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Thema: Saphirs elf Schatzln. Eine Saison Kickers Offenbach

  1. #111
    Blau schimmernd Avatar von Saphir
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    Leidenschaft gegen Das Böse

    Diesen Titel möchte ich nicht kommentieren.

    Dunkle Wolken hängen über Offenbach und der Regen zerstört sicher nicht nur mein Frisurenkonzept - es ist fast so, als würde die Zeit verrückt spielen und auf den Winter der Herbst folgen... und zum Herbst gehört auch Nebel: Rico Schmitt gab keine Pressekonferenz vor dem Spiel und so konnte man nicht durchblicken, was geschehen würde. Zum ersten Mal seit langer Zeit war ich auf die Aufstellung meiner Mannschaft gespannt.
    Es geht gegen Saarbrücken zum 14. gegen den 15. und - auch hier fühlt es sich komisch an - das Stadion ist leer; trotz mehr Gästefans als gegen Aachen sank der Zuschauerschnitt weiter und ließ die Prophezeiung vom Spielertreff "Ihr spielt so noch das Stadion leer" ein bisschen düsterer drohen. Ich sollte jedenfalls die Gunst als Stunde nutzen und einmal die Seite des Tribünenblocks wechseln; statt Staionrand nun mittenrein und dorthin, wo mein Name steht. (Ja, tut er. Das ist aber eine andere Geschichte.)
    Rico Schmitt-Spiel 1. Ich taste mich langsam heran.
    Der Kader: Auch wenn gerne von einem Jugendkonzept gesprochen wird, sieht es für die eigenen Kräfte erst einmal düster aus: Kein Dziwniel, kein Maier, kein Mosch, nur Yannic Horn wird als dritter Torwart dort Platz finden. Das Gebot der Stunde scheint vielmehr darin zu bestehen, den Spielern klarzumachen, dass nun die Karten wieder neu verteilt werden. So kehrt Lars Bender zurück, während auch Kai Hesse nach langer Verletzung endlich wieder seinen Platz findet. Thomas Rathgeber fehlt gelb-rot-gesperrt, Torhüter Wulnikowski verletzt und krank.
    Die Aufstellung: Ahlschwede für Washausen, Schwarz für Mehic, Bäcker statt Avdic oder Vogelsang... ach, wenn so einfach van Lent übertroffen werden könnte, dann warf er sich selbst vom Stuhl - alle Änderungen lagen auf der Hand. Endlich einmal spielen wieder zwei Außen- und zwei Innenverteidiger auf ihren jeweiligen Positionen und auch das Duo Stadel/Kleineheismann konnte nun zusammen auftreten - weiß van Lent allein, warum er sich so gegen diese Konstellation sperrte. (Für Marcel Avdic sollte es übrigens ein Tag zum Vergessen werden: Nicht nur bließ ihm nur die Bank, er hüpfte auch (aus nicht offengelegten Gründen) mit fremder Trainingshose herum (von seinem Banknachbarn Dziwniel) und als er die Aufgabe bekam, nach dem Aufwärmen die Hütchen aufzusammeln, scheiterte er sogar dabei und ließ eines stehen - es wurde erst nach dem Anpfiff von Maxi Ahlschwede hinter die Bande befördert.)
    Ich ging davon aus, dass damit das 4-5-1-System van Lents fortgeführt werden würde, da ja nicht viel Zeit zum Umgewöhnen blieb, aber ich sollte mich täuschen: Die Doppel-Sechs wurde aufgelöst, Matthias Schwarz spielte Rechtes Mittelfeld und Julius Reinhardt ging ins Offensive auf seine Stammposition... Tatsache, das offene van Lent von Beginn an, dass ich das noch erleben darf...
    Bleibt noch der Kapitän... und das war Mathias Fetsch. Eine interessante und unerwartete Wahl, doch keine schlechte. (Das Trainer sollte später im Interview erwähnen, den eigentlichen dritten Kapitän Marc Stein aus der Verantwortung zu nehmen, da er die Saison über in die Kritik geraten war - er spielt einfach nicht auf dem Niveau, welches man von einem Ex-Bundesliga-Spieler erwarten könnte.)

