An den Grundschulen soll die Schreibschrift abgeschafft werden. Was wie ein Aprilscherz klingt, soll nach dem Willen einiger Kultusbeamter an Grundschulen Wirklichkeit werden. Begründet wird dieses Vorhaben damit, daß so mehr Zeit für andere Themen bleibe, daß die Schrift der Schüler wieder lesbarer werde und mit Überforderung (sic!) der Schüler mit der Schreibschrift.
Zu diesem Vorhaben fällt mir nur ein Wort ein: Schwachsinn! Wenn nicht die Grundschule, welche Institution sollte einem Kind denn sonst die notwendigen elementaren Kulturtechniken beibringen? Das ist Aufgabe der Grundschule, davor sollte sie sich nicht drücken. Ich selbst habe es als Schüler als eine ungeheure Erleichterung empfunden, die Schreibschrift zu beherrschen, weil ich so meine Aufgaben wesentlich zügiger erledigen konnte als mit der Druckschrift. Seit ich die Schreibschrift beherrsche, wäre ich nie niemals auf die Idee gekommen, in Druckschrift zu schreiben, weil die Schreibschrift einfach tausend Mal besser ist. Weil die Schüler durch die Schreibschrift ihre Aufgaben zügiger erledigen können, gewinnen sie viel Zeit, die sie wiederum für andere Lehrinhalte verwenden können. Wenn der Lehrer etwa den Schülern eine Aufgabe gibt, und die Schüler führen diese in Druckschrift aus anstatt in Schreibtisch, so sitzen sie an dieser Aufgabe wesentlich länger, so daß für andere Lehrinhalte weniger Zeit bleibt. Ein Effizienzverlust an den Grundschulen ist die Folge, der dann auch bald in die weiterführenden Schulen schwappt. Insofern ist die Schreibschrift eine notwendige Basisfertigkeit für das ökonomische und effiziente Bewältigen des Schulalltags. Zu der Behauptung, Schreibschrift stelle eine Überforderung für die Schüler dar, nur soviel: sie stellt keine Überforderung für die Schüler dar und ist extrem leicht und schnell zu erlernen. Und was die mangelnde Lesbarkeit angeht, so wird in der Grundschule Schönschrift bewertet und als Zeugnisnote auf dem Zeugnis festgehalten. Lehrer achten in der Grundschule am meisten auf Schönschrift. Wenn ein Schüler unleserlich schreibt, dann sagt der Lehrer diesem Schüler eben, daß er seine Aufgabe bitte noch einmal leserlich neu schreiben muß. So habe ich das erlebt, und ich verstehe nicht, wo da das Problem sein soll. Das Erschreckende an diesem bizarren Vorstoß ist, daß er irgendwie in die heutige Zeit paßt und schon gar nicht mehr so bizarr wirkt. Das Bizarre wird zur Gewohnheit und die Entbildung schreitet voran.
Wie seht ihr das? Was haltet ihr von diesem Vorstoß?
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