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Thema: Analog vs. Digital II

  1. #1
    ubiquitous Avatar von smallie
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    Analog vs. Digital II

    Zweite Runde, meine Version.


    Ich kann mich noch erinnern, als sich CDs immer mehr durchsetzten. Einigen sagten damals, CDs hätten einen "kalten" Klang, Schallplatten hingegen klängen "warm", "seidig", etc.

    Teilweise kann ich diese Beschreibungen sogar verstehen.


    Ich bin mit Schallplatten aufgewachsen. Schallplatten haben einen Dynamikumfang von etwa 55 - 60 dB. Darauf hat sich mein Gehör und meine musikalische Erwartung eingestellt. Extreme Dynamik, so wie theoretisch auf CD möglich - etwa 96 dB - empfinde ich als unnatürlich. Das nervt insbesondere bei klassischer Musik: mal ist's so leise, daß man kaum was hört; mal schmettert es so los, daß ich einen Herzkasper kriege.

    Knacksen, knistern, Staub auf der Rille kann auch gut klingen, wenn's nicht zu stark ist. Nicht umsonst mischen manche Leute ihren digitalen Tracks das künstlich bei. Je nach Geschmack klingt eine knisterfreie Aufnahme entweder "steril" oder "sauber".

    Über die Jahre hat sich das Klangbild von Musik ziemlich gewandelt. Der Grund ist natürlich Aufnahme-Equippment, das ständig besser wurde. Manche aktuellen Klassik-Aufnahmen kann ich mir nicht anhören, weil einfach zu viele Höhen drin sind. Gerade Bläsersätze fallen mir hier unangenehm auf. Oder auch ACDC. Die frühen Alben hatten einen geilen, druckvollen Sound. Heutzutage sind die Höhen viel zu krass 'reingedreht.

    Stichwort "Authentizität": ich finde, man kann alte Blues-, RnR-, Soul- oder Funkstücke nicht eins zu eins nachspielen - man kann schon, aber dann klingt es einfach falsch - zuviel Bass, zuviele Höhen, das ist nicht authentisch. Umgekehrt würden manche aktuellen Sachen nicht funktionieren, wären sie mit 50er-Jahre Equippment aufgenommen.


    Fazit: keine analoge Aufnahme kann einer digitalen das Wasser reichen, wenn's um aufnahmetechnische Authentizität geht. Ob's dann besser klingt, steht auf einem anderen Blatt - und ist eine Geschmacksfrage.

  2. #2
    There's not a lot I don't believe in. Avatar von JIG
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    Ein paar Portishead-Lieder sind die einzigen, bei denen mir nachtraeglich reingemischtes Knistern aufgefallen ist. Da hat es mir aber gut gefallen. Sonst kann ich die Kritik nachvollziehen, dass manche CDs mit zuviel "Lautstaerkenstreuung" abgemischt wurden. Das ist insbesondere mit Kopfhoerern unangenehm. Ich kann aber nachvollziehen, dass hier der Gelegenheitshoerer dem Fan mit toller Musikanlage gegenueber benachteiligt wird.

    Doris besteht ja irgendwie darauf, dass CDs einer ordentlichen Schallplatte nicht das Wasser reichen koennen. Ich habe das noch nie raushoeren koennen. Habe aber auch noch nie den Enthusiasmus aufbringen koennen, das mal zu vergleichen...dafuer klingen die meisten CDs einfach gut genug.

    edit: Etwas anderes Thema, aber so eine aehnliche Diskussion gibt es natuerlich auch beim Film (und natuerlich Photographie). Da muss ich sagen, dass die herkoemmlichen Analogfilme mMn schon noch mehr Tiefe hat, aber der Digitalfilm durchaus sehr interessante, echte Aufnahmen liefern kann.
    Geändert von JIG (29.05.2011 um 23:14 Uhr)

  3. #3
    s̓̍̒͋̌l̎ow̐̔̉̉c̊͋̉ar̄͑ ͪͫ͛ ̓ Avatar von slowcar
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    Ist doch letztendlich eine Frage der Abmischung, bei Musik wie auch dem Photo.
    Wenn auf der CD zu viel Dynamik ist: Das Medium bietet nur die Möglichkeiten, der Toningenieur oder Tontechniker nutzt diese.