    So kam es also zum Spiel... und wie es dazu kam. Offenbach bekam Anstoß, spielte herum und ging nach vorne, Julius Reinhardt dribbelte auf's Tor zu, wurde von zwei Saarbrückers gesandwitcht und ging zu Boden - ein Pfiff. Offenbach bekam einen Elfmeter, noch ehe die erste Minute verstrichen war. (Ob er gerechtfertigt war? Ach, schwer zu sagen. Unbedingt hätte man ihn nicht pfeifen müssen.)
    Wer tritt nun an, wo mit Thomas Rathgeber und Sead Mehic die beiden Stamm-Elfmeterschützen fehlen? Mathias Fetsch übernimmt es, tritt an und versenkt ohne Probleme. 1:0. So haben Spiele zu beginnen.
    Was nun folgt, ist ein Traum. Es ist eines dieser Spiele, bei denen man auf die Uhr blickt und sich fragt: "Erst zehn Minuten vorbei?" Die Kickers erspielen sich Chancen im Minutentakt, die Motivation stimmt (und das bei Regen) und jeder gibt seine zehn Prozent mehr, es ist wirklich herrlich zu verfolgen. (Sagt jetzt nicht: "Klar, nach früher Führung...". Auch den Elfmeter hätte es ohne die 10% mehr nicht gegeben. Neuer Trainer, neuer Wind, man konnte es merken.) Ich muss allerdings auch Saarbrücken Respekt zollen, die standhaft blieben und wie eine Mannschaft im Abstiegskampf kratzten und bissen. Sie besaßen auch einen guten Torwart, der manche gute Möglichkeit der Kickers vereitelte, und kamen auch zu eigenen Chancen. Das Ergebnis gab ihnen jedoch unrecht: Aus einer weiteren, nicht besonderen Chance kam der Ball in den Strafraum und flatterte nach Gestocher im Netz. Fetsch traf zum 2:0. 20 Minuten waren da gespielt und es stand 4:1 nach Ecken.
    Es war schön, doch kostete es Kraft: Die erste Hälfte der ersten Halbzeit dominierten die Kickers, die zweite waren sie immerhin noch besser, der Anfang der zweiten Häfte war ausgeglichen und am Ende Saarbrücken vorn. Das Spiel wurde in der zweiten Hälfte und bei trocknendem Platz immer heftiger und schmutziger. Nun gab es auch Karten (für beide Mannschaften, doch Offenbachs waren weitgehend dumm) und ungewöhnlich viele Fouls, die ungewöhnlich viele Sanitätereinsätze nach sich zogen. Wärend dieser zweiten Hälfte wechselte Schmitt auch... mit interessanten Folgen: Da kam Washausen für Bäcker (kein herausragendes Spiel von ihm, ich versprach mir eigentlich mehr) und führte zu einer vant Lent-Konstellation: Ahlschwede rückte vor ins rechte Mittelfeld und sah da auch nicht schlecht aus (im Fanradio sollte er jedoch deutlich machen, dass es ihm hinten besser gefiel); da verließ auch Vogler nach ebenfalls nicht berauschender Partie den Platz für Mehic, was das System wieder auf 4:5:1 umstellte und dann kam in den letzten Minuten Vogelsang für Schwarz, der dadurch für eine überragende Partie geehrt wurde. Er war auch für mich der Spieler des Spiels.
    (Mehics Auftritt nach der Einwechselung hatte es in sich: Erst bekam er nicht die Kapitänsbinde zurück, dann schoss er mit einem Kraftschuss aus 20 Metern nur den eigenen Mann ab (Feldhahn), der darauf liegen blieb, und schließlich dribbelte er sich mitungeahnter Agilität durch drei Saarbrücker zu deren Strafraum durch (ohne dass dadurch viel entstand). Die Kapitänsfrage ließ darauf der Trainer noch offen.)
    Es blieb beim 2:0 und damit bei dem von mir vorher getippten Ergebnis. Nach der ersten Hälfte hätte es auch 4:0 stehen können, nach der zweiten wäre auch ein 2:1 nicht unverdient gewesen, doch wie dem auch sei: Endlich wieder gewonnen! (Zum ersten Mal in der Liga seit über drei Monaten) Und endlich wieder zu Null!

    Das war doch ein gutes Ergebnis nach einem spannenden Spiel. Ich hoffte ja, die Sportschau könnte es übertragen, doch trog sie. Dafür sah ich später André Hahns erste Torvorlage in der Bundesliga. Immerhin.
    "Der Wogen Schlag im Herz, der Flammen Glanz im Haar."

  2. #112
    Blau schimmernd Avatar von Saphir
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    Rotläppchen und der Wolf

    Als es beim Spielerstammtisch hieß: "Vor dem (Hinrunden-)Spiel gegen Aachen glaubte auch niemand an einen Sieg.", konnte ich leise sagen: "Doch, ich." Im Pokal, das muss ich zu meiner Schande gestehen, sah es anders aus. Gegen Fürth zitterte ich bis zum letzten Augenblick, gegen Berlin ging ich von einer Niederlage aus und Düsseldorf nahm ich mit Schicksalsergebenheit einfach hin. Nun folgte Wolfsburg... und meine Reaktion war gespalten: Während ich den Tag über schlchte Vorzeichen sammelte, als wäre es Bingo, war mir das Spie ehrlich gesagt egal, doch zum anderen wurde ich gierig: Jetzt ein Sieg gegen den Fünfzehnten (!) der Bundesliga, danach Bochum und schließlich in Berlin gegen ein Topteam, was den Ausgang nebensächlich werden lässt, da es uns auf alle Fälle nach Europa brächte, ja, das wäre doch wirklich schön und wer weiß, wann sich eine solche Gelegenheit wieder bieten würde.
    Nun wurde es Nacht bei wolkenbehangenem Vollmond und Rotläppchen wurde in den Wald zu den Wölfen geschickt... und mit meiner Gespaltenheit war ich interessanterweise nicht allein: Von Vereinsseite her wurde die Mannschaft in den Tod geschickt: "Die Pokalerfolge sind auf ewig mit dem Namen van Lent verbunden", hieß es, und nun gäbe es Rico Schmitt für den Klassenerhalt. Die Fernsehübertragung wurde im Geiste zur Abschiedsvorstellung, die Mannschaft spielte im Trauerflor (anlässlich des Todes des langjährigen Platzwarts Günter Horster, aber gefühlt auch für sich) und der Fanshop verramschte die aktuellen Heimtrikots für einen Zwanziger. So sah es aus.
    Auf der anderen Seite herrschte unter den zahlreichen Heimfans (es war ein neuer Rekord) eine nicht anspannungsfreie Vorfreude und die Choreo mit Logo und dem Spruch "Auf den Spuren längst vergangener Tage" entpuppte sich als dumme Idee, da die begleitenden roten Papierflächen zusammengeknäult auf den Rasen geworfen werden konnten und damit fast einen Spielabbruch verursachten. Es war also nicht ganz die perfekte positive Energie-Welle, die den Spielern zuteil wurde, und sie riefen auch keine perfekte Leistung ab. Darin liegt wohl die Tragik der gesamten Partie.

