauften Paket verbergen sich schon dadurch Leistungen von 70 €. Der einzige Vorteil bestand in der Zeit: Die Kickers bekamen das Geld Anfang 2010 und mussten erst Ende 2012 die Leistungen erbringen. Das war das System Kalt und ich bin mir sicher, seine Nachfolger lieben es.

Wo waren wir? Richtig, das Buch.

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Der Autor Thorsten Siegmund arbeitet als Pressesprecher und "Verantwortlicher für Medien" direkt für den OFC (samt eigenem Büro... gut, natürlich ist er nicht zu fein, sich über eine Agentur im Internet als Moderator und Festbegleiter vermitteln zu lassen) - ein Fakt, den er im Buch sehr beharrlich verschweigt; was er jedoch offenbart, ist, dass an ihm kein Poet verloren ging (und wo er versucht, so zu wirken, wie etwa im Vorwort, scheitert er) und seine Arbeit nun einmal ihre Spuren an ihm hinterließ: Er ist sehr genau bei Ehrungen von Sponsoren und deren Mitarbeitern und widmet sich weniger den Punkten, die Fans interessiert hätten. Ansonsten ist seine Position (wie man sicher erahnen kann) seiner Aufgabe entsprechend: Pro-Stadionprojekt und Pro-Kalt. Das reicht soweit, dass er bei der Eröffnungsfeier Dieter Müllers Ausscheiden als Präsident erwähnt (das verstärkt ja den Höhepunkt) und Thomas Kalts Rücktritt am folgenden Tag verschweigt (der wirft ja Fragen auf).
Wenden wir uns nun dem offiziellen/nicht-offiziellen etwas-über-100-seitigen Bild- und Textband zu: Er umfasst den Zeitraum von der ersten Planung (heißt: etwa die Abstiegssaison 2007/2008) bis zur Einweihungsfeier (Juni 2012) - einiges davon erlebte ich hautnah mit, anderes erfuhr ich und anderes war mir ganz neu. Ich möchte nun nicht ins Detail gehen, nur mal zwei Punkte ansprechen: Die Bauteile wurden von einer Firma in Paderborn passgenau gegossen, durch die Republik verfrachtet und in Offenbach zusammengesetzt - und der Abriss und Neubau der einzelnen Blöcke fand eineinhalb Saisons lang während des Ligabetriebs statt. Es gab also meist einen von vier Blocks, der ausfiel, da entweder an ihm gebaut wurde oder er zum Zeitpunkt nur aus einem Schuttberg bestand.
Bleiben noch die Namen der Eröffnungspartner, die tatsächlich am Ende des Buches aufgeführt werden, allerdings in roter Schrift und komischerweise nicht alphabetisch. Mein Name steht darin... ich konnte ihn finden, nach langem Suchen.


In diesen Zeitraum fallen auch die (im Buch überhaupt nicht erwähnten - wie gesagt, keine Fan-Perspektive) Tribüneneröffnungsfeiern, die mit dem "be first"-Fanpaket verkauft wurden. Ich könnte es vom Flyer zitieren, der in meinem Fahrtenbuch klebt, doch ich mache es mir einfach und kopiere einfach das passende Angebotsbild. Das Paket kostete 79 €.

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Die "Namensplakette" wurde als Farbe auf Beton umgesetzt (laut Kalt: "damit sie nicht gestohlen werden können"), die Dauerkarten-Ermäßigung brachte mir dieses Jahr 15 € Ersparnis ein und der Schal unterschied sich nur durch einen aufgenähten "Be First"-Schriftzug von einem gewöhnlichen - aber das sollte mir recht sein, nannte ich zu diesem Zeitpunkt doch noch gar keinen mein eigen. Die Feier hingegen war sehr schön (da ich an jenem Tag noch auf der Messe arbeitete, kam ich erst nach der Eröffnung und verpasste auch das Profifoto), ich blieb bis zum Ende und hörte allerhand Interessantes von Geschäftsführer Kalt, Trainer van Lent und (besonders) Co-Trainer Binz... japp, veraltete Personaliten. Ob Speis und Trank tatsächlich Wirklichkeit wurden, kann ich heute nicht mehr sagen - immerhin schrieben wir den Oktober 2011. Das VIP-Erlebnis kam mir nicht zu, allerdings wurden später, als der Verkauf wohl nicht so recht anlaufen wollte, noch 50 aktuelle Trikots verlost... da rechnete ich mir Chancen aus und griff erst da zu. So kam ich an mein Spielhemd zur letzten Saison und hätte es mir sogar noch kostenlos bepflocken lassen können, doch das fiel der Zeit zwischen Tür und Angel zum Opfer...
... ich stoße gerade auf die Anzeige und muss schmunzeln.


Auf die ganz schnellen Bucher wartet eine zusätzliche Möglichkeit: Alle die ihr "Be First-Paket" bis zum 110. Geburtstag des OFC am 27.05.2011 buchen, nehmen an einer tollen Geburtstags-Verlosung teil. Wir verlosen 50 der Nike-Spieltrikots der neuen Saison. Die Gewinner erhalten das neue Trikot mit dem Namen und der Nummer ihrer Wahl bereits in der ersten Juniwoche. So tragen Sie das neue Shirt nicht nur vor der Mannschaft sondern auch bevor es überhaupt der öffentlichkeit vorgestellt wurde. Auch hier gilt "Be First"!

Ich nahm mir in den letzten Jahren nicht soviel Zeit für die Kickers wie jetzt. Mein erstes Spiel der van Lent-Saison (also der letzten) war ein Testspiel im September (oder Oktober?) in Bad Vilbel. Da wurde mir also eine solche Ehre zuteil und ich wusste sie nicht einmal zu würdigen.
(Das Trikot der letzten Saison war auch nichts Besonderes, zwischen dem "40 Jahre DFB-Pokal"-Schriftzug um dem Logo der Vorsaison und den weinroten und neongrünen 111-Jahre-Gedenktrikots fiel es betont klassisch aus.

Was mich jedoch auf die Geschäftsstelle führte, das waren keine alten Geschichten, sondern jener 50%ige Preisnachlass auf eine Stadionführung. Ehe ich allerdings dazu komme, braucht es ein Bild - und ach du Furchtbares, was fällt mir da auf?

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Kickers Offenbach macht auf seiner offiziellen Seite Werbung für Spermatests? Gut... nur was kommt als Nächstes? Gleitcreme? Die Aktion "Alkohol macht mehr kaputt als du denkst" als Trikotsponsor?

Gut, kehren wir zurück zu der Stadionführung und lassen wir uns auf ein Abenteuer ein, welches wohl meiner "be first"-Karte anheftet: Die Anmeldung zu den Führungen (die gerade alle zwei Wochen an Dienstagen stattfinden) erfolgt online, doch fehlte die Möglichkeit, sie be first-mäßig zu buchen. Ich wandte mich also an den Fanshop und wurde auf die Geschäftsstelle verwiesen. Ich bekam meinen Termin, doch keiner von uns wusste zu dem Zeitpunkt, dass "be first" nur "halbiert" bedeutet (ich sah erst später nach und den Geschäftsstellen-Mitarbeiter, dessen Namen ich nicht kenne, schien die Erfahrung zu prägen, dass Thomas Kalt nun einmal gerne spätere Leistungen verschleuderte). Ich sah daraufhin nach, ging davon aus, dass der Verein mir das Geld abbuchte (meine Bankdaten sollte er gespeichert haben), suchte nun meinerseits nach deren Daten (die im Netz faktisch nicht existieren) und nahm mit vor, die offene Frage nach der Führung zu klären. Am Ende davon würde ich sagen: "Ich stand nicht auf der Liste und ich habe noch nicht bezahlt, aber ich bin nicht schuld daran." Immerhin ging es ja nur um 4 Euro.
(Ach ja, das sind die Kickers. An ein Versagen der Kommunikation gewöhnte ich mich inzwischen. Dankbarerweise geht es den Mitarbeitern allerdings ähnlich.)

Es war nicht meine erste Führung - bekanntermaßen ließ ich mich schon von Thomas Kalt in der Premium-Ausgabe durch das neuerrichtete Stadion führen, aber halber Preis ist nun einmal halber Preis und möchte genutzt werden. Diesmal wurde sie von Rudi Kranz, dem wohl ehemaligen Hausmeister, gehalten und von Vizepräsidentin Barbara Klein begleitet - also von zwei Angehörigen des Vereins, welche auch die Nachteile des Betriebs kannten und ansprechen konnten und sich besonders unglücklich darüber zeigten, als Verein nur noch Mieter und nicht mehr Eigentümer zu sein. So legten sie naturgemäß andere Schwerpunkte als der damalige stolze Bauherr Thomas Kalt. Lasst mich deshalb einmal drei Punkte ansprechen, die ich erfuhr (neben der Tatsache, dass auch an Rudi Kranz kein Poet verloren ging - sein Handout zum Stadionbau zeichnet sich durch eine sprachliche Qualität aus, die ich selbst als Oberstufenschüler übertreffen konnte).

- Im Schiedsrichterraum scheint es ein technisches Problem zu geben, weshalb sich bei abgeschalteter Lüftung (und das war sie während der Führung) ein Toilettenaroma breit macht. Es wurde gewitzelt, dies könne einige Schiedsrichterentscheidungen der letzten Spiele erklären.

- Ich sprach Barbara Klein (die übrigens in meiner Achtung deutlich stieg) auf das Brunchen an, welches ja eigentlich monatlich stattfinden sollte und dann sang- und klanglos verschwand: Scheinbar geht es hier um finanzielle Gründe, da der Verein den Raum seinerseits von der Betreibergesellschaft mieten müsse und der Caterer ein sehr gutes Angebot vorgelegt habe, welches er nicht wiederholen würde (es hätte ihm wohl selbst Verlust beschert). Die Idee sei jedoch nicht gestorben - und ich muss das Projekt geistig von "Einnahmen generieren" in die "Tribut an die 'Kickers-Familie'"-Schublade verschieben.

- In der Kabine (in der ich mich über das Selbstverständnis einiger Führungsteilnehmer wunderte, die es für angemessen hielten, im Besitz der Spieler zu wühlen) stand eine Flippchart, die sicher nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war, und von dem Gekritzel, welches mir zum Großteil unverständlich blieb, konnte ich immerhin eines identifizieren: Trainer Rico Schmitt wünscht sich von der Mannschaft aus den Spielen gegen Erfurt, Dortmund II und Kickers Stuttgart drei Siege/neun Punkte.
Das ist doch ein schönes Ziel. Damit entpuppt sich das Karlsruhe-Spiel mit der unvermuteten Aufstellung als Testlauf vor den 6-Punkte-Abstiegsspielen der folgenden englischen Woche. Gelingt dies, wäre es ein richtig schöner Schritt nach vorne.

Am Ende bleibt zu sagen, dass die Offiziellen mein Geld nicht bar annehmen wollten und ich es nun auf das Konto überwies, welches sowohl bei der Eröffnungsspiel- als auch der "be first"-Rechnung in der Signatur genannt wird. So kehren wir zurück zu der Erwartung auf den morgigen Tag, wenn es gegen Rot-Weiß Erfurt geht - bezeichnenderweise geschäftlich von Thomas Kalt geleitet und sich in Stadionbauplänen befindend. Also dann, Jungs. Macht was wahr.

ps: Ein Link funktionierte nicht mehr, so entschied ich mich nun für ein besseres Trikot-Bild. Meine Erinnerung zum Preis trog also nicht, dafür muss ich sagen: So ein Pin war bei mir auch nicht dabei.

Saphir
10.03.2013, 11:57
(Zitat der Sportschau, welche sehr treffend über das Spiel berichtete. Ich hatte es nicht erwartet.)