    Ich weiss den Klang einer guten Anlage zu schätzen, finde das Bohei der Audiophilen auf der anderen Seite aber total übertrieben. Meine CDs liegen seit zig Jahren im Schrank, die wurden einmal mit VBR 192-320 MP3 geripped und seitdem nicht mehr angefasst.
    Ich habe einige schöne Schallplatten (naja, einige ist gut, dürften so um die 100 sein), würde die auch glatt öfters hören wenn nicht nach 20-30min die Platte zu Ende wäre. Das ist in Zeiten der Playlist und der Bedienung mit der Maus doch sehr umständlich.
    Selbst in Situationen wo eine Schallplatte toll in die Stimmung passen würde, ein romatisches Essen z.B., würde das dauernde Platte wechseln den Eindruck wieder zerstören.


    Bei Photographie kenne ich mich nicht so gut aus, hatte immer den Eindruck dass es da viele Faktoren gibt die auf die Bildqualität einfluss haben. Gute Digitalkameras werden da der analogen Technik genauso das Wasser gereicht haben wie beim Filmen auch schon, und wieder ist das Handling der große Vorteil. Ein kleines Etui voll SD-Karten hält länger als früher ein Koffer voll Filme, und ein USB-Kabel ist einfacher zu bedienen als eine Dunkelkammer. Sicher auch eine Art Kulturverlust, aber wer es mag kann es ja immer noch tun. Den Fortschritt zu leugnen macht einen aber weder technisch noch moralisch in irgendeiner Art und Weise überlegen.


    Wo ich der Technik auch gerne Folge, das wurde ja in einem anderen Thread schonmal angeschnitten, ist Video bzw Filme/Serien. Ich hatte erst selten eine BlueRay-Disc in der Hand, aber 720p sind einfach ne tolle Sache. Es gab immer Leute die sich die frühesten abgefilmten Versionen von irgendwas angeguckt haben, fand ich schrecklich. Wenn man nicht warten will geht man halt ins Kino - was ich auch immer noch gerne tue, vorausgesetzt der Film läuft irgendwo ohne den schrecklichen 3D-Trend.
    Ansonsten ist so ein kleiner Beamer ne ganz tolle Sache, war mit das erste was ich mir vom Anfagsgehalt geleistet habe.
    US-Serien sind z.B. einen Tag nach Ausstrahlung in HD online, super Sache. Keine miese Synchro, keine Werbung, kein monatelanges Warten (wenn es überhaupt mal soweit kommt).

    Gestern erst gemerkt wie verwöhnt ich da bin, das Fussballspiel ging halt nicht los wenn man auf play drückt. Fernsehsendungen sind aus der Mediathek meistens auch entspannter zu geniessen als nach Fahrplan. Die Zeit der "großen Samstagabendunterhaltung" stirbt aus, mittlerweile guckt man wenn man will. Das muss nicht sozial negativ sein, ist auch fein wenn Freunde zu Besuch kommen und man Abends nen Film guckt, nicht um 20.15 sondern eben dann wenn man mag.

  4. #4
    ubiquitous Avatar von smallie
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    Zitat Zitat von JIG Beitrag anzeigen
    Doris besteht ja irgendwie darauf, dass CDs einer ordentlichen Schallplatte nicht das Wasser reichen koennen. Ich habe das noch nie raushoeren koennen. Habe aber auch noch nie den Enthusiasmus aufbringen koennen, das mal zu vergleichen...dafuer klingen die meisten CDs einfach gut genug.
    Das denke ich auch. Falls man Platte von CD unterscheiden kann, liegt es daran, weil Platten rauschen, rumpeln und kratzen, im Gegensatz zur CD.

    Zitat Zitat von JIG Beitrag anzeigen
    edit: Etwas anderes Thema, aber so eine aehnliche Diskussion gibt es natuerlich auch beim Film (und natuerlich Photographie). Da muss ich sagen, dass die herkoemmlichen Analogfilme mMn schon noch mehr Tiefe hat, aber der Digitalfilm durchaus sehr interessante, echte Aufnahmen liefern kann.
    Das Thema hab' ich erstmal ausgespart, um Spaceman aus der Reserve zu locken.

    Bei Photos und insbesondere bei Film fallen sehr viel mehr Daten an, als bei Audiomaterial. Gute akustische AD-Wandler sind technisch einigermaßen ausgereift und darum auch für Amateure erschwinglich. Bei Photosensoren ist das noch nicht so, die kosten ordentlich Geld im Profibereich.

    PS:

    Film ist nicht wirklich ein analoges Format. Film ist eher "pseudo-digital" mit Silbermolekülen, die entweder belichtet werden oder nicht. Die lichtempfindlichen Moleküle sind halt nicht so starr im Raster angeordnet wie die Pixel auf einem Photochip, sondern eher chaotisch. Aber belichtet/nicht belichtet scheint mir recht digital zu sein. Verstehe ich das falsch?

