Bei "Ägypter und Amazonen" handelt es sich um eine nur bruchstückhaft überlieferte Geschichte, überliefert auf Papyri und in altägypischer Sprache. Die Fragmente stammen dabei aus römischer Zeit, die behandelten Charaktere sind älteren Datums.
Sie lautet etwa folgendermaßen: Fürst Petechonsis marschiert mit seinen Truppen in das "Land der Frauen" ein. Deren Königin Sarpot schickt ihre Schwester verkleidet in Männerkleidung in einem Spionageeinsatz zu ihnen und erhält Bestätigung. Sie mustert ihr Heer. Die Truppen der Männer und Frauen kämpfen gegeneinander, der in einem Duell der beiden Anführer mündet, das sie bei einsetzender Dunkelheit unentschieden zu beenden entschließen. Es folgt eine Lücke. Inder fallen in das Reich der Frauen ein. Es endet mit einer Lücke.
Da es sich hierbei um eine wohl parallel vom griechischen Amazonenmythos entstandenen ägyptischen Geschichte handelt, wird nicht von Amazonen, sondern nur von einem "Land der Frauen" gesprochen... und das bringt mich zum Seufzen, denn zum einen geht das Worldbuiling über ein "Das Land der Frauen ist ein Ort, an dem Frauen Männerpositionen einnehmen" nicht heraus, und zum anderen erhält die weiblichere Seite stets eine noch dürftigere Beschreibung als die männliche. Ich möchte euch als Beispiel jenen Abschnitt präsentieren, in dem sich Sarpot zum ersten Mal ihre Rüstung anlegt (soll heißen: die erste der zwei oder drei Szenen dieser Art). Ich zitiere dabei aus "Friedhelm Hoffmann, Joachim Friedrich Quack: Anthologie der demotischen Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 4)", unter Auslassung der Vermutungen und mit dem Risiko bei aufgrund zweimaligem Übertragen auftretender Fehler.
Sie machte (...) gehen hinaus weg von ihr ohne ein Wort. Man brachte ihre Schutzwaffen und Rüstung vor sie. Sie legte ihre Rüstung an. Sie schlüpfte in ihre Waffen eines Kriegers (...) gemäß ihrer Art. Man öffnete die Schlösser vor ihr, und sie ging hinaus zur Schlachtordnung zu Petechonsis.
Das zweite Mal liest sich übrigens so:
Auch Sarpot erhob sich. Sie gürtete sich mit ihrer Rüstung. Sie zählte ihre Mannschaft der Festung...
Ihr seht, was ich meine? Diese Details, diese Erotik, unerlässlich für eine Liebesgeschichte... *ach*
Insgesamt kann ich aus dem Text Folgendes fischen:
Code:
Es gibt Sarpot, die Königin des Landes der Frauen.
Es gibt Aschteschit, ihre jüngere Schwester. Diese absolviert verkleidet eine Spionagemission.
Sarpot ruft in ihrer direkten Rede mindestens zweimal Osiris und "ihre Herrin und Göttin Isis" an. (Da es sich dabei um eine für mich fremde Textgattung handelt, weiß ich nicht, wieviel das bedeutet.)
Die Armee der Frauen kommt unter Trompeten zusammen und nutzt teilweise Stierkopfhelme.
Bei dem "Land der Frauen" handelt es sich um ein von Syrien* verschiedenes Land, da Petechonsis zuvor dort seine Spuren hinterließ. Das Buch und Wikipedia gehen davon aus, dass es im östlichen vorderen Orient angenommen wird und an Indien angrenzt, also etwa in Irak oder Iran.
* Nach Wikipedia und der pdf bin ich mir tatsächlich unsicher, ob dieses Syrien nicht Assyrien meint... und es ist blöde, dass ich mich in diesem einen Punkt nur auf mein Gedächtnis verlasse.
Das ist nicht viel. Zwei Namen nehme ich gerne auf, auch die Verbindung zu neuen Göttern, aber für geographische Zuordnungen erscheint mir alles zu vage...
... aber andererseits handelt es sich bei dem Land der Frauen zwar um einen archetypischen Amazonenstaat, aber nicht explizit um Amazonen. So kommt es mir vielleicht ganz gelegen, dass ich nur kleine Funde auf diese wackeligen Beine stelle.