Da werden allerdings auch mehr Inhalte rübergebracht.
Hier ist noch eine interessante Statistik der NYT, welche Bevölerungsgruppe den jeweiligen Kandidaten gewählt hat.
I liked it. I was good at it. I was alive.
Ich wundere mich auch ein wenig, wie glühend Messias Obama verehrt.
Letztlich haben sich die beiden Kandidaten nur in einem Punkt wirklich unterschieden, und das ist das interne Staatsmodell, das uns als Europäern im Grunde völlig egal sein kann. Für uns als Deutsche hat es nämlich keinerlei Auswirkungen, ob es in Amerika "mehr Bundesstaat" oder "weniger Bundesstaat" gibt. Außenpolitisch tritt Obama gemäßigter auf, als es Bush tat, allerdings ist das kein großes Kunststück. Europa hat er in den vergangenen vier Jahren übrigens mehr oder weniger unbeachtet gelassen. Davon abgesehen hat Obama weder Guantanamo geschlossen, noch hat er sonderlich die Kriegsführung verändert. Er hat halt ein etwas besseres Gespür für multilaterale Institutionen. Letztlich wählen Bürger aber den Kandidaten, der für sie ganz persönlich das Beste rausholt, und nicht den Kandidaten, den das Ausland will. Wir lassen uns ja auch nicht von den Griechen reinreden, wer Bundeskanzler werden soll und wählen dann den, der die beste deutsche Außen- und Wirtschaftspolitik für die Weltgemeinschaft macht.
Wären wir alle Amerikaner, wären hier im Forum sicherlich einige gefrustet über Obamas eher magere Wirtschaftsbilanz und würden sagen: "Okay, er hat dies und das geschafft, und er hatte eine Bürde durch die Bush-Jahre, ABER... es war trotzdem nicht genug und wir hätten uns mehr erhofft."
Selbstverständlich würde ich auch Obama wählen, und ich fand auch seine Rede, die er nach dem Wahlsieg gehalten hat, unglaublich beeindruckend, und habe mir gewünscht, ein deutscher Wahlsieger würde mal so perfekt und überlegt und gleichzeitig mitreißend frei reden, aber man ist immer fein raus, wenn man wählen kann, ohne tatsächlich in dem Land leben zu müssen. Bei der französischen Präsidentschaftswahl konnte ich auch gemütlich nach persönlicher Ideologie wählen, ohne dass es mich hätte kümmern müssen, was das tatsächlich für meine Steuern, meinen Lebensstil und meine Ausgaben bedeutet...
Ok, einigen wir uns darauf, dass Clinton von Reagan profitiert hat und Obama durch Bush vorbelastet wurde. Das es in einer Demokratie nach einem Regierungswechsel immer Verlierer und Profiteure gibt, dass weiss sicher auch jeder Ruetli-Schueler. So what?
Klar. Sehe ich auch so. Dann lass uns, um das Bild deutlicher zu machen, einfach den unsinnigen Irakkrieg diskutieren. Und als Bush das Ruder uebernommen hat, florierte die Wirtschaft noch und er fand einen ausgeglichenen Staatshaushalt vor. Alles andere ist eine glatte Fehldarstellung.
Ich sagte nie etwas von Alleinverantwortung. Ich sagte: "nicht zuletzt." Ich fange nur keinen weiteren Krieg an, der Milliarden verschlingt, wenn ich den Gerichtsvollzieher schon mit einem "Du" begruessen kann.
Die Wirtschaft ist seit Obama konstant gewachsen, wenn auch nur langsam. Ebenso die Zahl der Arbeitsplaetze. Er hat 500.000 neue Jobs geschaffen, wenngleich er persoenlich mehr propagiert. Die Industrie ist zurueckgekommen, vor allem die wichtigen Autohersteller in Detroit. Auch der Export zieht wieder an. Der Dow Jones legte zwischen 2009 und 2012 um knapp 68 % zu. Soviel dazu. Natuerlich lief das Konjunkturpaket ueber neue Verschuldung, aber so ist das System in Amerika nun mal aufgebaut, da kann ein Romney auch nix dran aendern. Ich moechte einen von den Kritikern sehen, der mit solchen Belastungen und Baustellen aehnliches als erster schwarzer Praesident geschafft haette. Ich moechte mir den Gegenwind gar nicht vorstellen, mit dem Obama allein auf Grund seiner Hautfarbe zu kaempfen hatte. Der Mann hat eine 2. Amtszeit verdient, da gibt es ganz nix dran zu ruetteln.
