Zwei Tage vor Sandy hat in Südostasien der Wirbelsturm "Son Tinh" in Vietnam, den Philippinen und Südchina 31 Leute getötet und mehr als 10.000 Häuser zerstört. Dazu noch 70 Fischerboote versenkt, und zu Massenevakuierungen von Dörfern mit insgesamt 100.000 Menschen geführt.
Hat auch niemand wahrgenommen.
Die Berichterstattung auf SPON über den Sturm in Amerika fand ich ehrlich gesagt irgendwann auch völlig überzogen ekelerregend. "Liveticker" tagelang und tagelang Sturm auf Top 1-3. Man kann es halt auch übertreiben.
Wahr ist aber halt auch: Menschen fühlen sich immer dann besonders betroffen, wenn sie sich mit den Opfern identifizieren können. Da wirkt halt ein überschwemmtes New York deutlich besser, als ein weggeblasenes vietnamesisches Fischerdorf. New York kennt man halt. Wenn man nie da war, kennt man es aus dem Fernsehen und dem Kino. Außerdem sieht es aus "wie bei uns". Das vietnamesische Fischerdorf und die kubanische Küstenstadt sehen nicht aus "wie bei uns". Da müssen es dann schon 100.000 Tsunami-Tote sein, damit sowas einem deutschen Bürger an die Nieren geht.
Das kann man verteufeln, es ist aber leider irgendwo auch menschlich.
Mal davon abgesehen, dass es einen ganz weiteren simplen Grund gibt, warum die "Mainstream-Medien" (was nebenbei gesagt ein ziemlich dumpfer Kampfbegriff ist) mehr aus New York berichten: In New York sitzen halt mehr Fernsehteams. Es sitzen mehr Leute mit Smartphones, die Sturm-Videos auf Youtube hochladen, und es sitzen mehr Leute, die aus ihren Häusern twittern. Es ist völlig logisch, dass davon dann mehr Informationen nach außen dringen, vor allem auch mehr verlässliche Informationen.