Offenbach trifft auf Erfurt - zwei Mannschaften, die einiges verbindet. Der Tabellenerste der ewigen Tabelle der 3. Liga trifft auf den zweiten, in der aktuellen Tabelle 12. gegen 17. - zwei Mannschaften mit ähnlichem Saisonverlauf, wollten doch beide auf Kontinuität setzen, um oben mitzumischen, nur um dann völlig den Start zu verkorksen, sich aus dem Keller zu lösen und sich doch nicht ganz zu befreien. Im Offenbach dieser Tage ist Ruhe erste Bürgerpflicht - ein öffentliches Gespräch zwischen Dr. Ruhl und dem ehemaligen Geschäftsführer Kalt wurde abgesagt, dafür eine Antwortrunde des Trainers Rico Schmitt auf Fragen der Fans eingeschoben (auch von mir stammten welche) und auch von Fanseite erfolgte eine Reaktion auf den "Offenbacher Wirtschaftskrimi": In der Aktion "Gut für zwo" möge doch bitte jeder Fan eine zweite Karte für einen lange berglos gebliebenen Bekannter oder seine zweite Arschbacke erwerben, um den Kickers auf diese Weise bei der Schuldenmisere zu helfen (das erklärt auch die gewachsene Zuschauerzahl: Mit 5.600 immerhin 700 mehr, wobei sicher einige nur auf dem Papier existieren). Als krönender Abschluss wird noch für den verstorbenen Platzwart, welchem schon gegen Wolfsburg mit Trauerbinde bedacht wurde, noch eine Schweigeminute eingelegt. Die Stimmung im Stadion wird ehrlicher sein: Von Offenbacher Seite ist sie nicht vorhanden.
Die Zukunft, die Offenbach schon hinter sich hat, steht Erfurt noch bevor: Sie verpflichteten Thomas Kalt aufgrund seiner Erfahrungen bem Stadionbau in Offenbach, um Ähnliches auch bei ihnen durchzusetzen. Sie nennen es "Mission 2016": Neues Stadion in Verbindung mit einem Aufstieg in die zweite Liga. Zumindest unter den mitgereisten Fans ist die Stimmung erschreckend gut: Die Choreographie mit den roten und weißen Vierecken, die am Anfang der Sportschau auch zu sehen war, stammte von ihnen (und sie schafften es sogar, diese Papptafeln nicht zusammengeknäult aufs Spielfeld zu werfen. Respekt.).
Während Offenbach sich warmlief und damit gegenüber Erfurt eine kuriose Augenhöhe offenbarte - Offenbachs Spieler trugen rote Trikots, ihre Ersatzspieler blaue Trainingsjacken, die Erfurter sollten es genau andersherum halten -, würde die frische neue Taktik unseres "Taktikfuxen" (sic!) den Ausschlag geben. Das Karlsruhe-Spiel brachte dahingehend Erfahrungen, die man verwerten konnte.
Was herauskam, war kurios: Jan Washausen spielte gemeinsam mit Nico Feldhahn, während Julius Reinhardt auf den Flügel rutschte und Stefan Vogler wieder stürmte... und die Fans, darunter auch ich, reagieren mit Unglauben: Rückkehr zur Doppel-Sechs? Ein defensiveres Spiel gegen den Tabellen-Siebzehnten als gegen den Tabellen-Zweiten? Dann stellte sich heraus, wie es gedacht war: Nur Jan Washausen spielte im defensiven Mittelfeld, Nico Feldhahn konnte seinen Platz frei wählen und passte seine Lage dem Spielverlauf an. Das war eigentlich nicht dumm, wenn es funktionierte... ach, und da fangen die Probleme an.
Es sollte ein furchtbares Spiel werden. Erfurt nahm den Abstiegskampf an, foulte und störte früh - eine Menge Spieler sollten sich im Verlauf der neunzig Minuten auf dem Rasen krümmen. Vielleicht war das die richtige Taktik gegen Offenbach, müssten die Spieler doch bei einer Verletzung um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt bangen, oder vielleicht ging der Trubel einfach nur an die Reserven, aber ich muss mich wiederholen: Es war ein furchtbares Spiel. Beide Mannschaften veranstalteten ein Fehlpass-Festival, waren für dumme Ballverluste gut und standen sich jeweils selbst im Weg. Es sollte mir in der ersten Halbzeit schwer fallen, auf einen Offenbacher Spieler zu zeigen und zu sagen "Aber der macht es gut...", auch wenn ich gezielt einen solchen suchte: Ich würde Vogler nennen, der sich immerhin bemühte und die Laufbereitschaft brachte, und auch Torwart Wulnikowski ließ sich nichts zu Schulden kommen, aber sonst... es war ein graues, grausames Einerlei, ein - wie ich später im Bus hörte - "spielerischer Offenbarungseid". Kickers Offenbach fand in dem Spiel nicht statt.
Die erste Halbzeit lässt sich gut in zwei Hälften einteilen: In der ersten zeigten sie sich von der neuen Taktik selbst überfordert, in der zweiten brachten sie es wenigstens auf Spielkontrolle und mehr Ballbesitz. Es sagt sicher viel, dass die beiden besten Chancen (eine auf jeder Seite) aus Böcken der jeweils anderen Mannschaft entstanden. Es ist sicher auch bezeichnend, dass ich, als ich der Mannschaft auf dem Gang in die Kabine applaudierte, angeraunt wurde: "Was klatschst denn du? Die waren doch schlecht!" Ich war jedoch mit Spielkontrolle und Nicht-Rückstand erst einmal zufrieden. Ja, so weit ist es inzwischen bei mir als Anhänger des "Aufstiegsaspiranten Offenbach" gekommen.
Die zweite Halbzeit sollte der ersten gleichen, wobei man die "Hälften" zu verschiedenen Phasen aufspalten muss, die sich einander abwechselten: Mal konnte Offenbach für Druck sorgen, dann mal wieder nicht.
Zunächst begann alles, wie es endete. Zehn Minuten lang spielt alles auf ein Tor. Dann jedoch verstolpert ein Offenbacher den Ball, zwei Verteidiger verlieren Zweikämpfe, es kommt zu Flanke und Kopfball und das Unglück ist geschehen: Erfurt führt 1:0. Danke, das Übliche also.
Zwei Minuten später hätte es noch schlimmer werden können: Ein Erfurter bricht mit dem Ball einfach durch das Mittelfeld, lässt die Abwehr stehen und schießt dann... an die Latte. Das wär's dann beinahe gewesen.
Ich schrieb oben von Phasen, nun möchte ich hinzufügen: Erfurts vier beste Chancen übertrafen alles, was Offenbach aufbieten konnte. Echte Gefahr strahlten sie nicht aus und behalfen sich das ganze Spiel hindurch mit Freistößen und Schüssen aus der zweiten Reihe. An einem guten Tag hätte Freistoßspezialist Reinhardt freilich den Unterschied machen können, aber... ja.
Zweimal hätte Erfurt noch punkten können: Einmal schafften sie einen aussichtsreichen Konter, standen sich aber dann an der Strafraumgrenze selbst im Weg (komischerweise wurde diese Szene nicht von der Sportschau gezeigt) und in den letzten Minuten wagten sie noch einen Fernschuss auf das leere Tor, ehe jedoch Ahlschwede mit einem Fallrückzieher retten konnte. Nach Ecken stand es am Ende 2:3, irgendwie auch bezeichnend. Nicht einmal darin war Offenbachs Bilanz besser oder auch nur einer Heimmannschaft würdig.
Das Karlsruhe-Spiel verschaffte mir einige Lehren: Fabian Bäcker war der beste Spieler, Julius Reinhardt konnte im Zentrum mehr überzeugen, Thomas Rathgeber patzte und Theo Vogelsang erspielte sich einige Gummipunkte. Es ist interessant und bezeichnend, dass der Trainer nur eine einzige davon umsetzte: Bäcker kam nicht, Rathgeber kam (und konnte wieder nichts bewegen) und Theo Vogelsang kam diesmal auch auf keinen grünen Zweig. Es kam zum Doppelwechsel und er bewirkte nichts. Allein in der letzten Viertelstunde, als ich zum ersten Mal seit langem die Glocke vernahm (das lag sicher auch an meinem Standplatz), brachte einen Hoffnungsschimmer: Der lange Zeit verletzte Kai Hesse bekam seinen ersten Auftritt in dieser Saison und brachte Leben auf das Feld. Er ist (sicher nicht nur) mein Spieler des Spiels. Seine Premiere gelang und machte Hoffnung. Das Spiel als solches ging freilich verloren.

Es mag zum Stand der Dinge passen, dass sich die Spieler nach dem Abpfiff den Fans stellen wollten, sich aber betont nicht näher als zwanzig Meter an den Block heranwagten und schnell auch wieder ihre Rückkennummern sehen ließen. Der erhoffte "große Schritt" wurde nicht getan, das Plan "Neun Punkte aus drei Spielen" ist damit schon hinfällig. Nun warten erst einmal drei Auswärtsspiele gegen Dortmund, StuKis und Burghausen. Ich hoffe einfach mal das Beste. Folgt nichts, dann fürchte ich, man kann die Mannschaft als tot erklären. Dann endet sie wie Fürth: Mit einer Serie knapper Niederlagen, errungenen Unentschieden und Abstieg als Letzter.

wisthler
11.03.2013, 08:35
Ich dachte eigentlich das Spiel gegen uns hätte euch etwas Mut verschafft und ihr geht die weiteren Begenungen genauso an....., aber das am letzten WE war ja erbärmlich von euch.
Hättet Ihr nicht schon so viele Punkte müsste man sich ernsthaft Sorgen um den Abstieg machen.

Saphir
11.03.2013, 10:47
Zum Relegationsplatz sind noch drei Punkte Unterschied, zum Tabellenletzten sechs. In Offenbachs Fankreisen ist die Sorge um den Abstieg schon eine begründete.

Inzwischen sehe ich das Spiel etwas entspannter. Wir taten uns noch nie leicht gegen Gegner, die sich hinten reinstellten und mit einem Punkt zufrieden gewesen wären. Bezeichnenderweise gab es ja auch beim Hinspiel, als Erfurt noch ganz unten stand, nur ein Unentschieden.
Trotzdem bleibt: Aus den nächsten drei Auswärtsspielen müssen mindestens sechs Punkte her. Gibt es die nicht, können wir schon einmal die zweite Mannschaft um Gegnerbeobachtungen bitten.

wisthler
11.03.2013, 10:56
Dachte da wäre noch mehr Abstand. :gruebel

Ja Ihr müsst hoffen das so ein Spieltag wie am WE nicht oft vorkommt, da haben ja wirklich alle von hinten gut gepunktet.
Meiner Meinung seid Ihr auch stark genug für Liga 3, nur irgendwie macht ihr einfach zu wenig aus euren Möglichkeiten. Da sah ja am Anfang der Saison noch ganz anders aus....

Saphir
11.03.2013, 14:05
An den Möglichkeiten der Spieler liegt es nicht. Das Problem liegt im Umfeld und an den zwei Spielertypen: Wir haben einige ex-Erst- oder Zweitliga-Profis, deren Karriere nach unten zeigt und die die dritte Liga nicht immer ernst genug nehmen, um Volldampf zu geben, weswegen die Leistungen sich von Spiel zu Spiel deutlich unterscheiden (dazu zählen unter anderem Feldhahn oder Stein), und es gibt junge Spieler, die sich vor dem Druck der Ränge fürchten. So hat es sicher seinen Grund, dass oftmals die Mannschaft nach einem Rückstand erst aufdreht und ihre Leistung bringt. Vorher fürchten sie sich zu sehr vor dem Fehler.
... Momentan kommt als Punkt hinzu, dass der neue Trainer die Mannschaft noch nicht kennt. Dahingehend war es wohl ein schwerer Fehler, auch gleich den Co-Trainer zu entlassen. Das wird aber, denke ich, noch besser werden.

Saphir
11.03.2013, 14:55
In Offenbachs Stadionheft wird auf der letzten Seite einem Spieler ein Fragebogen gestellt und während gegen Erfurt die Profis versagen sollten, beantwortete der Jungspieler Marcel Mosch die Frage, mit wem in der Mannschaft er sich denn am Besten verstünde, wie folgt: "(Mit) den Cousins. Den Namen haben wir uns selbst gegeben. Gemeint ist die junge Generation mit Marcel Avdic, Stefano Maier, Daniel Dziwniel, Jannik Sommer, Yannic Horn, Daniel Henrich, Sascha Korb und mir. Wir sind auch privat viel zusammen unterwegs."
Ihr lest hier von acht Spielern - zwei Jungen auf Ausbildungsplätzen (Mosch, Korb), zwei Jungstars ohne Zukunft (Henrich, Sommer), zwei eigentlich in den Kader der ersten Mannschaft fest integrierte Ersatzspieler (Dziwniel, Maier), den dritten Torwart (Horn) und den unglücklichen Neuzugang (Avdic) - alle trainierten sie in der Saison mit den Profis, spielten zumeist (und dann mit Stammplatz) in der zweiten, wenn sie nicht gerade bei den Profis auf der Bank saßen. Wirkliche Einsätze bekamen nur die Wenigsten (Sommer eine halbe Stunde, Mosch eine Viertel-, Dziwniel konnte zumindest in sieben Spielen den schwächelnden Ahlschwede ersetzen, Avdic nimmt in diesem Zusammenhang eine Sonderstellung ein) - und seit dem Trainerwechsel ging es für sie bergab, setzte Rico Schmitt angesichts der Krise voll auf die Profis und verscheuchte die Cousins von der Ersatzbank. Eine gute Gelegenheit also, die "Gut für zwo"-Aktion in einem anderen Sinn auszulegen und ihnen mal auf die Finger (oder besser: Füße) zu schauen. Kurioserweise sollte es mich mehr kosten als ein einfacher Stadionbesuch.

Der Gegner hieß in diesem Fall 1. FCA Darmstadt und rangierte mit einem deutlichen Abstand nach oben auf dem vorletzten Platz (Eddersheim, der Gegner meines ersten Berichts über die U23, ist weiterhin Letzter). Lasst mich das Spiel kurz fassen, da es ja nicht dem Thema meines Blocks entspricht: Die erste Viertelstunde spielt Offenbach den Gegner an die Wand, ab dann schwankt es zwischen Offenbacher Dominanz, Offenbacher Überlegenheit und seltenen Darmstädter Chancen. Die einzige Schwäche wird bleiben: Sie verzagten oder versagten beim Abschluss. Erst in der 80. Minute fiel das 1:0, zum 2:0 kam es dann wenige Minuten vor Schluss.

Acht Profis sollten von Beginn an spielen, also ziemlich die ganze Mannschaft. Marcel Mosch gefiel mir dabei wieder einmal sehr gut (er schoss auch das 1:0), er führte das Spiel vom offensiven Mittelfeld aus und lässt mich hoffen, dass er es auch in den Profikader schaffen wird. Ebenfalls möchte ich Marcel Avdic Lorbeeren spenden, da er durch seine technischen Fähigkeiten seine Gegner auf engstem Raum austricksen konnte und sich auch sehr bemühte. Für Sascha Korb hebe ich ebenfalls den Daumen (auf seiner Position als Außenverteidiger, das spielte er schon einmal bei der Stadioneröffnung) - endlich kann ich mir auch von ihm ein Bild machen -, und zuletzt lobe ich Yannic Horn. Unser junger Torwart erinnert (sicher nicht nur mich) an Manuel Neuer - ein eigentlich nett wirkender Junge, der aber in bester Kahn-Manier seine Vorderleute dirigieren und zusammenschreien kann. Hatte er zu tun, tat er es gut.
Schweigen möchte ich zu Stefano Maier, da ich einfach zu wenig von ihm mitbekam. Ja, er schoss das zweite Tor. Nein, ich weiß nicht, was ein Innenverteidiger aus dem Spiel heraus vor dem gegnerischen Tor zu suchen hat. Wenig kann ich auch zu Daniel Henrich sagen, das alte Problem mit den Spielern mitten im Platz, die hat man einfach nie vor der Nase. Was ich von ihm sah, war aber ganz orderntlich.
Von Daniel Dziwniel und Jannik Sommer bin ich eher enttäuscht. Erster fand kaum ins Spiel und wenn er es tat, kamen seine Flanken nicht an, letzterer bemühte sich glücklos und zunehmend frustrierter und bekam die einzige Offenbacher Gelbe Karte mit den Worten: "Du! Ich habe vorhin schon mit dir gesprochen. Weißt du was? Jetzt reicht es mir. (zeigt Gelb) Das nächste Mal fliegst du raus." Drei Wechsel folgten darauf auf Offenbacher Seite, doch er spielte bis zuletzt durch.

Es war eben die alte Bolzplatzatmosphäre, die mich das mitbekommen ließ. Kurios fand ich auch ein Gespräch zwischen einem Rentner und einem Vater direkt neben mir: Er habe ja mit Offenbach nichts zu tun, käme (auch fußballerisch) aus Mainz, doch was solle er denn machen? Sein Sohn würde jetzt seit der Winterpause bei den Kickers spielen. Das tat er übrigens auch gut - er war einer der drei Nicht-Profi-Spieler.


Nach dieser Beobachtung mit Schirm bei Dauerregen verabschiede ich mich erst einmal wieder. Bald wird die Saison enden und ich spüre auch, dass bei mir das Fieber verglüht. Was kommen will, das kommt, und an zwei Auswärtsspielen lässt sich nichts ändern.

Saphir
11.03.2013, 14:57
So, das Spiel gegen Dortmund II morgen wurde wieder einmal abgesagt. Sei es für die Mannschaft, wie es ist, für mich ist es gut - ich hätte nichts davon mitbekommen.

Am Samstag stehen die Stuttgarter Kickers auf dem Programm, auch diese werden an mir vorbeigehen - ich kann nicht einmal das Spiel im Radio verfolgen. Es steht also eine ruhige knappe Woche bevor - bis dahin...

wisthler
14.03.2013, 18:03
Zwei Punkte Abzug für euch am Ende der Saison wegen Lizenzverstössen.

