Ja, war eine lustige Sendung.
Zumal die angebliche Aussage von B.v.Storch, mit der er Lucke konfrontiert, gar nicht von B.v.Storch stammt , sondern nur ein Gastbeitrag eines Autors in einer Zeitschrift war, an der B.v.Storch beteiligt ist. Es dürfte Friedman bei der Vorbereitung der Sendung wohl kaum entgangen sein, dass das Zitat nicht von der Person stammt, der er es zuschreibt, man darf daher also von Vorsatz bei der Zitatefälschung, von Bösartigkeit ausgehen, mit der er einen Satz, den er bei der AfD nicht gefunden hat, einer Kandidatin der AfD unterschiebt, um so zu behaupten, dafür stehe die AfD und Lucke damit in seiner "charmanten" "entweder/oder, ich wiederhole noch mal die Frage, entweder/oder" Art zu konfrontieren - stellt Lucke sich dahinter kann Friedman "siehste" schreien, tut Lucke es nicht kann Friedman die AfD als zerstritten oder unerhlich oder beides darstellen. Diese Schmierenkomödie ist ja selbst für unbedarfte Zuschauer zu offensichtlich. Vielleicht meinte Friedman aber auch tatsächlich, dass nur das in der Zeitung stehen darf, was die Herausgeber absegnen. Denn: Wer für Meinungsfreiheit ist lässt auch mal andere Meinungen zu Wort kommen - das Prinzip kennt Friedman natürlich nicht, das lebt er ja gerade nicht in seiner Sendung. Der Friedman übertreibt in voller Penetranz das in-den-Mund-legen und ins-Wort-fallen dermaßen, da wirkt er als "journalistischer" "Fragesteller" rechthaberischer als jeder Gast, der um jeden Antwortfetzen ringen muss, den Friedman zulässt.
Aber Friedman ist nur ein Extrembeispiel für einen besonders plumpen Brachialjournalisten. Da könnte man auch gleich den Broder herausgreifen. So Leute polarisieren schon von ihrer Herangehensweise. Als Lanz die Antworten der Wagenknecht zurechtknetete wirkte die Wagenknecht auch selbst für politisch ihr eher abgeneigte direkt symphatisch. Das sind aber nur die ungeschickten Übertreiber unter den Journalisten. Die sind nicht das Problem. So Quartalsirre gibt es immer und überall, die werden erkannt und in ihrem Wirken kaum ernst genommen.
Erfolgreicher sind die "normalen" Journalisten, die uns ihre Meinung tagtäglich einstampfen, dabei hinsichtlich der Aufrichtigkeit und des Wahrheitskerns auch mal alle fünfe grade sein lassen und das auch noch für ein gutes Werk halten. Diese Typen haben die soziale Gewalt in der Journalistengesellschaft. Das ist ein paternalistischer Ansatz, der seine Leser/Zuschauer für zu unreif hält, um sich ohne die Hilfe der "Intelektuellen", der "vierten Gewalt", frei eine Meinung zu bilden und dabei zu dem "richtigen" Ergebnis zu kommen. Man hält es offenbar für legitim bis notwendig, bei der Meinungsfindung nachzuhelfen wie bei einem kleinen Kind. Das ist Ausdruck einer unreifen Gesellschaft. Und wenn der einzelne Adressat der Meinungsmanipulation feststellt, dass er dem Absender womöglich intellektuell und analytisch mindestens ebenbürtig ist, ganz vorsichtig ausgedrückt, dann kommt eben individuell auch mal Frustration auf. Paternalismus braucht für seine Akzeptanz die Anerkennung der überlegenen Perspektive des Ausübenden durch den Umhegten, also Autorität. Diese hat bei einigen schon gelitten, und diese Leute sind nach meinem Eindruck nicht die Dümmsten in unserer Mitte. Sich hier dann zu streiten, ob das eine "Verschwörungstheorie" ist, ob der "Feind" innen oder außen steht, ob "gleichgeschaltet" nicht etwas anderes meint, das trifft aus meiner Sicht den Kern des Problems nicht, sondern führt davon weg. Wichtig ist erstmal, dass man überhaupt erkennt, dass eine politische Nachricht nicht ein beliebiges den Gesetzen der Marktwirtschaft unterworfenes Gericht ist, das nur unter dem Fast-Foot-Syndrom der allzu schnellen Zubereitung leidet, sondern dass da Köche aus Passion am Werk sind, die hinsichtlich unserer Informationszufuhr und -verarbeitung einen (um)erzieherischen Auftrag verspüren, die ihren persönlichen beruflichen Selbstwert daraus ziehen, nicht nur zu füttern, sondern die Welt dabei zu verbessern. Und es gibt bekanntlich kaum etwas Gefährlicheres als gut gemeint. Wer Demokratie wirklich ernst meint, der muss aber die Souveränität des Volkes anerkennen, sich anhand von Informationen selbst eine Meinung zu bilden. Daran hapert es bei den meisten Journalisten.
Als Selbstversuch empfehle ich die vergleichende Lektüre der NZZ der 30er, 40er, 50er und/oder 60er Jahre mit heutigen deutschen Zeitungen. Ich finde es geradezu erholsam die alten Ausgaben der NZZ zu lesen, da wird erstmal informiert, die Tatsachen stehen ungeschminkt im Vordergrund. Danach werden verschiedene Interpretationen angeboten, auch mal eine Meinung vertreten, aber eben erst danach.