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Thema: Europa geht anders

  1. #11
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    Jap, kronic wie immer.
    I liked it. I was good at it. I was alive.

  2. #12
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    Es gibt Leute, die haben einen Horizont in Form eines Kreises mit dem Radius Null,
    und diesen nennen sie dann ihren Standpunkt.

    White heat is screaming in the jungle
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  3. #13
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    Zitat Zitat von kronic Beitrag anzeigen
    Es gibt im Handel mit der Eurozone schlicht kein Ungleichgewicht, das von Deutschland ausgeht. Die großen Überschüsse in der deutschen Handels- und Leistungsbilanz entstehen anderswo, nämlich in erster Linie mit Ländern außerhalb der EU und dann mit den Nicht-Euro-Ländern in der EU. Genau das verweist ja auf das große systemische Problem, das sich Europa mit der Eurozone eingebrockt hat.
    Die Exporte nach Europa sind krisenbedingt eingebrochen. Wo genau unsere Leistungbilanz hinfließt ist letztlich aber gar nicht relevant, denn sie hängt vom Außenwert des Euros ab und der Außenwert des Euros hängt der Leistungsbilanz des Euros ab. Wenn wir unsere Leistungsbilanz durch höhere Löhne auf 0 senken ist Südeuropa viel geholfen. Der Euro wird dann tendenziell abwerten und Deutschland wird als Absatzmarkt für Südeuropa attraktiver.

    Zitat Zitat von kronic Beitrag anzeigen
    Falsch ist nur die Annahme, dass Lohnerhöhungen in Deutschland automatisch zugunsten der Volkswirtschaften in Südeuropa gehen. Zu erwarten ist bei Lohnsteigerungen, die deutlich über das hinausgehen, was ich als faire Lohnentwicklung beschrieben habe, dass unsere eigentlichen Konkurrenten auf dem Weltmarkt profitieren und deswegen bei uns auch die Arbeitslosigkeit steigt. Das macht uns zu Verlierern. Europa ist nicht der Nabel der Welt, mittlerweile schon lange nicht mehr. Und wir sind auch nicht mehr im Jahr 2007.
    Wenn die Stundenlöhne in Deutschland in D für etwa 10 Jahre um 5 % p.a. und in Südeuropa um 2,5% p.a. steigen, dann verbesserte sich die Wettbewerbsfähigkeit Südeuropas. Richtig ist, dass dies nicht sofort wirksam ist. Bis relative Kostenvorteile genutzt werden können vergeht Zeit. Dass bei uns die Arbeitslosigkeit steigt möcht ich jedoch bestreiten. Richtig ist, dass die Exportindustrie unter Druck kommt und die macht inzwischen über 50% vom BIP aus. Aber neue Arbeitsplätze entstehen im Binnenmarkt. Arbeitsplatztechnisch wäre das ein Gewinn. Und die logische Alternative wäre ein Ende des Euros. Das schadet der Exportindustrie, löst aber nicht automatisch das Problem der schwachen Binnnwirtschaft. So gesehen sind hohe Lohnerhöhungen in der Überschussländern, niedrige Lohnerhöhungen in Defizitländern und normale Lohnerhöhungen nach Produktivitätsteigerung + Zielinflation in Ländern mit ausgeglichener Leistungsbilanz das kleinstmögliche Übel.

    Zitat Zitat von kronic Beitrag anzeigen
    Auch die immer wieder aufkommende Diskussion um ein deutsches Konjunkturprogramm zugunsten anderer Länder ist schwierig. Wie soll denn ein Konjunkturprogramm aussehen, das besonders dem Süden zugute kommt? Abgesehen von Reisegutscheinen in Sonnenländer fällt mir da wenig ein. Die Olivenimporte werden nicht wesentlich zu steigern sein. Dabei brauchen wir doch viel eher Investitionen in ganz andere Bereiche. Wenn ich an den Zustand unserer Infrastruktur oder der Bildungseinrichtungen denke...
    Genau dort sollte das Geld hinfließen. Staatsausgaben sollten schließlich nicht zweckentfremdet werden. Die wichtigste Komponent wäre die Anpassung der Lohnstückkosten. Das erhöht die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Südens.