Siehe oben. Was Du da gerade anlegst ist der Messias-Massstab. Ich dachte, wir wollten realistisch bleiben?
Natuerlich hat der Mann zu viel versprochen. Nur, welcher Politiker tut das nicht? Wer das glaubt, der haengt auch am 24. seine Socke an den Kamin.
Ich verurteile diese Verklaerung genau wie Du und habe diese auch nie fuer mich angenommen. Wie gesagt, ich halte mich an Fakten, nicht an Polemik. Und ... natuerlich kann es nur einen Messias geben.
Es gibt Leute, die haben einen Horizont in Form eines Kreises mit dem Radius Null,und diesen nennen sie dann ihren Standpunkt.
White heat is screaming in the jungle
Complete the motion if you stumble
Go ask the dust for any answers
Come back strong with fifty belly dancers
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Nochmal: ich halte diese Obama-Verehrung in Deutschland für grotesk. Um es mal ein wenig überspitzt zu formulieren, wird durch die Medien eine Art Gehirnwäsche betrieben, so daß alle Deutschen der Meinung sind, allein mit Obama würde die Sonne auch in der westlichen Welt aufgehen.
Warum Obama zwingend eine 2. Amtszeit "verdient" hat, sehe ich nicht. Nur weil er schwarz ist? Oder Demokrat? Oder so sportlich auf das Podium springen kann? Letztlich hängt mMn die Frage, was er verdient hat, von seinen Leistungen ab. Und da sehe ich viel Soll und wenig Ist, zumindest so wenig Ist, daß daraus nicht zwingend auf eine Wiederwahl geschlossen werden könnte.
Das spricht alles nicht FÜR Romney, sondern allenfalls gegen Obama. Obama ist ein begnadeter Redner, was er auch mit seiner Siegesrede wieder einmal eindrucksvoll bewiesen hat. Ob er über die großen Linien der Politik auch Leistung im politischen Alltag erbringt, muß er noch beweisen. Ich finde es gut, daß er mit der Wiederwahl Gelegenheit hat, es zu beweisen. Aber deswegen muß ich nicht zum Hail to Obama ansetzen.
Und es ist ja wohl eine Fehldarstellung, zu behaupten, Bush habe den Laden bei florierender Wirtschaft und ausgeglichenem Haushalt übernommen. Bush ist im Januar 2001 angetreten. Die New-Economy-Blase ist 2000 geplatzt. Und dann kam 9/11. Auch wenn Bush ein Dösbaddel ist, ist ein gemachtes Bett dann schon etwas anderes.
Und Dein Obama-Dow-Jones-Hurra-Argument ist ja nun auch ziemlich durchsichtig. Auf den ersten Blick ist die Wertsteigerung natürlich beeindruckend, allerdings waren die Aktienmärkte im Januar 2009 infolge der Lehman-Pleite ausgebombt.
Damit haben allerdings alle Minderheitenanliegen zunächst einen schweren Stand - für Akteure, die sich bei der Mehrheitsgewinnung schwer tun, traditionell ein Riesenärgernis. (Fleischhauer)
Und auf leisen Pfoten ziehen die Wölfe in der Nacht
Doch keine Angst, denn die sind feige, blind und schreckhaft
Ich freue mich für alle halbwegs sozial eingestellten Amerikaner, dass weiterhin ein Demokrat an der Macht ist.
Bei allem Respekt (und Du weisst, dass Du den bei mir inne hast), Brain, aber ich weiss nicht, wo Du in diesem Fall Deine Quellen hast. Dieser ausgeglichene Haushalt wurde sogar beschlossen. Und das sogar auf massives hinwirken der Reps. Dennoch ist es eine Sache es zu beschliessen und eine andere es umzusetzen. Und umgesetzt hat er es - das ist ein Fakt.
Es gibt Leute, die haben einen Horizont in Form eines Kreises mit dem Radius Null,und diesen nennen sie dann ihren Standpunkt.