    Trainer Schmitt ließ die Aufstellung lange offen, doch was dann folgte, gefiel mir: Rückkehr zur Doppel-Sechs mit Feldhahn und Mehic, erfahrene Kräfte für die Moral - und darunter auch Rathgeber für Vogler. Lediglich mit dieser letzten Entscheidung war ich nicht einverstanden, ein weiterer tragischer Fall. So begann mit der ersten Halbzeit die erwartete Partie: Offenbach igelte sich hinten ein und ließ Wolfsburg den Ballbesitz, hatte aber - welch Überraschung - aus Kontern die besseren Chancen... und hier wären wir bei der von mir als unglücklich gedeuteten Entscheidung: Thomas Rathgeber kann an einem guten Tag den Unterschied ausmachen, doch bei einem Spiel in der eigenen Hälfte bräuchte es einen schnellen Stürmer für die passenden Gegenangriffe ausführen konnte - und das war Rathgeber nicht, das wären Vogler oder Bäcker gewesen. So spielten die Kickers auf eine torlose erste Hälfte und bekamen sie auch. Entscheidet ihr, ob das gut war oder schlecht.
    Die ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit folgten genau diesem Schema, dann fiel das 0:1 - von den Fans fast ungläubig aufgenommen - durch einen Torwartfehler. Der Schlag hätte die Mannschaft brechen können, doch sie hielt. Zehn Minuten ging es nun bei gleicher Taktik so weiter, dann wechselte Schmitt und öffnete die Partie: Vogler und Bäcker für Rathgeber und Mehic. Die Doppel-Sechs verschwand damit und tatsächlich: Nun erwiesen sich die Kickers ihrem Gegner als ebenbürtig. Wolfsburg zog sich zurück und die Kickers fielen in die fremde Hälfte ein. Dann fiel durch einen Konter das 0:2. Tja...
    Ab dem Moment konnte der Fan an und für sich das Spiel abhaken oder aber auf die Erfahrung seiner Mannschaft bei Rückständen bauen, und tatsächlich gaben sie nicht auf. Ausgerechnet mein (Trikot-)Liebling Marcel Stadel erzielte den Ehrentreffer nach einem Gewühl im Freistoß und ließ die Hoffnung noch kurz aufleben. Es blieb jedoch bei der würdigen Abschiedsvorstellung.
    So schön wie tragisch war es, dass die Mannschaft nach dem Abpfiff das Stadion ablief (einige in grünen Trikots) und sich für ihre Erfolge als Außenseiter feiern ließ: Wolfsburg wäre an diesem Abend zu schlagen gewesen. Man hätte in der ersten Halbzeit (mehrfach) mit 1:0 in Führung gehen können, man hatte auch den 1:1-Ausgleichstreffer auf dem Fuß und das 1:2 hätte auch früher fallen können, jedoch der Wille war zu gewollt und das geruderte Boot schon am Sinken. Das kostete sie die Partie und brachte mich zu einem Resumee, welches ich vorher nicht erwartet hätte: Mit van Lent wären wir weitergekommen.

    Vor dem Spiel sagte ich, ich wünschte mir einen (meinetwegen dreckigen) Sieg oder aber ein deutliches Ergebnis, nur bitte kein knappes Ausscheiden mit "Aber ihr habt sooo toll gekämpft"-Mitleid. Als mich beim Heimweg ein Reporter für einen Kommentar ablehnte, da er "einen richtigen Rot-Weißen" brauchen würde, war ich endgültig bedient.
    "Der Wogen Schlag im Herz, der Flammen Glanz im Haar."

  3. #113
    Blau schimmernd Avatar von Saphir
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    Operation gelungen, Patient tot

    Wieder einmal sorgt der OFC abseits des Rasens für Schlagzeilen: Das neue Präsidium, dessen erstes Ziel darin bestand, die Lage in den Blick zu bekommen, wird wohl enthüllen, dass die finanzielle Lage deutlich angespannter sei als bisher angenommen: Als Zahl geistert ein Schuldenstand von knapp 8 Millionen Euro (statt 4,2) durch den Raum. Das ließ den DFB hellhörig werden und ein Punktabzug könne aufgrund von Lizenzbedingungsverstößen drohen... ach, es wird einfach nicht schön.
    Es wurde angekündigt, der Kaderetat müsse deshalb zur neuen Saison um ein Drittel reduziert werden. Was das bedeuten kann, das flüstern mir nur Alpträume, doch ich fürchte, dass nach der Saison eine Menge meiner Schatzln aus dem einen oder anderen Grund weiterziehen werden.

    Nun heißt es, die Restsaison zu nutzen und sich (neben einem punktabzugssicheren Klassenerhalt) für die nächste DFB-Pokal-Runde zu qualifizieren, auch wenn dies heißt, sich mit Mannschaften zu messen, die in dieser Saison ausschließlich Spaß mit uns hatten. Aber so ist es nun einmal. Es sieht nicht gut aus.

    Zu meinem Mitbewohner, der mir zum Pokalspiel folgte, meinte ich im Anschluss, er könne durchaus einen der letzten Höhepunkte des OFCs erlebt haben. Hoffentlich habe ich damit nicht recht.
    "Der Wogen Schlag im Herz, der Flammen Glanz im Haar."

  4. #114
    Dreckiger Flohteppich Avatar von wisthler
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    1:0 KSC gegen Offenbach. Wir tun uns aber wieder schwer..., jede FLanke von uns ist zu nah aufs Tor gezogen. Von euch kommt aber auch gar nichts.
    Make hell great again!

  5. #115
    Dreckiger Flohteppich Avatar von wisthler
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    70 Minuten waren wir hoch überlegen und nutzen unsere Chancen nicht so wirklich..., dann fällt das 2:0.
    Ich dachte, jetzt ist alles sicher und Gegenzug 2:1 und dann habt ihr Druck gemacht und wir wurden nervös....., unglaublich.

    Gerade die super Parade von Orle am Ende, da stand ich kurz vor dem Herzinfarkt.....
    Make hell great again!

  6. #116
    Blau schimmernd Avatar von Saphir
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    Ich war im Stadion. Werde allerdings erst morgen zum Schreiben kommen.
    "Der Wogen Schlag im Herz, der Flammen Glanz im Haar."

  7. #117
    Blau schimmernd Avatar von Saphir
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    "Loser! Looooser!"

