SPIEGEL ONLINE: Nehmen wir einmal an, Terroristen würden tatsächlich eine Atombombe in einer Großstadt zünden. Wären die Folgen wirklich so verheerend, wie einige Mahner behaupten? Nach dem Zweiten Weltkrieg etwa lag in Europa nicht eine Stadt in Trümmern, sondern nahezu der gesamte Kontinent. Dennoch waren 20 Jahre danach die schlimmsten Folgen überwunden, die Wirtschaft hatte sich erholt.
Burt: Dem könnte man entgegenhalten, was nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA und anderen Ländern passiert ist. Einige tausend Menschen waren umgekommen, und die Schockwellen liefen um die ganze Welt. Der Vergleich mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg funktioniert deshalb nicht, weil die Menschen damals wussten, dass der Krieg vorbei war und der Wiederaufbau beginnen konnte. Aber nach einem nuklearen Terroranschlag würde sich die Angst in jede Stadt ausbreiten. Die Leute würden sich fragen: "Sind wir die nächsten?"
SPIEGEL ONLINE: Aber wäre die Angst nicht auch irgendwann wieder verschwunden?
Burt: Vielleicht. Aber vorher käme es unausweichlich zu einer Überreaktion der Regierung. Sagen wir, in New York kämen drei-, vier- oder fünfhunderttausend Menschen durch eine Atombombe um. Das Volk würde mit überwältigendem Druck von der Regierung verlangen, eine Wiederholung einer solchen Tragödie zu verhindern. Wir würden Gefahr laufen, alle bürgerlichen Freiheiten zu verlieren. Die Pressefreiheit, die Redefreiheit - all das würde wahrscheinlich schnell verschwinden, weil die Menschen auf einer nahezu polizeistaatlichen Sicherheit bestehen würden. Das ist für mich die größte Gefahr, die von dieser Art des Terrorismus ausgeht.
http://www.spiegel.de/politik/auslan...813644,00.html