wir trauern mit dir ghaldak
Im Moment befindet sich in Offenbach vieles im Fluss. Für die Mannschaft gilt: Sie umfasst gerade einmal ganze fünf Spieler. Die ersten angesetzten Testspiele mussten bereits verschoben werden, während scheinbar der heutige Trainingsauftakt einer Massenvorstellung gleichen wird. So ist das nun einmal.
Vier weitere Spieler zog es in den letzten Tagen von dannen. Ich möchte mich bei ihnen auf ein Sammelpost beschränken.
In Rot
Da gäbe es Stürmer Thomas Rathgeber. Er zog weiter nach Saarbrücken, wo gerade Ex-Offenbacher Marius Laux, vorletzte Saison noch "bester Mittelfeldspieler der Liga", seine Zelte abbrechen musste.
Thomas Rathgeber war ein Ex-Zweitligaspieler mit namhaften Vereinen (Unterhaching, Bochum), der mit seiner Zeit am Main nicht ganz zufrieden sein konnte - Edel-Joker vorletzte Saison hinter Olivier Occean, die letzte Saison lange verletzt, in dieser Saison ... nun. Zunächst schien alles gut zu laufen. Er bekam seinen Stammplatz neben Mathias Fetsch, schoss seine Tore (die zweitmeisten der Kickers-Spieler, allerdings viele durch Elfmeter) und machte einige gute Spiele, etwa gegen seinen Neu-Club Saarbrücken. Dann verlor er seinen Stammplatz an Stefan Vogler und ab da an ging es abwärts: Neu-Trainer Rico Schmitt schenkte ihm sein Vertrauen, welches er aber nicht zurückzalte, und auf zwei gute Spiele (gegen Wiesbaden und Heidenheim) kamen sieben oder acht, in denen er gegen sich selbst argumentierte - obgleich er für die nächste Saison einen Vertrag gehabt hätte, wurde ihm nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen. Das erwies sich freilich später als Vorteil.
Zwei Salutschüsse kann er bekommen, ob er auch den letzten erhält, ist mir eigentlich egal. (Der Titel bezieht sich auf eine andere Eigenart von ihm: Er sah in dieser Saison insgesamt zweimal die (Gelb-)Rote Karte. Das war Rekord bei den Kickers.)
Die richtige Entscheidung
Während Ex-Kapitän Elton da Costa in Darmstadt als "schlechter Neuzugang" und "Grund für den Absturz" bezeichnet wurde, zog nun auch sein Ersatzmann weiter: Julius Reinhardt, vor der Saison aus Braunschweig gekommen, heuerte nun bei Heidenheim an. Ich sehe bei ihm Licht und Schatten: Die Standards, die er schießen sollten, gelangen bei weitem nicht so oft, wie sie sollten, und den Schritt zum Führungsspieler, den er sich wohl zutraute, ging er auch nicht, dafür wurde er auf der rechten Außenbahn, ohne dafür verpflichtet worden zu sein, heimisch und absolvierte gute Spiele - am Arbeitseifer des Stammspielers mangelte es nicht, eher wurde ihm häufiger unterstellt, "überspielt" zu sein. Für die folgende Saison hätte er noch Vertrag gehabt, doch wurde mit seinem Abgang und einer Ablöse gerechnet - Letztere wurde anders als bei seinem Doppel-Mannschafts-Kameraden Mathias Fetsch hinfällig.
Ich wünsche ihm alles Gute, er ist wirklich ein Sympathischer und Netter. Zwei Salutschüsse, drei, ganz wie man will.
Der Buhmann
Nach Christopher Lamprechts Verletzung gab es einen Spieler im Kader, der durch seine Erfahrung (Bundesliga-Stammspieler und Europa League-Spiele) alle anderen übertrumpfte, und das war Marc Stein - in der letzten Saison in letzter Minute von FSV Frankfurt gekommen, als scheinbar Telch oder Hickl als Außenverteidiger-Stammspieler nicht genügten, brachte er dort seine Leistung, diese Saison wurde weit ungemütlicher: Der erfahrene Marc Stein, dessen persönliche Klasse nicht wirklich herausragte (ja, er konnte Einwürfe werfen, aber sonst?), wurde von vielen Fans zum Sündenbock erklärt und hatte darunter die ganze Zeit zu leiden: Man sagte ihm nach, sich für zu gut für die Dritte Liga zu halten und nur dann seine Leistungen zu bringen, wenn es um etwas ging. Ob das so stimmt, kann ich nicht sagen, aber ich bin bei ihm auch nicht objektiv, da er mich von seiner ganzen Art an einen Freund von mir erinnert.