    (Kommentare aus dem Karlsruher Block nach dem 2:0. Dann fiel der Anschlusstreffer und es war wieder Ruhe im Karton.)

    Es war mal wieder eine Reise. Wie vor Jahren, wenn ich zwecks Con oder Netztreffen durch die Republik streifte, organisierte ich mir ein Auto, hörte laut Musik, genoss das Abenteuer und die Vorfreude - auch wenn diesmal mein Mitbewohner dahintersteckte, der als gebürtiger Karlsruher anfragte, ob man denn nicht das Auswärtsspiel mit einem Gang durch Stadt seiner Kindheit verbinden könnte. Das Abenteuergefühl kam jedenfalls wieder und ich war voller Vorfreude - und, ach, ich könnte es jetzt noch länger ausführen und hatte in meiner gedanklichen Vorformulierung auch einen längeren Reisebericht vorgesehen, aber nun fürchte ich, er wäre fehl am Platz. Karlsruhern muss ich Karlsruhe ja nicht erklären.

    Rico Schmitt traf zwei Entscheidungen, die mich überraschten: Zum einen ließ er die offensive Saarbrücker Variante spielen, während ich mit dem klassischen van Lent mit Beton und Kontern rechnete (immerhin würde Karlsruhe im eigenen Stadion sicher das Spiel machen wollen, wenn nicht sogar müssen), und er brachte Thomas Rathgeber als Stürmer, woraufhin Stefan Vogler nach außen rückte - eine Position, die er noch nie spielte. Beide Entscheidungen erwiesen sich als katastrophal. Letztere ließ sich zumindest korrigieren, erstens durch Bäcker für Rathgeber (worauf Reinhardt auf die Außenbahn rutschte) und zweitens Vogelsang für Vogler (danach kehrte Reinhardt wieder ins Offensive Mittelfeld zurück). Beide Einwechselspieler sorgten zumindest für Lichtblicke, wie auch Torwart Robert Wulnikowski eine gute Partie spielte. Ansonsten...

    ... ach, muss ich wirklich noch über das Spiel sprechen? Gut, machen wir es kurz: Solange der OFC in Startaufstellung spielte, was etwa eine Stunde lang der Fall war, versagte er kläglich, überließ Karlsruhe völlig das Spiel, sammelte dämliche Ecken ein und konnte froh sein, dass er nur mit 1:0 zurücklag. Kaum wechselte er dann und erwachte er, fing er sich den Konter zum 2:0. Es blieb noch eine knappe halbe Stunde zur Ehrenrettung (durch Anschlusstor und ansehnliches Spiel), was der Mannschaft zumindest die Pfiffe der Fans ersparte, aber konnte sich nicht einmal mit einem Punkt dafür belohnen.
    Unter dem Strich bleibt, dass man gegen den (neuen) Tabellenersten auswärts auch verlieren kann, auch wenn dieser nicht wie ein Tabellenerster spielte, doch was nutzt das, wenn man selbst unfähig ist?
    Ach, wofür musste van Lent gehen? In dieser Saison gab es bereits zwei Auswärtssiege gegen favorisierte Teams (Aachen, Unterhaching) und es hätte mich nicht gewundert, wenn ihm der dritte gelungen wär'.
    "Der Wogen Schlag im Herz, der Flammen Glanz im Haar."

  8. #118
    Blau schimmernd Avatar von Saphir
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    Mit Blut auf Pergament

    In Offenbach herrscht gerade Trubel, immer noch verursacht durch die Finanzen: Ex-Geschäftsführer Kalt beschwerte sich erst, die Zahlen hätte man "schöner präsentieren können", fühlt sich "medial hingerichtet", erklärte sich zur Erklärung und Zusammenarbeit bereit... und sagte dies dann ab. Währenddessen gelangen immer neue Praktiken ans Licht, wie er auf Kosten der Substanz den Laden irgendwie am Laufen hielt: Das Reich Offenbachs ruht nicht auf tönernen Füßen, sondern auf Spucke und Altpapier.
    Erinnert ihr euch, dass ich von einem Gang zur Geschäftsstelle berichtete, wo ich zwei Dinge klären wollte. Ich tue mir schwer damit, hier davon zu schreiben, da es ja aus dem Ligabetrieb ausbricht, doch andererseits passt es auch ganz gut: Es ging um die Folgen zweier Kalt'scher Produkte, die wohl recht gut zeigen, wie er dachte und wirtschaftete.

    Im April 2010 wurden, um das neue Stadion realisieren zu können, Eröffnungsspiel-Pakete verkauft - für 99 € (Stehplatz), 149 € (Sitzplatz) und... mehr, um die 300 € meine ich (für Firmenmitgliedschaften). Dieses Paket enthielt (ich zitiere aus der Rechnung):

    Stehplatzkarte im Eröffnungsspiel
    Namensnennung auf der Stadion-Homepage
    Namensschriftzug auf dem Mannschaftsbus
    Buch "Der Weg zum neuen Sparda-Bank Hessen Stadion" am Bieberer Berg
    goldener Namensschriftzug im Buch zum neuen Stadion
    Anstecknadel in Sonderformat und in limitierter Auflage
    personenbezogene Urkunde für den Eröffnungspartner
    symbolische Eintrittskarte
    20% Rabatt auf alle stadionbezogenen Fanartikel
    Die goldene Reversnadel wurde zuerst geliefert, sie liegt direkt neben mir... und ist Mist. Der Kopf ist zu groß, er brach von der Nadel und meine Versuche, ihn zu kleben, scheiterten. Ich trug sie bislang nie.
    Bei der "symbolischen Eintrittskarte" handelte es sich um ein Trikot - ein rotes mit weißem V, welches allein beim Eröffnungsspiel Anwendung fand und sicher mit ein Grund war, warum in dieser Saison zu ungewohnten Farben gegriffen wurde - man wäre ja sonst zu sich selbst in Konkurrenz getreten. Es ist allerdings auch Mist - sein stilisiertes Logo ist hässlich und... ja. Ich stand schon mehrfach vor der Frage, ob ich es nicht aufrüsten möchte (also Bepflockung und richtiges Logo), um es dann tragen zu können, entschied mich jedoch immer dagegen. Ihr seht es hier...