Saphir
19.03.2013, 10:46
Vor einigen Tagen las ich eine Zusammenstellung einer markanter Fußball-Patriarchen und fühlte mich an meinen (urkundlich bestätigten) "Lieblingsverein" erinnert. Viele Ereignisse der letzten Wochen ließ ich hier unerwähnt passieren: Der DFB zog den Kickers 2 Punkte ab, daraufhin stellte der Ex-Geschäftsführer Thomas Kalt eine Selbstanzeige und ein neuer Geschäftsführer (für den sportlichen Bereich) wird ins Rennen geschickt: Der Ex-Profi Manfred "Manni" Bender soll es wohl werden (bestätigt ist noch nichts). Da seufze ich, fürchte ich doch, dass wir hier kein Lösen eines Vereins aus den Händen Patriarchen erleben sondern bloß einen Übergang von einem zu dem nächsten. Thomas Kalt kam aus dem Fanblock und bemühte sich um sportlichen Erfolg, wofür er bereit war, den Verein wirtschaftlich an die Wand zu fahren. Dr. Frank Ruhl kommt aus der Wirtschaft und bemüht sich um Sanieren, wofür er sportliche Misserfolge in Kauf nimmt - die zwei abgezogenen Punkte (in meinen Augen eher eine pro forma-Reaktion des DFB, der nicht danebenstehen, aber auch nicht wirklich eingreifen möchte) bilden hier nur die Spitze des Eisberges. Es wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung für Mitte April einberufen - und man kann munkeln, ob dort über eine Insolvenz des Vereins entschieden wird. Das werde ich jedoch nur aus der Distanz erfahren, da ich bekanntermaßen kein Mitglied bin und auch nicht vorhabe, das zu ändern. Ich habe wirklich genug Vereine.

Sportlich schreitet die Mannschaft voran. Es gelingt ihr ein notwendiger Auswärtssieg.

Stuttgarter Kickers - OFC: 0:2

Das Spiel bekam ich nicht mit, also belasse ich es bei der Bilanz: So stehen wir nun auf Rang 14. Bei einer Niederlage wären wir sogar auf Platz 16 herabgerutscht.

Saphir
20.03.2013, 17:00
Was ich im letzten Post als Gerücht präsentierte, wurde nun bestätigt: Das vakante Amt des Geschäftsführers Sport wurde mit Manfred Bender, dem ehemaligen Bayern-Spieler, besetzt. Die Umstände, die dazu führten, wirken leicht dubios: Er wird nicht vom Verein bezahlt, bringt vielleicht einen Sponsor mit und bekam auf eigenen Wunsch einen Vertrag für nur ein Jahr. Das alles könnt ihr in diesem Interview (http://www.op-online.de/sport/kickers-offenbach/stagnation-dauert-lange-genug-2810267.html) nachlesen.
Seine Aufgabe wird es wohl sein, den Kader für die nächste Saison festzulegen, und da schlägt er andere Töne an: Er spricht von zu hoch dotierten Verträgen, kein Wort fällt mehr von Kontinuität oder auch nur davon, auslaufende Verträge verlängern zu wollen. Das klang bei Rico Schmitt etwa noch ganz anders.

Im Sommer werden 20 der 28 Verträge auslaufen. Folgende Spieler bleiben damit im Normalfall erhalten:

Tor: Robert Wulnikowski
Abwehr: Markus Husterer
Mittelfeld: Marcel Avdic, Julius Reinhardt, Theo Vogelsang
Sturm: Mathias Fetsch, Kai Hesse, Thomas Rathgeber

Das sind meist erfahrene Männer (alle außer Avdic und Vogelsang spielten schon zweite Bundesliga), die sicher als Kern der neuen Mannschaft fungieren sollen. Einer davon ist aktuell verletzt (Husterer), zwei gelangen nach längeren Lazarettpausen gerade wieder ihre Form (Hesse, Vogelsang) und was die Form angeht, nun... Avdic und Rathgeber sind aktuell keine Glanzlichter. Vielleicht kommt da noch mehr.

Gestern Abend fand außerdem ein Spielertreff statt, zu dem es mich zog und bei dem Matthias Schwarz und Fabian Bäcker auftauchten (Theo Vogelsang sollte eigentlich der dritte im Bunde werden, doch fehlte er krankheitsbedingt). Beide kannte ich noch nicht und beide befanden und befinden sich in einer ähnlichen Situation: Sie kamen aus der Arbeitslosigkeit zum OFC, gelten unter dem neuen Trainer mehr als unter dem alten (bei Schwarz in sehr deutlichem Maße), besitzen auslaufende Verträge und dürften nun wieder beim Arbeitsamt vorgesprochen haben. Nach einem Sieg war die Stimmung entsprechend gelöst und auch dadurch gut, dass Fabian Bäcker sein erstes Tor für den OFC erzielte.
Erzählerisch, kann ich anmerken, schließt sich ein Kreis, fand doch das Spielertreffen bei dem Fanclub statt, bei dem ich schon vor dem Saarbrücken-Auswärtsspiel auf den Bus wartete, inhaltlich muss ich gestehen, den Anfang verpasst zu haben und deshalb nur wenig inhaltlich weitergeben zu können. Nur dreierlei...
a) Die Beobachtung, die ich gegen den KSC machen konnte, wurde mir bestätigt: Der OFC spielt hinten irrsinnig positionstreu und vorne sehr flexibel. Fabian Bäcker meinte: Das wäre der deutschen Nationalmannschaft nachempfunden.
b) Auf den Fankommentar hin, van Lents Auswechslungen seien nicht immer zu verstehen gewesen, antwortete gleicher Spieler: "Die haben wir am Ende auch nicht mehr verstanden."
c) Der Umschwung von Erfolgsserie zu der Niederlagenphase sei schwer zu begründen gewesen: Vorher war einfach Glück da, welches später dann in Pech umschlug.

Matthias Schwarz ist ein ruhiger, erfahrener Spieler (immerhin entstammte er dem FCB-Ausbildungslager), Fabian Bäcker vom Typ her eher ein spielender Fan. Vorher hörte ich im Block, er sei eingebildet, und als er die Gesprächsrunde damit eröffnete, dass er vorrechnete, dass unter dem neuen Trainer mit ihm auf dem Platz - rein von den Ergebnissen während dieser Spielzeit betrachtet - noch nicht verloren wurde, aber so ziemlich allem, was er sagte, konnte ich aus meiner Perspektive zustimmen: Seine Einwechslungen belebten das Spiel und er mehr Einsatzzeit verdient. Das Weiteren geizte er nicht mit Anekdoten: Er erzählte von einem furchtbaren Probetraining in Burghausen, von einem furchtbaren Fantreffen in seiner Gladbach-Zeit und wie es ihn nur wenige Tage vor seinem Vertrag in den Fanblock des Bieberer Bergs zog. Am Ende, als er im Auto an mir vorbeifuhr, grüßte er mich und das fand ich auch nett. Ja, doch, ich bleibe dabei: Die aktuelle Mannschaft der Kickers ist eigentlich sehr sympathisch.

Das nächste Spiel findet am Wochenende in Wiesbaden statt, dann geht es auf in den Hessenpokal. Ich kann noch nicht versprechen, vor Ort zu sein, aber ich werde zumindest vom Ergebnis berichten.

ps: Auch jenseits der Mannschaft scheint es jemanden zu geben, dessen Stern am Sinken begriffen ist: Sportkoordinator Ramon Berndroth. Vorher wohl Vermittler zwischen Trainer, Geschäftsstelle und Jugendbereich, hört man unter Frank Ruhl von ihm gar nichts mehr und es scheint, als würde er mehr und mehr in den Nachwuchsbereich abgeschoben. Wenn Dr. Ruhl nun von den "dre Musketieren" Schmitt, Bender und Fischer spricht, dann denkt er wahrscheinlich nicht an Berndroth als d'Artagnan.

Saphir
24.03.2013, 10:13
Im DFB-Pokal treten von Beginn an 64 Mannschaften an, von denen etwas über die Hälfte gesetzt ist (bis zum einschließlich Vierten der Dritten Liga) und die andere sich über regionale Pokale qualifiziert - in Offenbachs Fall über den Hessenpokal. Letztes Jahr wurde in diesen drei Spielen der Grundstock für das Pokalabenteuer gelegt, dieses Jahr möchte man natürlich Ähnliches zu Wege leiten - bei durchaus namhafter Konkurrenz, sind doch neben vier kleinen Namen noch die großen Clubs Wehen-Wiesbaden, Darmstadt und Hessen Kassel vertreten. Letztes Jahr führte der Weg von einem 8:7-Elfmeterschießen-Heimsieg gegen Darmstadt über einen 0:2-Auswärtssieg in Kassel zu einem 6:0-Finalsieg gegen den FC-Ederbergland vor heimischer Kulisse und... ach, da kann ich eine kleine Anekdote einflechten: Letztes Jahr teilten sich die acht Teams in einen großen und einen kleinen Block, so dass es zu diesem Finale kam. Hätte es nun der OFC geschafft, Vierter in der Liga zu werden (und die Chance bestand), dann hätte der FC Ederbergland, ohne auch nur einen einzigen namhaften Gegner zu besiegen, im DFB-Pokal gespielt. Allerdings - es sollte nicht sein, Offenbach verlor seine beiden letzten Spiele und der Zweite ging leer aus. Dieses Jahr wurden die Regularien entweder so geändert, dass das nicht mehr passieren kann, oder der Zufall hatte seine Hand im Spiel: Die vier Großen (es sind die gleichen Großen, Eschborn schien sich nicht qualifizieren zu können) treten in der ersten Runde alle zu Auswärtsspielen bei den Kleinen an. In Offenbachs Fall ging es zum Wiesbadener Stadtteilclub FV Biebrich 02, oder - wie gewitzelt wurde - zu einem "echten Wiesbadener Traditionsclub".
Ich hätte mir das Spiel hautnah ansehen können. Ich hatte es sogar vor - bis ich fand, dass es die 30 € nicht wert war. Dann hätte ich das Spiel auch noch im Fanradio ansehen können, doch dann ging ich lieber ins Kino. Das Spiel, war ich ehrlich, interessierte mich einfach nicht, ich glaube, ich bin gerade etwas kickersmüde.
Was konnte passieren? Ein unerwünschter Außenseitersieg, ein knapp-unter-zweistellig Pflichtsieg oder eine trostlose Rumpelkiste. Jubeln kann man bei allem irgendwie nicht, die Spieler dabei anfeuern... ach. Der FV Biebrich 02 spielt dermaßen unterklassig, dass selbst Offenbachs U23 als deutlicher Favorit ins Rennen gehen würde. Die waren allerdings beschäftigt, bestritten sie doch kurioserweise ein Heimspiel gegen Wehen-Wiesbadens zweite Mannschaft. (Ja, auch da hätte ich hingehen können, aber das hatte ich ja erst.)
Offenbach zog im Vorhinein die Posse ab, den Gegner genau zu beobachten und "ja nicht zu unterschätzen", so sehr brauchte man das Geld aus dem DFB-Pokal. Darin glich man wirklich nicht dem FSV Frankfurt, der vor der ersten Pokalrunde mal eben einen Vertreter zu einem Spiel von Sonnenhof Großaspach schickte und den dann "Ach ja, damit werden wir fertig" berichten ließ. (Anschließend konnte sich der FSV mit Mühe ein 2:1 errumpeln.) Offenbach schickte eine A-Mannschaft ins Rennen - und bekam auch bloß ein errumpeltes 1:0.
Es muss wie im DFB-Pokal sein, allerdings mit verkehrten Vorzeichen: Biebrich stellte sich mit Mann und Maus hinten rein und Offenbach kam mit so etwas auch in der Liga nicht zurecht. Kai Hesse schoss in der 70. Minute den Siegtreffer; ein Tor vorher von ihm wurde aufgrund von Abseits nicht gegeben, einen späteren Elfmeter sollte Thomas Rathgeber versemmeln. Es war wohl wirklich ein Spiel zum Verpassen.
Offenbach spielte mit einem irrsinnig offensiv ausgerichteten Kader (vier Stürmer, verteilt auf beide Außenbahnen und Doppelspitze) und einer knapp-unter-A-Formation (es gab auch einige Ausfälle). Ruhmreiche einzige Ausnahme: Sascha Korb. Nachdem wohl alle anderen beiden Außenverteidiger ausfielen (Daniel Dziwniel reiste zur polnischen U21-Nationalmannschaft, Maxi Ahlschwede litt schon unter der Woche an Grippe), sprang der Perspektivspieler auf seiner U23-Position ein und spielte durch.

So heißt es: Mund abwischen und weitermachen. In der Liga geht es am Dienstag gegen Burghausen (ein Nachholspiel), im Hessenpokalspiel wohl auswärts gegen Darmstadt. Beides wird nicht leicht, beides sollte aber zu gewinnen sein.

Saphir
27.03.2013, 10:09
Gestern fand das Nachholspiel statt, welches ich mir im Fanradio anhören konnte, und es endete 0:0. Der Platz war in einem furchtbaren Zustand, es schneite nebenher, beide Seiten hatten einmal Glück und sonst war es wohl ein schlechtes Spiel.

Hake ich es genauso ab, wie die Mannschaft es tun sollte. Es wäre wohl vielleicht mehr drin gewesen, aber wenn der Tabellen-Vierzehnte beim Tabellen-Achten ein Unentschieden erzielt, ist das sicher auch nicht schlecht.

Saphir
10.04.2013, 14:52
Verzeiht, ich war durch meine Geschichte drüben, die nun ein Ende fand, in den letzten Tagen etwas abgelenkt. Ich trage einfach mal nach, so als wäre nichts geschehen.

Saphir
10.04.2013, 15:30
... oder: Das Duell der beiden Mannschaften mit der ausgeglichenen Tordifferenz. Man kann gut daran erkennen, wer eigentlich über seinen Möglichkeiten spielt und wer darunter. (Bei Offenbachs Bender handelt es sich freilich um einen Namensvetter, während in Unterhaching die Brüder der beiden Nationalspieler spielen.)

So kommt es zum Kampf... und ja, es entpuppt sich als wirklich schönes Offenbacher Spiel (und damit als Seltenheit). Schon in der 7. Minute fällt das 1:0. Es ist schön anzusehen; erst wissen beide Mannschaften im Mittelfeld noch nicht, in welche Richtung der Zug nun rollen wird, dann spielt Matthias Schwarz einen hohen, weiten Ball genau in den Lauf von Julius Reinhardt, der steht damit frei vor dem Torwart und überlupft diesen. So kann ein Spiel wirklich häufiger losgehen.
Die ersten fünfundzwanzig Minuten dominiert Offenbach ganz klar, wobei sich beide Mannschaften mit offenem Visier gegenüberstehen, was für einige Chancen auf beiden Seiten sorgte. So bekam Julius Reinhardt keine fünf Minuten später eine fast exakt gleiche Gelegenheit, die er aber über die Latte setzte, und der im Mittelfeld spielende Jan Washausen traf nur den Pfosten - auf der anderen Seite hätte ein Unterhachinger Stürmer nur ein wenig schneller sein müssen, um den Ausgleich zu schießen. So blieb es beim 1:0.
Dann kamen beide Mannschaften mehr im Spiel an und schalteten einen Gang zurück: Bis etwa zur achtzigsten Minute blieb Offenbach überlegen, was Ballbesitz und auch Eckbälle angeht, doch die klaren Chancen fehlten (auf beiden Seiten). Erst in der Schlussphase drehte Unterhaching noch einmal auf, die Knappheit des Rückstands vor Augen, und das Spiel wurde intensiver, aber auch hässlicher. Schließlich blieb es beim knappen Ergebnis. Es war zwar ein schönes Spiel, doch das anschließende "An Tagen wie diesen" aus den Stadionlautsprechern "auf Wunsch der Mannschaft" wirkte übertrieben. Es war viel eher eine Erinnerung an eine Vor-Krisen-Zeit als ein tatsächlicher Triumph.

