Ich rege mich zwar seit Jahren über den kleinen Prinzen auf, hab ihn selbst aber erst Ende Oktober gelesen.
Genauer gesagt: Ich hab mich immer über die Vollidioten aufgeregt, die „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ als Lieblingszitat auf VZ (ja, lang ist´s her ) haben, aber dann nur stumpfe Dumpfbacken sind.
Das führt uns zu Tillich den kleinen Racker und natürlich zur Kunstphilosophie der Aufklärung & Romantik.
Fangen wir mit Paul und seiner Kritik an der Moderne an:
Es ist relativ schwer, dass theologische Blabla da außen vor zu lassen, was vermutlich in eurem Sinne wäre. Schließlich lautet seine Kritik , dass die Moderne stinkt, weil es eine Kluft zwischen Religion und Kultur gibt. Aber unter Religion versteht the T mehr oder weniger das gleiche wie Schleiermacher: Die Erfahrung der Transzendenz. Oder wie es Schleiermacher sagte: „Religion ist Anschauung und Gefühl“. Eben in jener Erfahrung des Jenseitigen, wo halt auch der Sinn begraben ist, liegt das, woraus die Kultur mit aller Schöpfung schöpft. Dummerweise sind sie in der Moderne nun getrennt, weswegen die Kultur sinnlos geworden ist. Da haben wir dann also klassische Kritik an der kalten, kalten grauen technisierten Welt mit dem Menschen als Konsumsklaven. Kritik die ich im übrigen durchaus teile, aber Religion lässt sich da eigentlich ganz einfach aus der Rechnung schneiden. Auftritt: Cunt
Mit seiner Kunstphilophie, die von Schiller ganz wunderbar fortgeführt wurde, haben wir mit ästhetischen Erfahrungen in Form des Schönen und des Erhabenen, die nun auch als transzendentale Erfahrungen zu verstehen sind und in der Argumentation die Religion komplett ersetzen (bzw. einen anderen Begriff vorgeben ).
(Und nur mal so am Rande: Damals hatten wir einen Goethe, der Kant gelesen hat. Heute haben wir Twilight )
Uuuunnnd das führt uns wiederum zu den Pennern bei VZ und verschärft das Problem noch.
Denn, nicht nur, dass es diese Kluft zwischen Transzendenz und Kultur gibt, jetzt haben wir auch noch Menschen, die sich selbst jenen Transzendenzbezug zuschreiben, ohne ihn zu besitzen.
Daneben wäre noch das „alte“ Problem, dass in Folge dessen, dass Menschen diesen Transzendenzbezug brauchen, um sich existenziell ihrer selbst zu vergegenwärtigen, dadurch, dass sie keinen mehr haben, jedem Blödsinn hinterherrennen. Auch wenn es Kritik an diesem Beispiel gibt, manche Religionswissenschaftler vergleichen ja auch Fussball mit Religion bzw. bezeichnen ihn als Ersatzreligion: Heilige Orte, heilige Rituale, heilige Menschen, etc...