    Name:  klein_ticketszumanziehen.jpg
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    Bleibt noch die Urkunde, welche ich vor dem Geschäftsstellenbesuch herauskramte und anschließend, um etwas mit ihr zu machen, dort an die Wand hängte, wo einmal der Adventskalender wartete, und andere Ehrungen, von denen ich weiß (Nennung auf der Homepage erfolgte) oder auch nicht (Nennung auf dem Mannschaftsbus? Angeblich, ich sah ihn jedoch noch nie aus der Nähe); und bleibt noch das Buch. Das erschien im Oktober des letzten Jahres und war ein Grund für meinen Besuch auf der Geschäftsstelle. Zu ihm möchte ich noch kommen.
    Lasst uns zunächst einmal durchrechnen: Für das Stehplatzpaket zahlte ich 100 €. Rechnet man die Leistungen auf, bedeutet das: Etwa 10 € für die Eintrittskarte, vielleicht 30 € für das Trikot (für diesen Betrag wurde es glaube ich verkauft), 20 € für das Buch, vielleicht 10 € für die Anstecknadel... und siehe da, hinter dem mehr als Ehrung und Spende verkauften Paket verbergen sich schon dadurch Leistungen von 70 €. Der einzige Vorteil bestand in der Zeit: Die Kickers bekamen das Geld Anfang 2010 und mussten erst Ende 2012 die Leistungen erbringen. Das war das System Kalt und ich bin mir sicher, seine Nachfolger lieben es.

    Wo waren wir? Richtig, das Buch.

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    Der Autor Thorsten Siegmund arbeitet als Pressesprecher und "Verantwortlicher für Medien" direkt für den OFC (samt eigenem Büro... gut, natürlich ist er nicht zu fein, sich über eine Agentur im Internet als Moderator und Festbegleiter vermitteln zu lassen) - ein Fakt, den er im Buch sehr beharrlich verschweigt; was er jedoch offenbart, ist, dass an ihm kein Poet verloren ging (und wo er versucht, so zu wirken, wie etwa im Vorwort, scheitert er) und seine Arbeit nun einmal ihre Spuren an ihm hinterließ: Er ist sehr genau bei Ehrungen von Sponsoren und deren Mitarbeitern und widmet sich weniger den Punkten, die Fans interessiert hätten. Ansonsten ist seine Position (wie man sicher erahnen kann) seiner Aufgabe entsprechend: Pro-Stadionprojekt und Pro-Kalt. Das reicht soweit, dass er bei der Eröffnungsfeier Dieter Müllers Ausscheiden als Präsident erwähnt (das verstärkt ja den Höhepunkt) und Thomas Kalts Rücktritt am folgenden Tag verschweigt (der wirft ja Fragen auf).
    Wenden wir uns nun dem offiziellen/nicht-offiziellen etwas-über-100-seitigen Bild- und Textband zu: Er umfasst den Zeitraum von der ersten Planung (heißt: etwa die Abstiegssaison 2007/2008) bis zur Einweihungsfeier (Juni 2012) - einiges davon erlebte ich hautnah mit, anderes erfuhr ich und anderes war mir ganz neu. Ich möchte nun nicht ins Detail gehen, nur mal zwei Punkte ansprechen: Die Bauteile wurden von einer Firma in Paderborn passgenau gegossen, durch die Republik verfrachtet und in Offenbach zusammengesetzt - und der Abriss und Neubau der einzelnen Blöcke fand eineinhalb Saisons lang während des Ligabetriebs statt. Es gab also meist einen von vier Blocks, der ausfiel, da entweder an ihm gebaut wurde oder er zum Zeitpunkt nur aus einem Schuttberg bestand.
    Bleiben noch die Namen der Eröffnungspartner, die tatsächlich am Ende des Buches aufgeführt werden, allerdings in roter Schrift und komischerweise nicht alphabetisch. Mein Name steht darin... ich konnte ihn finden, nach langem Suchen.


    In diesen Zeitraum fallen auch die (im Buch überhaupt nicht erwähnten - wie gesagt, keine Fan-Perspektive) Tribüneneröffnungsfeiern, die mit dem "be first"-Fanpaket verkauft wurden. Ich könnte es vom Flyer zitieren, der in meinem Fahrtenbuch klebt, doch ich mache es mir einfach und kopiere einfach das passende Angebotsbild. Das Paket kostete 79 €.

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    Die "Namensplakette" wurde als Farbe auf Beton umgesetzt (laut Kalt: "damit sie nicht gestohlen werden können"), die Dauerkarten-Ermäßigung brachte mir dieses Jahr 15 € Ersparnis ein und der Schal unterschied sich nur durch einen aufgenähten "Be First"-Schriftzug von einem gewöhnlichen - aber das sollte mir recht sein, nannte ich zu diesem Zeitpunkt doch noch gar keinen mein eigen. Die Feier hingegen war sehr schön (da ich an jenem Tag noch auf der Messe arbeitete, kam ich erst nach der Eröffnung und verpasste auch das Profifoto), ich blieb bis zum Ende und hörte allerhand Interessantes von Geschäftsführer Kalt, Trainer van Lent und (besonders) Co-Trainer Binz... japp, veraltete Personaliten. Ob Speis und Trank tatsächlich Wirklichkeit wurden, kann ich heute nicht mehr sagen - immerhin schrieben wir den Oktober 2011. Das VIP-Erlebnis kam mir nicht zu, allerdings wurden später, als der Verkauf wohl nicht so recht anlaufen wollte, noch 50 aktuelle Trikots verlost... da rechnete ich mir Chancen aus und griff erst da zu. So kam ich an mein Spielhemd zur letzten Saison und hätte es mir sogar noch kostenlos bepflocken lassen können, doch das fiel der Zeit zwischen Tür und Angel zum Opfer...
    ... ich stoße gerade auf die Anzeige und muss schmunzeln.