Zuletzt möchte ich noch ein paar Worte zu einigen Hauptdarstellern verlieren.
Sead Mehic ist es eher in tragischer Rolle, fehlte der Ex-Kapitän schon vor dem Anpfiff und fällt nun verletzungsbedingt bis Ende der Saison aus. Ihn ersetzte Jan Washausen im defensiven Mittelfeld und lieferte dort ein gutes Spiel ab; er kommt immer mehr in dieser Rolle an.
Maxi Ahlschwede scheint ebenfalls seinen Marktwert zu steigern, so tritt der Außenverteidiger neuerdings auch vor Reinhardts Auswechslung die Ecken von seiner Seite. Dafür, dass er eigentlich nur als Backup eingeplant war, spielt er langsam eine richtig gute Saison.
Stefan Vogler bewegt sich gerade in die andere Richtung, der Stürmer brachte seit seiner Stammplatzübernahme nichts Beeindruckendes mehr hervor und ließ mich erneut feststellen, was ich schon einmal bemerkte: Es bringt nichts, ihn zusammen mit Fabian Bäcker auf den Platz zu schicken, die beiden ergänzen sich nicht. (Letzterer spielte ein bemühteres Spiel, konnte jedoch auch nicht wirklich herausstechen.)
Lars Bender bleibt wohl der (sportliche) Pechvogel der Mannschaft: Als einziger Profi bekam er von Schmitt vorher keine Chance und wurde nun auch nur für die letzten 10 Minuten gebracht - und fiel dann nicht auf, als 'Haching drängte.
Thorsten Siegmund möchte ich als Letztes erwähnen, denn auch Offenbachs Pressesprecher und Stadionbiograf wertet sich auf: Er übernahm den Chefredakteursposten der neu erschienenen Zeitschrift "Anstoß Rhein-Main", die "Fußball der Region jenseits des Tagesgeschehens betrachten" möchte. Die ersten beiden Ausgaben wurden gratis verteilt und bringen mich zu dem Urteil: Ganz nett, aber kein must-have.

Saphir
10.04.2013, 15:39
Am Samstag spielten die Kickers nun auswärts gegen Babelsberg, ohne dass ich es im Geringsten verfolgen konnte, also bleibt das Ergebnis: 0:0 auf furchtbarem Rasen, also fast wie Burghausen, nur dass Babelsberg anschließend seinen Trainer rauswarf. So entsteht unter Rico Schmitt langsam ein Schnitt der nicht begeistert, aber sich abnicken lässt: So steigen die Kickers wenigstens nicht ab.

Am Samstag wartet die nächste sportliche Herausforderung mit dem Heimspiel gegen Münster, doch schon heute Abend findet eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt, an der ich nicht teilnehme (Ich bin ja kein Mitglied), aber über die ich sicher irgendwie berichten kann. Immerhin kommt mir die Offenbach-Post entgegen und berichtet via Live-Ticker.

ps: Um die Busreise nicht ausufern zu lassen, legten die Spieler auf der Reise nach Babelsberg einen Zwischenstopp in Jena ein, wo sie auf dem Gelände des Carl Zeiss eine Trainingseinheit einlegen durften. Das war dann doch eine schöne Sache.

Saphir
10.04.2013, 23:01
pps: Die Mitgliederversammlung entpuppte sich als heiße Luft. Dr. Frank Ruhl hatte sie zu Beginn seiner Amtszeit angekündigt, nun lieferte er einen Bericht (ohne Neuigkeiten) ab. Es wurde nicht (wie befürchtet wurde) über eine Insolvenz abgestimmt, allerdings bekamen die Vereine auch noch nicht ihre Lizenz-Antworten zugestellt. Kickers Offenbach ist also noch nicht durch, holt sich aber auch nicht selbst von den Beinen.

Saphir
23.04.2013, 14:20
So kam dann Münster. Im tranfermarkt-Forum herrschte blanke Panik und die Pessimismus-Wellen überschlugen sich, doch erinnerte ich mich an die letzte Saison. Damals steckte Offenbach ebenso in einer Mini-Krise, worauf man mit einer Defensiv-Taktik reagierte, die so unbeliebt sein würde, dass man sich schon im Vorwort des Stadionhefts entschuldigte. Damals ging der Plan auf und man gewann 3:0, auch wenn die ersten beiden Treffer nach Standards fielen. Die Situation mag heute allerdings nicht vergleichbar sein: Münster war damals ein Aufsteiger mit einer überraschend guten Saison, der Offenbach auf Augenhöhe begegnete, heute... ach, man kann sagen: Ist Münster das Braunschweig der dritten Liga, ist Offenbach das Bochum.
Am Samstag musste ich arbeiten und als ich dem Hundeblick meines Chefs zusagte, rechnete ich im Geist durch, dass alles schon sehr gut laufen müsste, um mich halbwegs pünktlich in Bieber erscheinen zu lassen. Tatsächlich lief auch alles sehr gut, doch ich ließ mir Zeit. So wichtig war es mir dann doch nicht.
Der Bieberer Berg an einem Spieltag ist ein erhebender Anblick. Das Stadion besitzt an allen vier Ecken kleine Schlitze und wenn man vom Buswendeplatz einmal außenrum zur Stehplatz-Geraden wandert, erkennt man sofort die gut gefüllten und euphorischen Stehplatzränge, während keine dreißig Meter weiter die Spieler - nur von einem Zaun getrennt - auf Augenhöhe auf dem Rasen laufen. Wieder schaffe ich es nicht, meinen Namen auf dem Offenbacher Mannschaftsbus zu finden, wieder bin ich Ordnern gegenüber zu nett (Er: "Sie dürfen mit Ihrem Rucksack rein, mir wäre es aber lieber, wenn Sie ihn abgeben." Darauf drehte ich mich dann eben nicht um und sagte "Schön, der erste Teil reicht mir."), ließ mir generell Zeit und kann so nichts über die erste Hälfte der ersten Halbzeit berichten. Scheinbar dominierte Münster sie und bekam insgesamt zwei Ecken.
Das Gefühl im Stadion war ein seltsames: Münster brachte die Busladungen voller Fans mit, die eine Traditionsmannschaft mit Aufstiegsambitionen eben mobilisieren kann, und die im Vergleich dazu leeren Offenbacher Ränge (Quote: Über 1.000 Münsteraner Fans bei etwas über 5.000 Leuten im Stadion) wärmten ihre DFB-Pokalfight-Stimmung wieder auf: Da wurde geklatscht, wenn Zweikämpfe gewonnen wurden, und eigentlich auch sonst bei jeder Gelegenheit. In der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit verstand ich dann, warum man sich vor Münster fürchtete, doch die Kickers kamen besser ins Spiel. Ein Fan kommentierte es hinter mir mit: "Ja, doch, mit der ersten Halbzeit konnte ich ganz zufrieden sein. Ich sah ein gutes Spiel, wenn auch mit viel Kampf." (Oder ungefähr. Nach eineinhalb Wochen fällt ein genauer Wortlaut doch schwer.)
Offenbach kam schon vor der Pause besser ins Spiel, ebenso ging es nach der Pause weiter. Alles schrie nach guten Chancen auf mindestens einen Punkt, die Mannschaft spielte insgesamt sehr gut und sehr motiviert... und fing sich dann doch ein Gegentor nach einem Einwurf auf Mittellinienhöhe, als Torwart und Innenverteidiger, die beide sonst eine gute Partie spielten, sich zu sehr auf den jeweils anderen verließen. Fünf Minuten lang betrachtete Rico Schmitt die Auswirkungen, dann brachte er zwei Auswechslungen, die das System mit einen Schlag auf "Aggro-van-Lent" brachten (drei Stürmer, nur noch ein Innenverteidiger).
In dieser letzten halben Stunde dominierte Offenbach die Partie und auch wenn sich Münster einige Chancen eröffneten, den Sack zuzumachen, fand doch das Spiel hauptsächlich auf nur noch ein Tor statt. Offenbach blieb jedoch Offenbach und nichts geschah. Darauf war ich wirklich bedient: Eine tolle Mannschaftsleistung, die wirklich über jeden Fehler erhaben ist, und doch das Spiel durch einen dummen Fehler aus der Hand gegeben.

ps: Der Titel bezog sich auf ein Gespräch zwischen einem OFC-Fan und einem Polizisten, welches ich am Bahnsteig mitbekam. Er beschwerte sich wohl darüber, warum wohl auf einen ernüchterten Offenbacher zwei Ordnungshüter nötig sind, und der Polizist antwortete: "Das ist eben Hierarchie. Da gibt es diese und diese und diese Stufe *mit Gesten begleitet* und ich stehe ganz unten. Glauben Sie mir, ich bin auch nicht gerne hier." Das war wohl das Wort zum Samstag.
pps: Eben konnte mich der Raum Frankfurt fluchen hören. Die frisch entdeckte Funktion "Undo Close tab" erwies sich jedoch als Segen.

Saphir
23.04.2013, 14:38
Zwei Auswärtsspiele folgten, die ich jedoch nicht verfolgte.

Dortmund II - Offenbach: 0:0
Das letzte Nachholspiel brachte Offenbach zu einer amüsanten Bilanz: 5 Spiele mit 1:1 Toren. Scheinbar ging es wieder mit Kampf und Pech zur Sache...

Chemnitz - Offenbach: 2:0
... doch all die Hoffnungen starben jäh. Scheinbar verpasste ich hier ein völliges Gegurke, bei dem sich Offenbach in der Schlussviertelstunde noch zwei Eier einschenken ließ. Die Einzelnoten der Spieler lesen sich jedoch ernüchternd.

Zwei Entwicklungen möchte ich noch ansprechen, eine schöne, eine unschöne. So hieß es...
a) In Chemnitz durfte Jan Washausen nicht spielen, da der Verein es wohl versäumte, dessen Sozialversicherungsdaten an den Verband weiterzuleiten, was nach drei Monaten geschehen muss.
b) Es gibt einen Jugendspieler, der es in Münster und Dortmund auf den Rasen schaffte und der in Chemnitz durchspielte: Sascha Korb. Der 19-Jährige trainiert erst seit Anfang diesen Jahres mit den Profis und war ein Lichtblick des Spiels gegen Münster: Er wurde ins kalte Wasser geworfen und hielt auf gleicher Höhe mit (und das gegen einen Aufstiegskandidaten). Gegen Chemnitz brachte er wohl auch keine besseren Leistungen als der Rest der Mannschaft, doch sei das unerheblich: Ich mag den Jungen. Er ist toll.

Somit schaffte ich es wieder in die Gegenwart. Heute sollte eigentlich in Langenselbold das letzte Spielertreffen stattfinden, doch wurde dieses abgesagt. Ich bin begeistert.
Samstag spielen die Kickers dann ihr vorletztes (reguläres) Heimspiel gegen Darmstadt. Ich weiß nicht, ob ich anwesend sein kann... und bin ich ehrlich, sonderlich wichtig ist es mir auch nicht. Meine Liebe für die Kickers erreichte für diese Saison ihren Tiefpunkt.
Wir sind dem Abstieg so nah wie Werder Bremen (5 Punkte), doch anders als in der ersten Liga gäbe es dann keine Relegation. Soll passieren, was passiert... im Ernst, ich nehme alles hin und erwarte langsam gar nichts mehr.

Saphir
30.04.2013, 14:51
Zum vorletzten Heimspiel wurde geladen und darum ein riesiger Wirbel veranstaltet. Da sprach man von einem "so intensiven Spiel wie gegen Wolfsburg", im Internet suchte man die "18.000 Zuschauer des Pokalspiels" und Barbara Klein wünschte sich zumindest eine fünfstellige Zahl. Es war eine Menge Theater, welches aufgeführt wurde, um in einer finanziell angespannten Lage wohl zum letzten Mal für einen Einnahmenschub zu sorgen. Wie immer leistete man der Mannschaft damit einen Bärendienst und es sollte sich rächen. Ich brachte am Ende den Kommentar: "Das waren eure 18.000." Auch das Minimalziel wurde knapp verfehlt.

Offenbach muss momentan mit einer Verletztenmisere kämpfen, so reicht der Kader gerade noch so, um bei 10 Feldspielern dreimal wechseln zu können, wobei in der Offensive noch etwas mehr Luft ist als in der Defensive. (Das sah man schon daran, dass bei Jan Washausens Ausfall gegen Münster auf einmal ein Jugendspieler 90 Minuten durchspielen musste.) Von diesen gerade mal 13 Profispielern läuft etwa die Hälfte ihrer Form hinterher. Hinzu kommt die Motivation, die sicher nicht nur bei mir schwindet - eine Saison, die ins DFB-Viertelfinale führte und zugleich zwei Niederlagen gegen die Fußballgroßmacht Halle einbrachte, kann man nur noch schwer mit Herzblut zu Ende führen.
Ich könnte jetzt Namen nennen, aber das lasse ich lieber. Kommen wir zum Spiel - und ich verspreche euch: Es ist der Tiefpunkt einer an Tiefpunkten reichen Saison.

9.500 Fans, darunter eine Menge Darmstädter, sehen einen hitzigen Derby-Beginn. In der ersten halben Stunde kommt Offenbach auf mehr Ballbesitz, erspielt sich mehr Ecken und muss doch aufatmen: Darmstadt steht nicht umsonst im Tabellenkeller, zwei richtige Großchancen verbaseln sie noch. Dann findet der Ball in der 35. Minute nach langem Gestocher doch noch seinen Weg ins Offenbacher Netz. Da steht es 0:1 - leider absolut verdient.
Fünf Minuten später - die Kickers bäumen sich gerade auf - geht ein Darmstädter nahe des Offenbacher Hauptfanblocks zu Boden und spielt toter Mann. Hatte es zuvor noch Wurfgeschosse auf den Offenbacher Eckstoßschützen gehagelt, zeigen nun die Heimfans ihre Schändlichkeit und bombardieren ihn. Das Spiel wird unterbrochen, die Mannschaften kehren in die Kabine zurück und lange wird nicht mitgeteilt, was passiert. Wie im Pokal stellt sich Barbara Klein vor den Block, um wenigstens das Spiel vor dem Abbruch zu bewahren, und wird von ihren drei kleinen Schweinchen (Ruhl, Bender, Fischer) mehr schlecht als recht unterstützt. Dann kehrt die Mannschaft zurück... und verlor nun endgültig ihre Courage. War man 40 Minuten lang zumindest auf dem Feld überlegen, bringt man das auch jetzt nicht mehr zustande. Offenbach kapituliert.
In der 55. Minute holt sich Jan Washausen eine unnötige gelb-rote Karte ab. Direkt im Anschluss flattert wieder der Ball in Offenbachs Netz... doch, welch Glück, Abseits.
Ein weiteres mögliches 0:2 wird Julius Reinhardt verhindern, doch verletzt er sich beim Segeln gegen den Pfosten und muss ausgewechselt werden.
Das 0:2 passiert dann doch noch. Es ist egal. Die Möglichkeit eines Punkts war eigentlich nie gegeben.
Nach dem Spiel stellen sich einige Spieler den Fans und lassen sich minutenlang zusammenschreien, ehe sich die Mannschaft insgesamt (allerdings ohne Trainer) genötigt sieht, sich den Fans zu stellen. Minutenlang diskutiert man, wenn auch nicht mit dem besten Ton. Ich leide innerlich mit den Jugendspielern, besonders mit Sascha Korb, der gar nicht mal schlecht spielte und einen solchen Schock wirklich nicht verdient hatte.
Am Ende wird an die Zeitungen etwas von einem "fruchtbaren Dialog, wir haben die Fans noch auf unserer Seite" weitergegeben. Die Wahrheit? Nun gut, die kann man erahnen.