Marc Steins Vertrag wäre ausgelaufen und der Geschäftsführer Sport musste sich kritische Stimmen anhören, dass er gerne mit ihm verlängert hätte, doch nun zwingt die Insolvenz den Spieler zu einem weiteren Schritt zurück: Marc Stein wechselt zu den Stuttkarter Kickers.
Ich wünsche ihm alles Gute. Salutschüsse sind ja inzwische egal.
Das unsichtbare Talent
Da gäbe es noch Jannik Sommer - das Eigengewächs brachte es in der von Zusammenbruch geprägten Schlussphase der letzten Saison auf ein paar gute Spiele, doch wartete es dann vergeblich. Vor der Saison bekam er den Rat, dass der Wechsel zu einem Regionalligisten vielleich das Beste für ihn wäre, im ersten Heimspiel bekam er seinen einzigen Einsatz (immerhin eine halbe Stunde), in der Winterpause wurde ihm erneut ein Wechsel dargelegt, konnte aber nicht den später abgestiegenen Regionalligisten FSV Frankfurt II von sich überzeugen, auch Trainer Rico Schmitt plante nicht mit ihm und wäre alles nach Plan verlaufen, dann wäre das Kapitel Jannik Sommer in Offenbach sicher abgeschlossen worden, doch vor der Regionalliga-Frage stehend gab er selbst die Antwort: Er wechselte zur zweiten Mannschaft von Eintracht Frankfurt und damit zur Konkurrenz. So erwartet ihn sicherer Abstiegskampf statt einer Wundertüte.
Die Salutschuss-Frage lasse ich ausfallen. Er überzeugte mich ja noch nicht einmal bei seinen Hessenliga-Spielen.
"Der Wogen Schlag im Herz, der Flammen Glanz im Haar."
Lasst mich nun etwas über die Insolvenz berichten, wenn Leser schon Beileidsbekundungen aussprechen. Ich hätte dafür ja lieber einen sichereren Stand gewählt, aber gut. Momentan scheint sich alles im Fluss zu befinden (und das kann man lesen als "Der Verein treibt bäuchlings den Main herunter." Gerade tut sehr vieles einfach nur weh.)
Zunächst sah alles gut aus. Im Windschatten der letzten sportlichen Erfolge (Klassenerhalt und Aufstiegsvermiesung) schien auch die Arbeit am Schuldenberg voranzugehen und Präsident Frank Ruhl und Geschäftsführer David Fischer arbeiteten hart, eine Lösung zu finden. Beide nutzten das drohende "Oder..." für sich und schienen eine Menge zu bewegen: Die Regionalpolitik ließ sich zu einer Anpassung (und damit faktischen Redizierung) der Stadionmiete überzeugen, das Land Hessen genehmigte eine Bürgschaft und auch mit Sponsoren und Gläubigern war man sich einig - man reichte die Lizenzunterlagen rechtzeitig ein und war guter Dinge.
Dr. Frank Ruhl arbeitet als selbständiger Unternehmensberater und ich fürchte, seine Berufsperspektive brachte ihn zum Stolpern. Er muss die Macht der Formalia unterschätzt haben und aus positiven Gesprächen mit dem DFB zuviel Bereitschaft herausgelesen haben, doch die Herren aus Frankfurt waren eben ganz anders gestrickt, sie scheuten das "Oder..." nicht und ließen die Kickers auflaufen. Eine Bürgschaft, die den Verein und eben nicht den DFB begünstigte, genügte zur Ablehnung, auch wenn wohl weitere Fakten im Weg standen. Die Kickers schmollten kurz, sprachen von Widerstand und Instanzen, gaben dann den Kampf auf und brachten Frank Ruhl in eine unangenehme Lage: Er musste den Weg seines Gegenkandidaten beschreiten, der Insolvenz und Neuanfang in der Regionalliga in sein Programm gepackt hatte, und war darauf nicht vorbereitet.