    Zitat Zitat von kronic Beitrag anzeigen
    Das Grundproblem der Eurozone ist, dass die Annahme "one size fits all" schlicht und ergreifend nicht stimmt. Der Wegfall des Wechselkursmechanismus zerstört die europäischen Volkswirtschaften, weil der gemittelte Euro-Wechselkurs, den wir nun haben, für niemanden passt. Für manche Länder ist er zu niedrig, für die anderen zu hoch. Ähnlich verhält es sich mit den Zinsen für Unternehmen und Staaten. Für Südeuropa waren sie lange zu niedrig, jetzt sind sie zu hoch. Für Deutschland waren sie erst zu hoch, jetzt sind sie tendenziell zu niedrig.
    Die Realzinsen hängen von der Inflation ab. Deutschland hat dieses Ziel stark nach unten verfehlt, Südeuropa hat es nach oben verfehlt. Nur Frankreich hat ungefähr 2% p.a. erreicht. Wenn das Inflationsziel in jedem Land eingehalten passt der Wechselkurs letztlich auch wieder. Die Annahme "one size fits all" wäre bei sychronisierter Inflation, bei einem synchronisiertem Anstieg der LSK kein Problem. Zumindest wäre es kein Problem, das die Vorteile einer Währungsunion überkompensiert.

    Zitat Zitat von kronic Beitrag anzeigen
    Südeuropa, mit Ausnahme Italiens, ist insolvent. Diese Länder haben Nettoauslandsverschuldungen von um die 100 % des BIP. Damit sind sie die Spitzenreiter in der Welt. Keine deutsche Lohnerhöhung, kein deutsches Konjunkturprogramm wird daran jemals etwas ändern. Wer also über den Erhalt der Eurozone diskutiert, der muss echte und großzügige Schuldenschnitte und zusätzlich massive jährliche Transfers von den Nord- in die Südländer befürworten. Die Größenordnung würde dabei weit über die EU-Nettozahlungen hinausgehen. Nur dann lässt sich das beklagte Sozialdumping und Wohlstandsverluste in den Krisenländern stoppen. Die Lage ist gut zu vergleichen mit West- und Ostdeutschland. Was meint ihr, wie hoch der Lebensstandard in Ostdeutschland wäre, wenn ab morgen alle Transfers von West nach Ost, größtenteils über die Sozialsysteme, stoppen würden? (Auf niedrigerem Niveau gilt das übrigens auch für Süd- vs. Norddeutschland) In der Eurozone ist es genauso. Der Lebensstandard in den Krisenländern kann nur gehalten werden, wenn es zu entsprechend massiven Transfers kommt. Glaubt hier allen Ernstes jemand, Deutschland könne das leisten, ohne selbst massiv Schaden zu erleiden?
    Der Vergleich mit Ostdeutschland passt relativ gut. Damals hat man die Chance verpasst durch entsprechend hohes nominales Wachstum die Arbeitslosigkeit so stark zu senken, dass der Aufbau wirtschaftlicher Strukturen in Ostdeutschland lohnt. Was die EWU braucht ist hohes nominales Wirtschaftswachstum. In Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit lässt sich das recht gut in reales Wachstum umsetzen.

  4. #14
    Schaermt von Jim
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    Kronic

    Erstaunlich, wie viele Wissenschaftler sich an der Petition beteiligen. Da werden so viele Dinge vermischt.

    Ein Highlight:
    Andrea Ypsilanti
    Mitglied des Hessischen Landtags, Sprecherin des Instituts Solidarische Moderne, Deutschland
    "Endlich ein Aufruf, der thematisiert, wie sehr Frauen von dieser Austeritätspolitik betroffen sind."

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