  5. #5
    what is my purpose? Avatar von Spaceman
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    Zitat Zitat von smallie Beitrag anzeigen
    Das Thema hab' ich erstmal ausgespart, um Spaceman aus der Reserve zu locken.
    Ich halt mich absichtlich zurück. Bisher streift die Unterhaltung auch nur in Teilen das, was mich im Originalfaden interessiert hat. Ist aber trotzdem ein interessanter Faden. Ich warte einfach ab, was sich so entwickelt...
    I'm victim to my own purity of character.
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  6. #6
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    Zitat Zitat von JIG Beitrag anzeigen
    Doris besteht ja irgendwie darauf, dass CDs einer ordentlichen Schallplatte nicht das Wasser reichen koennen. Ich habe das noch nie raushoeren koennen. Habe aber auch noch nie den Enthusiasmus aufbringen koennen, das mal zu vergleichen...dafuer klingen die meisten CDs einfach gut genug.
    Doris hat vollkommen recht. Gegen Ende der 80er bis Anfang 90er hört man bei CDs sehr deutlich, dass sie nicht gut abgemischt wurden und somit viel an Soundqualität verloren ging. Viele Schallplatten sind generell dynamischer als CDs und klingen klarer, druckvoller und haben mehr Klangfarben. Bei vielen Alben auf CD hat man leise, blecherne, höhenlastige und verzerrte Töne, sobald man ein Lied etwas lauter stellt. Es ist also auch eine Frage des Klangspektrums und des Schallpegels. Nicht zuletzt spielt die Musikrichtung eine Rolle. Wer Musikrichtungen wie Pop bevorzugt, für den reicht eine CD vollkommen aus. Wer eher auf Rock, Punk, Metal oder Jazz steht, der sollte sich die Anschaffung von einem Plattenspieler überlegen.
    Es gibt Leute, die haben einen Horizont in Form eines Kreises mit dem Radius Null,
    und diesen nennen sie dann ihren Standpunkt.

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  7. #7
    s̓̍̒͋̌l̎ow̐̔̉̉c̊͋̉ar̄͑ ͪͫ͛ ̓ Avatar von slowcar
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    Zitat Zitat von MΞSSIΛS Beitrag anzeigen
    Wer eher auf Rock, Punk, Metal oder Jazz steht, der sollte sich die Anschaffung von einem Plattenspieler überlegen.
    Oder CDs kaufen die gut abgemischt worden sind. Oder einen Equalizer bedienen können.

  8. #8
    Zitat Zitat von slowcar Beitrag anzeigen
    US-Serien sind z.B. einen Tag nach Ausstrahlung in HD online, super Sache. Keine miese Synchro (...)
    Ich finde ja deutsche Synchros generell sehr gut. Klar gehen ein paar Wortspiele verloren, aber die kann man ja im Kopf schnell rückwärts übersetzen und trotzdem lachen. Das ständige Gemeckere darüber ist pseudo-puristisch.
    Nur um mal noch ein Fass aufzumachen.

    Schlecht gerippte MP3 sind übrigens eine Katastrophe, zum Glück kommt das heute nicht mehr so vor. Ich habe aber einige mit niedriger Bitrate aus Onlineradios, denen hört man das schon an, wenn mans hören will. Da bin ich dann fast schon froh, dass meine Anlage nur mittelmäßig ist.
    Immerhin habe ich einen Hochtöner, das ist heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich. Bei manchen Boxen sind die nur aufgemalt bzw. Attrappen.
    Ich denke, deshalb sind heutige Stücke teilweise mit übertriebenen Höhen abgemischt, damit es auf einer basslastigen Anlage eben wieder normal klingt.

    Platten kommen mir aber nicht mehr ins Haus, die sind mir zu unhandlich und dazu kommt noch die nervige Nadel.
    “Never assume malice when stupidity will suffice.”

  9. #9
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    Zitat Zitat von slowcar Beitrag anzeigen
    Oder CDs kaufen die gut abgemischt worden sind. Oder einen Equalizer bedienen können.
    Wenn Du Cindy aus Marzahn in Chanel No 5 badest, wird da noch lange keine Heide Klum draus.
    Es gibt Leute, die haben einen Horizont in Form eines Kreises mit dem Radius Null,
    und diesen nennen sie dann ihren Standpunkt.

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  10. #10
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    Interessantes Beispiel.
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