Politisches Geschwafel - Der Stammtisch für Besserwisser und Unterhemdenoverlords

[Lenina]

Mag sein, dass das so ist und seit G8 auch verstärkt auftritt. Aber ganz ehrlich: Wenn der Fall so auftritt, dann ist G8 auch nicht Schuld daran, sondern das Ganze wäre bei neun Schuljahren vermutlich auch nicht anders gelaufen. Ich bin auch "wohlbehütet" aufgewachsen und hatte nur acht Schuljahre. Aber immatrikulieren konnte ich mich noch allein und verhungert bin ich in den ersten Wochen in HGW auch nicht. Wer sich in acht Schuljahren um Nichts als Schule kümmern braucht, lernt das im letzten Jahr auch nicht mehr, wenn er noch zuhause wohnt. Da läuft dann was anderes schief.

Das nur, falls die Betonung in deinem Post auf der "G8" lag... Wenn ich da Gejammere darüber (damit mein ich nicht dich, sondern die Presse generell ) lese, kribbelts mir einfach immer in den Fingern. Die armen, überlasteten Schüler...

Und seit wann gab's bei euch achtjähriges Abitur? Ich hab nichts gegen eine kürzere Oberstufe an sich, aber mit der Umstellumg von neunjährigem auf achtjähriges Abitur wurde in vielen Ländern einfach der gleiche Stoff in weniger Zeit gepackt. Mir geht's also weniger um G8, sondern um die Umstellung des alten G9 auf G8 und die damit verbundene höhere Arbeitsbelastung. Wenn die Lehrpläne mal entsprechend modernisiert würden, wär alles schick.

Ich bin ja eh für ein Kurssystem ab der siebten Klasse, ohne vorgeschriebene Schuljahresanzahl, aber auf mich hört ja leider keiner. Wäre im Zuge des Bologna-Prozesses auch irgendwie seltsam.

[Cephi]

Und seit wann gab's bei euch achtjähriges Abitur? Ich hab nichts gegen eine kürzere Oberstufe an sich, aber mit der Umstellumg von neunjährigem auf achtjähriges Abitur wurde in vielen Ländern einfach der gleiche Stoff in weniger Zeit gepackt. Mir geht's also weniger um G8, sondern um die Umstellung des alten G9 auf G8 und die damit verbundene höhere Arbeitsbelastung. Wenn die Lehrpläne mal entsprechend modernisiert würden, wär alles schick.

Ja, schon ewig. Und ich weiß, dass die Kritik sich häufig eher gegen die Umstellung als die acht Schuljahre an sich richtet. Das kommt aber leider sehr selten rüber. Klar, wenn dann manche Klassen gegen Ende hin plötzlich drei Schuljahre quasi in zwei ableisten müssen, mag das ein Problem sein. Aber in den Medien waren ja eher die armen Fünft- und Sechstklässler das Hauptthema, die dann plötzlich keine Zeit mehr für ihre Freizeit und Selbstverwirklichung hatten. Das halte ich einfach für Quatsch. Was ich mich in meiner Schulzeit gelangweilt hab...
Und auf der anderen Seite bin ich mir auch relativ sicher, dass wir in den acht Jahren nicht wesentlich weniger Stoff hatten als andere Länder bisher in neun. Nur eben von Beginn an "vernünftig" aufgeteilt. Aber das sollte ja bei denen, die gerade erst ihre Gymnasiallaufbahn beginnen, auch in den Neu-G8-Ländern so sein. Und das waren komischerweise die, über die ständig berichtet wurde.
Dass die Umstellung, nach dem, was mir als Unbeteiligtem zu Ohren kam, irgendwie mistig gelaufen ist, würd ich nie bestreiten...

[killafonzy]

...Ich glaub, mein Vater hat sogar im letzten Semester noch gefragt, was, die Schule so macht. Vielleicht hätte er dort mal das Wort "Universität" gelernt.

Kind bringt nach der Schule noch nen paar Semmeln mit fürs Abendessen

[Cephi]

Hä? Raff ich nicht.

[Der Kantelberg]

Und seit wann gab's bei euch achtjähriges Abitur?

Bei uns auch schon immer. Nachdem ich 2000 durch war, wurds geändert. Wir hatten vielleicht am manchen Sachen punktuell weniger Stoff (z.B. keine komplexen Zahlen in Mathe) aber ansonsten... hab mich noch sie gegenüber einem mit 13 Jahren Schule so gefühlt, dass ich weniger wusste, weil unsere Ausbildung schlechter gewesen wäre.

Dass die ganzen Westler so rumheulen wegen G8 ist einfach nur lächerlich. Solln se halt den Lehrplan wieder etwas ausmisten und schon passt das. Würde alles, was Cephi gesagt hat, vollkommen unterstreichen.

[BrainDamage]

Ich hab das Gefühl, dass die ganzen Erstis seit der Umstellung auf G8 noch wahnsinnig jung sind

Wir machen ja hier als "Hobby" auch Studienplatzklagen. Mittlerweile brauche ich von den Eltern eine Vollmacht, weil die angehenden Studenten noch 17 sind...