Saphir
30.04.2013, 14:58
Drei Tage später (Freitag und Montag) fand gleich das Rückspiel statt - Hessenpokal-Halbfinale in Darmstadt -, und ich war wieder nicht dabei. Diesmal entschied sich Trainer Schmitt anders, er verzichtete auf Stammkräfte und warf einen weiteren Jugendspieler ins kalte Wasser... mit einem optisch schöneren, wenn auch ähnlichen Ergebnis: 1:0-Niederlage. Kickers Offenbach bleibt damit nächstes Jahr dem DFB-Pokal fern, die möglichen Einnahmen der ersten Runde, mit denen man bei der Lizenzierung rechnen darf, bleiben aus. Die rabenschwarze finanzielle Situation wird damit noch ein wenig aussichtsloser.

So bleiben noch drei Pflichtspiele in dieser Saison: auswärts gegen Rostock, heimatlich gegen Wiesbaden und auswärts gegen Heidenheim. Noch trennen die Kickers vier Punkte vom ersten Abstiegsplatz. Das kann reichen, aber auch noch böse enden.
Ich werde wohl bei keinem dieser drei Spiele dabei sein. Mal sehen, was dann kommt.

Saphir
05.05.2013, 10:48
Da ich das Spiel nicht sah, fasse ich mich kurz: Auswärtsspiel in Rostock, 2:0 durch dumme Tore hinten gelegen, dann noch mit einem 2:2 den Punkt geholt.
2 neue Spieler gesellen sich ins Lazarett hinzu. Inzwischen erhalten mehr und mehr Jugendspieler ihre Chance und nutzen sie auch. (Leider stellte der Verein den Spielberichtsbogen noch nicht online, weshalb ich die Aufstellung nicht kenne. Ich kenne nur den Fanradio-Bericht.)

Wenn heute Karlsruhe gegen Darmstadt gewinnt, wird der Klassenerhalt ziemlich sicher sein. Verlieren sie, kann es übel enden: Wiesbaden und Heidenheim sind keine einfachen Gegner.

Saphir
07.05.2013, 11:17
Vor eineinhalb Jahren saß ich in einem Testspiel gegen Mainz, als ein neues Gesicht am Bieberer Berg erschien. Christopher Lamprecht, der Außenverteidiger, hatte sich kurz vorher verletzt, der Ersatzmann wurde schon vor einer ganzen Weile suspendiert, also griff man auf jemanden zurück, der schon zu Beginn der Saison im Gespräch war. Nun war noch nichts amtlich, der Verein zeigte seinen guten Willen und ließ ihn mit Rückennummer spielen, doch der DFB hatte noch nicht zugestimmt.
Der Spieler lief sich während des Spiels warm und weil zu dem Zeitpunkt gerade die Stehplatztribüne neugebaut wurde, saß ich ziemlich nahe. Ein Junge tritt an die Brüstung und sieht ihm zu. "Wer bist du denn?", ruft er. Die Antwort: "Ich bin der Maxi." Der Vater mischt sich ein: "Siehst du den Schwarzen da? Das ist deiner. Der kann nichts."
Sein Name lautet Maximilian Ahlschwede. Er spielte zu dem Zeitpunkt in Bielefelds frisch zusammengestellten Drittligakader, doch da er damals (selbst im Abstiegskampf) nicht zum Zug kam, brauchten sie ihn nicht und gaben ihn ablösefrei her. So kam er mit der Rückennummer 2 nach Offenbach - und absolvierte in der Saison kein einziges Spiel, verletzte er sich doch kurz darauf schwer und fiel aus.
In der neuen Saison, im inzwischen fertig gestellten Sparda-Bank Hessen-Stadion, änderte sich nichts an der Grundkonstellation. Christopher Lamprecht war immer noch verletzt, doch Maxi Ahlschwede wieder fit, also durfte er spielen. Das tat er... und fand sich gleich darauf auf der Bank wieder. Zu Saisonbeginn hatte er eine seiner beiden Schwächephasen, die andere kurz vor Jahresende - einmal profitierte Daniel Dziwniel davon, einmal musste Marcel Stadel den Außenverteidiger in sich entdecken -; in van Lents merkwürdiger Schlussphase durfte er dann den äußeren Mittelfeldspieler in sich entdecken.
Sieht man davon ab, bewährte sich Maximilian Ahlschwede als Stammspieler und befand sich auch auf dem aufsteigenden Ast, da er mehr und mehr auch Ecken und Freistöße übernahm. Er war einer der Spieler, bei dem ich mir gewünscht hätte, dass er bleibt, eben weil er sich in der Mannschaft auch hätte weiterentwickeln können, doch nun (und das werdet ihr erwartet haben) ist er fort, als erster der Spieler mit auslaufenden Verträgen wechselt er zu Wehen Wiesbaden.
Zwei Erinnerungen werden wach, wenn ich an Maxi Ahlschwede denke.
Da wäre einmal das Spiel gegen Chemnitz. André Hahn verletzt sich schwer und wird ausfallen. Während die Sanitäter das Spielfeld überqueren, sitzt Maxi Ahlschwede bei dem Leidenden und streichelt ihm den Kopf. Eine sehr homoerotische Szene, aber auch eine sehr rührende - und heute sind sie beide weg.
Da wäre aber auch die Fanshop-Adventsfeier mit Signierstunden. Als letztes Duo wird "Maximilian Ahlschwede und noch einer" angekündigt. Ich warte und warte, doch sie werden nicht mehr erscheinen.

Herr Ahlschwede, ich kann Sie verstehen. Gleich ob die Insolvenz geschieht oder nur eine drastische Kader-Einsparung, Offenbach wird im nächsten Jahr nicht mehr auf gleicher Stufe stehen. Sie sind jung - möchten Sie nicht zurückschreiten, dann müssen Sie fort.
Ich gebe zwei von drei Salutschüssen für Maximilian Ahlschwede. Den dritten erhält er, wenn am Wochenende gegen Wiesbaden gewonnen wird.

(ps: Dass der Wechsel genau in dieser Situation bekannt wurde, halte ich nicht für schlimm. Das vermeidet im Nachhinein nur böses Blut.)

slowcar
07.05.2013, 11:51
Während die Sanitäter das Spielfeld überqueren, sitzt Maxi Ahlschwede bei dem Leidenden und streichelt ihm den Kopf. Eine sehr homoerotische Szene
Interessant wie Du da Erotik entdecken kannst.

Saphir
07.05.2013, 17:50
Weit mehr Zuneigung eines Mannes einem anderen gegenüber, als im öffentlichen Raum normal wäre?

Saphir
09.05.2013, 17:06
Letzte Woche war ich etwas vorschnell. Ich sagte: "Wenn Karlsruhe gewinnt, dann sind die Dropps gelutscht." Dabei übersah ich allerdings ein Nachholspiel, welches zu Offenbachs Ungunsten ausging - Dortmund II schlägt Erfurt 4:3, damit rückt der Tabellenkeller bis auf einen Punkt an uns heran.
... und nun geht es auch noch gegen den 7. und gegen den 5.. Das kann noch einmal richtig hässlich werden.

In diesem beiden Spielen präsentieren die Spieler auch gleich die neuen Trikots. Ich weiß noch nicht ganz, was ich davon halten soll.

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Links seht ihr die (ganz offen von Barcelona abgekupferten) Auswärtstrikots, ähnlich furchtbar wie aktuelles Leuchtwestengrün. Das Heimtrikot gefällt mir soweit und auch das Torwarttrikot ist ganz schick. Mal sehen...
Schnell werde ich ohnehin nicht zuschlagen, möchte ich doch erst einmal sehen, wer im Verein verbleibt - und ob es diesen überhaupt noch geben wird. Im Falle eines Abstiegs gehen in Offenbach nämlich die Lichter aus, das ist ziemlich sicher.

Saphir
12.05.2013, 00:29
Gestern Abend lief mir auf der Zeil zufällig Marcel Stadel über den Weg. Die Begegnung sollte unspektakulär sein, doch bildet sie einen schönen Schlusspunkt hinter eine erlebnisreiche Dauerkartensaison. Ich hatte es schon erwähnt: Alles, was seitdem passierte und passieren wird, wird wohl ohne meine Präsenz stattfinden. Ich kommt gerade einfach nicht dazu, Offenbach aus mehr als der Ferne zu beobachten.
Heute wäre ein Moment gewesen, an dem ich es bedauere: Die Mannschaft lieferte wohl ein starkes Spiel (gegen zugegebenermaßen eher schwache Wiesbadener) ab und gewann 1:0 (bezeichnenderweise durch das erste Tor von Schmitts Entdeckung, Matthias Schwarz). Die Konkurrenten hingegen patzten - das bedeutete nichts weniger als den sportlich gesicherten Klassenerhalt.
Die Bilder des Fanradios sprechen von einer schönen Feier. Ach.

Am Samstag geht es zum letzten Spieltag nach Heidenheim, wo die Kickers noch ein Wörtchen im Kampf um den Relegationsplatz mitreden können. Wie es wird, nun, wo der Druck verschwand? Ich erwarte eine B-Elf, schon allein aus dem Grund, dass zwei weitere Spieler ausfallen - ob diese dann siegt oder untergeht, wird sich an ihrem Charakter entscheiden.

wisthler
07.06.2013, 18:15
Schade wie es gelaufen ist, aber nicht mehr zu ändern. Sah ja in der Hinrunde noch gut aus, dann wurde es spielerisch furchtbar und jetzt noch keine Lizenz....

Saphir
11.06.2013, 14:53
Ich hatte mich lange nicht gemeldet, verzeiht. Zunächst war ich krank, dann zogen mich die Wahrheiten von morgen weit mehr in den Bann als die Irrtümer von gestern... nun ja, das ist eben der Fluch, wenn man an mehreren Projekten gleichzeitig sitzt, da wendet man sich schnell dem Leichteren zu.

Am letzten Spieltag, an dem ich noch merken sollte, dass es sich krank im Bett liegend zwar schön Fußball schauen, aber nur schwer darüber schreiben lässt, wurde es Offenbach gewährt, in Schönheit zu gehen - da ging es nämlich gegen Heidenheim, die auf dem dritten Platz standen und doch einen Heimsieg benötigten, da die beiden Verfolger im Duell gegen zwei Absteiger sicher keine Punkte lassen würden. Zu dem Zeitpunkt sollte niemand auf Offenbach wetten, dessen Personalsituation so angespannt war, dass ein U19-Spieler zwecks Kaderfüllung kurzerhand mit in den Bus gesetzt wurde (die U19 spielte übrigens eine beeindruckende Saison und erreichte sogar die Relegation für die Bundesliga, doch nach einer 1:6-Niederlage im Hinspiel gegen Kaiserslautern scheint auch dieser Traum geplatzt zu sein), doch ich war zuversichtlicher: Bislang war es Offenbach eigentlich immer möglich gewesen, auswärts ein 0:0 mitzunehmen.
Was passieren sollte, war eine Galavorstellung. Zum letzten Mal präsentierte sich die Mannschaft, wie sie einstmals von van Lent gedacht wurde: Hinten stark, vorne auf Konter lauernd, mit Marcel Avdic zurück auf dem Feld und Marcel Stadel als Außenverteidiger. Ich möchte mich nicht im Spielverlauf verlieren (und könnte ihn nach der Zeit wohl auch nicht wiedergeben), doch zusammenfassend könnte man sagen: Die damals frisch klassegehaltenen Offenbacher erwiesen sich Heidenheim als gleichwertiger Gegner, obwohl sie auch nicht versäumten, ihre drei noch auf der Bank sitzenden Nachwuchsspieler ins kalte Wasser zu werfen. Sie hätten sogar noch gewinnen können, gaben sich dann aber mit dem Erwartungswert zufrieden: 0:0.

Wellen der Sympathie gingen nun von Deutschlands Nordwesten aus und ließen Offenbach hochleben: Durch Heidenheims Punktverlust kam Osnabrück in die Relegation und Preußen Münster in den DFB-Pokal. Es war wunderbar im Transfermarkt mitzulesen.
Leider sollten auch Osnabrücks Träume noch platzen.

Saphir
11.06.2013, 15:10
Dieser Blog heißt "Saphirs Schatzln" und auch wenn spielerisch alles entschieden wurde, möchte ich ihn dennoch damit abschließen, dass ich mich von den Gehenden einzeln verabschiede, sobald diese einen neuen Arbeitgeber fanden. Das bedeutet nun eine Menge Arbeit und wäre wohl auch bei einem Klassenerhalt recht drastisch geschehen. Gehen wir es an.
(Bei den elf Schatzln wäre es lustig gewesen, wenn sich nun genau elf Unterschriften auf meinem Trikot befunden hätten. Leider zündet diese Pointe nicht - es sind zwölf.)

Noch zu Zeiten des Traums ging in einer Nacht- und Nebelaktion der Kapitän von Bord - Mathias Fetsch folgte für eine nicht genannte Ablöse seinem Mannschaftskameraden André Hahn nach Augsburg und darf nun davon träumen, Bundesliga zu spielen. Er kam erst zu Beginn der letzten Saison (als erster Wechsel) aus Braunschweig, wo er hinter den etablierten Stürmern keinen Raum für sich sah. Sogleich stellte er sich dem Fanradio und sagte an (neben der im Titel zitierten wiederkehrenden Phrase und der Erkenntnis, dass er nicht für ein Leben vor der Kamera geboren wurde), er sei nicht "nach Offenbach gekommen, um gegen den Abstieg zu spielen". Wo wir wieder bei den Träumen wären: Das Saisonziel, man wolle "Verfolger der Aufstiegsaspiranten werden", erfüllte man ja nur für eine kurze Zeit.
Wenig später zog es Mathias Fetsch wieder vor die Kamera, wo er mit einem heruntergeleierten Text und einer Körpersprache, als hätte er einen Pistolenlauf im Kreuz bohren, die Fans für das Pokalspiel gegen Fürth mobilisieren wollte.
Das geschah. In der Pokal-Saison sollte er insgesamt zwei Treffer erzielen (allerdings keinen gegen Fürth), in der Liga mit deren zwölf erfolgreichster Kickers-Torschütze werden.
Ob es nun bei ihm für die Bundesliga reicht? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich empfand Mathias Fetsch als soliden Stürmer, der aber nicht qualitativ aus der Mannschaft herausragte. Er war ein unumstrittener Stammspieler und brachte es unter Rico Schmitt zum Kapitän, so kann er (natürlich auch mit dem Abschluss im Hinterkopf) von einem erfolgreichen Saisonverlauf sprechen. In seiner Position war er auch recht flexibel, sie pendelte zwischen Sturm, offensivem und zentralem Mittelfeld.