    Auf die ganz schnellen Bucher wartet eine zusätzliche Möglichkeit: Alle die ihr "Be First-Paket" bis zum 110. Geburtstag des OFC am 27.05.2011 buchen, nehmen an einer tollen Geburtstags-Verlosung teil. Wir verlosen 50 der Nike-Spieltrikots der neuen Saison. Die Gewinner erhalten das neue Trikot mit dem Namen und der Nummer ihrer Wahl bereits in der ersten Juniwoche. So tragen Sie das neue Shirt nicht nur vor der Mannschaft sondern auch bevor es überhaupt der öffentlichkeit vorgestellt wurde. Auch hier gilt "Be First"!
    Ich nahm mir in den letzten Jahren nicht soviel Zeit für die Kickers wie jetzt. Mein erstes Spiel der van Lent-Saison (also der letzten) war ein Testspiel im September (oder Oktober?) in Bad Vilbel. Da wurde mir also eine solche Ehre zuteil und ich wusste sie nicht einmal zu würdigen.
    (Das Trikot der letzten Saison war auch nichts Besonderes, zwischen dem "40 Jahre DFB-Pokal"-Schriftzug um dem Logo der Vorsaison und den weinroten und neongrünen 111-Jahre-Gedenktrikots fiel es betont klassisch aus.

    Was mich jedoch auf die Geschäftsstelle führte, das waren keine alten Geschichten, sondern jener 50%ige Preisnachlass auf eine Stadionführung. Ehe ich allerdings dazu komme, braucht es ein Bild - und ach du Furchtbares, was fällt mir da auf?

    Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht 

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    Kickers Offenbach macht auf seiner offiziellen Seite Werbung für Spermatests? Gut... nur was kommt als Nächstes? Gleitcreme? Die Aktion "Alkohol macht mehr kaputt als du denkst" als Trikotsponsor?

    Gut, kehren wir zurück zu der Stadionführung und lassen wir uns auf ein Abenteuer ein, welches wohl meiner "be first"-Karte anheftet: Die Anmeldung zu den Führungen (die gerade alle zwei Wochen an Dienstagen stattfinden) erfolgt online, doch fehlte die Möglichkeit, sie be first-mäßig zu buchen. Ich wandte mich also an den Fanshop und wurde auf die Geschäftsstelle verwiesen. Ich bekam meinen Termin, doch keiner von uns wusste zu dem Zeitpunkt, dass "be first" nur "halbiert" bedeutet (ich sah erst später nach und den Geschäftsstellen-Mitarbeiter, dessen Namen ich nicht kenne, schien die Erfahrung zu prägen, dass Thomas Kalt nun einmal gerne spätere Leistungen verschleuderte). Ich sah daraufhin nach, ging davon aus, dass der Verein mir das Geld abbuchte (meine Bankdaten sollte er gespeichert haben), suchte nun meinerseits nach deren Daten (die im Netz faktisch nicht existieren) und nahm mit vor, die offene Frage nach der Führung zu klären. Am Ende davon würde ich sagen: "Ich stand nicht auf der Liste und ich habe noch nicht bezahlt, aber ich bin nicht schuld daran." Immerhin ging es ja nur um 4 Euro.
    (Ach ja, das sind die Kickers. An ein Versagen der Kommunikation gewöhnte ich mich inzwischen. Dankbarerweise geht es den Mitarbeitern allerdings ähnlich.)

    Es war nicht meine erste Führung - bekanntermaßen ließ ich mich schon von Thomas Kalt in der Premium-Ausgabe durch das neuerrichtete Stadion führen, aber halber Preis ist nun einmal halber Preis und möchte genutzt werden. Diesmal wurde sie von Rudi Kranz, dem wohl ehemaligen Hausmeister, gehalten und von Vizepräsidentin Barbara Klein begleitet - also von zwei Angehörigen des Vereins, welche auch die Nachteile des Betriebs kannten und ansprechen konnten und sich besonders unglücklich darüber zeigten, als Verein nur noch Mieter und nicht mehr Eigentümer zu sein. So legten sie naturgemäß andere Schwerpunkte als der damalige stolze Bauherr Thomas Kalt. Lasst mich deshalb einmal drei Punkte ansprechen, die ich erfuhr (neben der Tatsache, dass auch an Rudi Kranz kein Poet verloren ging - sein Handout zum Stadionbau zeichnet sich durch eine sprachliche Qualität aus, die ich selbst als Oberstufenschüler übertreffen konnte).

    - Im Schiedsrichterraum scheint es ein technisches Problem zu geben, weshalb sich bei abgeschalteter Lüftung (und das war sie während der Führung) ein Toilettenaroma breit macht. Es wurde gewitzelt, dies könne einige Schiedsrichterentscheidungen der letzten Spiele erklären.

    - Ich sprach Barbara Klein (die übrigens in meiner Achtung deutlich stieg) auf das Brunchen an, welches ja eigentlich monatlich stattfinden sollte und dann sang- und klanglos verschwand: Scheinbar geht es hier um finanzielle Gründe, da der Verein den Raum seinerseits von der Betreibergesellschaft mieten müsse und der Caterer ein sehr gutes Angebot vorgelegt habe, welches er nicht wiederholen würde (es hätte ihm wohl selbst Verlust beschert). Die Idee sei jedoch nicht gestorben - und ich muss das Projekt geistig von "Einnahmen generieren" in die "Tribut an die 'Kickers-Familie'"-Schublade verschieben.