Es liegt u.a. daran, daß die helicopter parents immer alles regeln.

...was aber auch nicht weiter störend ist, weil die sowieso immer mit Mama oder Papa kommen.

[weasel]

Wir machen ja hier als "Hobby" auch Studienplatzklagen.

Dann bist Du ja der Feind! Und ich krieg dann wieder zu hören, ich hab mich in Germanistik eingeklagt und jetzt ist das doch doof, ich will lieber Englisch.

Naja, aber ne Freundin kriegt ja auch schon "Drohmails" der Eltern, weil der Junge nur ne 3+ im Referat in der 7. Klasse hat. Doof nur, daß es noch gar keine Noten gab und der Sprößling irgendwann zugab, er dachte, er hätte auf dem Zettel der Lehrerin ne Note gesehen.... Auf dem Zettel standen aber nur Plus, Minus und Kringel.

Meine Eltern haben sich in der Schule rausgehalten, so wie Ela schon gesagt hat, und hätten mich gefragt, ob ich sie veräppeln will, wenn ich sie gebeten hätte an der Uni für mich anzurufen. Aber wahrscheinlich haben die sich einfach nicht richtig um mich gekümmert. Man sieht ja, was aus mir geworden ist.

[BrainDamage]

Dann bist Du ja der Feind! Und ich krieg dann wieder zu hören, ich hab mich in Germanistik eingeklagt und jetzt ist das doch doof, ich will lieber Englisch.

Ich hatte da einen Mediziner, dem ich einen Platz verschafft habe. 3 Semester später rief der Vater an, er brauche wieder einen Termin für seinen Sohn, der sich erneut in einen anderen Studiengang einklagen müsse. Auf meine Nachfrage, was denn aus Medizin geworden sei, sagte er mir, der Sohn sei nach den ersten "praktischen Teilen" Vegetarier geworden und habe das Studium abbrechen müssen. Dieser "Irrtum" hat die Eltern auch mal eben einen vierstelligen Betrag gekostet.

[weasel]

Ich hatte da einen Mediziner, dem ich einen Platz verschafft habe. 3 Semester später rief der Vater an, er brauche wieder einen Termin für seinen Sohn, der sich erneut in einen anderen Studiengang einklagen müsse. Auf meine Nachfrage, was denn aus Medizin geworden sei, sagte er mir, der Sohn sei nach den ersten "praktischen Teilen" Vegetarier geworden und habe das Studium abbrechen müssen. Dieser "Irrtum" hat die Eltern auch mal eben einen vierstelligen Betrag gekostet.

omg! Wenigstens wars ordentlich teuer... Vegetarier!

Das Problem, das ich mit dem Einklagen habe, ist einfach, daß Nicht-qualifizierte wegen vorhandener Kohle in irgendwas reinkommen. Das liegt auch daran, daß die Kapazitätenrechungen der Unis vor Gericht scheinbar selten haltbar sind. Weiß nicht, ob Du da mehr weißt, ganz bestimmt. Ich kriege ja immer nur Teile unserer Seite mit. Aber das ist unter anderem für Germanistik ein Problem. (Und daß offenbar jeder denkt, ich sprech doch deutsch, da kann ich es auch studieren...)
Egal wie mans dreht, sobald einer klagt.... de-dö.
Das geht einfach gegen meine naive Einstellung, daß nur Qualifizierte unabhängig vom Geld studieren sollten. Und wenn wir zu viele Qualifizierte haben und einen lächerlichen Germanistik NC vom 1,3 oder 1,7, dann brauchen wir Geld für anständige Studienplätze... Das ist natürlich Augenwischerei, daß das so ist, jemals so war oder sein wird. Aber ich bin halt von meiner ungewöhnlich glatten "'Arbeiterkind' geht an die Uni und hat Null Probleme-Erfahrung" verblendet.

[BrainDamage]

Ich mach das jetzt seit über 15 Jahren und habe bisher jeden untergebracht. Das dürfte Deine Frage beantworten, was von den Kapazitätsberechnungen der Unis zu halten ist. Es gibt zwar Unterschiede in den Studiengängen und den Studienorten. Manche sind traditionell schlecht. Dennoch darfst Du nicht vergessen, daß hier die Unis Kapazitäten zurückhalten. Wenn die sauber arbeiten und die Kapazitäten zutreffend ausweisen würden, würden die Klagen ins Leere gehen. Ich vermute ja fast, daß das von den Unis Absicht ist, um auf diesem Wege auch die Kinder mit schlechtem Abi und reichen Eltern in die Unis zu bringen. Im normalen Vergabeverfahren hätten die nämlich nie eine Chance. Und ich habe schon etlichen Studenten aus gutem Hause mit einem Abi von 3,4 einen Studienplatz in Humanmedizin besorgt. "Normale" Leute können sich das gar nicht leisten.