Ist die FIFA am Ende? Vielleicht. Aber es wäre ein Armutszeugnis, wenn ihr jetziger Präsident wiedergewählt wird. Auf jedenfall ist Blatter am Ende.
Von der letzten Pressekonferenz:
Quelle•Sollte die zur Farce verkommene Präsidentenwahl am Mittwoch verschoben werden? "Das muss der Kongress mit einer Dreiviertelmehrheit entscheiden." Er freue sich jedenfalls auf vier weitere Jahre als Präsident.
•Gab es Korruption bei der Vergabe der WM 2022 an Katar, was aus England verlautet war? Das Exekutivkomitee, mit dem Blatter zuvor beraten und das ihm ganz offensichtlich die Treue gehalten hatte, habe keine Probleme gesehen: "Es gibt keinen Grund, dass die Wahl zur WM 2022 wiederholt werden muss."
•Wie denn die E-Mail seines Generalsekretärs Jerome Valcke an den mittlerweile suspendierten Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner zu bewerten sei, in der Valcke selbst behauptet, Katar habe die WM 2022 gekauft? "Diese Frage beantworte ich nicht."
•Was er davon halte, dass Warner gegenüber Journalisten gefordert habe, Blatter müsse gestoppt werden? Kein Kommentar.
Bestechung ist bei der FIFA ein Normalzustand. Wir wissen es. Sie wissen es, wollen aber nicht zugeben das wir es wissen.
QuelleMit Dokumenten und Bankdaten will ein früherer Fifa-Funktionär belegen, dass vier Exekutivmitglieder vor der WM-Vergabe an Katar mit einer Millionensumme gekauft wurden. Fifa-Boss Joseph Blatter ficht das nicht an. Er will sich am Mittwoch vom Fifa-Kongress wiederwählen lassen und erklärt gar: "Ich freue mich auf vier weitere Jahre als Präsident."
Wenn das nicht untertrieben ist mit dem Begriff absurd.
QuelleDie Vorwürfe im Fifa-Bestechungsskandal werden immer absurder. Der paraguayische Fifa-Spitzenfunktionär Nicolas Leoz soll als Gegenleistung für seine Unterstützung der WM-Bewerbung Englands gefordert haben, dass der traditionsreiche englische Pokalwettbewerb nach ihm benannt wird. Dies offenbarte der Anwalt James Dingemans, der nach den englischen Bestechungsvorwürfen gegen vier Fifa-Spitzenfunktionäre einen knapp 200-seitigen Untersuchungsbericht für Englands Fußball-Verband (FA) angefertigt hatte. Dieser Report wurde weitergereicht an den Fußball-Weltverband, der am Montagabend eine 33 Seiten lange Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse veröffentlichte.
Dingemans präsentierte eine E-Mail, in der Leoz über einen Verbandsvertreter verlangt haben soll, dass der FA-Cup, immerhin der älteste Pokalwettbewerb der Welt, seinen Namen trägt. Nach kurzen Diskussionen, ob eventuell ein anderer Wettbewerb nach Leoz benannt wird, habe das Bewerbungskomitee jedoch sämtliche Pläne verworfen. Leoz, seit 1986 Präsident des südamerikanischen Verbandes CONMEBOL, bestreitet alle Vorwürfe. Ex-FA-Chef David Triesman hatte vor drei Wochen sogar behauptet, der 82-Jährige habe einen Ehrenrittertitel für seine Stimme gefordert.
Realitätsverlust trifft es wohl eher. Es ist echt übel wie eine Sportveranstaltung verschachert wird.
QuelleTriesmann nannte Beispiele. So habe Warner für den Bau eines Ausbildungszentrums in seiner Heimat umgerechnet 2, 78 Millionen Euro gefordert. Dann würde England im Rennen um die WM 2018 seine Stimme erhalten. Das Geld hätte über Warner laufen sollen. Das habe man laut Triesmann vehement abgewiesen. Der Paraguayer Leoz wollte in den Ritterstand erhoben werden. Auch dieser absurde Wunsch wurde nicht erfüllt. Der Thailänder Makudi hatte es auf die lukrativen Medienrechte an einem Länderspiel zwischen Thailand und England in Bangkok abgesehen. Und der Brasilianer Teixeira, verantwortlich für die WM 2014, soll direkt zu Triesmann gesagt haben: "Komm und sag mir, was Du für mich hast."
Und was sagt Theo Zwanziger dazu?
Anfang Mai:
QuelleDFB-Präsident Theo Zwanziger hat die Unterstützung von Amtsinhaber Sepp Blatter im Präsidentschaftswahlkampf des Weltverbandes FIFA verteidigt.
"Der DFB hat nur eine Stimme, die kann man nur geschlossen abgeben. Es steht außer Frage, dass unser Ehrenmitglied Sepp Blatter in den Medien Kritik erfahren hat. Das geht mir aber auch nicht anders", sagte Zwanziger am Freitag.
Der DFB müsse sich an dem orientieren, was für den Fußball weltweit am besten sei, sagte Zwanziger und nahm Blatter in Schutz:
"Da sollte man, wenn man den FIFA-Präsidenten gerecht beurteilt, sich einfach auch mal anschauen, was sich in den vergangenen 20 Jahren unter seiner Führung entwickelt hat. Dinge wie Korruption, die mit ihm in Verbindung gebracht werden, kann ich nicht beurteilen. Zumindest beim FIFA-Präsidenten erkenne ich das nicht."
Heute:
QuelleZürich — DFB-Präsident Theo Zwanziger wird am Mittwoch in das skandalumwitterte Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes FIFA einziehen. Der 65 Jahre alte Jurist aus Altendiez wird in dem mit Korruptionsvorwürfen überzogenen Gremium Nachfolger von Franz Beckenbauer. Welche Kommission Zwanziger bei der FIFA leiten wird, ist offen.
Zwanziger reiste am Dienstag nach Zürich zum FIFA-Kongress - mit einem flauen Gefühl im Magen. Denn auch der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sieht den Ruf des Weltverbandes wegen der anhaltenden Affäre beschädigt. Deshalb fordert Zwanziger mehr Transparenz und die dauerhafte Installation einer externen Untersuchungskommission.
"Es ist wichtig, dass man bei bestimmten Entscheidungen die Verantwortung auslagern kann. Es braucht eine sichtbare Gewaltenteilung innerhalb der Organisation und, in schweren Fällen, eine unabhängige Kommission außerhalb der FIFA", sagte er: "Die FIFA hat ein Imageproblem, in der Tat, und alle müssen daran arbeiten, es zu lösen."
Laut Zwanziger hat es sich nicht bewährt, zwei Weltmeisterschaften (2018/Russland und 2022/Katar) gleichzeitig zu vergeben. "Es war sicher ein Fehler, zwei Weltmeisterschaften auf einen Schlag zu vergeben. Wo viel Geld ist, besteht auch immer Gefahr von Korruption, das ist in allen Bereichen der Gesellschaft so", sagte Zwanziger. Deshalb müsse man präventiv arbeiten.