    - In der Kabine (in der ich mich über das Selbstverständnis einiger Führungsteilnehmer wunderte, die es für angemessen hielten, im Besitz der Spieler zu wühlen) stand eine Flippchart, die sicher nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war, und von dem Gekritzel, welches mir zum Großteil unverständlich blieb, konnte ich immerhin eines identifizieren: Trainer Rico Schmitt wünscht sich von der Mannschaft aus den Spielen gegen Erfurt, Dortmund II und Kickers Stuttgart drei Siege/neun Punkte.
    Das ist doch ein schönes Ziel. Damit entpuppt sich das Karlsruhe-Spiel mit der unvermuteten Aufstellung als Testlauf vor den 6-Punkte-Abstiegsspielen der folgenden englischen Woche. Gelingt dies, wäre es ein richtig schöner Schritt nach vorne.

    Am Ende bleibt zu sagen, dass die Offiziellen mein Geld nicht bar annehmen wollten und ich es nun auf das Konto überwies, welches sowohl bei der Eröffnungsspiel- als auch der "be first"-Rechnung in der Signatur genannt wird. So kehren wir zurück zu der Erwartung auf den morgigen Tag, wenn es gegen Rot-Weiß Erfurt geht - bezeichnenderweise geschäftlich von Thomas Kalt geleitet und sich in Stadionbauplänen befindend. Also dann, Jungs. Macht was wahr.

    ps: Ein Link funktionierte nicht mehr, so entschied ich mich nun für ein besseres Trikot-Bild. Meine Erinnerung zum Preis trog also nicht, dafür muss ich sagen: So ein Pin war bei mir auch nicht dabei.
    "Der Wogen Schlag im Herz, der Flammen Glanz im Haar."

  9. #119
    Blau schimmernd Avatar von Saphir
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    Der Bieberer Berg ruft. Er ruft um Hilfe.

    (Zitat der Sportschau, welche sehr treffend über das Spiel berichtete. Ich hatte es nicht erwartet.)