Ich möchte Mathias Fetsch mit drei Salutschüssen verabschieden, von denen er den letzten dadurch verdient, dass er dem Verein noch Ablöse einbrachte. Es war sicher das letzte große Plus in der Bilanz.

Saphir
11.06.2013, 15:23
Erst gestern wurde der nächste Wechsel (und damit dritte nach Ahlschwede und Fetsch) amtlich: Stefan Kleineheismann, im ersten van Lent-Jahr von Greuther Fürth II gekommen war, wechselt zu Rot-Weiß Erfurt. Mich stimmt die Nachricht ein wenig traurig: Zwar wäre der Innenverteidiger auch im Falle eines Ligaverbleibs fortgezogen, doch ich hatte gehofft, dass sein Weg in die zweite Bundesliga geführt hätte und dass aus Offenbachs vermutlich besten Innenverteidiger mehr geworden wäre als das - so bekommt er, was er hinter sich ließ: Finanziell auf Sand gebaute Aufstiegsträume eines Traditionsvereins unter dem Geschäftsführer Thomas Kalt. Dass er dabei auch positionell einen Ex-Offenbacher (den Ex-Kapitän Marco Kopilas) beerbt, setzt dem Ganzen nur Krone auf.

Stefan Kleineheismann ist ein sehr sympathischer Spieler, der in seiner ersten Saison schon bald Stammspieler wurde und in seiner zweiten es die meiste Zeit über blieb. Er spielt unauffällig (und das ist für einen Abwehrspieler keine Schande) und brachte nach Ecken sogar zwei Tore ein, doch seine Schwäche besteht wohl aus einem Hang zu dubiosen Verletzungen.

Ich wünsche ihm alles Gute und verabschiede ihn mit drei Salutschüssen - den dritten verdient er aufgrund einer Geschichte, die ich hier nicht erzählen möchte.

Saphir
11.06.2013, 15:24
Schade wie es gelaufen ist, aber nicht mehr zu ändern. Sah ja in der Hinrunde noch gut aus, dann wurde es spielerisch furchtbar und jetzt noch keine Lizenz....

Ich werde einen Saisonrückblick schreiben, sowie ein fester Status quo besteht. Im Moment ist ja auch die Regionalliga-Lizenz noch nicht erteilt worden.

Louis
15.06.2013, 14:30
Im Moment ist ja auch die Regionalliga-Lizenz noch nicht erteilt worden.

Die Wormatia hat mittlerweile gemeldet, dass Offenbach keine Drittliga-Zulassung erhält, und jetzt künftig in der Regionalliga Südwest spielt. Das ist natürlich ziemlich bitter sowas, oder? :look:

DerGerhard
15.06.2013, 18:21
:( wir trauern mit dir ghaldak

Saphir
19.06.2013, 12:21
Im Moment befindet sich in Offenbach vieles im Fluss. Für die Mannschaft gilt: Sie umfasst gerade einmal ganze fünf Spieler. Die ersten angesetzten Testspiele mussten bereits verschoben werden, während scheinbar der heutige Trainingsauftakt einer Massenvorstellung gleichen wird. So ist das nun einmal.
Vier weitere Spieler zog es in den letzten Tagen von dannen. Ich möchte mich bei ihnen auf ein Sammelpost beschränken.

In Rot
Da gäbe es Stürmer Thomas Rathgeber. Er zog weiter nach Saarbrücken, wo gerade Ex-Offenbacher Marius Laux, vorletzte Saison noch "bester Mittelfeldspieler der Liga", seine Zelte abbrechen musste.
Thomas Rathgeber war ein Ex-Zweitligaspieler mit namhaften Vereinen (Unterhaching, Bochum), der mit seiner Zeit am Main nicht ganz zufrieden sein konnte - Edel-Joker vorletzte Saison hinter Olivier Occean, die letzte Saison lange verletzt, in dieser Saison ... nun. Zunächst schien alles gut zu laufen. Er bekam seinen Stammplatz neben Mathias Fetsch, schoss seine Tore (die zweitmeisten der Kickers-Spieler, allerdings viele durch Elfmeter) und machte einige gute Spiele, etwa gegen seinen Neu-Club Saarbrücken. Dann verlor er seinen Stammplatz an Stefan Vogler und ab da an ging es abwärts: Neu-Trainer Rico Schmitt schenkte ihm sein Vertrauen, welches er aber nicht zurückzalte, und auf zwei gute Spiele (gegen Wiesbaden und Heidenheim) kamen sieben oder acht, in denen er gegen sich selbst argumentierte - obgleich er für die nächste Saison einen Vertrag gehabt hätte, wurde ihm nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen. Das erwies sich freilich später als Vorteil.
Zwei Salutschüsse kann er bekommen, ob er auch den letzten erhält, ist mir eigentlich egal. (Der Titel bezieht sich auf eine andere Eigenart von ihm: Er sah in dieser Saison insgesamt zweimal die (Gelb-)Rote Karte. Das war Rekord bei den Kickers.)

Die richtige Entscheidung
Während Ex-Kapitän Elton da Costa in Darmstadt als "schlechter Neuzugang" und "Grund für den Absturz" bezeichnet wurde, zog nun auch sein Ersatzmann weiter: Julius Reinhardt, vor der Saison aus Braunschweig gekommen, heuerte nun bei Heidenheim an. Ich sehe bei ihm Licht und Schatten: Die Standards, die er schießen sollten, gelangen bei weitem nicht so oft, wie sie sollten, und den Schritt zum Führungsspieler, den er sich wohl zutraute, ging er auch nicht, dafür wurde er auf der rechten Außenbahn, ohne dafür verpflichtet worden zu sein, heimisch und absolvierte gute Spiele - am Arbeitseifer des Stammspielers mangelte es nicht, eher wurde ihm häufiger unterstellt, "überspielt" zu sein. Für die folgende Saison hätte er noch Vertrag gehabt, doch wurde mit seinem Abgang und einer Ablöse gerechnet - Letztere wurde anders als bei seinem Doppel-Mannschafts-Kameraden Mathias Fetsch hinfällig.
Ich wünsche ihm alles Gute, er ist wirklich ein Sympathischer und Netter. Zwei Salutschüsse, drei, ganz wie man will.

Der Buhmann
Nach Christopher Lamprechts Verletzung gab es einen Spieler im Kader, der durch seine Erfahrung (Bundesliga-Stammspieler und Europa League-Spiele) alle anderen übertrumpfte, und das war Marc Stein - in der letzten Saison in letzter Minute von FSV Frankfurt gekommen, als scheinbar Telch oder Hickl als Außenverteidiger-Stammspieler nicht genügten, brachte er dort seine Leistung, diese Saison wurde weit ungemütlicher: Der erfahrene Marc Stein, dessen persönliche Klasse nicht wirklich herausragte (ja, er konnte Einwürfe werfen, aber sonst?), wurde von vielen Fans zum Sündenbock erklärt und hatte darunter die ganze Zeit zu leiden: Man sagte ihm nach, sich für zu gut für die Dritte Liga zu halten und nur dann seine Leistungen zu bringen, wenn es um etwas ging. Ob das so stimmt, kann ich nicht sagen, aber ich bin bei ihm auch nicht objektiv, da er mich von seiner ganzen Art an einen Freund von mir erinnert.
Marc Steins Vertrag wäre ausgelaufen und der Geschäftsführer Sport musste sich kritische Stimmen anhören, dass er gerne mit ihm verlängert hätte, doch nun zwingt die Insolvenz den Spieler zu einem weiteren Schritt zurück: Marc Stein wechselt zu den Stuttkarter Kickers.
Ich wünsche ihm alles Gute. Salutschüsse sind ja inzwische egal.

Das unsichtbare Talent
Da gäbe es noch Jannik Sommer - das Eigengewächs brachte es in der von Zusammenbruch geprägten Schlussphase der letzten Saison auf ein paar gute Spiele, doch wartete es dann vergeblich. Vor der Saison bekam er den Rat, dass der Wechsel zu einem Regionalligisten vielleich das Beste für ihn wäre, im ersten Heimspiel bekam er seinen einzigen Einsatz (immerhin eine halbe Stunde), in der Winterpause wurde ihm erneut ein Wechsel dargelegt, konnte aber nicht den später abgestiegenen Regionalligisten FSV Frankfurt II von sich überzeugen, auch Trainer Rico Schmitt plante nicht mit ihm und wäre alles nach Plan verlaufen, dann wäre das Kapitel Jannik Sommer in Offenbach sicher abgeschlossen worden, doch vor der Regionalliga-Frage stehend gab er selbst die Antwort: Er wechselte zur zweiten Mannschaft von Eintracht Frankfurt und damit zur Konkurrenz. So erwartet ihn sicherer Abstiegskampf statt einer Wundertüte.
Die Salutschuss-Frage lasse ich ausfallen. Er überzeugte mich ja noch nicht einmal bei seinen Hessenliga-Spielen.

Saphir
19.06.2013, 12:50
Lasst mich nun etwas über die Insolvenz berichten, wenn Leser schon Beileidsbekundungen aussprechen. Ich hätte dafür ja lieber einen sichereren Stand gewählt, aber gut. Momentan scheint sich alles im Fluss zu befinden (und das kann man lesen als "Der Verein treibt bäuchlings den Main herunter." Gerade tut sehr vieles einfach nur weh.)
Zunächst sah alles gut aus. Im Windschatten der letzten sportlichen Erfolge (Klassenerhalt und Aufstiegsvermiesung) schien auch die Arbeit am Schuldenberg voranzugehen und Präsident Frank Ruhl und Geschäftsführer David Fischer arbeiteten hart, eine Lösung zu finden. Beide nutzten das drohende "Oder..." für sich und schienen eine Menge zu bewegen: Die Regionalpolitik ließ sich zu einer Anpassung (und damit faktischen Redizierung) der Stadionmiete überzeugen, das Land Hessen genehmigte eine Bürgschaft und auch mit Sponsoren und Gläubigern war man sich einig - man reichte die Lizenzunterlagen rechtzeitig ein und war guter Dinge.
Dr. Frank Ruhl arbeitet als selbständiger Unternehmensberater und ich fürchte, seine Berufsperspektive brachte ihn zum Stolpern. Er muss die Macht der Formalia unterschätzt haben und aus positiven Gesprächen mit dem DFB zuviel Bereitschaft herausgelesen haben, doch die Herren aus Frankfurt waren eben ganz anders gestrickt, sie scheuten das "Oder..." nicht und ließen die Kickers auflaufen. Eine Bürgschaft, die den Verein und eben nicht den DFB begünstigte, genügte zur Ablehnung, auch wenn wohl weitere Fakten im Weg standen. Die Kickers schmollten kurz, sprachen von Widerstand und Instanzen, gaben dann den Kampf auf und brachten Frank Ruhl in eine unangenehme Lage: Er musste den Weg seines Gegenkandidaten beschreiten, der Insolvenz und Neuanfang in der Regionalliga in sein Programm gepackt hatte, und war darauf nicht vorbereitet.
Der Misserfolg brachte den Präsidenten in eine unangenehme Lage, hatte er doch die Lizenzierung zur Chefsache erklärt, und während immer weitere Versäumnisse auftauchten, verhielt er sich ebenso wenig vorteilhaft: Er schob die Schuld weit von sich, etwa auf seinen Geschäftsführer Sport David Fischer. Das brachte das Fass zum Überlaufen.
Während nun ein Insolvenzverwalter die Zügel über die Profi GmbH übernahm, scheint Ruhl mehr als angezählt - von ihm selbst abgesehen steht wohl niemand im Verein mehr hinter ihm. Der selbständige Unternehmensberater präsentierte, wie er zu seiner Berufswahl kam: Er wollte als Retter ins Land gerufen werden, Zusammenarbeit und Verantwortungsbereitschaft scheinen nicht seine Stärken zu sein. Sein Scheitern bei der Chefsache, das immer deutlicher vermeidbar gewesen wäre, lässt überwunden geglaubte Gräben wieder aufbrechen und mich meine Vermutung bestätigen: Mit Thomas Kalts Abgang wurde der Verein eben nicht von einem Hobby-Monarchen befreit, es wechselte allein die Krone.
Aufsichts- und Verwaltungsrat sprachen Dr. Frank Ruhl ihr Misstrauen aus und forderten ihn zum Rücktritt auf und seine eigene Vizepräsidentin nutzte seine Rhetorik, er wolle "gehen, sobald sich ein anderer für den Job findet", zum Anspruch auf seinen Titel aus. Die Stimmung auf Biebers Höhen ist gelinde gesagt eisig und vergiftet - seit einer Woche wollen die Kandidaten, die beide die Kosten einer Mitgliederversammlung scheuen, sich zum Gespräch zusammensetzen, bringen es jedoch nicht zustande. Heute konnte man in der Zeitung lesen, dass Barbara Kleins Auto beschädigt wurde... ach.
Frank Ruhls Fall scheint vorgezeichnet, doch der Caesar klammert sich an seinen Thron, und wo bezeichnenderweise Thomas Kalt die Worte "er wolle sich nicht wie ein Hund vom Hof jagen lassen" zur Erklärung seines Rücktritts nutzte, bleibt der Präsident mit eben dieser Phrase auf dem Posten. Seine letzten zu lesenden Worte erinnerten dann noch mehr an sein historisches Vorbild. "Das ist ja Verrat."
Et tu, Brute?

Saphir
24.06.2013, 11:49
So, nachdem Altes sich immer mehr abwickelt oder verzweifelt dagegen wehrt, beginnen auch einige neue Geschichten und führen mich zu der Frage: Soll ich denn weitermachen? Hätte ich denn auch Leser bei einer Regionalliga-Geschichte?
Was denkt ihr dazu?

Louis
28.06.2013, 05:30
Da ich als Wormatia-Sympathisant die Regionalliga Südwest ohnehin mit einem Auge verfolge würde mich das sogar mehr interessieren, als die Dritte Liga. :D ;)

slowcar
28.06.2013, 10:54
Ich finde beides gleich uninteressant, lese das eher wegen dem persönlichen Einblick in etwas mir völlig Unbekanntes :)

wisthler
28.06.2013, 11:24
Naja alle Ligen unter der dritten verfolge ich eigentlich gar nicht.

sucinum
28.06.2013, 11:41
Das Casting für nächste Saison ist schon in vollem Gange: http://www.11freunde.de/artikel/kickers-offenbach-vor-dem-neuanfang

Louis
28.06.2013, 11:48
Naja alle Ligen unter der dritten verfolge ich eigentlich gar nicht.