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Welcher Haushalt? Der von Bush, über den ich rede? Oder einer von Obama, über den Du zu reden scheinst?
Unabhängig davon halte ich nichts von dem Erblast-Argument. Obama hatte mit den Kriegen, der Finanzkrise und der Lehman-Pleite unweigerlich eine Erblast. Aber das hatten andere auch, wie Bush, der an die Macht kam, als die NE-Blase platzte und sich kurze Zeit später mit der Krise im Zusammenhang von 9/11 auseinandersetzen durfte.
Und nochmal einen Schritt weiter: ich hätte auch Obama gewählt. Aber er hat sicher keine Erfolgsbilanz vorgewiesen, die eine Wiederwahl zwingend gemacht hätte. Immerhin ist er als Amtsinhaber gegen einen eher schwachen Kandidaten wie Romney nur knapp (nach popular vote) wiedergewählt worden. Und diese Obama-Verehrung in Deutschland finde ich, wie Fleischhauer bei SPON zutreffen adjektiviert, infantil. Ob Obama nur als erster schwarzer Präsident in die Geschichte eingeht, oder als unabhängig hiervon "großer" Präsident, wird abzuwarten bleiben. Bisher ist er mMn nur ersteres.
Damit haben allerdings alle Minderheitenanliegen zunächst einen schweren Stand - für Akteure, die sich bei der Mehrheitsgewinnung schwer tun, traditionell ein Riesenärgernis. (Fleischhauer)
Und auf leisen Pfoten ziehen die Wölfe in der Nacht
Doch keine Angst, denn die sind feige, blind und schreckhaft
Ich hab den SPON-Artikel jetzt nicht gelesen, aber die Obama-Verehrung ist aus meiner Sicht sehr leicht erklärbar, weil die überwältigend überwiegende Zahl der Deutschen eben amerikanische Politik nur "von außen" mitbekommen. Von den genauen Verhandlungen zwischen Obama und dem Kongress weiß doch hierzulande niemand etwas. Dass er da bisweilen möglicherweise gar nicht so geschickt und kompromissbereit aufgetreten ist, ist hier niemandem bekannt. Was hierzulande ankommt, sind doch nur die groben Themen, die Überschriften sozusagen.
Und da ist für die Deutschen die Sichtweise der Demokraten halt traditionell näher, als die der Republikaner. Diese Idee vom "schwachen Bundesstaat" und dem Bürger, der für sich selbst sorgt, ist in Deutschland weit außerhalb jeglicher Konsensgemeinschaft. Dann wirf noch diverse gesellschaftspolitische Vorstellungen der Republikaner mit in den Topf (Rolle der Religion, Waffengesetze, etc.) und es ist völlig klar, warum die Deutschen im Normalfall dem demokratischen Kandidaten zujubeln.
Hinzu kommt noch, dass Obama zum ersten Mal seit langem wieder ein Präsident ist, der aus einem urbanen Milieu kommt, das uns als Europäer sowieso eher vertraut scheint, als die amerikanische Prärie, aus der Bush und Clinton stammen. Da kommt ja ganz schnell auch der gute, alte deutsche Arroganzdünkel auf, wenn solche "amerikanischen Hinterwäldler" gewählt werden, und man kann sich als deutscher Bildungsbürger wunderbar bestätigt fühlen, dass die wahre Zivilisation halt doch in Weimar und Frankfurt liegt, und nicht in Washington.
Nimm das alles zusammen, und solche "Kleinigkeiten" wie eine teilweise schlecht gemanagte Politikgestaltung oder völkerrechtswidrige Drohnenangriffe auf Pakistan spielen plötzlich halt keine Rolle mehr.
Wahrscheinlich kommt noch erschwerend hinzu, dass Obama halt mit seinen brillianten Reden und seinem gesamten Auftreten eine so unglaubliche Faszination entfaltet, und man sich einfach wünscht, dieser Mann würde die amerikanische Politik in seine sanften Hände nehmen, und sie genau dahin tragen, wo er es sich vorstellt. Dummerweise ist die Realität halt meistens deutlich gnadenloser, komplizierter und kälter, und umzäunt von Sachzwängen, unvorhergesehenen Problemen, Detailfragen und politischen Kompromissforderungen.