Der Misserfolg brachte den Präsidenten in eine unangenehme Lage, hatte er doch die Lizenzierung zur Chefsache erklärt, und während immer weitere Versäumnisse auftauchten, verhielt er sich ebenso wenig vorteilhaft: Er schob die Schuld weit von sich, etwa auf seinen Geschäftsführer Sport David Fischer. Das brachte das Fass zum Überlaufen.
Während nun ein Insolvenzverwalter die Zügel über die Profi GmbH übernahm, scheint Ruhl mehr als angezählt - von ihm selbst abgesehen steht wohl niemand im Verein mehr hinter ihm. Der selbständige Unternehmensberater präsentierte, wie er zu seiner Berufswahl kam: Er wollte als Retter ins Land gerufen werden, Zusammenarbeit und Verantwortungsbereitschaft scheinen nicht seine Stärken zu sein. Sein Scheitern bei der Chefsache, das immer deutlicher vermeidbar gewesen wäre, lässt überwunden geglaubte Gräben wieder aufbrechen und mich meine Vermutung bestätigen: Mit Thomas Kalts Abgang wurde der Verein eben nicht von einem Hobby-Monarchen befreit, es wechselte allein die Krone.
Aufsichts- und Verwaltungsrat sprachen Dr. Frank Ruhl ihr Misstrauen aus und forderten ihn zum Rücktritt auf und seine eigene Vizepräsidentin nutzte seine Rhetorik, er wolle "gehen, sobald sich ein anderer für den Job findet", zum Anspruch auf seinen Titel aus. Die Stimmung auf Biebers Höhen ist gelinde gesagt eisig und vergiftet - seit einer Woche wollen die Kandidaten, die beide die Kosten einer Mitgliederversammlung scheuen, sich zum Gespräch zusammensetzen, bringen es jedoch nicht zustande. Heute konnte man in der Zeitung lesen, dass Barbara Kleins Auto beschädigt wurde... ach.
Frank Ruhls Fall scheint vorgezeichnet, doch der Caesar klammert sich an seinen Thron, und wo bezeichnenderweise Thomas Kalt die Worte "er wolle sich nicht wie ein Hund vom Hof jagen lassen" zur Erklärung seines Rücktritts nutzte, bleibt der Präsident mit eben dieser Phrase auf dem Posten. Seine letzten zu lesenden Worte erinnerten dann noch mehr an sein historisches Vorbild. "Das ist ja Verrat."
Et tu, Brute?
"Der Wogen Schlag im Herz, der Flammen Glanz im Haar."
So, nachdem Altes sich immer mehr abwickelt oder verzweifelt dagegen wehrt, beginnen auch einige neue Geschichten und führen mich zu der Frage: Soll ich denn weitermachen? Hätte ich denn auch Leser bei einer Regionalliga-Geschichte?
Was denkt ihr dazu?
"Der Wogen Schlag im Herz, der Flammen Glanz im Haar."
Da ich als Wormatia-Sympathisant die Regionalliga Südwest ohnehin mit einem Auge verfolge würde mich das sogar mehr interessieren, als die Dritte Liga.
Ich finde beides gleich uninteressant, lese das eher wegen dem persönlichen Einblick in etwas mir völlig Unbekanntes
Oh what a day! What a lovely day!
Naja alle Ligen unter der dritten verfolge ich eigentlich gar nicht.
Make hell great again!
Das Casting für nächste Saison ist schon in vollem Gange: http://www.11freunde.de/artikel/kick...-dem-neuanfang
“Never assume malice when stupidity will suffice.”
Geht sicher schneller als gedacht. Bald wird der KSC 2020 ausgerufen, man übernimmt sich und spätestens in 3 Saisons ist die Lizenz weg