Dann wird es ja mal Zeit, dass der KSC in die Oberliga versetzt wird. :p

Essig
28.06.2013, 14:11
Geht sicher schneller als gedacht. Bald wird der KSC 2020 ausgerufen, man übernimmt sich und spätestens in 3 Saisons ist die Lizenz weg :fft

wisthler
28.06.2013, 14:58
Wir haben Pilarsky hinter uns, notfalls schießt der einfach mal 100 Mille zu. :nana
Leider ist der nicht umsonst reich geworden und eher knauserig was das Geld angeht. :D

Saphir
28.06.2013, 22:49
Ich wünschte, ich könnte aus dem Verein Positives berichten, doch das geht nicht. Dr. Frank Ruhl klebt immer noch an seinem Stuhl, während immer noch kein Termin für eine Mitgliederversammlung bekannt gegeben wurde, eben weil er dann doch Hoffnungen auf eine schnelle Lösung weckte... ach. Leider ist es so, dass ich ihn verstehen kann, kämpft der selbständige Unternehmensberater doch auch um seinen eigenen Lebenslauf: Einen Verein übernommen, durch Pfuscherei an der Lizenzierung gescheitert und anschließend vom Hof gejagt, wie sähe das denn aus?
Derweil reagiert das Umfeld zunehmend negativer und eine Comedy-Spendengala mit dem Namen "Kichern für die Kickers", die vom Ex-FSV Frankfurt-Präsidenten Bernd Reisig als Hilfeleistung organisiert wurde, steht nach dem Chaos vor der Absage. Damit würde dem Verein weiteres Geld fehlen... ach.
Am heutigen Tage wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, welches mit zwei schlimmen Nachrichten begann: Zum einen existiert mit dem RMV bislang keine Vereinbarung über ein Kombiticket, was den Eintritt empfindlich teurer machen würde (ich etwa zahle für eine Fahrt nach Offenbach, also ins nächste Tarifgebiet, 4,25 € - eine Stehplatzkarte wird vermutlich um die 12 € kosten), und zum anderen existiert noch keine Einigung mit der Stadion-Betreibergesellschaft über den Spielbetrieb. So fragte der Insolvenzverwalter beim FSV Frankfurt an, die sogar ein besseres Angebot vorlegten.

Während der Verein nicht aus den negativen Schlagzeilen herauskommt, herrscht bei der Mannschaft Aufbruchsstimmung. Einige wenige Verträge wurden verlängert, während man zu großen Spielercastings aufrief und zusammengewürfelte Mannschaften mit bemerkenswerten Erfolgen gegen Gegner aus der Region schickte: Hohe Siege gegen Namenlose (heute etwa ein 1:16 gegen Dudenhofen, gleichzeitig das erste Gegentor) und ein 0:0-Unentschieden gegen den Zweitligisten Sandhausen. Die ersten Testspieler schlossen in der letzten Woche Verträge ab (etwa Jan Biggel von Karlsruhes zweiter Mannschaft) und bringen den Kader auf aktuell 16 Mann - das ist doch schon ein richtig schönes Gerüst.
Die nächsten Tage soll es so weitergehen. Es schmerzt mich zwar sehr um Marcel Stadel, dessen Verbleib damit immer unwahrscheinlicher wird, doch im Gespräch ist auch ein Spieler mit dem wunderschönen Namen Mangafic... und das wäre doch wirklich was für's Trikot.

Saphir
28.06.2013, 23:31
Während neue Leute kommen (darunter ein Drittliga-Spieler), lässt die Phantasie zunehmend weniger Raum für Vertragsverlängerungen, schon aus Budgetgründen. Ich möchte mein Resumee jedoch erst am 1. Juli ziehen - ab dann enden nämlich die Verträge und dann sind einige meiner Schatzln verletzt und arbeitslos... ach, furchtbare Vorstellung. Zwei weitere Wege zeichneten sich jedoch ab.

Der Nationalspieler
Daniel Dziwniel stand als einziger der vier Auszubildenden und Ex-Auszubildenden vor einer schwierigen Frage, und wo die anderen drei schnell zusagten, stand für ihn mehr auf dem Spiel: Der in der letzten Saison zum polnischen U-Nationalspieler gereifte "Cousin" bekam vom Verband die Auflage, im sichtbaren Bereich zu bleiben oder seine Karriere an den Nagel hängen zu können. Schweren Herzens entschied er sich und wechselte zu Ruch Chorzow in die erste Polnische Liga.
Für ihn war die Saison etwas traurig. Nachdem er letzte Saison an die erste Mannschaft heranrücken sollte und dies tat, profitierte er nun von der Schwäche seines Vordermannes Maxi Ahlschwede und brachte zu Beginn der Saison solide Leistungen, doch entschied sich Arie van Lent dann gegen ihn und schob lieber Marcel Stadel auf die Außenverteidiger-Position. Er blieb im Schatten, absolvierte polnische U-National- und Hessenligaspiele und musste auch zurückstecken, als Rico Schmitt zunächst auf gestandene Profis setzte. Erst für die letzten drei Spiele ließ er sich aus dem Hut zaubern und brachte wohl seine Leistung - ich habe sie nicht gesehen uns nicht mehr im Kopf.
Ich wünsche ihm jedenfalls alles Gute. Es ist schade um jeden Spieler, dem man abnimmt, dass er gerne geblieben wäre.

Der unsichtbare Stammspieler
Wann immer ich in der Saison mein Wissen prüfte und versuchte, den Kader aus dem Kopf aufzusagen (gerne auch mit den Vereinen, von denen sie wechselten), gab es nur einen Spieler, der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit von mir vergessen wurde. "Nummer 19... hmm, ist die überhaupt besetzt? Ach, Moment, ja, Nico Feldhahn." Ich weiß nicht, was es ist, dass ihn mich vergessen macht, vielleicht die Tatsache, dass er einer anderen Zeit angehören scheint... sein Durchbruch zum absoluten Stammspieler war nicht nur für mich eine Überraschung, doch seine Spielweise spiegelt auch sehr den Saisonverlauf wieder.
Nicolas Feldhahn ist ein Weltenbummler, der einstmals zweite Liga spielte und dann mit einem Alter, in dem es andere aus den zweiten Mannschaften fortzieht, zu Werder Bremen II wechselte - den Weg in die Bundesliga schaffte er dort nicht, doch er wurde zu einem Teil von Kickers Offenbachs "eigentlich Zweitliga"-Mannschaft von vor zwei Jahren (ja, ich sehe die Saison noch nicht als beendet an) und spielte dort an der Seite von Daniel Haas im defensiven Mittelfeld. In der letzten Saison... ach, war irgendwas, ich weiß nicht was... jedenfalls erinnere ich mich nicht groß an ihn, doch diesmal war er wieder voll da und stellte den konstanten Teil der Doppelsechs: Emsig ackerd, immer für einen Fehlpass gut und stets bemüht bei Fernschüssen aus der zweiten Reihe (allerdings ohne Erfolg). Er war ein Grund dafür, dass Offenbach defensiv so gut stand, doch auch dafür, dass es nach vorne hin so harmlos wurde - doch er konnte auch glänzen, wie er es etwa bei den Pokalspielen tat. Dann war er wirklich seinen Einsatz wert.
Nun wechselt Nico Feldhahn nach Osnabrück. Ich muss gestehen, dass ich ihn wohl nicht vermissen werde, doch ich wünsche ihm trotzdem alles Gute.

Saphir
28.06.2013, 23:39
Späte Antworten sind besser als keine. Ich denke, ich warte erst noch ein paar Tage, bis Ruhe eingekehrt ist (momentan scheint es stündlich neue Meldungen zu geben), und wenn der Verein dann noch existiert (keine rhetorische Formel, leider), gehe ich es an.

ps:


Da ich als Wormatia-Sympathisant die Regionalliga Südwest ohnehin mit einem Auge verfolge würde mich das sogar mehr interessieren, als die Dritte Liga. :D ;)

Wormatia-Sympathisant bin ich auch, seit ich mal in Worms gearbeitet habe - eine schöne Stadt.
Es wird in der Liga aber auch Begegnungen mit Freiburgs Zweiter geben, die spielt da auch.

Saphir
05.07.2013, 01:39
Alles bleibt im Fluss. Eine Mitgliederversammlung wurde terminiert, kann aber noch durch einen runden Tisch zuvor überflüssig werden, und wo die Hälfte des Ex-Offenbacher Kaders noch keinen neuen Arbeitgeber fand, ist auch der neue nicht komplett - aber, wie es sich anfühlt, fast. Leider wurde Mangafic noch nicht verpflichtet, sonst wüsste ich nicht, wen ich sonst als Trikotpate nehmen sollte... und vielleicht wäre es ohnehin besser, dieses extrem dem Modetrend hinterherhechelnde Stück ganz an mir vorbeiziehen zu lassen. Ich sehe aber mein 111-Jahre-weinrotes-Pseudo-Polo-Trikot mit den 12 Unterschriften bereits an meiner Wand hängen...

... und spätestens jetzt werdet ihr wissen, worauf all diese Zeilen herauslaufen. Marcel Stadel ist weg. Mein Lieblings-Schatzl suchte sein Glück in Onsabrück und ließ mich allein zurück.
Um ehrlich zu sein, schmerzt es ein wenig, ihn ziehen zu lassen und ihn in Richtung der Sterne schreiten zu sehen, wohingegen ich im Dunkel zurückbleibe. Ach, wie er mir doch ans Herz wuchs, als ich ihn so oft verteidigte (und auch ein wenig, weil er mich an meinen kleinen Bruder erinnert).

Hach... aber genug davon. Marcel Stadel, aus der Bielefelder Jugend stammend, kam über Hessen Kassel zum OFC und wählte dabei den Weg seines Namensvetters Marcel Avdic - er machte den OFC auf sich aufmerksam, indem er bei einer (Hessenpokal-)Partie gegen ihn Tore schoss (oder war es nur eines? Ich weiß es nicht mehr). Er wurde dann mehr zur Kaderauffüllung in die Quasi-Zweitligamannschaft der vorletzten Saison verpflichtet und setzte sich trotzdem durch, ehe ihn eine Verletzung zurückwarf. Das war noch unter Wolfgang Wolf, der sehr stark nach Leistungen aufstellte und wenig Konstanz zuließ.
Ein Jahr später musste er unter Arie van Lent leiden, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er ihn nicht mochte - er verbannte ihn auf die Bank. Erst als am Ende der letzten Saison alle Stricke rissen, bekam er seine Chance und stand bereit - er brillierte an der Seite von Stefan Kleineheismann und sorgte dafür, dass die Kickers für einen kleinen Moment von der Relegation träumen konnten. Dann lief sein Vertrag aus und er verlängerte - vielleicht aufgrund der Tatsache, dass er sich zuvor verletzte, vielleicht weil er sich doch mehr ausrechnete - um ein Jahr, ziemlich schnell sogar. Das war dann der Grund dafür, dass ich mich für ihn als Trikotpaten entschied - einem Spieler, der die Treue hält, obgleich alles dagegenspricht, war ich dankbar.
Die Saison gab Marcel Stadel nun die Gelegenheit, sich zu präsentieren, und er nutzte sie... naja, solide. Ich glaube, er ist ein Spieler, dessen persönliche Überzeugung sich in seinen Leistungen widerspiegelte und gerade in dieser Saison wurde ihm oft gegen das Schienbein getreten. Van Lent setzte nämlich immer noch nicht auf ihn und da er stattdessen auf die Kombination "bulliger IV" + "agiler IV" setzte, musste er mit Stefan Kleineheismann konkurrieren, an dem er nicht vorbeikam. Zu gut, um aber auf der Bank zu landen, warf ihn der Trainer als Außenverteidiger ins Rennen - und das, obgleich Flanken sicher nicht zu seinen Stärken gehörten. Unter Rico Schmitt bekam er endlich seinen Stammplatz auf seiner Stammposition, doch tauchte daraufhin Manfred Bender auf, der ihn wieder aus dem Kader streichen wollte. Damit war alles gesagt.
Ich erinnere mich, wenn ich an Marcel Stadel denke, an ein Spiel mit ihm auf dem Platz, dass nicht gewonnen wurde. Man konnte ihm danach seine Bedrücktheit ansehen... und das bei einem Innenverteidiger. Während eines Großteils der Saison ging diese persönliche Involviertheit dann verloren und ich musste gestehen: Vielleicht war es doch für ihn das Beste, die Tapete zu wechseln und den Kopf frei zu bekommen. Loyalität kann eben doch ans Grab binden.
Manfred Bender verschwand im Wirbel der Insolvenz vom Bieberer Berg (die Geschichte erzähle ich auch noch) und plötzlich war Marcel Stadel wieder ein Thema, doch auch wenn er weiter mittrainierte und sogar an seinem letzten Arbeitstag für Kickers Offenbach (also am 30.6.) bei einem Trainingsspiel auf dem Platz stand, hielt er doch daran fest, dass er ein (mindestens) Drittligaspieler war. Zunächst wollte er zu Hessen Kassel zurück, doch als deren Relegationshoffnung starb, wurde er still um ihn. Dann ging alles ganz schnell: Marcel Stadel trainierte in Osnabrück mit, überzeugte bei einem Trainingsspiel und unterschrieb einen Zweijahresvertrag - er folgt Nico Feldhahn und ist sicher die bessere Verstärkung.
Ich wünsche ihm alles Gute. Mal sehen, wann ich das Trikot an die Wand hänge und ob ich es vorher noch einmal trage - jedenfalls verzichte ich auf die Salutschüsse. Diese Geste könnte sonst noch falsch aufgefasst werden.

Saphir
10.07.2013, 01:05
Ich möchte nur kurz berichten, dass es eigentlich nichts zu berichten gibt. Im Führungschaos wurde es still, doch wird sich in den nächsten Tagen alles entscheiden (auf einer Vermittlerrunde oder einer Mitgliederversammlung). Heute verlor Offenbach auch sein erstes Testspiel, nämlich mit 1:3 gegen Saarbrücken, wobei der liebe Ex-Spieler Thomas Rathgeber zwei Treffer landete. Ich verfolgte keines der Spiele, kann nur sagen: Man sieht, dass der Kader langsam Form annimmt. Ich habe eigentlich ein gutes Gefühl.
Dann bleibt mir zuletzt noch ein Grund zur Freude, auch wenn es eigentlich idiotisch ist: Denis Mangafic wurde verpflichtet. Das wird mein Trikotpate für's nächste Jahr (und ich bin sicher, er hat nicht nur den schönsten Namen, sondern auch die schönsten Augen. Ich habe ihn nämlich noch nie spielen gesehen.).