    Offenbach trifft auf Erfurt - zwei Mannschaften, die einiges verbindet. Der Tabellenerste der ewigen Tabelle der 3. Liga trifft auf den zweiten, in der aktuellen Tabelle 12. gegen 17. - zwei Mannschaften mit ähnlichem Saisonverlauf, wollten doch beide auf Kontinuität setzen, um oben mitzumischen, nur um dann völlig den Start zu verkorksen, sich aus dem Keller zu lösen und sich doch nicht ganz zu befreien. Im Offenbach dieser Tage ist Ruhe erste Bürgerpflicht - ein öffentliches Gespräch zwischen Dr. Ruhl und dem ehemaligen Geschäftsführer Kalt wurde abgesagt, dafür eine Antwortrunde des Trainers Rico Schmitt auf Fragen der Fans eingeschoben (auch von mir stammten welche) und auch von Fanseite erfolgte eine Reaktion auf den "Offenbacher Wirtschaftskrimi": In der Aktion "Gut für zwo" möge doch bitte jeder Fan eine zweite Karte für einen lange berglos gebliebenen Bekannter oder seine zweite Arschbacke erwerben, um den Kickers auf diese Weise bei der Schuldenmisere zu helfen (das erklärt auch die gewachsene Zuschauerzahl: Mit 5.600 immerhin 700 mehr, wobei sicher einige nur auf dem Papier existieren). Als krönender Abschluss wird noch für den verstorbenen Platzwart, welchem schon gegen Wolfsburg mit Trauerbinde bedacht wurde, noch eine Schweigeminute eingelegt. Die Stimmung im Stadion wird ehrlicher sein: Von Offenbacher Seite ist sie nicht vorhanden.
    Die Zukunft, die Offenbach schon hinter sich hat, steht Erfurt noch bevor: Sie verpflichteten Thomas Kalt aufgrund seiner Erfahrungen bem Stadionbau in Offenbach, um Ähnliches auch bei ihnen durchzusetzen. Sie nennen es "Mission 2016": Neues Stadion in Verbindung mit einem Aufstieg in die zweite Liga. Zumindest unter den mitgereisten Fans ist die Stimmung erschreckend gut: Die Choreographie mit den roten und weißen Vierecken, die am Anfang der Sportschau auch zu sehen war, stammte von ihnen (und sie schafften es sogar, diese Papptafeln nicht zusammengeknäult aufs Spielfeld zu werfen. Respekt.).
    Während Offenbach sich warmlief und damit gegenüber Erfurt eine kuriose Augenhöhe offenbarte - Offenbachs Spieler trugen rote Trikots, ihre Ersatzspieler blaue Trainingsjacken, die Erfurter sollten es genau andersherum halten -, würde die frische neue Taktik unseres "Taktikfuxen" (sic!) den Ausschlag geben. Das Karlsruhe-Spiel brachte dahingehend Erfahrungen, die man verwerten konnte.
    Was herauskam, war kurios: Jan Washausen spielte gemeinsam mit Nico Feldhahn, während Julius Reinhardt auf den Flügel rutschte und Stefan Vogler wieder stürmte... und die Fans, darunter auch ich, reagieren mit Unglauben: Rückkehr zur Doppel-Sechs? Ein defensiveres Spiel gegen den Tabellen-Siebzehnten als gegen den Tabellen-Zweiten? Dann stellte sich heraus, wie es gedacht war: Nur Jan Washausen spielte im defensiven Mittelfeld, Nico Feldhahn konnte seinen Platz frei wählen und passte seine Lage dem Spielverlauf an. Das war eigentlich nicht dumm, wenn es funktionierte... ach, und da fangen die Probleme an.
    Es sollte ein furchtbares Spiel werden. Erfurt nahm den Abstiegskampf an, foulte und störte früh - eine Menge Spieler sollten sich im Verlauf der neunzig Minuten auf dem Rasen krümmen. Vielleicht war das die richtige Taktik gegen Offenbach, müssten die Spieler doch bei einer Verletzung um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt bangen, oder vielleicht ging der Trubel einfach nur an die Reserven, aber ich muss mich wiederholen: Es war ein furchtbares Spiel. Beide Mannschaften veranstalteten ein Fehlpass-Festival, waren für dumme Ballverluste gut und standen sich jeweils selbst im Weg. Es sollte mir in der ersten Halbzeit schwer fallen, auf einen Offenbacher Spieler zu zeigen und zu sagen "Aber der macht es gut...", auch wenn ich gezielt einen solchen suchte: Ich würde Vogler nennen, der sich immerhin bemühte und die Laufbereitschaft brachte, und auch Torwart Wulnikowski ließ sich nichts zu Schulden kommen, aber sonst... es war ein graues, grausames Einerlei, ein - wie ich später im Bus hörte - "spielerischer Offenbarungseid". Kickers Offenbach fand in dem Spiel nicht statt.
    Die erste Halbzeit lässt sich gut in zwei Hälften einteilen: In der ersten zeigten sie sich von der neuen Taktik selbst überfordert, in der zweiten brachten sie es wenigstens auf Spielkontrolle und mehr Ballbesitz. Es sagt sicher viel, dass die beiden besten Chancen (eine auf jeder Seite) aus Böcken der jeweils anderen Mannschaft entstanden. Es ist sicher auch bezeichnend, dass ich, als ich der Mannschaft auf dem Gang in die Kabine applaudierte, angeraunt wurde: "Was klatschst denn du? Die waren doch schlecht!" Ich war jedoch mit Spielkontrolle und Nicht-Rückstand erst einmal zufrieden. Ja, so weit ist es inzwischen bei mir als Anhänger des "Aufstiegsaspiranten Offenbach" gekommen.
    Die zweite Halbzeit sollte der ersten gleichen, wobei man die "Hälften" zu verschiedenen Phasen aufspalten muss, die sich einander abwechselten: Mal konnte Offenbach für Druck sorgen, dann mal wieder nicht.
    Zunächst begann alles, wie es endete. Zehn Minuten lang spielt alles auf ein Tor. Dann jedoch verstolpert ein Offenbacher den Ball, zwei Verteidiger verlieren Zweikämpfe, es kommt zu Flanke und Kopfball und das Unglück ist geschehen: Erfurt führt 1:0. Danke, das Übliche also.
    Zwei Minuten später hätte es noch schlimmer werden können: Ein Erfurter bricht mit dem Ball einfach durch das Mittelfeld, lässt die Abwehr stehen und schießt dann... an die Latte. Das wär's dann beinahe gewesen.
    Ich schrieb oben von Phasen, nun möchte ich hinzufügen: Erfurts vier beste Chancen übertrafen alles, was Offenbach aufbieten konnte. Echte Gefahr strahlten sie nicht aus und behalfen sich das ganze Spiel hindurch mit Freistößen und Schüssen aus der zweiten Reihe. An einem guten Tag hätte Freistoßspezialist Reinhardt freilich den Unterschied machen können, aber... ja.
    Zweimal hätte Erfurt noch punkten können: Einmal schafften sie einen aussichtsreichen Konter, standen sich aber dann an der Strafraumgrenze selbst im Weg (komischerweise wurde diese Szene nicht von der Sportschau gezeigt) und in den letzten Minuten wagten sie noch einen Fernschuss auf das leere Tor, ehe jedoch Ahlschwede mit einem Fallrückzieher retten konnte. Nach Ecken stand es am Ende 2:3, irgendwie auch bezeichnend. Nicht einmal darin war Offenbachs Bilanz besser oder auch nur einer Heimmannschaft würdig.
    Das Karlsruhe-Spiel verschaffte mir einige Lehren: Fabian Bäcker war der beste Spieler, Julius Reinhardt konnte im Zentrum mehr überzeugen, Thomas Rathgeber patzte und Theo Vogelsang erspielte sich einige Gummipunkte. Es ist interessant und bezeichnend, dass der Trainer nur eine einzige davon umsetzte: Bäcker kam nicht, Rathgeber kam (und konnte wieder nichts bewegen) und Theo Vogelsang kam diesmal auch auf keinen grünen Zweig. Es kam zum Doppelwechsel und er bewirkte nichts. Allein in der letzten Viertelstunde, als ich zum ersten Mal seit langem die Glocke vernahm (das lag sicher auch an meinem Standplatz), brachte einen Hoffnungsschimmer: Der lange Zeit verletzte Kai Hesse bekam seinen ersten Auftritt in dieser Saison und brachte Leben auf das Feld. Er ist (sicher nicht nur) mein Spieler des Spiels. Seine Premiere gelang und machte Hoffnung. Das Spiel als solches ging freilich verloren.

    Es mag zum Stand der Dinge passen, dass sich die Spieler nach dem Abpfiff den Fans stellen wollten, sich aber betont nicht näher als zwanzig Meter an den Block heranwagten und schnell auch wieder ihre Rückkennummern sehen ließen. Der erhoffte "große Schritt" wurde nicht getan, das Plan "Neun Punkte aus drei Spielen" ist damit schon hinfällig. Nun warten erst einmal drei Auswärtsspiele gegen Dortmund, StuKis und Burghausen. Ich hoffe einfach mal das Beste. Folgt nichts, dann fürchte ich, man kann die Mannschaft als tot erklären. Dann endet sie wie Fürth: Mit einer Serie knapper Niederlagen, errungenen Unentschieden und Abstieg als Letzter.
    "Der Wogen Schlag im Herz, der Flammen Glanz im Haar."

  10. #120
    Dreckiger Flohteppich Avatar von wisthler
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    Ich dachte eigentlich das Spiel gegen uns hätte euch etwas Mut verschafft und ihr geht die weiteren Begenungen genauso an....., aber das am letzten WE war ja erbärmlich von euch.
    Hättet Ihr nicht schon so viele Punkte müsste man sich ernsthaft Sorgen um den Abstieg machen.
    Make hell great again!

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