Mich hat Nietzsche immer am meisten beeindruckt. Nicht nur, weil er die Moral als omnipraesente Instanz an den Pranger gestellt hat, sondern weil er dies zu einer Zeit getan hat, als die Menschheit fuer ein derart fortschrittliches Denken ueberhaupt noch nicht reif war. Natuerlich war er ein Nihilist und Provokateur, aber das macht ihn in meinen Augen nur umso interessanter und seine Ansichten keineswegs weniger wahr. Auch war er einer derjenigen, der die Kirche stets herausgefordert hat und half, diese anhand der Bigotterie zu ueberfuehren. Wenngleich die Auswirkungen seiner Philosophie erst lange nach seinem Tod Fruechte tragen sollten. Nietzsche hat, wie kaum ein zweiter Denker, die Freiheit der Methode und Betrachtung gewaehlt. Eine definitive Einordnung seiner Philosophie in eine bestimmte Disziplin ist daher schwierig. "Zur Genealogie der Moral" ist quasi meine Bibel.
„Sprechen wir sie aus, diese neue Forderung: wir haben eine Kritik der moralischen Werthe nöthig, der Werth dieser Werthe ist selbst erst einmal in Frage zu stellen – und dazu thut eine Kenntniss der Bedingungen und Umstände noth, aus denen sie gewachsen, unter denen sie sich entwickelt und verschoben haben (Moral als Folge, als Symptom, als Maske, als Tartüfferie, als Krankheit, als Missverständniss; aber auch Moral als Ursache, als Heilmittel, als Stimulans, als Hemmung, als Gift), wie eine solche Kenntniss weder bis jetzt da war, noch auch nur begehrt worden ist.“
– Vorrede, Abschnitt 6:KSA 5, S. 253
Natuerlich gibt es viele gute Philosophen, ausser Sartre, versteht sich.
Wer hat Euch auf diesem Gebiet am meisten beeindruckt und warum?