Saphir
12.07.2013, 11:29
Langsam beruhigt sich alles. Während heute mit einem Spiel gegen Bayer Leverkusen II erzählerisch ein schöner Schlusspunkt gesetzt wird (immerhin begann die Saison mit dem Stadioneröffnungsspiel gegen Leverkusen) und der Kader komplett genug für ein Mannschaftsfoto ist, wurde auch eine Einigung am Runden Tisch erzielt: Präsidium und Verwaltungsrat treten zurück und lassen sich zur nächsten regulären Mitgliederversammlung im September neu wählen.
Lasst mich nun von den Spielern berichten, die ausgeliehen waren und zu ihren Vereinen zurückkehrten. Ich wartete bei ihnen, ob sie noch einen neuen Verein finden, aber dass scheint nicht der Fall zu sein.

Birdie, Birdie Vogler
Stürmer Stefan Vogler kam vor zwei Jahren und wurde aus Fürth ausgeliehen. Er legte wohl eine beeindruckende Regionalliga-Binanz hin, doch auf dem Schritt weiter nach oben stolperte er. In seinem ersten Jahr galt er als Offenbachs Mario Gomez: Bemüht, aber als Chancentod verschrieen. Trotzdem wurde die Leihe verlängert und als er Mitte der Saison einige wichtige Tore schoss (unter anderem im Pokal gegen Berlin), hoffte ich, dass der Knoten endlich geplatzt sei, doch kaum hatte er seine Chance und wurde Stammspieler, verfolg sie. Von Stefan Vogler war in der Rückrunde nichts mehr zu sehen, auch als Rico Schmitt ihn zum Joker zurückstufte. Keine Tore, keine Szenen, nichts.
Nun kehrte er zu Fürth zurück, doch obgleich diese einen Zweitligakader zusammenstellen mussten, planten sie ohne ihn. So führt auch sein Weg in die Regionalliga, zurück in die zweite Mannschaft.
Ich gehörte im ersten Jahr zu seinen Unterstützern und war froh, dass er blieb. Nach diesem Jahr möchte ich ihn allerdings für keinen der aktuellen Stürmer eintauschen.

"Wasihasimausi"
Als in der Winterpause Markus Husterer sich verletzte und Trainer van Lent nicht auf Marcel Stadel setzen wollte, wurde Jan Washausen aus Braunschweig geliehen, der damit Spielpraxis sammeln sollte. Gelobt als Spieler, der Innen- und Außenverteidiger sowie defensives Mittelfeld beherrschte, spielte er seine Position unter van Lent nur kurz, ehe er tingeln musste und zum Schluss im defensiven Mittelfeld seine Heimat fand - auch da war nämlich Not am Mann. Insgesamt kann er mit seiner Leistung wohl zufrieden sein: Eine Menge absolvierter Spiele, darunter nur ein schlechtes.
Ich hätte ihn gerne behalten, doch spätestens seit der Insolvenz war das kein Thema mehr. So tritt er zurück in die zweite Reihe - allerdings in der Bundesliga.

Saphir
12.07.2013, 12:32
Als ich mit meinem Blog begann, da rechnete ich mit nicht viel. Ich nahm keinen Aufstiegskampf an, ich nahm keinen Abstiegskampf an und sonst... eigentlich gar nichts. Nun traf diese Voraussage nicht ein, doch ich weiß nicht, ob mich das freuen soll - diese Weisheit, dass "Mögest du in interessanten Zeiten leben" ein Fluch ist, kommt mir nun seltsam vertraut vor.
Alles begann mit vier Niederlagen in Folge und dem Abschreiben der Aufstiegshoffnungen, hatte damit doch die Karte "Kontinuität" nicht gestochen, doch dann wendete sich das Blatt: Dreizehn Spiele ohne Niederlage, darunter ein Weiterkommen im Pokal. Die Hoffnungen, man würde nun oben angreifen, lösten sich jedoch in Rauch auf, als mit Derbyschlappen eine Niederlagenserie einsetzte, die den Auftakt noch übertraf: Sechs Stück, wenn ich mich recht erinnere, darunter die höchste Schlappe der Saison beim 1:5-Heimspiel gegen Osnabrück. Darauf kam man nicht mehr auf die Erfolgsspur zurück, was das Aus von van Lent bedeutete. Rico Schmitt übernahm, hauchte der Mannschaft neues Leben ein und brachte die Saison ohne sportliche Katastrophe zu Ende: Platz 15 immerhin, Klassenerhalt ab dem vorletzten Spieltag gesichert.

Das war das schlechteste Abschneiden Offenbachs in der Dritten Liga seit ihrem Bestehen und kostete sie den ersten Rang in der Ewigen Tabelle - oder man kann sagen, das waren der ewige siebte Platz und der achte Platz des Vorjahres addiert -, weshalb man fragen kann, wie es dazu kommen konnte. Schließlich wäre man doch so gerne "ein Verfolger der Spitzengruppe" gewesen, so zumindest die Vorgabe.
Da gab es zum einen die durchgehenden Querelen im Verein - von Thomas Kalts Rücktrittserklärung nach der Stadioneröffnungsfreier bis zur Unruhe, die Manfred Bender in den Kader brachte (er wurde übrigens vom Insolvenzverwalter nicht als Geschäftsführer bestätigt, zog weiter zu Kassel und wurde dort abgelehnt - scheinbar war sein Konzept mit dem "spanischen Investor, der vier bis sechs spanische Zweitligaspieler finanziert" allen außer Offenbach zu windig). Die finanzielle Misere, die sich ebenfalls und teilweise erschreckend deutlich zeigte, sollte ebenfalls nicht geholfen haben - ohne den Pokalerfolg gegen Düsseldorf hätte die Saison nicht zu Ende gespielt werden können. Spieler, die sich nicht mit ihrem Arbeitgeber identifizieren können und auf ihr Gehalt warten müssen, halten nun einmal nicht gerne die Knochen hin.
Da gab es zum anderen auch ganz konkrete Fehlplanungen. Das Mittelfeld war schon in van Lents erster Saison die Schwachstelle der Mannschaft, besonders wenn man ans Umschaltspiel denkt, und hier wurde einfach nicht genug getan. Spätestens nach André Hahns Ausscheiden, der in der Bundesliga Stammspieler wurde und dessen Lücke nicht geschlossen werden konnte (was ja nicht einmal versucht wurde), wurde Offenbach harmlos.
Hinzu kamen van Lents Fehler: Seine Politik der ruhigen Hand mochte für die verunsicherte Mannschaft, die er damals übernahm, mehr als angemessen gewesen sein, doch in dieser Saison töteten seine Erbhöfe jedes Engagement, und als er sich dessen bewusst wurde und mit wilden Taktiken seinen Stuhl retten wollte, glich das mehr einem panischen Um-sich-schlagen. Rico Schmitt öffnete wieder Tore, doch ihm fehlte zunächst die Einsicht, die ihn vor Fehlern schützte. Wolfsburg und Karlsruhe waren in meinen Augen vermeidbare Niederlagen.
Man muss aber auch auf die Spieler schauen: Zu viele von ihnen blieben hinter den Erwartungen oder hinter der Vorsaison zurück. Besonders auf viele "Führungsspieler" traf dieses Porblem zu: Offenbach hatte zu viele Häuptlinge und diese Häuptlinge brachten zu wenig Leistung.
Zuletzt möchte ich aber die Dynamik auch nicht vergessen: Man war angetreten, um durch Kontinuität und im neuen Stadion um den Aufstieg mitzuspielen und diese Aussicht auf "das gleiche, nur besser" hatte viele Spieler davon überzeugt, auch für ein geringeres Gehalt weiterzumachen - allerdings verbunden mit höheren Sonder-Prämien, was die Erfolge im DFB-Pokal auch zu erklären hilft - und als das zu einem "das gleiche, nur schlechter" kippte, wird sicher mancher Spieler seine Entscheidung bereut haben.

Mit den Spielern möchte ich dann auch beenden. Ich kann zwar noch das letzte Wort nicht sprechen, habe aber doch einiges zu sagen.

Saphir
12.07.2013, 13:03
Neunundzwanzig Spieler standen während der Saison im Kader (eigentlich sogar dreißig, wenn man den U19-Bankwärmer in Heidenheim bedenkt) - und die meisten von ihnen besitzen inzwischen einen Arbeitgeber. Allein die Alten sind die Verlierer, die Verletzten, die Enttäuschenden... aber vielleicht besteht ja noch Hoffnung für sie, sucht doch der MSV Duisburg noch Köpfe für den Kader. Auf deren Enthüllung wollte ich aber nicht mehr warten.

Von diesen dreißig Spielern...
... spielen nun drei in der Bundesliga: André Hahn überzeugte schon seit der Winterpause in Augsburg und brachte es da zum Stammspieler. Mathias Fetsch (auch Augsburg) und Jan Washausen (Braunschweig) werden von Ähnlichem träumen, können aber vorerst wohl nur auf einen Bankplatz hoffen.

... spielt kein einziger in der zweiten Liga: Irgendwie enttäuschend, aber sicher auch eine Folge der schlechten Saison.

... spielen sieben in der 3. Liga: Maximilian Ahlschwede in Wiesbaden, Marc Stein bei den Stuttgarter Kickers, Stefan Kleineheismann bei Rot-Weiß Erfurt, Marcel Stadel sowie Nicolas Feldhahn bei Osnabrück, Thomas Rathgeber in Saarbrücken und Julius Reinhardt bei Heidenheim. Das waren die Stammspieler der Saison.

... spielen zwei bei anderen Reginalligisten: Jannik Sommer bei Eintracht Frankfurt II und Stefan Vogler bei Greuter Fürth II. Ein abgestürzter Stammspieler und ein unglückliches Talent finden sich so auf einer Stufe wieder.

... spielt einer im Ausland: Daniel Dziwniel bei Ruch Chorzow. Nun ist er Perspektivspieler in der ersten polnischen Liga.

... sind neun ohne einen Verein. Lars Bender, Marcel Avdic und Daniel Henrich sind jung und gesund, erfüllten aber in der Saison die Hoffnungen und Erwartungen nicht. Theo Vogelsang sollte in der Saison gesunden und wachsen, was aber durch die Insolvenz scheiterte. Man sagt, er wechselte bereits in die zweite niederländische Liga, doch fand ich dazu keinen Beleg. Kai Hesse und Christopher Lamprecht waren lange verletzt und müssen hoffen, es überhaupt in den Profifußball zurück zu schaffen, bei Sead Mehic und Markus Husterer währt das Leiden erst seit Kurzem, aber für sie gilt dasselbe. Torwart-Legende Robert Wulnikowski ist inzwischen 35 Jahre alt und steht vor einer schwierigen Phase - allein für Offenbach ist er nun zu teuer.

... spielen noch acht für Kickers Offenbach.
- Daniel Endres, erst zweiter, nun erster Torhüter.
- Yannic Horn, dritter Torhüter und das immer noch, um in größere Handschuhe reinzuwachsen.
- Matthias Schwarz, Wiederentdeckung unter Rico Schmitt.
- Fabian Bäcker, Stürmer mit nun besseren Chancen.
- Stefano Maier, Eigengewächs mit nur einem einzigen Spiel in der Saison (das war aber toll).
- Sascha Korb, Ex-Ausbildungsplatzler mit großen Hoffnungen.
- Marcel Mosch, Ex-Ausbildungsplatzler mit ebenfalls großen Hoffnungen.
- Mohamed Tahiri, damals U19-Bankfüller gegen Heidenheim, nun Neu-Ausbildungsplatzler.
Das gibt doch Grund zur Hoffnung. Es ist niemand dabei, den ich mir nicht ebenfalls gewünscht hätte, und es sind keine Altlasten mehr. Der Lizenzentzug mochte ein Stolperstein gewesen sein, aber ich freue mich trotzdem auf die neue Saison.

Wir singen "Kickers Offenbach, ole!"
Das ganze Leben nur der OFC.
Uns're Farben sind Rot und Weiß
Steh'n für Ehre, Blut und Schweiß.

Saphir
19.07.2013, 02:59
Während beim MSV Duisburg keine Offenbacher Profis unterkamen, gingen zwei trotzdem nicht leer aus. Ich möchte auch sie verabschieden, und zwar hier, denn im neuen Thread würde es nur verwirren.

Koblenz vor Koblenz
Da gab es noch Lars Bender. Er kam zusammen mit André Hahn vom insolventen TuS Koblenz (Offenbachs nächster Gegner, ach wie sich die Geschichten doch gleichen), doch wo jener durchstarten sollte, verlief die Geschichte unglücklich für ihn. Als Spieler mit Zweit- und Drittligaerfahrung gekommen, konnte er die Erwartungen nie erfüllen, doch da auf Kontuniutät gesetzt wurde, wurde sein Jahresvertrag verlängert. In dieser Saison bekam er nun seine große Chance... und nutzte sie nicht. Obgleich die Außenbahnen Offenbachs große Baustelle waren, konnte er sich nicht als Stammspieler durchsetzen und spielte unter Rico Schmitt schließlich überhaupt keine Rolle mehr.
Es stimmt mich doch ein wenig traurig. Lars Bender wurde von einigen Kameraden als die Mannschafts-Ulknudel beschrieben, doch nun bleibt meine stärkste Erinnerung an ihn jene vom Fanshop-Event: Als André Hahn neben ihm als großer Hoffnungsträger für das Düsseldorf-Spieler bedrängt wurde, saß er einsam nebendran, und auch ich konnte nur zu ihm sagen: "Tut mir leid, Ihre Unterschrift habe ich schon."
Lars Bender wechselt nun in die Regionalliga nach Trier, also zu einem direkten Konkurrenten. Ich wünsche ihm trotzdem alles Gute. Mich hätte es wirklich nicht gestört, wenn er geblieben wäre.

Das andere Ewige Talent
Über Daniel Henrich gäbe es wenig zu sagen, was nicht auch schon über Jannik Sommer gesagt wurde: Lange hoffte er auf Zugang zum Kader, nachdem er in der vorletzten Saison ins kalte Wasser geworfen von sich reden machte, doch als ihm vor dieser Spielzeit geraten wurde, doch in die Regionalliga zu wechseln, nahm er das nicht wahr. Anders als Jannik Sommer bekam er allerdings nie seine Chance, auch weil er verletzt war, und auch nach der Insolvenz schien sich die Meinung über ihn nicht zu ändern: Obgleich Regionalliga, hielt man ihn nie für eine Option. Nun sah ich, dass er bei der Zweiten Mannschaft des FSV Frankfurt unterkam, einem frisch abgestiegenen Hessenligisten und damit unmittelbaren Konkurrenten zu seinen ehemaligen Mitspielern der Zweiten Offenbacher Mannschaft.
So geht er denn. Ich muss sagen, ich fand ihn immer sympathischer als Jannik Sommer, und natürlich wünsche ich auch ihm alles Gute. Er möge sich an Stefan Hickls Beispiel orientieren - auch dieser scheiterte in Offenbach und kehrte zum FSV II zurück, nur um dann doch den Sprung in die Dritte Liga zu schaffen.